sich lediglich eine Scheune in Zweiständerbau-
weise erhalten, der im Osten nachträglich quer
zur Firstrichtung ein Anbau vorgelegt und die
1940 im Innern verändert wurde. Bereits 1903
war ihr Westgiebel unter Wiederverwendung des
vom damals abgebrochenen Haupthaus stam-
menden Torbalkens (bez. 1771) neu konstruiert
worden. Anläßlich einer Sanierung 1989 ersetzte
man die Außenhaut in neuen Materialien.
In Fortsetzung der Stader Straße führt die Stader
Landstraße als Teilstück der B 73 in nordöstliche
Richtung nach Belum. Etwa in 1,5 Kilometer Ent-
fernung vom Otterndorfer Stadtzentrum zweigt
von ihr ein schmaler Weg nach Norden zu der
nahe am Hadelner Kanal gelegenen Wurt Beu-
fleth mit der Hofanlage Beufleth 2 ab. Das mit
dem Wohngiebel zum Weg orientierte Wohnwirt-
schaftsgebäude wurde in der 2. Hälfte des 19.Jh.
(eine Inschrifttafel am Westgiebel nennt die Jah-
reszahl 1875) in der Art eines Vierständerhallen-
hauses in Backstein errichtet. Den gesamten Bau
umzieht in Traufhöhe ein Tropfenfries, zwei weite-
re Friese in Kehlbalken- und Hahnenbalkenhöhe
zieren zusätzlich die Giebelseiten. Den Hauptein-
gang der südlichen Traufseite akzentuiert ein
Zwerchhaus. Die historische Grenze zwischen
dem Land Hadeln und dem früheren Amt Neu-
haus markiert das unmittelbar an der B 73, auf
der Westseite des Hadelner Kanals gelegene,
sogenannte Zollhaus Stader Str. 29 (erbp. um
1850), ein kleiner, traufständiger Ziegelbau unter
Krüppelwalmdach mit mittigem, zweiachsigem
Zwerchhaus.
OTTERNDORF - SCHLEUSE
Die Problematik der Entwässerung des Hadelner
Sietlandes, das von Aue, Gösche, Mühe und Em-
melke durchzogen wird, läßt sich urkundlich bis
-
Az
ZZ
EI
Aa ee
TI
A
e, 1929 und 1953
Otterndorf-Schleuse, Schöpfwerk
in das Jahr 1219 zurückverfolgen, als Herzog Al-
bert den Marschbewohnern ein Privileg über die
Errichtung von Schleusen in der Medem ausstell-
te. Eine erste Verbesserung der Verhältnisse trat
mit der Vordeichung des Otterndorfer Raums um
die Mitte des 15.Jh. ein. Dabei wurden an der
Medemmündung drei, 1469 in Hamburger Käm-
mereirechnungen erstmals erwähnte Siele errich-
tet. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte gab
es mehrere, allerdings vergebliche Versuche,
den Überschwemmungen durch Kanalbauten
entgegenzuwirken. Der älteste, 1542 vom da-
maligen Landesherrn Herzog Magnus von Sach-
sen-Lauenburg initiierte Plan sah einen vom
Bederkesaer See über die Wittgeeste zur Weser
führenden Kanal vor. Ein 1768 begonnenes
Kanalbauprojekt vom Bederkesaer See aus in
südöstliche Richtung fortschreitend, wurde nach
fünfjähriger Bauzeit wieder aufgegeben. Und
auch der zwischen 1806 und 1809 von den Siet-
ländern wiederholt eingebrachte Vorschlag zur
Errichtung einer vierten Schleuse im Elbdeich bei
Otterndorf scheiterte an der Weigerung der
Hochländer, sich an den entstehenden Kosten zu
beteiligen. Die Nachwirkungen der großen Flut
am 3./4.02.1825 sowie die Überschwemmungen
mit den entsprechenden Mißernten der Jahre
1829 und 1830 veranlaßten erneute Überle-
gungen zur Entwässerung des Sietlandes. Der
daraufhin im Auftrage der Landdrostei Stade
von dem Wasserbauinspektor Ernst aus Neu-
haus/Oste 1832 vorgelegte Entwurf sah die An-
lage eines Randkanals im Verlauf des Grenzgra-
bens (Landmark) gegen den Altkreis Neuhaus
vor, der nahe den Otterndorfer Medemschleusen
in die Elbe geleitet werden sollte. Nachdem 1836
wiederum Wasserbauinspektor Ernst die Frage
nach der möglichen Verwendbarkeit des geplan-
ten Kanals zwischen Bederkesa und Otterndorf
für die Schiffahrt positiv beantwortet hatte, wurde
1852, verzögert durch den mehrmaligen Wider-
spruch des Hochlandes, mit dem Bau der Kanal-
schleuse in Otterndorf die Ausführung des Ha-
delner Kanals eingeleitet und 1854 abgeschlos-
sen. Von dem Sielbauwerk an der Deichstraße,
das im Zuge der 1957 begonnenen Arbeiten für
eine Sohlenvertiefung neue Fluttore erhielt und
mit einer 30-t Brücke überspannt wurde, ist ledig-
lich das Gewölbe erhalten geblieben.
