1379 ihr Haus in Ritzebüttel samt den dazu-
gehörigen Dörfern. Schließlich verloren sie 1383
das Kirchspiel Nordleda an Herzog Erich von
Sachsen-Lauenburg. Der wachsenden Verschul-
dung gegenüber Hamburg versuchten die Lappe
zum wiederholten Mal 1392 mit der Beraubung
von Handelsschiffen auf der Elbe entgegenzuwir-
ken. Daraufhin wurde das Haus Ritzebüttel im
Jahre 1393 von Hamburger Mannschaften er-
stürmt und ging im folgenden Jahr einschließlich
der Dörfer „solenborgh, Düne, Stenmerne, We-
sterdose, Osterdose, Nortwisch, Süderwisch,
Styckenbutle und Rytzebutle“ mit allen Rechten
durch Kauf an Hamburg über. Aus dem ehemali-
gen Grundbesitz der Lappe sowie den Kirchspie-
len Groden und Altenwalde entstand auf diese
Weise das Amt Ritzebüttel, das ab 1400 von ei-
nem Hamburger Ratsherrn als Amtmann vom
Schloß aus verwaltet wurde. Bis zur Verwaltungs-
reform 1864, die Justiz und Verwaltung trennte,
erfüllten die Hamburger Amtmänner administrati-
ve, richterliche und militärische Aufgaben.
Nördlich des Amtshauses entstand der Flecken
Ritzebüttel, dessen Grundrißgestalt, wie sie auf
der ältesten Karte des Amtes Ritzebüttel von
1594 (Johan Schröter) zu sehen ist, bis ins 18.Jh.
durch zwei, zum Hafen laufende Hauptstraßen-
züge geprägt wurde. Hier waren zunächst über-
wiegend Bauern, dann zunehmend Gewerbetrei-
bende ansässig. Der Flecken, in dem seit 1737
zwei Jahrmärkte stattfanden, zählte 1789 175
Häuser.
Für den im 16.Jh. am Schleusenpriel angelegten
Hafen, der den Hamburger Schiffern als Anlege-
platz zur Verproviantierung sowie Not- und Win-
terquartier dienen sollte, findet sich um 1577 erst-
mals die Bezeichnung „Kuckshaven“ (wohl Ha-
fen am Koog, d.h. am eingedeichten Vorland).
Der Hafenpriel bildete die sich in der Altenwalder
Wettern fortsetzende Grenze zwischen den
Kirchspielen Groden, zu dem Ritzebüttel gehörte,
und Döse-Altenwalde, dem Cuxhaven unter-
stand. Die kirchliche Trennung von der Mutterge-
meinde Groden vollzog Ritzebüttel im Dezember
1817 und weihte zwei Jahre später die eigene er-
ste Kirche ein, doch erfolgte die politische Tren-
nung vom Kirchspiel erst 1866. Cuxhaven wurde
SE
Cuxhaven, Grundriß von Cuxhaven, 1800/1817, J. T.
mit der Aufhebung der alten Kirchspielverfas-
sung, an deren Stelle die hamburgische Landge-
meindeordnung 1873 trat, politisch von Döse ge-
trennt.
Am westlichen Hafendeich entwickelte sich eine
kleine Reihensiedlung, die 1795 aus 41 Häusern
bestand. Sie erfuhr erstmals um 1800 durch die
Bebauung der Neuen Reihe eine Erweiterung, die
im dritten Jahrzehnt des 19.Jh. langsam ausge-
dehnt wurde. Eine entscheidende Veränderung
für die Siediung am Hafen, deren Bewohner
Schiffer, Lotsen, Gastwirte und Kaufleute waren,
trat mit der Eröffnung des Seebades 1816 ein.
Auf Initiative des Ritzebütteler Amtmanns Aman-
dus Augustus Abendroth wurde in der Nähe des
Leuchtturms an der Alten Liebe ein sogenanntes
warmes Badehaus eröffnet.
