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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0183

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ster Linie und unter allen Umständen zu erhalte-
nen und verstärkenden Festungen gehörte. Die
bis 1887 durchgeführten Maßnahmen, u.a.
Schließung der Licht- und Belüftungsschächte,
Verstärkungen an den Traversen und der Brust-
wehr, schlossen den Bau einer mächtigen Mittel-
traverse ein, die sıch vom Kasemattencorps in
den Innenhof erstreckt (später nahm sie auch
die Maschinenstation zur Stromversorgung
(1909/10) des Riesenscheinwerfers auf). Dieser
kostenintensive Ausbau des Forts gründete wohl
auf seiner künftigen wichtigen Schutzfunktion der
Schleusenanlagen des _MNord-Ostsee-Kanals
(1887-1895). So wurde 1887 die westliche Flan-
ke als wahrscheinlicher Angriffspunkt eines von
See kommenden Schiffes durch eine Batterie von
15-cm-Geschützen L/22 verstärkt, für die eine
neue Würfeltraverse entstand. Außerdem ersetz-
te man auf der neuen Mitteltraverse und den bei-
den Flanken die bisherigen offenen Beobach-
tungsstände durch Feuerleitstäande in Beton.
Dem dauerhaften Küstenschutz sollte schließlich
die Stationierung einer Garnison dienen: 1893
rückte die Marine-Artillerie-Abteilung in die soge-
nannte Holzkaserne bei Grimmershörn ein. Vor
den Werken Kugelbake und Grimmershörn wur-
den jährlich Schießübungen veranstaltet.

Seine fortifikatorische Wirksamkeit mußte Fort
Kugelbake während des Ersten Weltkriegs nicht
unter Beweis stellen; im Vorfeld des Krieges hatte
man bereits in der Nachbarschaft entlang der Kü-
stenlinie Batterien mit moderner Bewaffnung er-
richtet. Da Fort Kugelbake auch nach Meinung
Sachverständiger offenbar keinen militärischen
Wert mehr besaß, forderte der Hamburger Senat
1922 die Entfestigung, konnte sich aber damit
nicht durchsetzen, so daß die Anlage später von
den Nationalsozialisten zur Errichtung einer Flak-
batterie samt Mannschaftsbunker genutzt wurde.
Nach der Sprengung des im Hof errichteten Feu-



AS

erleittums und der Geschützstellungen 1949
sind von diesen Bauwerken noch der Mann-
schaftsbunker und in Teilen die Geschützstellun-
gen erhalten. In den Jahren nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde das Fort für die Unterbringung
von Flüchtlingen sowie einiger kleiner Gewerbe-
betriebe genutzt.

Die seit Mitte der sechziger Jahre leerstehende
Anlage wird seit Januar 1992 unter der Leitung
der Stadt Cuxhaven instand gesetzt, nachdem
bereits im Zuge der damals ausgeführten Deich-
bauarbeiten 1985/86 die nördliche Schartenmau-
er freigelegt wurde. Zukünftig soll Fort Kugel-
bake, das sowohl im Rahmen der nationalen
Geschichte als auch unter dem Aspekt der wehr-
technischen Entwicklung und wegen seines gut-
en Erhaltungszustandes die Bedeutung eines
einzigartigen Dokuments als ein in der Zeit der
Reichsgründung entstandenes Marineartillerie-
fort an der Nordseeküste beanspruchen kann, in
den südlich angrenzenden Kurpark eingebunden
werden.

Östlich des Forts, erreichbar über einen 250 Me-
ter langen Wellenbrecher, erhebt sich als be-
kanntestes, 1913 ins Wappen der Stadt über-
nommene Wahrzeichen Cuxhavens die Kugel-
bake. Die fast 30 Meter hohe Holzkonstruktion
markiert den geographischen Punkt, an dem die
Elbe endet. Um 1703/06 errichtet, diente sie in ih-
rer ursprünglichen Funktion der Schiffahrt als Ta-
gessichtzeichen zur Navigation. 1795 wurde die
bis dahin mehrfach erneuerte Bake mit einem An-
schlußBdamm versehen, der seine bis heute be-
stehende Form einschließlich einer neuen Bake
auf massivem Steinsockel 1866 erhielt. Nach ih-
rer Niederlegung im _ Deutsch-Französischen
Krieg 1871, 1898 und 1914 wiederholt neu auf-
gebaut, wurde die heutige Bake 1924 durch die
Cuxhavener Firma Heinrich Weinrich errichtet.

Döse, Fort Kugelbake von Nordosten (Luftaufnahme H. U. Armbrust, 1996)

Im Zusammenhang mit dem nach dem Zweiten
Weltkrieg wieder schnell aufstrebenden Badebe-
trieb wurde am Steinmarner Seedeich am
23.06.1955 das Strandhaus Döse eröffnet. Die
Gebäudegruppe umfaßt Umkleideräume, unter-
gebracht in einem eingeschossigen, mit beige-
farbenen Klinkern verkleideten Gebäude unter
einem nach Süden auf schlanken Eisenstützen
ruhenden Flachdach, sowie einen seitlich vergla-
sten Musikpavillon mit gerundetem Abschluß,
über dessen offener Südostseite die dünne,
leicht geschwungene Dachhaut weit übersteht.
Kernstück bildet das zweigeschossige, mit
weißen Spaltklinkern verblendete Kurhaus, ein
langgestreckter Flachdachbau mit seeseitigem
Vorbau, der in dem vorkragenden Obergeschoß
ein Restaurant aufnimmt. Vor allem die beiden
letztgenannten Gebäude dokumentieren durch
ihre Linienführung, die Materialwahl und filigrane
Gestaltung eine für die Architektur der fünfziger
Jahre charakteristische Bauauffassung, die eine
Leichtigkeit und Transparenz vermittelnde Wir-
kung zu erzielen sucht.

CUXHAVEN - DUHNEN



Der etwa 1,5 Kilometer westlich von Döse liegen-
de Stadtteil Duhnen entwickelte sich aus einer
Geestsiedlung am Nordrand der hier bis zur Kü-
ste vorstoßenden Hohen Lieth. Das um die Mitte
des 18.Jh. 35 Feuerstellen (etwa 209 Einwohner)
zählende Dorf, in dem außer Bauern u.a. Fischer
und Handwerker ansässig waren, hat seine
Struktur bis gegen Ende des 19.Jh. kaum verän-
dert (1873 37 Hausstellen). Die siediungsgeogra-
phische Leitlinie bildete die in Ost-West-Richtung
verlaufende, erstmals 1908 gepflasterte heutige
Cuxhavener Straße. Nach der Gründung des
Seebades Duhnen 1902, das einen ersten Höhe-
punkt vor dem Ersten Weltkrieg erlebte, wurde



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