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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0303

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wohl in der 1. Hälfte des 19.Jh. erbaut und heute
von einer 1988 durchgeführten Sanierung ge-
prägt, schließt mit einem reetgedeckten Halb-
walmdach ab. Eine nachträgliche Veränderung
stellt das in die nördliche Dachhälfte einschnei-
dende Zwerchhaus dar. Die großzügig durch-
fensterte südliche Traufseite nimmt mittig den
Haupteingang auf.

Im nördlichen Abschnitt der Schleusenstraße, un-
mittelbar südlich des Stichkanals, steht als einzi-
ges Haus, zurückliegend an der Westseite, ein
großvolumiger, über eine Allee zugänglicher Zie-
gelbau (Schleusenstr. 147). Bauherr war der
Maler und Grafiker Carl Langhein (1872-1941),
der u.a. als Gründer der Kunstdruckerei für den
Künstlerbund Karlsruhe (gegr. 1897) die Wieder-
belebung der farbigen Lithographie förderte und
damit innerhalb der kunstpädagogischen Re-
formbewegung der Jahrhundertwende eine we-
sentliche Rolle spielte. Nachdem er seine Lehr-
tätigkeit an der Akademie und an der Kunstge-
werbeschule in Karlsruhe aufgegeben hatte
(seine Funktion als Direktor der Kunstdruckerei
behielt er bis 1926 bei) ließ er sich 1912 in der
Nähe seines Ateliers von dem Cuxhavener Archi-
tekten Richard Alberts ein Wohnhaus erbauen.
Eingeschossig unter einem Mansarddach mit
Schopf aufgeführt, folgt die Konzeption Leitvor-
stellungen der Heimatschutzarchitektur, ohne je-
doch auf einen feudalen Vorbildern entlehnten re-
präsentativen Akzent zu verzichten: Über den
drei Mittelachsen der östlichen Traufseite mit
dem mittigen Eingang erhebt sich ein voluminö-
ses Zwerchhaus, das mit der Erdgeschoßzone
durch eine kolossale Lisenengliederung zu einer
Einheit verbunden wird. Die Wandfelder zwischen
Erd- und Obergeschoßfenstern sind hier V-förmig
ausgemauert, wobei das Feld über der Tür, an-
knüpfend an ländliche Traditionen, einen Hexen-
besen aufnimmt. Nach Umbauarbeiten 1982-84
wird das Gebäude heute als Jugendherberge
genutzt.

PADINGBÜTTEL



Westlich an die Gemarkung Dorums, des

Hauptortes im Land Wursten, schließt sich das



( SD

Kirche St. Matthäus, Taufkessel, 1693



bis zur Nordsee reichende Kirchspiel Padingbüt-
tel mit seinen Siedlungen Bellitzen, Rotthausen,
Altendeich, Nieder- und Oberstrich an. Entstan-
den ist es im Zuge der Erschließung neu einge-
deichter Marschgebiete während des 13.Jh. ab-
seits der großen Wurten und Verkehrswege. Zum
ersten Mal wird der Name „Padigbotel“ in einer
Urkunde des Jahres 1365 genannt. Die längliche
Dorfwurt mit dem Hauptweg der Dorfstraße ist
südwest-nordöstlich ausgerichtet.

Ev. Kirche St. Matthäus

Am Südrand der Wurt erhebt sich auf einer eige-
nen hohen Wurt die wohl in der 2. Hälfte des
13.Jh. als Saal mit eingezogenem, quadrati-
schem Chor erbaute Kirche mit dem im 15.Jh.
angefügten mächtigen Turm (Dorfstraße). Bis
zur Höhe von etwa drei Metern wurde das Schiff
mit großen, sorgfältig behauenen Granitplatten
verblendet. Das Mauerwerk darüber besteht aus
eisenschüssigen, etwas kleineren Sandsteinen.
Während die fünf Fensterachsen des Schiffs
teilweise nachträglich verändert bzw. vergrößert

Padingbüttel, Kirche St. Matthäus, Ansicht von Nordwesten

wurden, besitzt der mit Ausnahme des 1683 in
Backstein erneuerten Giebels vollständig granit-
verblendete Chor die ursprünglichen Rundbo-
genfenster. Den in Backstein aufgeführten, mehr-
fach ausgebesserten Turm, der lediglich im unte-
ren Bereich Granitmauerwerk zeigt, krönt ein
1898 aufgebrachter zwölfseitiger Helm.

Der schlichte Innenraum —- im Schiff von einer Bal-
kendecke, im Chor von einem Kreuzrippenge-
wölbe abgeschlossen - war ehemals durch ei-
nen Lettner vor dem schmalen Chorbogen unter-
teilt. Qualitätvolle Reliefs einer Werkstatt aus dem
Hamburger Raum schmücken den um 1480 ge-
arbeiteten Flügelaltar, der im Schrein den Kalvari-
enberg und in den Flügeln je zwei übereinander
angeordnete Passionsszenen zeigt. An dem Vor-
bild mittelalterlicher Taufen mit ihren Tragefiguren
orientierte sich der Stader Künstler Christoph
Haupner, als er 1693 das von drei Putten ge-
stützte, glockenförmige Bronzetaufbecken schuf.
Die 1652 entstandene Kanzel wird Jürgen Heidt-
mann d. J. zugeschrieben. Den auf einer Sand-
steinfigur des Hl. Matthäus ruhenden Kanzel-
korb, reich dekoriert mit Knorpelwerk, zieren





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