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Böker, Doris [Hrsg.]
Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland: Baudenkmale in Niedersachsen (Band 19): Landkreis Cuxhaven — Braunschweig, 1997

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https://doi.org/10.11588/diglit.44259#0198

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laufs der Oste, die das Gebiet in nordwestlicher
Richtung durchzieht. Eine Reihe der zugehörigen
Ortsteile wie Marne, Dingwörden, Geversdorf
selbst links der Oste sowie Altendecken und
Itzwörden rechts der Oste, die auf dem hohen
Flußufer bzw. Wurten entstanden, war wohl
schon vor der mittelalterlichen Marschenkoloni-
sation des 12.Jh. besiedelt. In deren Folge bilde-
ten sich weitere, vorwiegend an den Deichen ori-
entierte Siedlungen.

Als Fährort - eine „nyge vere“ wird 1423 erwähnt
-, über den der größte Teil des Verkehrs zwischen
Kehdingen und Hadeln lief, nahm das schon
1146 urkundlich belegte Haufendorf Geversdorf
jahrhundertelang eine wichtige Funktion u.a. als
Marktort ein, in dem sich außer Schiffern und Fi-
schern auch Kaufleute und Handwerker nieder-
ließen. Eine Schiffswerft ist bereits für das 17.Jh.
nachweisbar. Wie in den übrigen Marschgebie-
ten spielte die Ziegelindustrie vor allem in der Mit-
te des 19.Jh. eine bedeutende Rolle. Zu die-
sem Zeitpunkt (1848) wurden in Geversdorf 68
Wohngebäude und 508 Einwohner gezählt. Seit
der Inbetriebnahme der 1988 fertiggestellten

Klappbrücke im Verlauf der Landesstraße 111,
die Geversdorf mit dem gegenüberliegenden
Gemeindeteil Itzwörden verbindet, wird der
Durchgangsverkehr nördlich an dem Ort vorbei-
geführt.

Ausdehnung und Straßennetz Geversdorfs stim-
men im wesentlichen mit der Kurhannoverschen
Landesaufnahme von 1767 überein. Dominie-
rend sind die beiden quer auf den Deich zulau-
fenden Parallelstraßen: im Norden die Haupt-
straße, die westlich des Dorfes in die nach Neu-
haus führende L 111 mündet (angelegt 1858-61);
im Süden die Dorfstraße im Verlauf der aus
südöstlicher Richtung von Oberndorf kommen-
den Kreisstraße 25 (angelegt 1890-94). In der
Ortsmitte werden beide Straßen durch einen kur-
zen Querweg miteinander verknüpft. An dieser
Stelle zweigt von der Dorfstraße in südliche Rich-
tung der Cadenberger Weg ab, so daß die westli-
che Dorfhälfte eingespannt liegt zwischen Haupt-
straße und Cadenberger Weg. Eine Verbindung
zwischen beiden Wegeführungen stellt die Bür-
germeister-Wilke-Straße her, die erst nach dem
Zweiten Weltkrieg entstand.





















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Geversdorf, Kirche St. Andreas, Taufkesselinschrift (Kiecker, 1956, S. 132)



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Geversdorf, Kirche St. Andreas, 1842/43, Arch. Giesewell

Ev. Kirche St. Andreas

Das Zentrum des westlichen Dorfareals nimmt
die Kirchwurt ein. Wahrscheinlich als erstes in der
Ostemarsch gestiftetes Gotteshaus wird eine
dem Hl. Andreas geweihte Kirche urkundlich
1233 genannt. Zum Kirchspiel gehörte u.a. bis
1667 auch Neuhaus. Den heutigen, 1842/43 er-
richteten Backsteinsaal entwarf der Stader Land-
baumeister Giesewell über rechteckigem Grund-
riß mit zwei Eingängen an den Giebelseiten (An
der Kirche). Die Längswände werden lediglich
von je fünf hohen Rundbogenfenstern durchbro-
chen. Im Westen ragt über der vorgezogenen
Mittelachse ein Dachreiter auf, dessen Helm
1906 aufgebracht wurde. Die schlichte klassizi-
stische Grundhaltung charakterisiert auch den In-
nenraum mit Voutendecke, einer dreiseitig um-
laufenden Empore auf zartgliedrigen Gußei-
sensäulen und einem Kanzelaltar, dessen
Rückwand marmorierte Pilaster unterteilen. Als
ältestes Ausstattungsstück ist der 1505 von Hin-
rick Kock gegossene Bronzetaufkessel hervorhe-
benswert. Getragen von drei Figuren, zeigt er ne-
ben Minuskelinschriften Reliefs von Heiligen und
Tierfiguren.

Auf dem Friedhof, den nach Osten eine schmie-
deeiserne Einfriedung zwischen Steinpfosten mit
spitzbogigen Blendfeldern im Putz abschließt,
haben sich nur wenige Grabmale u.a. des
17./18.Jh. erhalten. Dem 1924 westlich des Dor-
fes an der nördlichen Hauptstraße eröffneten
neuen Friedhof ist der Ehrenfriedhof der politi-
schen Gemeinde mit den Denkmälern für die Ge-
fallenen der Kriege 1870/71, 1914/18 und
1939/45 vorgelagert.

Im Ortsbild Geversdorfs herrschen -durchsetzt
von Neubauten der vergangenen Jahrzehnte —
eingeschossige Wohnbauten in Ziegel vor, wobei



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Kirche St. Andreas, Taufkessel, 1505



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