und seit dem Ende des 1.Jh. n. Chr. allmählich
zur Wurt aufgeworfene Anlage, die im 5.Jh. auf-
gelassen wurde. Für das Kirchspiel, das vier
Bauerschaften (Viertel) mit mehreren Siedlungen
und Einzelhöfen umfaßt, wird 1753 die Anzahl
von 110 Wohngebäuden angegeben.
Ev. Kirche St. Katharina
Fast im Zentrum der Wurt, die im Westen und Sü-
den von der Straße Am Dorfe sowie im Osten von
der Straße An der Kreisstraße umfaßt wird, liegt
inmitten des Friedhofs die der Hl. Katharina ge-
weihte Kirche. An den gegen Ende des 13.Jh.
über rechteckigem Grundriß errichteten Back-
steinsaal schließt sich ein trapezförmiger Chor
der Zeit um 1500 an, der einen um etwa einen
Meter höheren Bauteil ersetzte. Der ursprünglich
von Staffelgiebeln abgeschlossene Westturm,
heute durch seinen oktogonalen Helm weithin
sichtbar, ist zwar inschriftlich 1603 bezeichnet,
doch wurde für sein Dachwerk und das des
Schiffs dendrochronologisch das Fälldatum
1541 ermittelt. Am Schiff zeigen lediglich die fünf
Rundbogenfenster der Nordseite die originale
Form, während diejenigen der Südseite z.T. er-
weitert bzw. nachträglich eingebrochen wurden.
Anstelle der ursprünglichen Balkendecke schließt
den Innenraum eine 1903 eingezogene Seg-
mentbogentonne. Der kreuzrippengewölbte Chor
und das Schiff wurden bis 1790 durch einen Lett-
ner getrennt, dessen Abbruchspuren noch er-
kennbar sind. An der nördlichen Schiffwand sind
die Fenster mit einer omamentalen Malerei vom
Anfang des 17.Jh. umrahmt. Gleichfalls aus dem
17.Jh. stammt die Malerei an der Ssüdwand des
Chors, die Christus am Kreuz und den Auferstan-
denen zeigt. Die verschalte Wand oberhalb des
niedrigen Chorbogens wurde 1736 mit den Moti-
ven von Sündenfall und Austreibung aus dem
Paradies, Kreuzigung und Jüngstem Gericht be-
malt. In reichem Knorpelstil arbeitete der in Ot-
terndorf lebende Jürgen Heidtmann d. J. 1671
das Altarretabel, das an der Predella das Abend-
mahl, in der Mitte ein Kreuzigungsrelief und dar-
über die Auferstehung zeigt, begleitet von den
sieben Kardinaltugenden. Die um 1625 entstan-
dene Kanzel, auf einer Figur der Hl. Katharina ru-
hend, ist wahrscheinlich ein Werk Michael Ringk-
zZ A
Misselwarden, An der Kreisstr. 27
machers. Den Aufgang und den säulenbesetzten
Kanzelkorb schmücken Reliefs mit Darstellungen
aus dem Alten und Neuen Testament. Der mit
Knorpelwerk und Apostelstatuetten dekorierte
Schalldeckel (dat. 1671) stammt wiederum von
J. Heidtmann. An älteren Ausstattungsstücken
sind außerdem eine Kreuzigungsgruppe der Zeit
um 1500 aus Eiche sowie das glockenförmige
Bronzetaufbecken der Zeit um 1400 zu erwäh-
nen, das von vier Figuren getragen wird und an
der Wandung vier kleine Medaillons zeigt. Im
Chor haben zwei Grabsteine von 1585 bzw. 1778
Aufstellung gefunden.
Am Südwestrand des Dorfes liegt auf einer eige-
nen kleinen Wurt das alte, 1994 sanierte Pfarr-
haus, dessen Wirtschaftsteil mit dem auf ge-
schweiften Knaggen vorkragenden, ursprünglich
abgewalmten Giebel 1707 errichtet wurde,
während der breitere massive Wohnteil mit Wind-
fang aus der Mitte des 19.Jh. stammt (Am
Dorfe 9).
Straßenbildprägenden Charakter an der nördli-
chen Ortsausfahrt besitzt das Wohnwirtschafts-
= a
Misselwarden, Am Dorfe 9, ehem. Pfarrhaus, 1707
S
Midlum, Südermarren 29, Wohnwirtschaftsgebäude, 1849
gebäude An der Kreisstr. 27, dessen massive
Außenwände mit Ausnahme des Wirtschaftsgie-
bels größtenteils erneuert sind. In dem durch drei
Ziegelfriese horizontal gegliederten Giebeldrei-
eck sitzt oberhalb des Tores das Wappen der
Hausmannsfamilie Frerich Erichs. Außergewöhn-
lich ist der mit Kerbschnittquadern gestaltete
Rundbogen des Dielentors (wohl 1. Viertel des
17.Jh.), der nach örtlicher Überlieferung zur
„Wolfsburg“ bei Barlinghausen gehörte und 1727
von den damaligen Besitzern, der sehr begüter-
ten Hausmannsfamilie Dürels, hierher versetzt
wurde. Ihr Name erscheint an mehreren Ausstat-
tungsstücken in der Kirche.
MISSELWARDEN - ENGBÜTTEL
In der nordwestlich von Misselwarden entlang
der nach Padingbüttel führenden Kreisstraße 68
gelegenen Marschenkolonie Engbüttel, deren
wenige Hofanlagen mit Bausubstanz des 19.Jh.
in weitem Abstand voneinander angeordnet sind,
hat sich auf dem Hof Engbütteler Str. 4 ein als
Typ im Landkreis selten anzutreffendes Kultur-
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zur Wurt aufgeworfene Anlage, die im 5.Jh. auf-
gelassen wurde. Für das Kirchspiel, das vier
Bauerschaften (Viertel) mit mehreren Siedlungen
und Einzelhöfen umfaßt, wird 1753 die Anzahl
von 110 Wohngebäuden angegeben.
