keckem Selbstbewußtsein vor keiner ihm
noch so fremden Aufgabe zurückschreckte,
Bauwerke zu erfinden und auszuführen,
die der engen Logik ihrer internen Er-
fordernisse voll entsprachen; kaum jemals
gelang ihm ein Bauwerk, das den Charak-
ter der Dauer trug, wie denn zum Beispiel
unser erstes Hochbahn-System, das für ein
halbes Jahrhundert Gültigkeit behielt, so
schändlich entworfen war, daß es von An-
fang an so aussah, als sollte es am nächsten
Morgen wieder abgerissen werden.
So kommt es, daß alles, was wir als
Form in Amerika erreicht haben, nur den
Vorzug einer strengen Zweckmäßigkeit be-
sitzt, wie wir es etwa bei den Gasöfen oder
Geräteschränken in einer amerikanischen
Küche sehen; und wir stehen erst jetzt am
Anfang des Problems, eine Form des Aus-
drucks zu erschaffen. Die Funktionen, die
ein Hospital, eine Fabrik, ein Hotel zu er-
füllen hat, sind oft in der Architektur mit
großer Kühnheit und Geschicklichkeit be-
handelt, und den internen Erfordernissen
eines solchen Bauwerks ist mit der äu-
ßersten Logik Rechnung getragen worden.
Hingegen vollzog sich an diesen Bauwerken
nicht jener ästhetische Läuterungsprozeß,
der sie nicht bloß zu einem, bestimmten
Funktionen dienenden Komplex macht,
sondern der bewirkt, daß, unabhängig von
ihrer Zweckmäßigkeit, die Gestaltung, die
Massen und die Verteilung der Einzelheiten
zum menschlichen Geist sprechen. Alle Ver-
suche, eine Synthese zu schaffen, die für
das Amerika unserer Zeit den angemessenen
Ausdruck findet, den die Formen des acht-
zehnten Jahrhunderts für ihre Epoche bil-
deten, sind bis jetzt sehr nachlässig behan-
delt worden. Wir hatten Architekten, die
eine ausdrucksvolle Form dadurch zu er-
reichen suchten, daß sie ihre Schöpfungen
in die klassische Tradition zwängten. Wir
hatten Kunstschriftsteller, die meinten, die
Grundlage für die wahre amerikanische
Ausdrucksweise in der Kultur des ameri-
kanischen Indianers gefunden zu haben,
und wiederum andere, die jede fremde
Kultur mit ihren eigenen Formen willkom-
men hießen, so daß der Architekt des deut-
schen Museums in Harvard *) ein rein deut-
sches Gebäude hinsetzte und so zu dem all-
gemeinen Potpourri des amerikanischen
Lebens einen neuen Faktor fügte.
All diese Ideen sind auf die eine oder
andere Weise phantastisch; aber gerade
die Ausgeburten, die aus ihnen entstanden,
weisen, meines Erachtens, darauf hin, wie
dringlich unsere Nöte sind; und wir
müssen jenen amerikanischen Architekten,
der kürzlich verkündete, daß er die Aus-
drucksform für den amerikanischen Wol-
kenkratzer in dem Mayatempel gefunden
habe, eher bedauern als verspotten. Um all
diese Strömungen zu verstehen, ist es nötig,
sich immer wieder zu vergegenwärtigen, daß
das neue Amerika sich noch im Prozeß der
Besiedelung befindet: das Land gleicht
auch jetzt noch einer wolkigen chemischen
Substanz, die sich erst in ihre flüssigen
und festen Bestandteile teilen muß. Die
Schließung der Grenze im Jahre 1890 und
die jetzige Beschränkung der Einwanderung
in einem Maße, das uns gestatten wird,
unseren Zuzug etwas sorgfältiger unserem
Gemeinwesen einzuverleiben — dies beides
berechtigt uns zu der Hoffnung, daß wir
einmal zur Ruhe kommen und uns von der
Rastlosigkeit, der Verschwendungssucht und
der kulturellen Roheit des Pioniers be-
freien werden.
Die auffallende Zunahme unserer natür-
lichen und öffentlichen Parks im Laufe
der letzten fünfzehn Jahre beweist, daß
eine neue Empfindung für das Ländliche
und eine größere Liebe zur Natur mehr
und mehr um sich greift. Einige unserer
landwirtschaftlichen Hochschulen haben
Kurse für ländliches Bauwesen eingerich-
tet, um ihre Prinzipien nicht nur den
Landsitzen der Reichen, sondern auch der
Farm und den Dorf straßen zugute kommen
zu lassen. Das Beispiel der War Housing
Company, die es während des Krieges un-
ternahm, den industriellen Betrieben an-
gegliederte Dörfer zu gründen, hat einen
entschiedenen Einfluß ausgeübt und das
Verständnis für die lebendige Einheit der
Form gefördert, das Verständnis dafür, daß
*) German Bcstclmeyer
28
noch so fremden Aufgabe zurückschreckte,
Bauwerke zu erfinden und auszuführen,
die der engen Logik ihrer internen Er-
fordernisse voll entsprachen; kaum jemals
gelang ihm ein Bauwerk, das den Charak-
ter der Dauer trug, wie denn zum Beispiel
unser erstes Hochbahn-System, das für ein
halbes Jahrhundert Gültigkeit behielt, so
schändlich entworfen war, daß es von An-
fang an so aussah, als sollte es am nächsten
Morgen wieder abgerissen werden.
