Brameler Straße die Schiffdorfer Kirche, die als
Filialgründung von Wulsdorf im Stader Kopiar
1420 erwähnt wird. Doch ist der aus dreijochi-
gem Schiff und eingezogenem Rechteckchor be-
stehende Backsteinbau wohl schon im 14.Jh.
entstanden. Im Westen erhebt sich ein querrecht-
eckiger Turm mit Pyramidendach (urspr. Walm-
dach), der unter Einbeziehung der Schiffwand
aufgeführt wurde. Die Strebepfeiler sind eine Zu-
tat des 18. und 19.Jh. Der 1985 neu ausgemalte
Innenraum, belichtet von Spitzbogenfenstern,
wird von drei gebusten Bandrippengewölben
überspannt, die wie im Chor ohne Schildbogen in
die Seitenwände übergehen. Abgetreppte Pfei-
lervorlagen nehmen die fast rundbogigen Schiff-
gurte auf. Die dreiseitige, 1908 installierte EMpo-
re wurde 1986 nach Befund gefaßt. Hervorste-
Chendstes Ausstattungsstück ist der aufwendig
gearbeitete Schnitzaltar der Zeit um 1500, der im
Schrein den Kalvarienberg zeigt, seitlich und auf
den Flügeln in dreizoniger Anordnung von 18
Passionsszenen in qualitativ unterschiedlicher
Ausführung begleitet. Nach mehreren Renovie-
rungen, zuletzt 1955 durch Hermann Oetken,
entspricht die heutige Fassung nicht der ur-
sprünglichen, doch wurde 1985 nur eine Reini-
gung vorgenommen. Der Taufstein in Kelchform
des 16.Jh. erhielt 1986 einen neuen Fuß. Wahr-
scheinlich aus Teilen älterer Kanzeln und Kir-
chenstühle wurde 1659 die Kanzel mit toskani-
schen Ecksäulchen von Tischlermeister Prigge,
Lehe, gearbeitet. Ihre 1989 freigelegte, figürliche
Bemalung soll aus der Zeit um 1600 stammen.
Schiffdorfer Stauschleuse
In Zusammenhang mit einem großen Meliorati-
ons- und Entwässerungsprojekt in dem tidebe-
einflußten Bereich der unteren Geeste (u.a. Be-
gradigung des Flußlaufes) wurde 1890/92 nach
ba BE
Schiffdorf, Stauschleuse, 1890/9
Plänen des Baurats Theodor Hoebel, Geeste-
münde, in der Gemarkung nördlich von Schiffdorf
eine Stauschleuse erbaut. Sie diente bis zur Er-
richtung eines neuen Sturmflutsperrwerks an der
Geestemündung in Bremerhaven 1961 in erster
Linie als Sperrwerk gegen einlaufendes Wasser,
aber auch als Stauanlage zur Regulierung der
Wasserstände in der Geeste und im Bederkesa-
Geeste-Kanal. 1967 wurde sie endgültig stillge-
legt. Typologisch handelt es sich um eine offene
Sielschleuse aus Ziegeln und Sandstein mit zwei
landseitigen Widerlagern und zwei Strompfeilern.
Ihre drei Durchlässe werden jeweils durch ein
stählernes Stemmtorpaar geschlossen. Die über
die Schleuse führende Brücke in einer Stahlfach-
werkkonstruktion mußte 1985 aufgrund von
Rostschäden durch eine Holzkonstruktion ersetzt
werden. Insgesamt repräsentiert die Schleuse
eine technische Anlage in zeittypischer Konstruk-
tion, besitzt jedoch in ihrer Funktion als Flutsperr-
werk und wegen ihres nahezu ungestörten Über-
lieferungszustands für die norddeutsche Küsten-
region Seltenheitswert.
SCHIFFDORF - ALTLUNEBERG
In elf Kilometern Entfernung Östlich von Schiffdorf
liegt abgeschieden, da nur von Süden erreich-
bar, auf einem in die Geesteniederung vorge-
schobenen Geestausläufer unmittelbar am linken
Ufer der Grove Altluneberg. Das 1132 „Lune-
barch“ genannte Haufendorf war Erbsitz des seit
1194 belegten Ministerialengeschlechts der Her-
ren von Luneberg, die hier eine Niederungsburg
errichteten und einen Freien Damm gründeten.
Als Zweig der Familie treten 1420 die Bicker in Er-
scheinung, die sich wiederum in drei Linien auf-
gliederten. Um 1500 begann ein Aussiedlungs-
prozeß, in dessen Verlauf u.a. die Familie von Lu-
neberg um 1550 nach Freschluneberg zog, wo
1641 der letzte männliche Nachkomme starb.
