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Böker, Doris [Editor]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0231

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1695). Der aus zwei Parallelmauern bestehende
Glockenstuhl, mit den unteren, aus Granitfindlin-
gen aufgeführten Teilen noch in die Erbauungs-
zeit des Klosters zurückreichend, wurde nach ei-
ner Datierung am Gebälk 1739 im oberen Be-
reich erneuert. Er dient heute als Durchgang zur
Kirche, in dem Grabplatten des 17./18.Jh. aufge-
stellt sind.

Das langgestreckte, zweigeschossige Stiftsge-
bäude wurde 1636 (Ankerziffern) unter Benut-
zung noch vorhandener Mauerteile fertiggestellt,
die sich durch große Backsteinformate von den
jüngeren Partien abheben. 1719 fügte man dem
Stiftsgebäude nach Osten zwei Fachwerkbau-
ten an, wovon der südliche stockwerkweise mit
vorkragendem Obergeschoß abgezimmert ist,
während der nördliche nur ein Geschoß besitzt.
Die große ehemalige Scheune am Westrand des
Klosterhofes wurde 1888 zum Wohnhaus für die
Priorin und eine weitere Stiftsdame umgebaut
und hat sein damaliges Erscheinungsbild nahezu
unverändert bewahrt.

Als Begräbnisstätte diente den Stiftsdamen im
19.Jh. der dörfliche Friedhof am westlichen Orts-
ausgang (Am Friedhof). Hier stehen einige qua-
litätvolle steinerne Grabmale und Gußeisenkreu-
ze.

Ausgehend vom Kloster entwickelte sich die Ort-
schaft Neuenwalde nach Westen entlang dem
nach Dorum führenden Weg. Größere Neubau-
gebiete, die den Dorfgrundri8 nach Norden und
Süden ausdehnen, entstanden erst seit den fünf-
ziger Jahren unseres Jahrhunderts. An der mit
Neubauten durchsetzten Dorfstraße beeinflussen
noch Wohnwirtschaftsgebäude und Wohnhäuser
vom Ende des 19. und beginnenden 20.Jh. das
Bild, deren Bausubstanz jedoch durch Verände-
rungen nicht mehr dem Originalzustand ent-
spricht. Den um die Jahrhundertwende spürbar
werdenden Einfluß städtischer Architektur spie-
gelt z. B. das 1907 erbaute Wohnhaus der Hof-
anlage Mühlentrift 1 wider. Seine fünfachsige
Schauseite, hervorgehoben durch die zwei-
schossig gestaltete Eingangsachse unter eige-
nem Zwerchdach, zeigt aufwendigen Putzdekor
in Formen der Neurenaissance und des Jugend-
stils. Nur wenig früher, wohl im letzten Jahrzehnt
des 19.Jh., dürfte der gleichfalls eingeschossig
mit Drempel errichtete Putzbau Krempeler Str. 8
entstanden sein, der sich insbesondere durch or-
namental durchbrochene Holzelemente wie
Windbretter und Verandabrüstungen auszeich-
net.

Ein vergleichsweise intaktes Zeugnis der bäuerli-
chen Kultur findet sich am Dorfrand mit dem
Wohnwirtschaftsgebäude Hinterm Bruch 3 (erb.
um 1800), für dessen Zeitstellung die großen Ge-
fache und die sichtbaren Rähmköpfe am Wirt-
schaftsgiebel ein Indiz sind.

LANGEN —- SIEVERN



Als „Sivorde“ wird das am Westrand der Hohen
Lieth zwischen Langen und Holßel gelegene Dorf
erstmals in der Gründungsurkunde des Bremer
Paulsklosters 1139 genannt (eine wohl in der 2.
Hälfte des 12.Jh. ergänzte Erneuerung der urspr.
Urkunde). Die Sieverner Feldmark zeichnet sich
durch überdurchschnittlich zahlreiche Zeugnisse

der Vor- und Frühgeschichte aus. Nordöstlich
des Ortes haben sich mit Heidenschanze und
Heidenstadt zwei bedeutende Wallanlagen erhal-
ten, die etwa von der Mitte des 1.Jh. v. Chr. bis
zur Mitte des 1.Jh. n. Chr. besiedelt waren und
möglicherweise die Funktion eines Stapelplatzes
einnahmen. Darauf verweist u.a. die Lage der
Heidenschanze an strategisch wichtiger Stelle
am Schnittpunkt zweier großer Verkehrswege.
Die der Heidenschanze westlich benachbarte
Pippinsburg stammt vermutlich aus der Zeit um
1000.

Mit 98 Feuerstellen im Jahre 1753 stellte Sievern
das größte Dorf im Amt Bederkesa dar. Die Hof-
anlagen reihten sich an den beiden Hauptsträn-
gen auf: an dem ost-westlich gerichteten Stra-
Benzug von Schlipp und Langer Straße sowie an
der davon nach Norden abzweigenden Müh-
lenstraße. Die heutige Parzellierung an Schlipp
und Mühlenstraße geht auf einen Plan von 1857
zurück, der nach einem Großbrand, bei dem 64
Wohn- und 41 Nebengebäude zerstört worden
waren, für den Wiederaufbau erstellt wurde. Nur
38 der abgebrannten Höfe blieben danach im



Dorf, während die übrigen ausgesiedelt wurden.
Das Haus Schlipp 8 (erb. 1857) gibt den hier
häufig errichteten Typ des Wohnwirtschaftsge-
bäudes mit Steilgiebel, korbbogigem Dielentor,
rundbogigen Mistgangtüren und zwei Rundbo-
genfenstern zur Beleuchtung des Dachbodens
wieder.

An der Langen Straße bilden die drei benachbar-
ten Wohnwirtschaftsgebäude Nrn. 9, 11, 13 eine
Gruppe baulicher Anlagen, die das einstige dörf-
liche Erscheinungsbild repräsentiert. Das jüngste
Gebäude, Lange Str. 9, ist mit dem kurz nach
1900 errichteten Wohnteil von fünf Achsen zur
Straße hin orientiert und zeigt seiner Erbauungs-
zeit entsprechende dekorative Ziegelziersetzun-
gen, die auch bei dem älteren Haus Nr. 13 (erb.
um 1870) als Ortgangfries und Verdachung der
Rundbogenfenster zu finden sind. Die Ziegel-
außenhaut des Hauses Lange Str. 11 stammt
laut Inschrift von 1850 und ist äußerst schlicht ge-
halten. Sein im Wirtschaftsteil erhaltenes Zwei-
ständergerüst mit den aufgekämmten Dachbal-
ken dürfte einem wohl nach dem Brand von 1692
entstandenen Vorgängerbau angehören.











































Sievern, Schlipp 8, 1857





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