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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Sackur, R.: Werkstoff und Werkstoffbearbeitung
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0170

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Dekorationsstoff, Ateha-Druck
Entwurf: Friedrich Adler, Hamburg
Photo: Debschitz-Kunowski

gegen und gestaltet auf keinen Fall ein Durch-
drucken mehrerer Stofflagen. Alle meine Ver-
suche mit dieser Technik mußten an unserem
Klima scheitern; das flüssig auf den Stoff ge-
brachte Wachs erstarrte, bevor es darin ein-
drang. Erst eine grundlegende Änderung der
Technik und eine unserem kalten Klima an-
gepaßte Methode mit anderem Werkzeug und
ganz besonderer Zusammensetzung des Reser-
vierungsmitlels führte zum Erfolg und, was
das merkwürdigste ist, dieses nun gefundene
Verfahren erwies sich dem mir bisher bekannten
als überlegen. Denn während jener Schal aus
Buchara doppelt gelegt bedruckt wurde, würde
es mir nicht schwer fallen, ihn in vier Lagen zu
bedrucken.

Für die Herstellung unserer Stoffe bedienen
wir uns der gebräuchlichsten Färbcmelhoden so-
wie der Indanthrenfärbungen. Wir können jetzt
nicht nur indanthrenfarbige Baumwollstoffe,
sondern auch indanthrenfarbige, ornamentierte
Seidenstoffe, Samte und Vclvets herstellen.
Unsere Stoffe kommen in den Handel als
„Ateha"- Stoffe. Das Verfahren selbst ist im
Inland und in einigen ausländischen Staaten pa-
tentamtlich geschützt, die Herstellung erfolgt
durch die „Ateha"-Adler Texlildruckgesellschaft
Hamburg m. b. H. Friedrich Adler

Granit

Die Abwege der Granilindustrie in der Friedhofs-
kunst führten zur allgemeinen Verbannung des
Materials. Die Bestimmungen aber, die den Gra-
nit in gewisser Form als Grabdenkmal ausschlie-
ßen und die heule noch bestehen, richten sich
weniger gegen den Stein als gegen seine Be-
handlung.

Bei der großen Nachfrage nach schwarzpolierten
Denkmälern mit goldenen Inschriften war der
Bergwerksingenieur der eigentliche Schöpfer des
Kunstwerks. Er schnitt die Stücke nach Maß-
gabe der konventionellen Formen in Würfeln
und Pyramiden, die nach der Preistafel aufein-
andergetürmt und poliert wurden. Eine feinere
Erkennung der architektonischen Wirkung in der
Form, der Profilierung und vor allem in der
passenden Materialbehandlung war bei diesem
Handelsgang, der den Forderungen an Billigkeil
und ödester Typisierung enlsprach, nicht mög-
lich. Es ist daher kein Wunder, daß diese
Werke Mißfallen erregten.

Diese Prävalenz des Geschmacklosen hat an und
für sich mit dem Stoff nichts zu tun. Der Gra-
nit findet, als das älteste Gestein der Erde, eine
tausendjährige Anerkennung. Seine Eigenart be-
ruht nicht, wie bei weichen Gesteinsarten der
späteren. Gebirgsformation, auf einer lockeren
Struktur, die für eine Bearbeitung gefügig ist.
Als Gebirgskcrn verkörpert der Granit schon im
Ausdruck gleichmäßige Fesligkeil. Seine Struk-
tur ist dichtkörnig und von einheitlicher Tönung.
Vom weißen Schlesischen Granit bis zum dunk-
len Schwedischen Labrador finden wir die ver-
schiedensten Farben, den rolen Geschiebegranil,
den Porphyr, der in einer dunkelroten Grund-
masse lichtgrüne Feldspalkristalle hat, ferner die
zur Grünsleingruppe gehörigen Steine wie der
Diorit und der Diabas, den das hier veröffent-
lichte Bildmaterial zum Gegenstand hat.
Trotz seiner Härle erfährt er mit dem Eisen die
gleiche Behandlung wie der Kalk- und Sand-
stein. Die Politur ist daher keineswegs das ein-
zige Hilfsmittel für seine Ausdrucksfähigkcil.
Als freistehendes Monument bedingt der Granil
in seinem Umriß eine einfache Linie (s. die
Abbildungen). In einem gebundenen architekto-
nischen Rahmen vermag die knappe Profilierung
in der Verdeutlichung kleinster Profile eine er-
zene Wirkung hervorzubringen, wie wir sie in
den Pfeilern des Wertheim-Baus bewundern, die
massiv im Schlesischen Granit hergestellt sind.
Er eignet sich gleichfalls für eine große flächige
Bearbeitung des Bildwerks (s. Abb.). Hier ge-
fällt nicht die skizzenhafte Schönheit des
schwammlöchcrigen Muschelkalks, sondern die
strenge Deutlichkeit bewegter Plastik. Die Ge-
stallung geht bis zur kunstgewerblichen Klein-
arbeit von Rahmen werk und Intarsienschmuck,
wo jene bevorzugten Stellen in der mit Sand-
papier abgedeckten Fläche durch Sandslcingc-
bläse gerauht werden, doch sind diese zierigen
Stücke nur bei großer Dezenz erträglich. Durch

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