Durch Heirat gelangten die Güter an die Herren
von Oldenburg, von Lütken und von Brobergen
und schließlich in der Mitte des 18.Jh. an die von
Scheither.
Die Siedlung, die 1753 38 Feuerstellen umfaßte,
gruppiert sich um eine zentrale Platzsituation.
Nördlich davon steht beherrschend auf einem er-
höht liegenden Grundstück eines der stattlich-
sten Gebäude des Landkreises, das 40,31 Meter
lange sog. Oldenburger Haus, ein Zweiständer-
bau mit quergelagertem Wohnteil (In der Hörn 2).
Für die Gerüsthölzer der sieben südlichen Dielen-
fache erbrachte eine dendrochronologische Un-
tersuchung das Fälljahr 1644. Das ursprünglich
mittig sitzende Dielentor wurde nachträglich
durch die Verbreiterung um ein Gefach außermit-
tig nach Westen versetzt. Der nördliche Teil der
Diele ist, folgt man der dendrochronologischen
Auswertung, zusammen mit dem 1671 datierten
Wohnteil unter dem Besitzer Achim von Olden-
burg entstanden. Dieser in Geschoßbauweise auf-
geführte Quertrakt mit zweifach über Karniesknag-
gen vorkragendem Steilgiebel an der Ostseite
enthielt einen unterkellerten, mittleren Saal, der
entsprechend der Funktion des Hofes als Adels-
sitz mit einer Akanthusrankenbemalung der Holz-
decke sowie hölzernen Viertel- und Halbsäulen
an den Fenstern repräsentativ ausgestattet war.
Größere Veränderungen erfuhr die Binnengliede-
rung im Anschluß an die Verpachtung des Hofes
nach 1919 und erneut 1948. Nachdem das Haus
seit 1971 leer gestanden hatte, wurde eine
gründliche Instandsetzung einschließlich der
Außenanlagen von 1985-87 durchgeführt, wobei
der Einbau von Mietwohnungen im Wohnteil be-
trächtliche Eingriffe in die originale Bausubstanz
mit sich brachte. Die Diele wird heute von der Ge-
meinde genutzt.
“-
Schiffdorf, An der Mühle 2, 1864
310
Filialgründung von Wulsdorf im Stader Kopiar
1420 erwähnt wird. Doch ist der aus dreijochi-
gem Schiff und eingezogenem Rechteckchor be-
stehende Backsteinbau wohl schon im 14.Jh.
entstanden. Im Westen erhebt sich ein querrecht-
eckiger Turm mit Pyramidendach (urspr. Walm-
dach), der unter Einbeziehung der Schiffwand
aufgeführt wurde. Die Strebepfeiler sind eine Zu-
tat des 18. und 19.Jh. Der 1985 neu ausgemalte
Innenraum, belichtet von Spitzbogenfenstern,
wird von drei gebusten Bandrippengewölben
überspannt, die wie im Chor ohne Schildbogen in
die Seitenwände übergehen. Abgetreppte Pfei-
lervorlagen nehmen die fast rundbogigen Schiff-
gurte auf. Die dreiseitige, 1908 installierte EMpo-
re wurde 1986 nach Befund gefaßt. Hervorste-
Chendstes Ausstattungsstück ist der aufwendig
gearbeitete Schnitzaltar der Zeit um 1500, der im
Schrein den Kalvarienberg zeigt, seitlich und auf
den Flügeln in dreizoniger Anordnung von 18
Passionsszenen in qualitativ unterschiedlicher
Ausführung begleitet. Nach mehreren Renovie-
rungen, zuletzt 1955 durch Hermann Oetken,
entspricht die heutige Fassung nicht der ur-
sprünglichen, doch wurde 1985 nur eine Reini-
gung vorgenommen. Der Taufstein in Kelchform
des 16.Jh. erhielt 1986 einen neuen Fuß. Wahr-
scheinlich aus Teilen älterer Kanzeln und Kir-
chenstühle wurde 1659 die Kanzel mit toskani-
schen Ecksäulchen von Tischlermeister Prigge,
Lehe, gearbeitet. Ihre 1989 freigelegte, figürliche
Bemalung soll aus der Zeit um 1600 stammen.