So kommt es, daß alles, was wir als
Form in Amerika erreicht haben, nur den
Vorzug einer strengen Zweckmäßigkeit be-
sitzt, wie wir es etwa bei den Gasöfen oder
Geräteschränken in einer amerikanischen
Küche sehen; und wir stehen erst jetzt am
Anfang des Problems, eine Form des Aus-
drucks zu erschaffen. Die Funktionen, die
ein Hospital, eine Fabrik, ein Hotel zu er-
füllen hat, sind oft in der Architektur mit
großer Kühnheit und Geschicklichkeit be-
handelt, und den internen Erfordernissen
eines solchen Bauwerks ist mit der äu-
ßersten Logik Rechnung getragen worden.
Hingegen vollzog sich an diesen Bauwerken
nicht jener ästhetische Läuterungsprozeß,
der sie nicht bloß zu einem, bestimmten
Funktionen dienenden Komplex macht,
sondern der bewirkt, daß, unabhängig von
ihrer Zweckmäßigkeit, die Gestaltung, die
Massen und die Verteilung der Einzelheiten
zum menschlichen Geist sprechen. Alle Ver-
suche, eine Synthese zu schaffen, die für
das Amerika unserer Zeit den angemessenen
Ausdruck findet, den die Formen des acht-
zehnten Jahrhunderts für ihre Epoche bil-
deten, sind bis jetzt sehr nachlässig behan-
delt worden. Wir hatten Architekten, die
eine ausdrucksvolle Form dadurch zu er-
reichen suchten, daß sie ihre Schöpfungen
in die klassische Tradition zwängten. Wir
hatten Kunstschriftsteller, die meinten, die
Grundlage für die wahre amerikanische
Ausdrucksweise in der Kultur des ameri-
kanischen Indianers gefunden zu haben,
und wiederum andere, die jede fremde
Kultur mit ihren eigenen Formen willkom-
men hießen, so daß der Architekt des deut-
schen Museums in Harvard *) ein rein deut-
sches Gebäude hinsetzte und so zu dem all-
gemeinen Potpourri des amerikanischen
Lebens einen neuen Faktor fügte.
All diese Ideen sind auf die eine oder
andere Weise phantastisch; aber gerade
die Ausgeburten, die aus ihnen entstanden,
weisen, meines Erachtens, darauf hin, wie
dringlich unsere Nöte sind; und wir
müssen jenen amerikanischen Architekten,
der kürzlich verkündete, daß er die Aus-
drucksform für den amerikanischen Wol-
kenkratzer in dem Mayatempel gefunden
habe, eher bedauern als verspotten. Um all
diese Strömungen zu verstehen, ist es nötig,
sich immer wieder zu vergegenwärtigen, daß
das neue Amerika sich noch im Prozeß der
Besiedelung befindet: das Land gleicht
auch jetzt noch einer wolkigen chemischen
Substanz, die sich erst in ihre flüssigen
und festen Bestandteile teilen muß. Die
Schließung der Grenze im Jahre 1890 und
die jetzige Beschränkung der Einwanderung
in einem Maße, das uns gestatten wird,
unseren Zuzug etwas sorgfältiger unserem
Gemeinwesen einzuverleiben — dies beides
berechtigt uns zu der Hoffnung, daß wir
einmal zur Ruhe kommen und uns von der
Rastlosigkeit, der Verschwendungssucht und
der kulturellen Roheit des Pioniers be-
freien werden.
Die auffallende Zunahme unserer natür-
lichen und öffentlichen Parks im Laufe
der letzten fünfzehn Jahre beweist, daß
eine neue Empfindung für das Ländliche
und eine größere Liebe zur Natur mehr
und mehr um sich greift. Einige unserer
landwirtschaftlichen Hochschulen haben
Kurse für ländliches Bauwesen eingerich-
tet, um ihre Prinzipien nicht nur den
Landsitzen der Reichen, sondern auch der
Farm und den Dorf straßen zugute kommen
zu lassen. Das Beispiel der War Housing
Company, die es während des Krieges un-
ternahm, den industriellen Betrieben an-
gegliederte Dörfer zu gründen, hat einen
entschiedenen Einfluß ausgeübt und das
Verständnis für die lebendige Einheit der
Form gefördert, das Verständnis dafür, daß
*) German Bcstclmeyer
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