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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0135

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gen besitzt (Graf-Bremer-Str. 33). In ihrem west-
lichen Abschnitt wurde 1925 eine Querdurchfahrt
angelegt, wobei die übergiebelte Torsituation in
historisierendem Fachwerk gestaltet wurde. Eine
im Landkreis selten vorkommende Baugattung
stellt das nördlich benachbarte Taubenhaus dar
(Graf-Bremer-Str. 33). Der wohl im letzten Drittel
des 19.Jh. entstandene Ziegelbau mit Fachwerk-
drempelgeschoß gewinnt besonderen Gestalt-
wert durch die schmückende Ausfachung mit
Andreaskreuzen des in die westliche Traufseite
integrierten, oktogonalen Turms, den ein auskra-
gendes Obergeschoß mit reetgedecktem Helm
abschließt.

Vervollständigt wird das Ensemble der ehema-
ligen Gutsanlage durch das südwestlich des
Herrenhauses stehende Renteigebäude, einen
im Jahre 1900 aufgeführten Ziegelbau, dessen
zweigeschossige Fassade durch kolossale Lise-
nen gegliedert wird (Im Park 1).

Auf eine Stiftung der 1830 in den Grafenstand er-
hobenen Familie Bremer geht das 1861 erbaute
Waisenhaus zurück, das noch im ausgehenden
19.Jh. die Östliche Bebauungsgrenze an der
Bergstraße bildete (Bergstr. 18). Traufständig an
der südlichen Straßenseite mit großem Vorgarten
errichtet, zeigt der eingeschossige Ziegelbau zu
sieben Achsen eine durch Lisenen rhythmisierte
Fassade mit Rundbogenfenstern. Von den in den
beiden ersten Jahrzehnten des 20.Jh. aufgeführ-
ten Wohnhäusern im nördlichen Bereich der Lan-
genstraße hat das ziegelverblendete Gebäude
Langenstr. 12 (erb. 1909) sein ursprüngliches
Erscheinungsbild am besten bewahrt. Sowohl in
der Aufrißdisposition = der 1 1/2-geschossige,
traufständige Baukörper unter Krüppelwalmdach
wird durch einen zweigeschossigen Seitenrisalit
aufgelockert - als auch in der Material- und For-
menwahl entspricht seine Gestaltung mit dem
Putzdekor späthistoristischen Vorstellungen.

CAPPEL



Die Gemarkung Cappel in der Wurster Marsch
westlich von Midlum umfaßt außer der Dorfwurt
Cappel mehrere Siedlungen, die den alten Deich-
linien von Oberstrich, Niederstrich und Altendeich
folgen, wobei die Höfe jeweils in lockerer Rei-
hung auf eigenen Wurten liegen. Innerhalb des
Kirchspiels, das 1753 einen Bestand von 152
Wohnhäusern aufwies, waren die Siedlungen
verwaltungsmäßig in vier Bauerschaften zusam-
mengebunden.

Der Name Cappel, erstmals 1304 urkundlich als
„Utcapella“ genannt, leitet sich von einer wohl ur-
sprünglich zu Dorum gehörenden Kapelle ab,
aus der die den Hll. Petrus und Paulus geweihte
Kirche hervorging. Der Fund einer Taufkessel-
form von 1266 belegt ihren Status als Taufkirche
im Ih:

Die relativ kleine Wurt des Kirchdorfs Cappel be-
stimmen zwei, im Süden und Norden aufeinan-
dertreffende Hauptwege: die westliche Arp-
Schnitger- und die östliche Dorfstraße. Um eine
alte Wegeführung, die von der Dorfstraße nach
Südwesten abzweigt, handelt es sich auch bei
der Sackgasse Hinter der Kirche. Neuere Wohn-
häuser wurden im Norden und Nordosten der
Wurt angesiedelt.

Ev. Kirche St. Peter und Paul

Für die Kirche wurde nordwestlich an die Wurt ein
eigener, heute Daumgesäumter Hügel mit umge-
bendem Graben angeschüttet. Mit Ausnahme
des im Kern noch aus dem späten 15.Jh. stam-
menden Westturms haben sich nach einem
Brand im Jahre 1810 nur wenige Mauerreste des
mittelalterlichen Vorgängerbaus erhalten (Arp-
Schnitger-Str.). Sie wurden in den 1815/16 nach
Plänen des Landbaumeisters Wundram errichte-
ten Rechtecksaal integriert, dessen Erschei-
nungsbild einer klassizistischen Stilhaltung ver-
pflichtet ist. Die Jüngeren Partien der Längsseiten
mit je fünf hohen Segmentbogenfenstern zeich-
nen sich durch den Wechsel von wiederverwen-
deten Sandsteinschichten mit Backsteinlagen
aus, während die Ostwand vollständig in Ziegel
ausgeführt wurde. Der mächtige Westturm aus
Backstein, 1790 ausgebessert und 1936 an der
West- sowie an Teilen der Südseite neu verblen-
det, trägt einen Helm, dessen zwiebelförmige
Einschnürung im unteren Bereich schon von wei-
tem das Dorfbild charakterisiert.





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Cappel, Arp-Schnitger-Straße, Kirche St. Peter u. Paul, 1815/16, Arch. Wundram

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In dem 1965 renovierten Innenraum, überfangen
von einer hölzernen Ssegmentbogentonne, haben
an den beiden Längsseiten je drei große, z.T. fi-
gurierte Grabplatten des 16./17.Jh. Aufstellung
gefunden. Im Osten dominiert der 1815 installier-
te Kanzelaltar, den zwei korinthisierende Säulen
seitlich des Altartisches gliedern und den eine
Christusfigur Dbekrönt. Von herausragendem
kunst- und musikgeschichtlichem Wert ist die
1816 von dem Hamburger Johanniskloster er-
worbene Orgel, die 1679/80 unter Verwendung
einiger Pfeifenreihen eines Werks des 16.Jh. von
Arp Schnitger geschaffen wurde (restauriert
1976/77). Prospekt und Rückpositiv, beide ge-
gliedert durch einen zentralen, die flachen Seiten-
felder überragenden Rundturm und spitzwinklige
Seitentürme, zeigen qualitätvolle Schnitzereien,
deren Blüten- und Rankenwerk vor allem das
Rückpositiv in reicher Ausführung überziehen.

Mit der 1896 eröffneten Eisenbahnlinie Weser-
münde-Cuxhaven erhielt Cappel eine östlich der
Dorfwurt angelegte Bahnstation. Heute ist die
nördliche Seite der vom Dorf zum Bahnhof
führenden Straße vollständig bebaut. Bereits von









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