Schiffdorfer Stauschleuse
In Zusammenhang mit einem großen Meliorati-
ons- und Entwässerungsprojekt in dem tidebe-
einflußten Bereich der unteren Geeste (u.a. Be-
gradigung des Flußlaufes) wurde 1890/92 nach
ba BE
Schiffdorf, Stauschleuse, 1890/9
Plänen des Baurats Theodor Hoebel, Geeste-
münde, in der Gemarkung nördlich von Schiffdorf
eine Stauschleuse erbaut. Sie diente bis zur Er-
richtung eines neuen Sturmflutsperrwerks an der
Geestemündung in Bremerhaven 1961 in erster
Linie als Sperrwerk gegen einlaufendes Wasser,
aber auch als Stauanlage zur Regulierung der
Wasserstände in der Geeste und im Bederkesa-
Geeste-Kanal. 1967 wurde sie endgültig stillge-
legt. Typologisch handelt es sich um eine offene
Sielschleuse aus Ziegeln und Sandstein mit zwei
landseitigen Widerlagern und zwei Strompfeilern.
Ihre drei Durchlässe werden jeweils durch ein
stählernes Stemmtorpaar geschlossen. Die über
die Schleuse führende Brücke in einer Stahlfach-
werkkonstruktion mußte 1985 aufgrund von
Rostschäden durch eine Holzkonstruktion ersetzt
werden. Insgesamt repräsentiert die Schleuse
eine technische Anlage in zeittypischer Konstruk-
tion, besitzt jedoch in ihrer Funktion als Flutsperr-
werk und wegen ihres nahezu ungestörten Über-
lieferungszustands für die norddeutsche Küsten-
region Seltenheitswert.
SCHIFFDORF - ALTLUNEBERG
In elf Kilometern Entfernung Östlich von Schiffdorf
liegt abgeschieden, da nur von Süden erreich-
bar, auf einem in die Geesteniederung vorge-
schobenen Geestausläufer unmittelbar am linken
Ufer der Grove Altluneberg. Das 1132 „Lune-
barch“ genannte Haufendorf war Erbsitz des seit
1194 belegten Ministerialengeschlechts der Her-
ren von Luneberg, die hier eine Niederungsburg
errichteten und einen Freien Damm gründeten.
Als Zweig der Familie treten 1420 die Bicker in Er-
scheinung, die sich wiederum in drei Linien auf-
gliederten. Um 1500 begann ein Aussiedlungs-
prozeß, in dessen Verlauf u.a. die Familie von Lu-
neberg um 1550 nach Freschluneberg zog, wo
1641 der letzte männliche Nachkomme starb.
Durch Heirat gelangten die Güter an die Herren
von Oldenburg, von Lütken und von Brobergen
und schließlich in der Mitte des 18.Jh. an die von
Scheither.
Die Siedlung, die 1753 38 Feuerstellen umfaßte,
gruppiert sich um eine zentrale Platzsituation.
Nördlich davon steht beherrschend auf einem er-
höht liegenden Grundstück eines der stattlich-
sten Gebäude des Landkreises, das 40,31 Meter
lange sog. Oldenburger Haus, ein Zweiständer-
bau mit quergelagertem Wohnteil (In der Hörn 2).
Für die Gerüsthölzer der sieben südlichen Dielen-
fache erbrachte eine dendrochronologische Un-
tersuchung das Fälljahr 1644. Das ursprünglich
mittig sitzende Dielentor wurde nachträglich
durch die Verbreiterung um ein Gefach außermit-
tig nach Westen versetzt. Der nördliche Teil der
Diele ist, folgt man der dendrochronologischen
Auswertung, zusammen mit dem 1671 datierten
Wohnteil unter dem Besitzer Achim von Olden-
burg entstanden. Dieser in Geschoßbauweise auf-
geführte Quertrakt mit zweifach über Karniesknag-
gen vorkragendem Steilgiebel an der Ostseite
enthielt einen unterkellerten, mittleren Saal, der
entsprechend der Funktion des Hofes als Adels-
sitz mit einer Akanthusrankenbemalung der Holz-
decke sowie hölzernen Viertel- und Halbsäulen
an den Fenstern repräsentativ ausgestattet war.
Größere Veränderungen erfuhr die Binnengliede-
rung im Anschluß an die Verpachtung des Hofes
nach 1919 und erneut 1948. Nachdem das Haus
seit 1971 leer gestanden hatte, wurde eine
gründliche Instandsetzung einschließlich der
Außenanlagen von 1985-87 durchgeführt, wobei
der Einbau von Mietwohnungen im Wohnteil be-
trächtliche Eingriffe in die originale Bausubstanz
mit sich brachte. Die Diele wird heute von der Ge-
meinde genutzt.
“-
Schiffdorf, An der Mühle 2, 1864
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