Die drei Siele an der Medem, wie sie auf der Kur-
hannoverschen Landesaufnahme von 1767 zu
sehen sind, waren seit ihrer Anlage mehrfach er-
neuert worden. So ist z.B. für den Westersiel
1616 und für den mittleren Siel 1706 ein Neubau
überliefert. Der erste große massive Sielbau,
1864 am westlichen Medemarm ausgeführt, wur-
de 1994; erneuert. Das Aufkommen maschinen-
getriebener Schöpfwerkopumpen brachte verbes-
serte Möglichkeiten zur Entwässerung des Siet-
landes mit sich; denn auch nach der Anlage des
Hadelner Kanals war es immer wieder zu Über-
schwemmungen gekommen. Ein auf der neuen
Technik basierender „Entwurf zur künstlichen
Entwässerung des Hadelner Sietlandes“ des
Stader Meliorationsbauamts wurde schließlich
1928/29 durch den Bau zweier Stufenschöpfwer-
ke in Ihlienworth und Nordleda sowie den Bau ei-
nes Mündungsschöpfwerks über dem östlichen
Medemarm realisiert. Das formal an Elementen
des expressionistischen Backsteinbaus orientier-
te Otterndorfer Schöpfwerkgebäude, dem nörd-
lich ein Staubecken vorgelegt ist, wird traufseitig
durch zwei äußere große und zwei mittlere kleine-
re Blendfelder rhythmisiert, in die schmale, mit
kantigen Ziegelziersetzungen geschmückte Fen-
sterbahnen paarweise eingeschnitten sind. In
konventioneller Weise schließt ein Walmdach den
Baukörper zusammen. Zum Zeitpunkt der Eröff-
nung am 17.10.1929 fand das mit der größten
Einzelkreiselpbumpe Europas, einer Konstruktion
der Bremer Firma L. W. Beestenbostel und Sohn,
29%
weise erhalten, der im Osten nachträglich quer
zur Firstrichtung ein Anbau vorgelegt und die
1940 im Innern verändert wurde. Bereits 1903
war ihr Westgiebel unter Wiederverwendung des
vom damals abgebrochenen Haupthaus stam-
menden Torbalkens (bez. 1771) neu konstruiert
worden. Anläßlich einer Sanierung 1989 ersetzte
man die Außenhaut in neuen Materialien.
In Fortsetzung der Stader Straße führt die Stader
Landstraße als Teilstück der B 73 in nordöstliche
Richtung nach Belum. Etwa in 1,5 Kilometer Ent-
fernung vom Otterndorfer Stadtzentrum zweigt
von ihr ein schmaler Weg nach Norden zu der
nahe am Hadelner Kanal gelegenen Wurt Beu-
fleth mit der Hofanlage Beufleth 2 ab. Das mit
dem Wohngiebel zum Weg orientierte Wohnwirt-
schaftsgebäude wurde in der 2. Hälfte des 19.Jh.
(eine Inschrifttafel am Westgiebel nennt die Jah-
reszahl 1875) in der Art eines Vierständerhallen-
hauses in Backstein errichtet. Den gesamten Bau
umzieht in Traufhöhe ein Tropfenfries, zwei weite-
re Friese in Kehlbalken- und Hahnenbalkenhöhe
zieren zusätzlich die Giebelseiten. Den Hauptein-
gang der südlichen Traufseite akzentuiert ein
Zwerchhaus. Die historische Grenze zwischen
dem Land Hadeln und dem früheren Amt Neu-
haus markiert das unmittelbar an der B 73, auf
der Westseite des Hadelner Kanals gelegene,
sogenannte Zollhaus Stader Str. 29 (erbp. um
1850), ein kleiner, traufständiger Ziegelbau unter
Krüppelwalmdach mit mittigem, zweiachsigem
Zwerchhaus.