Die Schiffahrt und das Lotsenwesen hatten nach
den Befreiungskriegen einen Aufschwung ge-
nommen, der sich belebend auf das übrige Wirt-
schaftsleben niederschlug. Nicht nur die Zahl der
Gewerbetreibenden nahm zu, vielmehr ließen
sich auch Industriebetriebe am Hafen nieder. So
verzeichnet Reinke auf seiner zuletzt 1817 korri-
gierten Karte zwei Heringssalzereien und zwei
Werften; später kam ein Kalkofen hinzu. Die sich
insbesondere auf die Hafensiedlung auswirken-
de prosperierende Entwicklung, gefördert durch
den 1853 einsetzenden Bau der Chaussee nach
Otterndorf/Stade, spiegeln die Gebäude- und
Einwohnerzahlen wider. Lebten 1816 in Ritzebüt-
tel 1.549 Einwohner in 198 Häusern, wurden in
Cuxhaven 478 Einwohner und 67 Häuser ge-
zählt. Bis 1871 hatte sich das Verhältnis deutlich
verschoben. Ein Jahr vor der Vereinigung beider
Orte wurden folgende Zahlen erhoben: In Ritze-
büttel gab es 254 bebaute Grundstücke mit 267
Wohnungen und 1.813 Einwohnern; in Cuxhaven
288 bebaute Grundstücke mit 459 Wohnungen
und 1.889 Einwohnern. Der Ausbau der Deichrei-
hensiedlung am Hafen, die im dritten Jahrzehnt
des 19.Jh. langsam ausgedehnt wurde, hatte in
großem Maßstab ab der zweiten Jahrhunderthälf-
te eingesetzt, als nach und nach ein rechtwinkli-
ges Straßensystem zwischen dem Elbdeich und
dem westlichen Hafendeich angelegt wurde. Bei
der Neuaufsiediung der allmählich von Nord
nach Süd bebauten Straßen waren die Lotsen als
Bauherren zahlenmäßig stark vertreten.
Nachdem das Badehaus an der Alten Liebe
1862 zum zweiten Mal abgebrannt war, versuch-
te eine Aktiengesellschaft Cuxhavener Bürger mit
einem 1882 in der Grimmershörnbucht eröffne-
ten Damen- und Herrenbad, Cuxhaven erneut als
Seebad zu etablieren. Der Erfolg dieser Initiative
veranlaßte die Gemeinde 1899, das Unterneh-
men von den Privatleuten zu übernehmen und
die Badeanlagen bis zum Ersten Weltkrieg stän-
dig zu erweitern. Mit der Eröffnung der Eisen-
bahnstrecke Harburg-Cuxhaven 1881 fand die
wichtige Anbindung an Hamburg statt, für das
Cuxhaven als Stützpunkt der Schiffahrt auf der
Unterelbe eine immer größere Bedeutung erlangt
hatte. Im folgenden Jahr erhielt der Hafen einen
Gleisanschluß. 1896 wurde die Eisenbahnlinie
nach Geestemünde dem Verkehr übergeben.
Verbesserte der Eisenbahnanschluß einerseits
die Reisemöglichkeiten in das aufstrebende See-
bad, waren andererseits nun gute Versandmög-
lichkeiten für den Export gegeben, der einen
Massenfang von Seefischen rentabel erscheinen
ließ. Die Entwicklung einer Seefischerei in
großem Maßstab setzte mit der Gründung der
Cuxhavener-Dampf-Fischerei-Gesellschaft 1891
ein. 1892 wurde der erste Fischereihafen in Be-
trieb genommen und vier Jahre später der neue
Hafen eingeweiht, der nach einem Ausbau ab
1902 den gesamten Auswanderer- und Passa-
gierverkehr der Hamburg-Amerika-Linie (Hapag)
aufnahm. Dem Seebäderverkehr nach Helgoland
diente die Anlegebrücke an der Alten Liebe.
Das rasche Wachstum Cuxhavens verdeutlicht
der schnelle Anstieg der Einwohnerzahlen von
1.889 Einwohnern im Jahre 1871 auf 4.731 Ein-
wohner 1890. Durch die Eingemeindung von
Döse 1905 (2.330 Einwohner) stieg die Gesamt-
zahl auf 11.145. Cuxhaven hatte damit den An-
spruch auf den Status einer Stadt erworben und
wurde mit Wirkung vom 15.03.1907 in eine Stadt-
gemeinde umgewandelt.
