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Die Form: Zeitschrift für gestaltende Arbeit — 1.1925-1926

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Mitteilungen des Deutschen Werkbundes
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https://doi.org/10.11588/diglit.13211#0177

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Sammelbegriff Städtebau sind in dem Dezernat
von Stadtbaurat May sämtliche Funktionen der
Stadt vereinigt, die die organische Gestallung
des Stadtbildes betreffen: Siedlungsamt, Hochbau-
amt, Baupolizei, so daß dann tatsächlich die Ge-
stallung der Sladt nach einheitlichen, klaren
Plänen erfolgen kann.

Die Gesamtunterlage für seine Arbeit ist der
gegenwärtig in Bearbeitung begriffene General-
plan von Frankfurt a. M. und seines Wirtschafts-
bezirks. Dieser Plan, der sich um ein Gerippe
von festen Verkehrslinien schließen wird, soll
eine klare Ordnung in das ganze Stadtbild brin-
gen, soll aber in seinen Einzelheiten so elastisch
gehalten sein, daß er den sich in den kommen-
den Jahrzehnten voraussichtlich schnell über-
stürzenden Entwicklungen auf dem Gebiete des
Verkehrswesens, der Industrie-Siedlung usw. je-
derzeit lebendig angepaßt werden kann. Die
Stadtform wird in der Weise entwickelt werden,
daß zunächst noch, wenn auch schon bei erheb-
licher Auflockerung, das Stadtbild eine gewisse
Abrundung erfahren soll, während dann neue
Siedlungskomplexe als organisch in sich abge-
schlossene Gebilde in Freiflächen eingelagert an
der Peripherie der Stadt vorgesehen werden.
Der Wohnungsbau wird so organisiert, daß auf
Grund einer weitgehenden Typisierung und Nor-
mierung aller Grundrisse und Bauteile, an weni-
gen Baustellen zusammengedrängt, geschlossene
Baukomplexe errichtet werden. Einer besonderen
Abteilung für Typisierung ist die Aufgabe zuge-
wiesen, alle diejenigen immer wiederkehrenden
Bauformen der Stadt, die in gleicher Gestalt
häufig zur Ausführung gelangen, zu typisieren
(Telcphonzellen, Verkaufsbuden, Wartehallen,
Bedürfnisanstalten usw. usw.). Neben großen
künstlerischen Aufgaben — Monumentalbauten
— wird auch einer planmäßigen farbigen Ge-
staltung des Stadtbildes, einer Organisation des
Reklamewesens, besonders der Lichtreklame,
einer Beeinflussung der Straßeneinbauten und
wirtschaftlichen Fragen, insbesondere bauwirt-
schaftlichen Fragen, besondere Aufmerksamkeit
geschenkt. Es werden neue Bauweisen mit dem
Ziel einer weitgehenden Ausschaltung der Hand-
arbeit erprobt. Die Beeinflussung der städtischen
Verwaltung in künstlerischer Beziehung erstreckt
sich bis auf die Bearbeitung sämtlicher städ-
tischen Drucksachen und graphischen Arbeiten.

*■

Bei einem Wettbewerb zur Erlangung eines
Stadthallenentwurfes für Weimar, der unter den
Architekten Thüringens und des Landbezirks Er-
furts ausgeschrieben und zu dem noch weitere
sechs Architekten aufgefordert waren, erhielt
unser Mitglied, Herr Baurat a. D. Dr. Hugo
Koch den 2. Preis.

Die Badische Landeskunstscliule Karlsruhe hat
eine keramische Abteilung neu eingerichtet. Die
Abteilung für Kleinkeramik leitet L. König. Die

Baukeramik steht unter der Leitung von Paul
Speck. Die Lehrwerkstatt umfaßt folgende Ge-
biete: Töpferei, Tierplastik, Kacheln, Fliesen,
Öfen, Großplastik in Ton und dekorative Bau-
keramik. Die Arbeiten stehen im engen Zusam-
menhang mit der Majolikamanufaktur, die die
Rohmaterialien zur Verfügung stellt. Fachlehrer
Dohns ist der Werkmeister für diese Abteilung.

Bücherbesprechungen

Bauten der Arbeit und des Verkehrs der deut-
schen Gegenwart, Verlag der ,.Blauen Bücher"
Karl Rob. Langewiesche, Königstein im Taunus.
Dr. Müller-Wlllckow hat sich unstreitig mit
der Ausgabe dieses Buches ein Verdienst erworben.
Denn er hat in einer sehr verbreiteten und
bekannten Reihe, die Schönheit und Wesen von
Schöpfungen meist deutscher Vergangenheit brei-
teren Kreisen zeigen will, einen Stoff behan-
delt, mit dem allzuviele noch den Begriff von
kahler Nüchternheit, Ruß und Schmutz ver-
binden. Er weist vor allem in den kurzen
Beschriftungen unter den Abbildungen auf die
Kraft und das Wesen der verschiedenartigen
architektonischen Formen hin. Diese Art der
Beschriftung ist ein besonders glücklicher Griff,
besonders bei dem Charakter solcher Bücher,
denn die meisten lesen doch die Einleitung
nicht, betrachten nur die Bilder und können
dabei nicht an diesen Beschriftungen vorbei-
sehen, denn sie weisen ihn sofort auf das
Wesentliche. Ebenso ist die Zusammenstellung
und Auswahl sehr gut und geeignet, weiteren
Kreisen den Stoff nahe zu bringen.

Unser Mitglied, der Buchbinder Johannes Ger-
bers in Hamburg, hat uns ein kleines Büch-
lein zugeschickt, das die drei Gerbers, vom
Großvater bis zum Enkel behandelt; weiter ent-
hält es das Bild des Großvaters Eduard Ger-
bers und einige Abbildungen von Bucheinban-
den, die die drei Gerbers geschaffen haben.
Das Buch ist in der Staatlichen Kunstgewerbe-
schule Hamburg gedruckt und typographisch eine
gute Leistung. Es ist vor allem eine solide, vor-
nehme Propaganda, ohne überhebende An- oder
Lobpreisung, es erzählt sachlich Wesen und
Entwicklung dieser Buchbinderfamilie.

Handwerkliches Gestalten von Friedrich Hüll-
weck, Berlin 1925. Das Buch ist ein Versuch,
die künstlerischen Gestaltungsprobleme in Ein-
heit mit den handwerklichen Bedingungen zu
betrachten. Das Buch ist hauptsächlich als Hand-
buch für Lehrer, Schüler und Lehrlinge gedacht.

Dem Chilehaus in Hamburg ist ein Druckerzeug-
nis der Hamburger Schule gewidmet. Die Worte,
die der Dichter Rudolf Binding dem Haus ge-
widmet hat, sind in der Bodonilypc gesetzt. Es
ist eine Ausgabe in beschränkter Anzahl, die in
ihrer einfachen typographischen Gestaltung Be-
achtung verdient.
 
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