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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0182

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Döse, Strandhaus, Musikpavil

Döse, Kugelbake, 1924




EEE

lon, 1955

mit Frankreich am 10.05.1871 wurde der Ausbau
der beiden Forts Kugelbake und Grauer Ort (Sta-
de) verfügt, der mit der Beschaffung von Ge-
schützen und Munition in Cuxhaven 1873 vorerst
abgeschlossen wurde. Bereits nach wenigen
Jahren befand sich das Fort in einem so schlech-
ten baulichen Zustand, daß der militärische Wert
der Anlage fraglich erschien. So wurden zwi-
schen 1876 und 1878 immer wieder Korrekturen
vorgenommen; insbesondere die effektive Ab-
dichtung der Kasemattendeckung und des Fuß-
bodens bereitete Schwierigkeiten. Die 1376 aus
21-cm-Kanonen bestandene Armierung wurde
schließlich 1878 durch 28-cm-Ringkanonen auf-
gestockt. Im gleichen Jahr erhielt das Militärbüro
unter einem neuernannten Kommandanten den
Titel „Königliche Kommandantur zu Cuxhaven“,
was inhaltlich die Definition Cuxhavens als befe-
stigter Hafen einschloß. Im Sommer des folgen-
den Jahres fand die erste große Schießübung
Statt.

Im wesentlichen geben die vorhandenen bauli-
chen Anlagen den damaligen Zustand wieder.
Das über leicht unregelmäßigem fünfeckigem
Grundriß in Anlehnung an den Typengrundriß des
sogenannten „Deutschen Einheitsforts“ angeleg-
te Fort zeigt eine etwas verschobene Lünetten-
form: die linke Front ist 94 Meter lang, die rechte
Front 86 Meter, die Westseite mißt 57 Meter, die
Ostseite 55 Meter und schließlich die Kehle, d.h.
die südliche Rückseite, 110 Meter. Die Sicherung
von Fort Kugelbake erfolgte durch einen zwölf
Meter breiten und 2,50 Meter tiefen Graben, der
aufgrund der besonderen Geländeverhältnisse
entgegen dem üblichen Schema an der Feind-,
also der Nordseite unter Einbeziehung der land-
seitig abfallenden Deichflanke als trockener Gra-
ben angelegt wurde, während die beiden Flan-
ken und die südliche Kehlseite durch einen nas-
sen Graben geschützt wurden. Den von einer
Schartenmauer = ihr originaler Abschluß mit der
Ziersetzung aus Deutschem Band und Zahn-
schnittfries ist nur am nordöstlichen Schenkel er-
halten - begrenzten Winkel des trockenen Gra-
bens bestreicht eine mittige Spitzgrabenwehr, die
vom Innenhof über einen Walldurchgang in der
Mittelachse (Kapital-Poterne) zugänglich war.
Dem Flankenschutz diente jeweils eine rundum
wirkende Schultergrabenwehr (Caponiere), und
eine weitere Grabenwehr an der Südostecke si-
Cherte die Kehlseite sowie den an der östlichen
Flanke liegenden, über eine Brücke zugänglichen
Torbereich. Die in die Flanken und die stumpf-
winklige Front eingebauten Wallkasematten nah-
men die Kriegsunterkünfte der Besatzung und
die Munitionsmagazine auf. Diese in Ziegel auf-
geführten Bauten, deren Räume teilweise mit
Tonnen-, teilweise mit Kreuzgratgewölben ge-
deckt sind, zeigen an der dem Innenhof zuge-
wandten Seite eine schlichte architektonische
Gestaltung mit stichoogigen Tür- und Fensteröff-
nungen. Die über den Kasematten angelegten
Geschützstellungen, ursprünglich mit einer Batte-
fie von zehn 28-cm-Ringkanonen auf hohen Kü-
stenlafetten ausgestattet, werden durch Würfel-
traversen getrennt.

Einer verbesserten Munitionstechnik („Brisanz-
granate“), die den Nutzen herkömmlicher Mauer-
werkforts äußerst fragwürdig machte, trug man in
den 1880er Jahren auch in Fort Kugelbake Rech-
nung, das mit den übrigen Festungen der Unter-
elbe seit dem 03.12.1885 in die Klasse der in er-



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