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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0275

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das sog. Biergericht, innehatte. Ursprünglicher
Standort der Grabplatte war das Erbbegräbnis
der Familie, das sich vor dem Altar in der Obern-
dorfer Kirche befand.

Auf dem Grundstück Laak 2 war im 19. Jh. eine
Hengststation des Celler Landgestüts unterge-
bracht. Das entsprechend repräsentativ gestalte-
te Wohnhaus, 1862 als zweigeschossiger Putz-
bau errichtet, ist einem palladianisch geprägten
Klassizismus verpflichtet. Die östliche Fassade —
als Risalit sind fünf von sieben Achsen vorgezo-
gen —- hat ihr Aussehen bis auf den Austausch
von Fenstern bewahrt, während die Gartenseite
vor allem im Erdgeschoß durch Eingriffe im Be-
reich der Fensteröffnungen gestört ist.

ODISHEIM



Im Osten des Hadelner Sietlandes liegt etwa 17
Kilometer südlich von Otterndorf die Gemarkung
Odisheim, im Westen von der Gösche begrenzt,
im Süden an die Moore der Börde Lamstedt her-
anreichend und im Osten über den Hadelner Ka-
nal hinweg an die Gemeinde Stinstedt grenzend.
Die in Norderteil, Kirchdorf und Süderteil unter-
gliederte Reihensiedlung erstreckt sich beider-
seits der etwa vier Kilometer langen, südwestlich-
nordöstlich orientierten Dorfstraße im Verlauf der
Landesstraße 144 und zeichnet sich in der Land-
schaft deutlich durch ihren die Bebauung größ-
tenteils verdeckenden Baumbestand ab. Eine Äl-
tere, im Zuge der Kolonisation des 12./13.Jh. ge-
gründete Siedlung am annähernd westlich
parallel laufenden Westerweg, der bereits auf der
Kurhannoverschen Landesaufnahme von 1768
nur noch eine spärliche Bebauung aufweist, war
seit dem 16.Jh. aufgegeben worden. Im Stader
Kopiar von 1420 wird der Ort als Filial von Stei-
nau erwähnt, war jedoch um 1530 bereits selb-
ständiges Kirchspiel.

Die von sehr schmalen Marschhufen geprägte
Struktur Odisheims, das wahrscheinlich mit dem
1306 in einer Urkunde des Ritters Dietrich von
Bederkesa genannten „Hemme*“ identisch ist, hat
sich bis in die Gegenwart bewahrt. Nach Osten,
so weist es die Kurhannoversche Landesaufnah-

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me aus, wurde die Siedlung durch einen Kaje-
deich geschützt, der etwa auf einer Linie zwi-
schen Hadelner Kanal und Dorfstraße verlief; im
Süden grenzte ein Seitendeich ein noch auf der
Preußischen Landesaufnahme von 1897 „Außen-
deicherteil“ genanntes Außendeichsgelände ab.

Bis 1803 stand eine dem HI. Joost geweihte Kir-
che am Westerweg, von dem eine Querverbin-
dung, die Pastorentrift, zur Dorfstraße führt.
Nördlich dieser Einmündung, etwa in der Mitte
der Siedlung, wurde 1803 eine Fachwerkkirche
errichtet, vor deren Westwand der vom alten Kir-
chenbau hierher übertragene, hölzerne Glocken-
turm des 17.Jh. Aufstellung fand (Dorfstraße).
Der Fachwerksaal wurde 1962/64 durch einen
Massivbau in Backsteinmauerwerk zwischen
Stahlbetonstützen ersetzt. Erhalten hat sich hin-
gegen das südlich anschließende, zur Dorf-
straße giebelständig orientierte Pfarrhaus (Dorf-
str. 74/76, erb. 1907), ein mit Drempel unter
Satteldach errichteter Ziegelbau, der seinen be-
sonderen Status durch rundbogige Fensterach-
sen, in besonders reicher Anordnung am Ostgie-
bel ausgebildet, zum Ausdruck bringt.