Die Eröffnung des Cuxhavener Fischmarkts 1908
in Verbindung mit einem erneuten Hafenausbau
forcierte durch die Entstehung von Fischverarbei-
134
gehörigen Dörfern. Schließlich verloren sie 1383
das Kirchspiel Nordleda an Herzog Erich von
Sachsen-Lauenburg. Der wachsenden Verschul-
dung gegenüber Hamburg versuchten die Lappe
zum wiederholten Mal 1392 mit der Beraubung
von Handelsschiffen auf der Elbe entgegenzuwir-
ken. Daraufhin wurde das Haus Ritzebüttel im
Jahre 1393 von Hamburger Mannschaften er-
stürmt und ging im folgenden Jahr einschließlich
der Dörfer „solenborgh, Düne, Stenmerne, We-
sterdose, Osterdose, Nortwisch, Süderwisch,
Styckenbutle und Rytzebutle“ mit allen Rechten
durch Kauf an Hamburg über. Aus dem ehemali-
gen Grundbesitz der Lappe sowie den Kirchspie-
len Groden und Altenwalde entstand auf diese
Weise das Amt Ritzebüttel, das ab 1400 von ei-
nem Hamburger Ratsherrn als Amtmann vom
Schloß aus verwaltet wurde. Bis zur Verwaltungs-
reform 1864, die Justiz und Verwaltung trennte,
erfüllten die Hamburger Amtmänner administrati-
ve, richterliche und militärische Aufgaben.
Nördlich des Amtshauses entstand der Flecken
Ritzebüttel, dessen Grundrißgestalt, wie sie auf
der ältesten Karte des Amtes Ritzebüttel von
1594 (Johan Schröter) zu sehen ist, bis ins 18.Jh.
durch zwei, zum Hafen laufende Hauptstraßen-
züge geprägt wurde. Hier waren zunächst über-
wiegend Bauern, dann zunehmend Gewerbetrei-
bende ansässig. Der Flecken, in dem seit 1737
zwei Jahrmärkte stattfanden, zählte 1789 175
Häuser.
Für den im 16.Jh. am Schleusenpriel angelegten
Hafen, der den Hamburger Schiffern als Anlege-
platz zur Verproviantierung sowie Not- und Win-
terquartier dienen sollte, findet sich um 1577 erst-
mals die Bezeichnung „Kuckshaven“ (wohl Ha-
fen am Koog, d.h. am eingedeichten Vorland).
Der Hafenpriel bildete die sich in der Altenwalder
Wettern fortsetzende Grenze zwischen den
Kirchspielen Groden, zu dem Ritzebüttel gehörte,
und Döse-Altenwalde, dem Cuxhaven unter-
stand. Die kirchliche Trennung von der Mutterge-
meinde Groden vollzog Ritzebüttel im Dezember
1817 und weihte zwei Jahre später die eigene er-
ste Kirche ein, doch erfolgte die politische Tren-
nung vom Kirchspiel erst 1866. Cuxhaven wurde
SE
Cuxhaven, Grundriß von Cuxhaven, 1800/1817, J. T.
mit der Aufhebung der alten Kirchspielverfas-
sung, an deren Stelle die hamburgische Landge-
meindeordnung 1873 trat, politisch von Döse ge-
trennt.
Am westlichen Hafendeich entwickelte sich eine
kleine Reihensiedlung, die 1795 aus 41 Häusern
bestand. Sie erfuhr erstmals um 1800 durch die
Bebauung der Neuen Reihe eine Erweiterung, die
im dritten Jahrzehnt des 19.Jh. langsam ausge-
dehnt wurde. Eine entscheidende Veränderung
für die Siediung am Hafen, deren Bewohner
Schiffer, Lotsen, Gastwirte und Kaufleute waren,
trat mit der Eröffnung des Seebades 1816 ein.
Auf Initiative des Ritzebütteler Amtmanns Aman-
dus Augustus Abendroth wurde in der Nähe des
Leuchtturms an der Alten Liebe ein sogenanntes
warmes Badehaus eröffnet.
