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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0312

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SANDSTEDT - WERSABE

Wersabe liegt einen Kilometer südlich von Offen-
warden auf einer rechtwinklig zum Deich orien-
tierten Wurt von etwa 650 Metern Länge, deren
Hauptachse die Dorfstraße mit giebelständig
ausgerichteten Gebäuden bildet. Diesen ge-
schlossenen Grundriß, der lediglich im südwestli-
chen Bereich leicht erweitert wurde, gibt schon
die Kurhannoversche Landesaufnahme von
1768 wieder.

Der Ort (1105 urkundlich erwähnt) war der
Stammsitz der 1189 mit Luderus erstmals ge-
nannten Herren von Wersabe, die nach den Ste-
dinger Kriegen ihren Einflußbereich auf die Geest
in die Gegend um Meyenburg (LK Osterholz) und
Kassebruch ausdehnten.

Ev. Kirche St. Marien
Die Herren von Wersabe stifteten wohl nach 1269

eine der Hl. Maria geweihte Kapelle, der nach der
Abtrennung von Sandstedt 1420 ein 13 Meter

EHE

Wersabe, Dorfstr. 6, Hofanlage

-

“ana, HL
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ALM
Weiche Dorfstraße, Kirche St. Marien, Ansicht von Süden

langes Schiff angebaut wurde. Die jetzige Kirche,
auf erhöhtem Areal an der nördlichen Dorfstraße
den Mittelpunkt des Ortes markierend, wurde un-
ter Einbeziehung von Mauerresten eines Vorgän-
gerbaus 1769 als schlichter Backsteinsaal mit
leicht eingezogenem Reckteckchor errichtet. Der
im Westen ursprünglich freistehende, verputzte
Glockenturm aus drei Parallelmauern wurde
1769 erhöht, jedoch 1776 und 1850 durch Blitz-
schlag beschädigt. Seine Erneuerung in neugoti-
schen Formen erfolgte 1898/99. Die Ausstattung
des mit einer Balkendecke geschlossenen Innen-
raums stammt, abgesehen von der Orgel (um
1770?), aus dem 17.Jh. Der nach einem Entwurf
J. C. Findorffs 1769 in Lilienthal gefertigte Kanzel-
altar wurde 1964 beseitigt und die Kanzel isoliert
aufgestellt. Reich ornamentierte Rundbögen rah-
men die mit Gemälden nach biblischen Versen
geschmückten Brüstungsfelder der Orgelempo-
re von 1676. In das Gestühl der Erbauungszeit,
dessen Wangen Endigungen in Knorpelwerk be-
sitzen, sind zwei 1641 datierte, wappenge-
schmückte Bänke integriert. Knorpeldekor zeigt
auch der Deckel des in Eichenholz gearbeiteten
Taufbeckens mit Putten und Masken. Der die Kir-



ln ij man



U TH

che umgebende Friedhof weist einige bemer-
kenswerte Grabmale des 17.-19.Jh. auf.

Die noch vor dem Zweiten Weltkrieg in Wersabe
zahlreich vorhandenen Fachwerkbauten mit
ihrem charakteristischen reetgedeckten Walm-
dach sind nahezu vollständig aus dem Ortsbild
verschwunden, das heute von zumeist moderni-
sierten Ziegelbauten des 19. und beginnenden
20.Jh. dominiert wird. Dabei fallen vor allem die
großdimensionierten Wohnwirtschaftsgebäude
der Jahrhundertwende mit reicher Ziersetzung
am Steilgiebel des Wirtschaftsteils ins Auge.
Auch bei dem Wohnwirtschaftsgebäude Dorf-
str. 6 wurde um 1900 der Wohngiebel bei gleich-
zeitiger geringer Erhöhung der Traufseiten in
Backstein ersetzt. Die Stelle des 1621 datierten
Wirtschaftsgiebels mit vorkragendem Trapez auf
reich profilierten. Knaggen nimmt heute eine
Fachwerkkonstruktion von 1952 ein. Jedoch hat
sich das alte Innengerüst mit den nach innen ge-
neigten Ständern erhalten.

Von den vier Hofstellen des Wersaber Moors, die
hier in der zweiten Hälfte des 18.Jh. angesiedelt
waren, existieren heute noch zwei. Bis ins 18.Jh.
zurückreichende Bausubstanz in Fachwerk be-
sitzt aber nur die Hofanlage Nr. 3 mit Wohnwirt-
schaftsgebäude, Schafstall und Stall-Speicher-
Gebäude.

SCHIFFDORF

Die seit 1974 bestehende Einheitsgemeinde
Schiffdorf, zusammengesetzt aus den Ortschaf-
ten Bramel, Laven, Geestenseth, Sellstedt, Spa-
den, Wehden und Wehdel mit Altluneberg, grenzt
westlich in einer Länge von etwa 14 Kilometern
unmittelbar an Bremerhaven und stößt im Osten
fast an die Kreisgrenze vor. Landschaftlich hat
sie Anteil an der Beverstedter Moorgeest mit
ihren Grünlandniederungen und Mooren sowie
der Geesteniederung, in die mehrere Seen als
Reste ehemals großer Wasserflächen eingebettet
sind. Im westlichen Teil ist die Gemeindegrenze
nach Norden bis zu einem Ausläufer der Hohen
Lieth vorgeschoben, während den östlichen Teil
die Geeste bzw. der Schiffahrtsweg Elbe-Weser
begrenzt.

Der Ort Schiffdorf, auf einem bis zu zehn Meter
hohen Geestkern gelegen, an den sich nach
Osten das großflächige Wilde Moor anschließt,
gehörte zu der seit erzbischöflicher Zeit bis 1779
bestehenden Verwaltungseinheit des Vielandes
(altfries. vie = Sumpf) mit Gerichtssitz in Geesten-
dorf. Schon früh entwickelte sich das zuerst 1139
bezeugte Schiffdorf wegen der günstigen Bedin-
gungen für die Landwirtschaft zu einer stattlichen
Siedlung, die um 1600 250 Einwohner umfaßte.
Ab 1820 wurde westlich des Dorfes der Ortsteil
Schiffdorferdamm angelegt, der im weiteren Ver-
lauf des Jahrhunderts insbesondere durch Zuzug
von Arbeitern aus den nahen Unterweserstädten
auf eine Größe anwuchs, die den alten Ort weit
überflügelte. Im Jahre 1927 erfolgte deshalb die
Abtretung Schiffdorferdamms an Wesermünde.

Der längliche Grundriß Schiffdorfs, wie ihn die
Kurhannoversche Landesaufnahme von 1768
verzeichnet, ergab sich aus der Aufreihung der
Hofstellen entlang der in Nord-Süd-Richtung ver-
laufenden Hauptstraße (heute: Am Orint, Brame-



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