Die Hofanlagen in Norder- und Süderteil, immer
wieder durchsetzt mit unmittelbar an der Straße
liegenden Wohnneubauten, besitzen zwar noch
oft Bausubstanz der 2. Hälfte des 19.Jh., zumeist
in Ziegel, doch finden sich nur noch wenige
denkmalwerte Gebäude. Als Zweiständerhallen-
haus in Fachwerk stellt Dorfstr. 46 (erb. um
1850), an dem nur der Wohngiebel massiv er-
setzt wurde, eine Ausnahme dar. Anzutreffen ist
im späteren Verlauf des 19.Jh. die Mischbau-
weise mit Wohnteil in Ziegel und zweiständrigem
Wirtschaftsteil in Fachwerk, z.B. bei dem Wohn-
wirtschaftsgebäude der Hofanlage Dorfstr. 32
(erb. um 1880), dessen Wirtschaftsgiebel, eben-
so horizontal untergliedert wie der Wohngiebel,
gleichfalls in Ziegel aufgemauert wurde. Neben
der nach 1945 modernisierten Kornscheune und
dem teilweise zu Wohnzwecken umgebauten
Backhaus wird die von Entwässerungsgräben
umgebene Anlage durch ein 1884 datiertes Al-
tenteilerhaus mit Drempel vervollständigt, dessen
stichoogige Fensterachsen an den Stürzen
ebenso wie beim Wohnteil des Wohnwirtschafts-

Osten, Kurhannoversche Landesaufnahme, 1768 (Landesvermessung u. Geobasisinformation Nds.)

gebäudes mit Zahnschnittfriesen geschmückt
sind.

Im Süden des Süderteils bilden die von der Dorf-
straße nach Osten zum Hadelner Kanal abzwei-
gende Hüllstraße, die auf dem vormaligen Hoch-
dammer Deich verläuft, die am Kanal entlangge-
führte DeichstraßBe und die Meisterstraße ein
Dreieck aus, in dem u.a. die aus Wohnwirt-
schaftsgebäude und Scheune bestehende Hofa-
nlage Deichstr. 6 liegt. Folgt man der mit 1890
angegebenen Datierung des Wohnwirtschafts-
gebäudes, stellen diese beiden Bauten späte
Vertreter der reinen Fachwerkbauweise dar.

OSTEN



Gegenüber von Hemmoor am rechten Ufer der
Oste erstreckt sich die Feldmark der Gemeinde
Osten, zu der seit 1970 Altendorf und Isensee
gehören. Im Norden wird sie durch einen Seiten-
deich von Oberndorf abgegrenzt, im Osten stößt
sie an das Kehdinger Moor und im Süden an
Drochtersen (Landkreis Stade). Die Landschaft,
gegliedert durch mehrere große Flethe und zahl-
reiche Entwässerungsgräben, wird durch einen
etwa drei Kilometer breiten Marschgürtel entlang
der Oste und ein nach Osten anschließendes,
etwa gleich breites Moorgebiet mit dem charak-
teristischen Flurbild schmaler Hufen geprägt.

Der u.a. in den ältesten Quellen (1220 erste Nen-
nung) vorkommende Name „by der Osten“ be-
zieht sich auf die Reihensiedlung, die zwischen
Rönne und dem Achthöfener Deich auf dem ho-
hen Ufer der Oste entstanden war und in der das
Rittergeschlecht von der Osten seinen Stammsitz
hatte. Das Dorf Osten verdankt seine Entwick-
lung zur geschlossenen Ortschaft dem Bau einer
Kirche (1314 urkundliche Erwähnung eines Pfar-
rers), die wohl auf dem sogenannten Dubben
zwischen Ostener Schleuse und Langer Straße
nahe der Fährstelle stand. Nach einer Sturmflut-
katastrophe Ende des 14.Jh. wurden der Nach-
folgebau und auch die Fähre an.ihre jeweilige
heutige Stelle verlegt. Bei dieser Gelegenheit lei-
tete man wahrscheinlich auch das Mündungs-
stück des ursprünglich parallel zur Langen Straße





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