Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0210

DWork-Logo
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext


CA

Basbeck, Hollenworther Straße, Kapelle, 1751



Althemmoor, Cuxhavener Str. 17, ehem. Schule, 1887

HEERSTEDT

Der nach einem Brand 1817 in lockerer Reihung
an der 1850/53 begradigten Dorfstraße wieder
aufgebaute Ortskern von Heerstedt liegt inmitten
des Grundmoränenplateaus der Beverstedter
Moorgeest im Verlauf der Bundesstraße 71. Auf
den Hofanlagen findet sich weder aus der Bau-
periode des frühen 19.Jh. noch aus derjenigen
um die Jahrhundertwende denkmalwerte Bau-
substanz. Einziges Baudenkmal stellt die 1867
über mehrgeschossigem Ziegelunterbau errich-
tete Galerieholländermühle mit Reetdeckung dar,
die sich weithin sichtbar am westlichen Ortsein-
gang erhebt und über eine kopfsteingepflasterte
Zufahrt zu erreichen ist (Wesermünder Str. 53).

HEMMOOR

Die heutige Stadt Hemmoor, seit 1982 im Besitz
der Stadtrechte, entstand aus dem 1968 erfolg-
ten Zusammenschluß der ehemaligen Gemein-
den Basbeck, Heeßel, Hemm, Hemmoor, War-
stade und Westersode. Sie liegt auf einem nord-
Östlichen Ausläufer des Westerbergs und hat im
Osten sowie Südosten Anteil an den Marschge-
bieten der Osteniederung. Bereits in frühge-
schichtlicher Zeit verlief entlang dem Geestsaum
eine Heerstraße, von deren Bedeutung für den
Austausch von Handelswaren die 1892/93 in der
Westersoder und Warstader Feldmark zutage
getretenen, umfangreichen Funde römischer Me-
tallgefäße des 2./3.Jh. n. Chr. („Hemmoorer Ei-
mer“) zeugen. Die Trasse des heutigen Verbin-
dungswegs zwischen den Ortsteilen, der Bun-
desstraße 73, orientierte sich an der 1843-56
ausgebauten Stade-Ritzebütteler-Chaussee.

Bis in die 2. Hälfte des 19.Jh. hinein stellten die
Landwirtschaft und der Torfverkauf die beiden
Haupterwerbsquellen der bäuerlichen Bevölke-
rung dar. Daneben existierten vor allem auf den
Höfen der Ostemarsch zahlreiche Ziegeleien, die
insbesondere nach dem Hamburger Brand 1842
einen bedeutenden Aufschwung nahmen. Für
die am Geestrand gelegenen Dörfer Hemmoor,
Warstade und Westersode, auf deren Gemarkun-
gen 1859 mächtige Kreidevorkommen und tertiä-
re Tonlager entdeckt worden waren, setzte 1866
mit der Errichtung eines Zementwerks durch den
Stader Kaufmann Jürgen Hinrich Hagenah, der
1862 schon eine Kalkbrennerei und Ziegelei ge-
gründet hatte, ein einschneidender Strukturwan-
del ein. Das 1882 in eine Aktiengesellschaft um-
gewandelte Werk entwickelte sich dank der gu-
ten Verkehrsanbindung durch den Ostehafen
Schwarzenhütten und den 1881 eröffneten Ei-
senbahnanschluß Warstade-Hemmoor der Unter-
elbischen Eisenbahn zu einer Fabrikationsstätte
mit weltweitem Export.

Rekrutierte sich die Belegschaft zunächst aus
den bäuerlichen Unterschichten der umliegen-
den Ortschaften, mußten zunehmend für die Sai-
son auswärtige Arbeiter, u.a. aus dem Osten Eu-
ropas, angeworben werden, die teilweise dauer-
haft ansässig wurden. Mit dieser Veränderung
der Bevölkerungszahl und -struktur, die sich
selbstverständlich auch auf den Bereich von
Handel, Gewerbe und Handwerk niederschlug,
ging um die Jahrhundertwende in den genannten
Dörfern eine Verdichtung der Bebauung und die
Entstehung neuer Siedlungsgebiete einher.



206
 
Annotationen