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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 152-178 Juli
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0057

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Wdelbkrgtr Itilung.


Sonntag, 17. Zult


Bestellungei» anf die „Heidelbeegei
Zeirung" »ebst Beilage „Heidelber-
ger Familienblätter" fiii das mit 1.
Juli 18>,'t begonnene 3. Luartal
werden fortwäbrend angenouimcn.

Die Expcdition

* Politische Umschau.

Ueber die Aufgabe deS deutschen Bundes in
dcr jetzigen Lnge schreibt die „Weser-Zeitnng t
Daß dem deutscheu Bunde dic Ehre nicht mehr
vergönnt werden wird, mit den Wafseu sür sein
Recht einzutreten, jcheint jctzt ausgemacht zn
sein. Staatsmännern wic Hrn. v. BiSmarck
dürfte dic Wahrnehmung, daß die passive Zu-
schauerrvlle dcS dcutschen Volkes für dic kleinen
Höfe etwas Demüthigendes hat, nicht schr tzein-
lich sein; im Gegentheil werden sie eine gewisse
Gcnngthuung bei dem Schauspiele der Ohn-
macht, wclches die einst so chrgeizigen Mittel-
staaten darbieten, nicht unterdrücken. Wir wer-
den uns daher darauf gesaßt machen müsscn,
den Fricden nicht von dem officiellen Organ
unseres VaterlandeS, sondern von Oefterrcich
und PreNtzen auf eigene Hand abgeschlossen zn
sehen Allein man würde doch zu weit gehcn,
wollte man damit die Rolle deS Bnndestages
als völlig beendigt betrachteN. Die beidcn
Großmächte häbcii nur dadurch ihre jetzige
Skellung und anschciNende Unabhängigkeil vsm
Bunde gewonnen, daß jie thatsächlich das Pro-
gramm des BundeS verwirklichten. Sie hahcn
auSgesührt, was die Mehrheit der Bundcsstaa-
tcn »on Anfang an auSgeführt wissen wollte.
So weit sie dieses thaten, hatten und haben
sie die Shmpathien der deutschen Nation, ein-
schließlich ihrer eigcnen Unterthanen, hinter
sich, und nur diesem Umstande verdanken sie
die Ersolge, welche sie der europäischen Di-
plomatic gegenüber errungcn haben. Die
Selbstständigkeit, mit welcher die beiden Ka-
binctc vou Wien und Berlin austreten, ist
mehr eine scheinbare als eine wirkiiche, mehr
eine formclle als eine materielle. Gcnau gc-
nommen sind sie doch nur die Mandatare des
Bundes oder, wie Cobden sagt, „die Dema-
gogen des dcutschen Volks." Es ist klar ge-
nug, daß sie ursprünglich etwaS Andcrcs ge-
wollt haben, als was sie jetzt thnn. Sie
führcn cin Programm aus, welches sie vor
einem halben Zahre lebhast bekämpsten, nnd
dies Programm ist im Wesentlichen das näm-
liche, welches das dentsche Volk von Anfang
an ansgesteüt hat. Anf diejem Wege die bei-

den Großmächte zu erhalten, wird selbst jetzt
nicht cine ganz überflüssige Sorge sein, und
diese Sorge wird znnächst dem Bnndestage zn-
sallen. Die Mittel- und Kleinstaaten dürfen
sich durch die disherigcn Erfahrungen cher er-
muthigen als abschrecken lassen, auch ihrerseitS
für die nationale und rechtliche Erledigung der
schleSw.-holsteinischen Sache cinzutreten. Oester-
reich und Preußen können ihrer bei Bekämpfung
der Dänen entbehren, nicht aber bei der Con-
stitnirung des künftigen selbstständigen Staates
Schleswig - Holstein, welcher wenigstens mit
sciNer cinen Hälfte Mitglied deS deutjchen
BundeS ist nnd bleiben wirv. Bei der Be-
schlußfassung über die Lcgitimation des holstei-
nischen Bundeskagsgesandten haben die Klein-
und AHtielstaaten cinc Position, anS welcher
selbst dic beiden vereinigtcn Großmächte sie
nicht verdrängen könnten, die Pojition dcs
strengen Rechts.

