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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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Mann zu entseruen. Cabinetsrath v. Pfister-
meister war es, der in dieser Sache den König
berieth. Der Rücktritt von Zwehi's joll nicht
vicl mehr dcnn Staffage sein, um durch diese
Entfernung eines reaktivnärcn BtinisterS dcn
üb-ln Eindruck der brüsken Entlassung eiueS
„liberalen" abzuschwächen.

Arankreich

Paris, 1. August. Der Abendmoniteur
veröffentlicht nachfolgendes Schreiben, wklches
der Kaiser aus Vichy, 31. Znli, an den Mi-
nister dcs kaiserlichen Hanses, Marschall Vail-
lant, richtet:

Mein lieber Marschall, ich theile Jhuen cinen
Gedanken mit, der in mir während der Ruhe,
deren ich hier genieße, aufgetancht ist. Zwci
große, ihrer Bestimmung nach schr verschiedene
Etablisscments sollcn in PariS gcbaut werdcn,
die vper» und das (Svital) „Votvl Diell".
Ersteres ist bcreits begomeen, letztcres ist noch
nicht angefangen. Obwohl dic vxers auf
Staatskosten und das „llotel ilioitt' aus Kostcn
der Spitalverwaltungcn und der Stadt Paris
auSgeführt werden, wcrden beide nichtsdesto-
wcniger für die Hauptstadt bemcrkcnSwerthe
Monumente sein; da ste abcr sehr verjchiedenen
Jntercssen gcwidmet sind, so möchte ich nicht,
daß daS Eine namcntlich bcvorzugt crschcine.
Die Kosten für die „kaiscrliche Akadcmie der
Musik" übersteigen leidcr die Vorauschläge, und
man mnß den Vorwurf vermciden, Millionen
für ein Theater verwendet zu habeu, wenn der
Grnndstein des populärsten Spitals von Paris
noch zu legen ist. Veranlaffen Sie daher, ich
bitte, den Seinepräfccten bald, die Arbeiten des
„klotel iHoiN' beginnen zu iassen und leiten
Sie die Arbciten der vpern so, daß sie nur
glcichzeitig bcendigt werden. Jch crkennc, daß
diese Combination keiuerlei praktijchcn Vortheil
hat, aber vom moralischen Standpunkte aus lege
ich großen Wcrth darauf, daß das dem Ver-
gnügen geweihte Monument uicht crstehe »or
dem Asyl des LeidenS Empfangen Sie rc.

Rapoleon.

Marseille, 3. Augnst. Briefe aus Kon-
stantinopel vom 27. Zuli zeigen au, daß die
Gcsandtcn Frankreich» uud Englands am 8.
August gleichzeitig nach Paris und uach London
abreisen werdcn. — Man vcrsichert, daß die
Regierung nicht allein zchn der Anführcr der
protestantischen Propaganda hat gefangen setzen
lassen, svndern daß sie auch die Bibcldepvts
der englisch.cn und aincrikanischen Missionäre
hat mit Beschlag belegcn und ihre Bibliothck
confisciren lassen. Bei dieser Gelegenheit soll
man eine geheime Druckerci eutdeckt haben.
Sir Bulwer hat vorgeblich Schrittc gethau,
damit die Gefangenen in Freiheit gejetzt wür-
den. Ali Pascha antwortete ihm, daß mehrere
muselmännische Priestcr in diese Angelegenheit
verflochten seien uud daß diese Fragcn die
Sicherheit des StaateS betxäfen.

S ch w e ! z.

Zürich, 1. August. Znfolge des Proklams
dcs eidg. Schulrathes, durch welchcs die Poly-
techniker zum Wiederbesnche dcr Curse eingela-
den werden, hat am Samstag Abend eine Po-
lytechnikerversammlung beschlosscn, daß jcdem
Commilitonen, welcher von obiger Einladung
Gcbrauch machen wolle, bis SonntagS MittagS
freie Hand gelaffen sei, nach welcher Frist dann
Jcder bei dcr früher eingegangenen Vcrpflich-
tuug behaftet sei.