OTTERNDORF - SCHLEUSE
Die Problematik der Entwässerung des Hadelner
Sietlandes, das von Aue, Gösche, Mühe und Em-
melke durchzogen wird, läßt sich urkundlich bis
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e, 1929 und 1953
Otterndorf-Schleuse, Schöpfwerk
in das Jahr 1219 zurückverfolgen, als Herzog Al-
bert den Marschbewohnern ein Privileg über die
Errichtung von Schleusen in der Medem ausstell-
te. Eine erste Verbesserung der Verhältnisse trat
mit der Vordeichung des Otterndorfer Raums um
die Mitte des 15.Jh. ein. Dabei wurden an der
Medemmündung drei, 1469 in Hamburger Käm-
mereirechnungen erstmals erwähnte Siele errich-
tet. Im Verlauf der folgenden Jahrhunderte gab
es mehrere, allerdings vergebliche Versuche,
den Überschwemmungen durch Kanalbauten
entgegenzuwirken. Der älteste, 1542 vom da-
maligen Landesherrn Herzog Magnus von Sach-
sen-Lauenburg initiierte Plan sah einen vom
Bederkesaer See über die Wittgeeste zur Weser
führenden Kanal vor. Ein 1768 begonnenes
Kanalbauprojekt vom Bederkesaer See aus in
südöstliche Richtung fortschreitend, wurde nach
fünfjähriger Bauzeit wieder aufgegeben. Und
auch der zwischen 1806 und 1809 von den Siet-
ländern wiederholt eingebrachte Vorschlag zur
Errichtung einer vierten Schleuse im Elbdeich bei
Otterndorf scheiterte an der Weigerung der
Hochländer, sich an den entstehenden Kosten zu
beteiligen. Die Nachwirkungen der großen Flut
am 3./4.02.1825 sowie die Überschwemmungen
mit den entsprechenden Mißernten der Jahre
1829 und 1830 veranlaßten erneute Überle-
gungen zur Entwässerung des Sietlandes. Der
daraufhin im Auftrage der Landdrostei Stade
von dem Wasserbauinspektor Ernst aus Neu-
haus/Oste 1832 vorgelegte Entwurf sah die An-
lage eines Randkanals im Verlauf des Grenzgra-
bens (Landmark) gegen den Altkreis Neuhaus
vor, der nahe den Otterndorfer Medemschleusen
in die Elbe geleitet werden sollte. Nachdem 1836
wiederum Wasserbauinspektor Ernst die Frage
nach der möglichen Verwendbarkeit des geplan-
ten Kanals zwischen Bederkesa und Otterndorf
für die Schiffahrt positiv beantwortet hatte, wurde
1852, verzögert durch den mehrmaligen Wider-
spruch des Hochlandes, mit dem Bau der Kanal-
schleuse in Otterndorf die Ausführung des Ha-
delner Kanals eingeleitet und 1854 abgeschlos-
sen. Von dem Sielbauwerk an der Deichstraße,
das im Zuge der 1957 begonnenen Arbeiten für
eine Sohlenvertiefung neue Fluttore erhielt und
mit einer 30-t Brücke überspannt wurde, ist ledig-
lich das Gewölbe erhalten geblieben.
Die drei Siele an der Medem, wie sie auf der Kur-
hannoverschen Landesaufnahme von 1767 zu
sehen sind, waren seit ihrer Anlage mehrfach er-
neuert worden. So ist z.B. für den Westersiel
1616 und für den mittleren Siel 1706 ein Neubau
überliefert. Der erste große massive Sielbau,
1864 am westlichen Medemarm ausgeführt, wur-
de 1994; erneuert. Das Aufkommen maschinen-
getriebener Schöpfwerkopumpen brachte verbes-
serte Möglichkeiten zur Entwässerung des Siet-
landes mit sich; denn auch nach der Anlage des
Hadelner Kanals war es immer wieder zu Über-
schwemmungen gekommen. Ein auf der neuen
Technik basierender „Entwurf zur künstlichen
Entwässerung des Hadelner Sietlandes“ des
Stader Meliorationsbauamts wurde schließlich
1928/29 durch den Bau zweier Stufenschöpfwer-
ke in Ihlienworth und Nordleda sowie den Bau ei-
nes Mündungsschöpfwerks über dem östlichen
Medemarm realisiert. Das formal an Elementen
des expressionistischen Backsteinbaus orientier-
te Otterndorfer Schöpfwerkgebäude, dem nörd-
lich ein Staubecken vorgelegt ist, wird traufseitig
durch zwei äußere große und zwei mittlere kleine-
re Blendfelder rhythmisiert, in die schmale, mit
kantigen Ziegelziersetzungen geschmückte Fen-
sterbahnen paarweise eingeschnitten sind. In
konventioneller Weise schließt ein Walmdach den
Baukörper zusammen. Zum Zeitpunkt der Eröff-
nung am 17.10.1929 fand das mit der größten
Einzelkreiselpbumpe Europas, einer Konstruktion
der Bremer Firma L. W. Beestenbostel und Sohn,
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