Es circulirt in Wien folgendcs Bonmot eines
milteldeutschenDiplomaten inBetrefs VerKricgs-
crklärung des Bnndes LN Dänemark: „Die
Großmächte haben den Krieg geführt, ohne
ihn zn crkläreN. Zctzt sollen wir ihn erklärcn,
ohne ihn sühren zu helfen."

Die Wiener „Gencralcorrcsp." erklärt die
von Turin aus vcrbreiteten Nachrichten übcr
die angcbliche Existenz von Ränberbandcn in
Veneticn und insbesondere in dcr Proviuz Be-
rona für lügenhaste Erfindnngen.

Die Gernchte von einer Garibaldi'jchen Expe-
dition stnd ersunden.

Der „ Religiösen Reform" , redigirt von
Friedrich Dncat, ist der Postdebit jür das Kur-
fürstenlthuni Hessen entzogen worden.

Zm Schleölvig-Holsteiii'scheii
Enche.

Kolding, 9. Zuli. Capitän Hainmer hat
dicsen Morgcn mit seinem Corps eine Landnng
bei Veile geinacht und eine Patrouille Oester-
reicher von sechs Mann und einem Unteroffizier
als Gefangene fortgeführt. Dsr Hatz gcgen
diescn Corpsführer ift unter den Oesterreichern
so bedeutcnd, daß jcdcr einzclne Soldal bei jei-
ner Eyre schwört: er wollc den Capitän vcr-
nichten, wo cr ihn finden würde. (D. A. Z.)

Kopenhagen, 12. Znli. „Dagbladet"
mildet, daß zu den bcantragten Frtedensunter-
handlungen dieSseits Moltke oder Quaade ver-
wendct werden dürste.

Apenrade, 13. Zuli. Heute Morgcn ist
unler Mitwirkung der Kanonenboote des alliir-
ten Nordsecgcschwadcrs die Znsel Sylt von

Marinctrnppen und Abtheilungcn des vstcr-
reichischen 9. ZLgerbataillöns besetzl worden.
Kapitän Hammer, dcr gestern durch seine
Kanonenjollen den Ucbergang vom Fcstlande
streitig machte, ist gegenwärtig in Wyk (auf
der Znsel Föhr) blokirt. (l>!. A. Z.)

London, 1ü. Juli. Zm Untcrhaus sragte
gestcrn Grissith, wie eS sich mit dein Gerücht
verhalte, daß Preußen als FriedenSbedingung
Kriegskostenersatz von 10 Mill. Ps. St. und
Abtretung der dänischen Marine verlange. Lord
Palmerston erwiederte, die Regierung habe keine
Rachricht über einen so monströsen Vorschlag
erhalten. Auf eine Ansrage FitzgeraldS ant-
wortete Lord Palmerston: Wir haben Grund,
zu glauben, daß Vorjchläge in Betrefj eines
Waffenstillstands gemacht worddn find; wir
wissen jedoch nichr, ob derselbe schon abge-
schlossen ist.

Berlin, 1S. Juli. Dem Vernehmcn nach
ist der Baron Güldencrona mit eiNer Depcsche ^
dcs Hrn. Blnhme hier eingetrofien, in der ge-
sagt wird: Der König suche nm Wafienruhe
znr Verhandlung eines längeren Wassenstill-
standcs und eines Friedens nach und habe zur
Ermöglichung des letzteren seine Räthe gewech-
selt. Eine gl-iche Depejche ist nach Wien ab-
gegangen.

Danjig, 1S. Znli. Ein Extrablatt der
„Danziger Zeitung" berichtet: Dcr Lootjen-
cvmmandeur von Nensahrwasser sandte jolgen-
den Bericht an den Vorsteher der. Kansuiann-
schast: Gestern Abend hielten drei dänische
Dampjer aus den Hasen, einer trug die Par-
lamentärflagge. Der Lootsencommandenr fuhr
yiiiaus und empfing eine Depesche än ven
Höchstcommandireiide» dort. Nach Aussage des
dänischen Parlamentärofsiziers wird darin an-
gezeigt, daß von dänischer Seitc die Feindselig-
kciten eingestellt werden. Hcute frnh wareN
zwei dänische Dampfer in Sicht; sie stenerten
westwärts und gingen innerhalb Hela in Bucht.

Deutschland.