Die Schiffahrt und das Lotsenwesen hatten nach
den Befreiungskriegen einen Aufschwung ge-
nommen, der sich belebend auf das übrige Wirt-
schaftsleben niederschlug. Nicht nur die Zahl der
Gewerbetreibenden nahm zu, vielmehr ließen
sich auch Industriebetriebe am Hafen nieder. So
verzeichnet Reinke auf seiner zuletzt 1817 korri-
gierten Karte zwei Heringssalzereien und zwei
Werften; später kam ein Kalkofen hinzu. Die sich
insbesondere auf die Hafensiedlung auswirken-
de prosperierende Entwicklung, gefördert durch
den 1853 einsetzenden Bau der Chaussee nach
Otterndorf/Stade, spiegeln die Gebäude- und
Einwohnerzahlen wider. Lebten 1816 in Ritzebüt-
tel 1.549 Einwohner in 198 Häusern, wurden in
Cuxhaven 478 Einwohner und 67 Häuser ge-
zählt. Bis 1871 hatte sich das Verhältnis deutlich
verschoben. Ein Jahr vor der Vereinigung beider
Orte wurden folgende Zahlen erhoben: In Ritze-
büttel gab es 254 bebaute Grundstücke mit 267
Wohnungen und 1.813 Einwohnern; in Cuxhaven
288 bebaute Grundstücke mit 459 Wohnungen
und 1.889 Einwohnern. Der Ausbau der Deichrei-
hensiedlung am Hafen, die im dritten Jahrzehnt
des 19.Jh. langsam ausgedehnt wurde, hatte in
großem Maßstab ab der zweiten Jahrhunderthälf-
te eingesetzt, als nach und nach ein rechtwinkli-
ges Straßensystem zwischen dem Elbdeich und
dem westlichen Hafendeich angelegt wurde. Bei
der Neuaufsiediung der allmählich von Nord
nach Süd bebauten Straßen waren die Lotsen als
Bauherren zahlenmäßig stark vertreten.
Nachdem das Badehaus an der Alten Liebe
1862 zum zweiten Mal abgebrannt war, versuch-
te eine Aktiengesellschaft Cuxhavener Bürger mit
einem 1882 in der Grimmershörnbucht eröffne-
ten Damen- und Herrenbad, Cuxhaven erneut als
Seebad zu etablieren. Der Erfolg dieser Initiative
veranlaßte die Gemeinde 1899, das Unterneh-
men von den Privatleuten zu übernehmen und
die Badeanlagen bis zum Ersten Weltkrieg stän-
dig zu erweitern. Mit der Eröffnung der Eisen-
bahnstrecke Harburg-Cuxhaven 1881 fand die
wichtige Anbindung an Hamburg statt, für das
Cuxhaven als Stützpunkt der Schiffahrt auf der
Unterelbe eine immer größere Bedeutung erlangt
hatte. Im folgenden Jahr erhielt der Hafen einen
Gleisanschluß. 1896 wurde die Eisenbahnlinie
nach Geestemünde dem Verkehr übergeben.
Verbesserte der Eisenbahnanschluß einerseits
die Reisemöglichkeiten in das aufstrebende See-
bad, waren andererseits nun gute Versandmög-
lichkeiten für den Export gegeben, der einen
Massenfang von Seefischen rentabel erscheinen
ließ. Die Entwicklung einer Seefischerei in
großem Maßstab setzte mit der Gründung der
Cuxhavener-Dampf-Fischerei-Gesellschaft 1891
ein. 1892 wurde der erste Fischereihafen in Be-
trieb genommen und vier Jahre später der neue
Hafen eingeweiht, der nach einem Ausbau ab
1902 den gesamten Auswanderer- und Passa-
gierverkehr der Hamburg-Amerika-Linie (Hapag)
aufnahm. Dem Seebäderverkehr nach Helgoland
diente die Anlegebrücke an der Alten Liebe.
Das rasche Wachstum Cuxhavens verdeutlicht
der schnelle Anstieg der Einwohnerzahlen von
1.889 Einwohnern im Jahre 1871 auf 4.731 Ein-
wohner 1890. Durch die Eingemeindung von
Döse 1905 (2.330 Einwohner) stieg die Gesamt-
zahl auf 11.145. Cuxhaven hatte damit den An-
spruch auf den Status einer Stadt erworben und
wurde mit Wirkung vom 15.03.1907 in eine Stadt-
gemeinde umgewandelt.
Die Eröffnung des Cuxhavener Fischmarkts 1908
in Verbindung mit einem erneuten Hafenausbau
forcierte durch die Entstehung von Fischverarbei-
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