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PFERDESTALL
Cappel, Niederstrich 17, 1783/86, Grundriß (Kiecker, I, 1939, S. 53)
schließung des von dem Stalltrakt durch eine Wand getrennten Wohnteils erfolgt traufseitig
über einen breiten Windfang, von dem aus die an der Giebelwand liegenden, unterkellerten
Räume, in diesem Fall eine Kammer und zwei Zimmer, erreicht werden. An der dem Wind-
fang gegenüberliegenden Traufseite befindet sich in der Regel die Küche. Die Gebäude
des 18.Jh. wiesen oft aufwendige Innenausstattungen auf, u.a. Türen mit verkröpften Fül-
lungen, einen Sandsteinplattenbelag im Windfang oder stuckierte Ofennischen, wie sie bis
zum Zweiten Weltkrieg in üppigen Rokokoformen auch Niederstrich 17 noch besaß. Der
Wirtschaftsgiebel wird von dem korbbogigen Dielentor mit den seitlichen Fenstern be-
herrscht. Ebenfalls korbbogig sind die Mistgangtüren. Die Schrägen des Giebeldreiecks
begleiten keilförmig einbindende Dreiecksschichten, sog. holländische Dreiecke, die im
Landkreis Cuxhven sowohl an Ziegel- als auch an Fachwerkbauten mit Ziegelausfachung
noch während der 1. Hälfte des 19.Jh. anzutreffen sind. Die obere Hälfte des Steilgiebels
ist verbrettert und besitzt im Land Wursten meist einen grünen Anstrich (nach Allmers war
auch für die Fachwerkbauten ein grüner Anstrich des Holzgerüstes üblich). Das Dach ist
wie bei dem 1790 in Midlum errichteten Wohnwirtschaftsgebäude Nordermarren 5 reetge-
deckt, dessen Wirtschaftsgiebel die gleichen formalen Kennzeichen aufweist. Die mit gera-
dem Sturz schließenden Fenster am Wohngiebel überfangen Entlastungsbögen. In der er-
sten Hälfte des 19.Jh. wird die beschriebene Giebelgestaltung ohne Gliederung der Stein-
flächen beibehalten, die lediglich durch schmiedeeiserne Maueranker wie bei dem Haus
Wremer Specken 7 (dat. 1815) in Wremen oder zusätzlich durch eine kleine Sandsteintafel
über dem Dielentor mit der Jahreszahl wie in Midlum, Südermarren 29 (bez. 1849) belebt
werden. In den fünfziger Jahren werden die Ortgänge bereits von abgetreppten Ziegelfrie-
sen begleitet, die obere Giebelhälfte ist jedoch weiterhin verbrettert (z.B. Misselwarden,
Engbütteler Str. 4, dat. 1857). Hingegen zeigen Gebäude der sechziger Jahre einen voll-
ständig in Ziegel aufgeführten Steilgiebel, ebenfalls mit Friesen an den Ortgängen, und zu-
sätzliche Fenster im Bereich des Dachbodens in gestaffelter Anordnung, jeweils mit einem
Rundfenster in der Giebelspitze abschließend (z.B. Nordholz, Südermarren 30, dat. 1862;
Dorum, Strichweg 16, dat. 1867). Bei letztgenanntem, einem mächtigen Zweiständerbau
im Dielentrakt, demgegenüber der Wohnteil mit höheren Seitenwänden eingezogen ist,
sind Ziegelziersetzungen als Traufgesims und am Wohngiebel in Deckenbalkenhöhe aus-
gebildet. Das Gebäude Südermarren 30 ist bereits in der Art eines Vierständerhallenhau-
ses errichtet, wie es im späteren Verlauf des 19.Jh. üblich wird. Jedoch behalten auch die
Gebäude des ausgehenden 19.Jh., z.B. Altendeich 14 in Dorum, noch die relativ beschei-
dene Giebelgestaltung bei, die auf Horizontalgesimse oder eine Lisenengliederung ver-
zichtet und deren Wirkung auf der nur durch Fenster strukturierten großen Fläche der Steil-
giebelwand beruht.
In Landwürden fand die Konstruktion in der Art eines Vierständerhauses bereits zu Beginn
des 19.Jh. Eingang, wie z.B. das 1801 begonnene und 1807 vollendete Haupthaus des
Hofes Weserstr. 29 in Loxstedt-Büttel belegt. Der Wirtschaftsgiebel besitzt auch im Bereich
des Dachbodens zwei Fenster mit geradem Sturz und schließt mit einem reetgedeckten
Halbwalm ab. Das sandsteinerne Traufgesims ist mit Viertelstab und Kehle profiliert. Es fin-
det sich sehr ähnlich in dem Haus Oldenburger Str. 2 in Loxstedt-Ueterlande (erb. 1825),
dessen behäbige Wirkung die Rundbogenfenster und das Halbwalmdach unterstreichen.
Im benachbarten Fleeste gibt es eine Reihe von Gebäuden dieser Art aus den dreißiger
Jahren des 19.Jh., die mit dem reetgedeckten Halbwalmdach, den rundbogigen Fenstern
seitlich des Dielentors und den darüber im Giebeltrapez liegenden Fenstern alle sehr ähn-
lich gestaltet sind. Eine besonders symmetrisch organisierte Fassade präsentiert das 1844
datierte Haupthaus des Hofes Warfter Str. 25 in Loxstedt-Overwarfe, indem die beiden
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