Karlsruhe, 14. Juli. Seine Königliche
Hoheit der Großherzog haben mittelst höchster
Entschließung aus großh. Staatsministerium
vom 9. Febr. d. I. aus der Zahl der von dem
Herrn Erzbischof der großh. Staatsregierung
vorgeschlageuen drei Bewerber den Stadtpfarrer
Adam Pellissier in Mannheim auf die katho-
lijche Stadtpsarrei Offenburg gnädigst zu desig-
niren geruht, und hat derselbe am 14. Juni
d. I. die kirchliche Einfetzung erhalten, des-
gleichen wurden mittelst höchster Entfchließung

Lur Diagnostik -er Hundsrvuth.

(Nach dem Französischen des Grandeau, aus dem TempS.)

Im gewöhnlichen Leben versteht man unter dem
Ausdruck Wuth bei den Hunden im Allgemeinen
eine Krankheit, welche sich nothwendiger Weise durch
AnsäUe von Tobsucht, durch die Begierbe zu beißen rc.
kennzcichnet.

Hierübcr bemerkt Bouley: Das ist eine schr irrige
vorgefaßte Meinung, ja solche ist wahrscheinlich von
allen über das Weftn dieser Krankheit tn Umlauf
gesetzten dte an unheilbringenden Consequenzen fol-
genreichste, weil man ohne Argwohn etnen kranken
Hund, der nicht zu beißen sucht, in seiner Gegen-
wart duldet, obgletch diese Krankheit nichts desto
weniger dte Wuth sein kann. Vor jedem Hunde,
der nicht die Erscheinungen von allgemeiner Ge-
sundheit besitzt, muß man stets mißtrauisch fetn.
Die Scheu des kranken Hundes ist nicht nur der
Anfang von Krankheit, sondern fie ist solche selbst.

Die ursprünglichen Symptome der Wuth deS
Hundes äußern sich, wie Aouatt richtig bemerkt,
durch eine düstere Stimmung und eine ängstliche
Unruhe, die sich durch fortwährende Ortsverände-

rung ausspricht. Das kranke Thier flieht seinen
Herrn, zieht sich in ftinen Korb, in sein HLuschen
yder unter bas Zimmergeräthc zurück, zeigt jedoch

die man keniien muß ist die Fortdauer der An-
hänglichkeit ves kranken HundeS, selbst in den vor-
gerücktesten Krankheitsperioden, an die Personen,
welchen er zugethan ist. Diese Gefühle sind bei
demsrlben so stark, daß das unglückliche Thier sclbst
bei wirklich ausgebrochencr Wuth setne Angriffe
gegen bie Personen unterläßt, welche ihm werth
sind. Dieser Umstand gibt zu den häufigen Täu-
schungen Veranlassung, welche die Eigenthümer
von wüthenden Hunden sich über den Krankheits-
zustand dieser Thiere machen. Wiederholt muß
daher bemerkt werden, daß der wüthende Hund
meistentheils auf die Personen Rücksicht nimmt
und fie schont, für welche er Anhänglichkeit befitzt.

Während der Anfangsperiode der Wuth und
wenn die Krankheit vollkommen ausgebrochrn ist,
zrigt fich bri dem Hunde tn der Zwischenzeit der
Anfälle ein Delirium, welches man vas Wuth-
delirium heißen kann/ Daffelbe außert fich tiuch

welche nur in deffen Einbildung vorhanden find.
So verhält sich der kranke Hund oft regungslos,
wie auf der Lauer, dann springt er auf und
schnappt in die Luft, ähnlich dem gesunden Hunde,
wenn er eine Mücke im Fluge fangen wtll. Ein
anderes Mal schießt er wüthend und heulend gegen
ctne Mauer, wie wenn er auf der anderen Seite

und zur Veranlassung dienen, gegen das, was fie
anzeigen, auf seiner Hur zu sein.

Jst die Krankheit weiter vorgeschritten, so nimmt
die Unruhe des Hundes zu, er grht hin und hrr,
läuft von einer Ecke zur andern, steht auf, legt
sich, ändert überhaupt beständig und auf alle mög-
liche Weise seine Stellung. Als rine merkwürdige
und gleichzeittg schreckenerregende Thatsache besteht
Bouley darauf, daß es in dieser Periode viele
Hunde gtbt, bet wrlchen die Anhänglichkeit an ihre
Herren zugrnommen zu haben schetne, was fie durch
Lecken der Hänbe und des Angrsichts zu beweisen
suchten. Man kann dahrr die allgemeine Aufmerk-
 
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