Ev. Kirche St. Katharina
Fast im Zentrum der Wurt, die im Westen und Sü-
den von der Straße Am Dorfe sowie im Osten von
der Straße An der Kreisstraße umfaßt wird, liegt
inmitten des Friedhofs die der Hl. Katharina ge-
weihte Kirche. An den gegen Ende des 13.Jh.
über rechteckigem Grundriß errichteten Back-
steinsaal schließt sich ein trapezförmiger Chor
der Zeit um 1500 an, der einen um etwa einen
Meter höheren Bauteil ersetzte. Der ursprünglich
von Staffelgiebeln abgeschlossene Westturm,
heute durch seinen oktogonalen Helm weithin
sichtbar, ist zwar inschriftlich 1603 bezeichnet,
doch wurde für sein Dachwerk und das des
Schiffs dendrochronologisch das Fälldatum
1541 ermittelt. Am Schiff zeigen lediglich die fünf
Rundbogenfenster der Nordseite die originale
Form, während diejenigen der Südseite z.T. er-
weitert bzw. nachträglich eingebrochen wurden.
Anstelle der ursprünglichen Balkendecke schließt
den Innenraum eine 1903 eingezogene Seg-
mentbogentonne. Der kreuzrippengewölbte Chor
und das Schiff wurden bis 1790 durch einen Lett-
ner getrennt, dessen Abbruchspuren noch er-
kennbar sind. An der nördlichen Schiffwand sind
die Fenster mit einer omamentalen Malerei vom
Anfang des 17.Jh. umrahmt. Gleichfalls aus dem
17.Jh. stammt die Malerei an der Ssüdwand des
Chors, die Christus am Kreuz und den Auferstan-
denen zeigt. Die verschalte Wand oberhalb des
niedrigen Chorbogens wurde 1736 mit den Moti-
ven von Sündenfall und Austreibung aus dem
Paradies, Kreuzigung und Jüngstem Gericht be-
malt. In reichem Knorpelstil arbeitete der in Ot-
terndorf lebende Jürgen Heidtmann d. J. 1671
das Altarretabel, das an der Predella das Abend-
mahl, in der Mitte ein Kreuzigungsrelief und dar-
über die Auferstehung zeigt, begleitet von den
sieben Kardinaltugenden. Die um 1625 entstan-
dene Kanzel, auf einer Figur der Hl. Katharina ru-
hend, ist wahrscheinlich ein Werk Michael Ringk-
zZ A
Misselwarden, An der Kreisstr. 27
machers. Den Aufgang und den säulenbesetzten
Kanzelkorb schmücken Reliefs mit Darstellungen
aus dem Alten und Neuen Testament. Der mit
Knorpelwerk und Apostelstatuetten dekorierte
Schalldeckel (dat. 1671) stammt wiederum von
J. Heidtmann. An älteren Ausstattungsstücken
sind außerdem eine Kreuzigungsgruppe der Zeit
um 1500 aus Eiche sowie das glockenförmige
Bronzetaufbecken der Zeit um 1400 zu erwäh-
nen, das von vier Figuren getragen wird und an
der Wandung vier kleine Medaillons zeigt. Im
Chor haben zwei Grabsteine von 1585 bzw. 1778
Aufstellung gefunden.
Am Südwestrand des Dorfes liegt auf einer eige-
nen kleinen Wurt das alte, 1994 sanierte Pfarr-
haus, dessen Wirtschaftsteil mit dem auf ge-
schweiften Knaggen vorkragenden, ursprünglich
abgewalmten Giebel 1707 errichtet wurde,
während der breitere massive Wohnteil mit Wind-
fang aus der Mitte des 19.Jh. stammt (Am
Dorfe 9).
Straßenbildprägenden Charakter an der nördli-
chen Ortsausfahrt besitzt das Wohnwirtschafts-
= a
Misselwarden, Am Dorfe 9, ehem. Pfarrhaus, 1707
S
Midlum, Südermarren 29, Wohnwirtschaftsgebäude, 1849
gebäude An der Kreisstr. 27, dessen massive
Außenwände mit Ausnahme des Wirtschaftsgie-
bels größtenteils erneuert sind. In dem durch drei
Ziegelfriese horizontal gegliederten Giebeldrei-
eck sitzt oberhalb des Tores das Wappen der
Hausmannsfamilie Frerich Erichs. Außergewöhn-
lich ist der mit Kerbschnittquadern gestaltete
Rundbogen des Dielentors (wohl 1. Viertel des
17.Jh.), der nach örtlicher Überlieferung zur
„Wolfsburg“ bei Barlinghausen gehörte und 1727
von den damaligen Besitzern, der sehr begüter-
ten Hausmannsfamilie Dürels, hierher versetzt
wurde. Ihr Name erscheint an mehreren Ausstat-
tungsstücken in der Kirche.
MISSELWARDEN - ENGBÜTTEL
In der nordwestlich von Misselwarden entlang
der nach Padingbüttel führenden Kreisstraße 68
gelegenen Marschenkolonie Engbüttel, deren
wenige Hofanlagen mit Bausubstanz des 19.Jh.
in weitem Abstand voneinander angeordnet sind,
hat sich auf dem Hof Engbütteler Str. 4 ein als
Typ im Landkreis selten anzutreffendes Kultur-
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