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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0323

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lung der Gregorsmesse. Der Bronzetaufkessel
auf neuem Sandsteinfuß wurde 1570 von A. Lich-
tenow gegossen. An der inneren Nordwand und
in der Eingangshalle sind zwei Marmorreliefs
(„Das Abendmahl“, „Taufe Christi“, 1875/76) von
C. Freund angebracht, dem Neffen des Uthleder
Bildhauers H. C. Freund.

Auf dem südlich an die Kirche anschließenden,
ehemaligen Friedhof haben sich einige Grabstei-
ne des 17. bis 20.Jh. erhalten. Das straßenbild-
prägende Areal rundet nördlich der Kirche das
1895 als massiver Backsteinbau errichtete Pfarr-
haus ab (Moorstr. 18). Es ist in der Art eines Vier-
ständerhallenhauses, jedoch nur mit kurzem
Wirtschaftsteil konstruiert.

WANNA

Die am Westrand der Hadelner Bucht gelegene
Gemeinde Wanna umfaßt im Norden der Gemar-
kung die beiden auf Geestinseln entstandenen
Haufendörfer Wester- und Osterwanna, an die
sich nach Süden in der Marsch zunächst die Rei-
hensiedlung Süderleda und weitere zwei Kilome-
ter entfernt die erst ab 1915 angelegte Moorkolo-
nie Ahlenfalkenberg anschließen.

Der Name Wanna findet sich erstmals 1139 in
der Gründungsurkunde des Bremer Paulsklo-
sters (eine wohl in der 2. Hälfte des 12.Jh. geän-
derte und mit Zusätzen versehene Erneuerung
der ursprünglichen Urkunde). Grundherrliche
Rechte übte bis ins 16.Jh. u.a. das Kloster Neu-
enwalde aus. Während sich Osterwanna, in dem
seit 1791 Jahrmärkte abgehalten wurden, zum
wirtschaftlichen Mittelpunkt des Kirchspiels ent-
wickelte, war Westerwanna seit jeher der Kirch-
ort, dessen von der bäuerlichen Kultur bestimm-
ter Charakter noch deutlicher als im Nachbarort
ablesbar ist.

Den Ortsgrundriß Westerwannas (1790 93 Feuer-
stellen, 1848 119 Wohngebäude) bestimmen,
wie schon auf der Kurhannoverschen Landesauf-
nahme 1768 verzeichnet, drei nord-südlich orien-
tierte Parallelstraßen. Von Süden, wo den Ort die
Landesstraße 118 tangiert (Chaussee Ottern-
dorf-Lehe 1873 angelegt) steigt das Gelände
über die fünf Meter Höhenlinie allmählich im Ver-
lauf eines halben Kilometers bis auf zehn Meter
im Norden der Siedlung an. Während die Mittel-
straße vorrangig mit Wohnbauten besetzt ist, die
teilweise ins späte 19.Jh. zurückreichen, finden
sich an der Oststraße, vor allem aber an der
Weststraße noch Hofanlagen des 19.Jh. mit der
ehemals das Dorfbild prägenden, giebelständi-
gen Reihung von Wohnwirtschaftsgebäuden.

Ev. Kirche

Eingespannt zwischen Mittel- und Oststraße, liegt
im Norden Westerwannas die baumbestandene
Kirchenparzelle, auf der 1867 nach Plänen C. W.
Hases anstelle eines mittelalterlichen Vorgänger-
baus eine kreuzförmige Backsteinbasilika mit
aufwendigem Strebewerk, einem 5/8-Chor und
Westturm errichtet wurde. Bombenschäden des
Zweiten Weltkriegs führten 1953/54 zu einer stark
in die Originalsubstanz eingreifenden, purifizie-
renden Instandsetzung des ursprünglich in rei-
chen neugotischen Formen aufgeführten Gebäu-

des, dessen heute hell gehaltener, schlichter In-
nenraum ursprünglich von warmen Holztönen
und gedeckten Farben bestimmt wurde. Gleich-
zeitig mit dem Kirchenbau war nördlich davon
jenseits des Kirchwegs ein neuer Friedhof ange-
legt worden, an dessen Nordende seit 1922 ein
Ehrenmal für die Gefallenen des Ersten Welt-
kriegs steht.

Westlich der Kirche stellt das 1902 als Gaststätte
errichtete Haus Weststr. 22, ein eingeschossiger
Ziegelbau mit Drempel unter Satteldach, mit sei-
nem breitlagernden, von einem Freigespärre ge-
schmückten Giebel einen Blickfang in dem von
West- und Mittelstraße gebildeten Winkel dar.

WANNA —- SÜDERLEDA



Von Westerwanna leitet der erst nach dem Zwei-
ten Weltkrieg ausgebaute Speckenweg in südli-
cher Richtung über die Emmelke hinweg, die
Hauptentwässerungsader des Kirchspiels und in
früherer Zeit auch wichtiger Transportweg, zu der
Siedlung Süderleda über, die 1848 37 Wohnge-

Stubben-Elfershude, Martin-Börsmann-Str. 1, 1836

bäude zählte. Die durch Zufahrten erschlossenen
Hofanlagen liegen in unterschiedlicher Distanz
vorwiegend südlich des sich nach Osten bis in
die Ihlienworther Gemarkung hinein erstrecken-
den Moorweges im Verlauf der Kreisstraße 5.
Denkmalwerte Architektur hat sich aufgrund mo-
dernisierender Eingriffe kaum auf den Hofanla-
gen erhalten.

Ein Beispiel eines aufwendig gestalteten Back-
hauses findet sich auf dem Hof Moorweg 6:
Rundbogenfenster mit Eisenversprossung, je-
weils ein Radfenster in den Giebelspitzen, ein in
kreuzförmigen Tropfen ausgeführter Ortgangfries
und schließlich ein den Bauherrennamen und die
Datierung 1877 aufnehmendes Medaillon am
Ostgiebel bilden ein reiches Detailrepertoire.
Rundbogenfenster und Friese in Ziegelzierset-
zung schmücken auch den Wirtschaftsgiebel
des Wohnwirtschaftsgebäudes Moorweg 10, an
dem eine Sandsteintafel das Datum 1892 nennt.
Bis auf die leicht veränderten Kübbungen zeigt
das Gebäude, dessen Giebeldreieck im Wohnteil
in Fachwerk konstruiert ist, den originalen Zu-
stand. Eine nördlich zum Haupthaus parallel ste-







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