Bern, 2. Aug, Der Conflict dcr Poly-
techniker zu Zürich mit dem Schnlrathe hat,
wie es scheint, zu einer thatsächlichcn Auflösuug
des PolytcchnikumS geführt. Nachdem der Di-
rector der Anstalt auf Verlangen dcr von dcr
Polytechnikerversammlung gewählten Commis-
sion deu bekannten beleidjgcnden Erlaß Ansaugs
zurückgenommen, später jedoch in ctwaS vcr-
ändertcr Fassung gleichwohl zum Anschlag am
schwarzcn Brettc gcbracht hatte, erklärtc die
weitaus größte Zahl der Polytechniker ihren
Austritt aus dcr Anstalt, sofcrn nicht die Ent-
lassung dcs Dircctors Bollcy crfolgcn und die
bcreitS auSgesprocheneRclcgaliou mehrerer Com-
militonen zurückgenommen werde Der Präsi-
denl des SchulratheS suchte zu vcrmitteln; in-
dessen ging die Commijsion auf seiiie, zur Auf-
rechterhallung derAutorität deS LehrercollcgiumS

nothwendigen Forderungen, namentlich daraus,
daß die Commisston sich alsbalo auflöse, nicht
ein; und der Schulrath hat hieraus am 1. Au-
gust die Wegweisung der 6 Mitglicder dcr Com-
mission vom Polytechnikum angeordnct. Jn
Folge dieses schrittes hat dcr größtc Theil der
Polytcchniker gestern Abcnd bercits seinen Ab-
schied von Zürich gefeiert, und die Anstalt wird
mit deren Abgang »erödet sein.

I t a l ! o ».

Turin. 30. Zuli. Die „Monarchia Jta-
liana" stcllt folgcnde Punkte auf, wclche voll-
zvgen werden müffen, um deu Staattzwagen
wieder weiter zn bringen: 1) Eutlassung des
gcgenwärtigeu Cabinets; 2) Auflösung der
Kammer; 3) Bcrufiing der Wahlcomitien für
den 15. October; 5) für die Wahlverhaiidluug
Vorlage des ProgrammS der neucn Admini-
stration; 6) Einberufung des neucn Parlaments
bis zum 15. November.

AuS Rom wird berichtet, man beabsichtige,
der Finanzverlegenhcit dcr päpstlichen Regierung
außer dem Anlehen auch dadurch zu helseu, daß
die aus vielen Taiisenden von Altärcn in Dcutsch-
land ruhendcn Privilcgien von Ablässen, welche
dcn Vcrstorbenen, für die auf jencn Altären
dic Todtenmeffe celebrirt wird, zu Nutzen kom-
mcn sollcn, für erloschen crklärt und die Er-
ncuerung dcrjclben gegcn eine Lcistung von 2
Thalern für den Altar bewerkstelligt werde.

B e l g i e n.

Brüssel. 3. Aug. Das hcutc ausgcgcbene
Wahlmaiiisest der Linkeii bcschuldigt zuuächst
dic Minorität, der Nation das traurige Schau-
spiel einer ebenso gewaltsamen als versassungs-
widrigen uud uncrhörtcu Maßregcl, eiuer par-
lameutarischcn Arbeitseiiistellung, gegebcn zu
habcn und ohne Kampf davou gelaufen zu
sein; dann rechtfcrtigt jic den Antrag von OrtS
und zählt Allcs auf, waS die liberale Majori-
tät gethan. „Die Clcricalcn — heißt es schlicß-
lich — verlangeii Privilcgicn; aber das Land
wird sie ihnen nicht geben, jondern es wird
auch ferner den gerechten, dnldsamen und fort-
schrcitenden LiberaliSiiirrS Iind die Politik unter-
stützen, welche die Kirchc vom Staat trennt,
die Frciheit dcs Cultus achtet und allc Bekennt-
istsse glcichmäßig schützt, aber die wcsentlich
wcltliche Staatsgewalt gegcn die Uebergriffc der
Clcricalen kräftigt vertheidigt, — eine Politik,
dic jchon seit sicbzehn Zahren herrscht."

Neueste Nachrichten.

Liverpovl, 3. August. Der amerikanische
Consul zeigt an, daß dic Päffe von Personen,
wclchc nach dcn Vcr. Staatcn reisen, die Visa
des amerikanischen ConsulS am Einschiffungs-
vrt tragcn müssen. AuSwanderer sind von
dicser Maßregel auSgcnommen.

London, 4. Aug. Dic Bauk hat ihren
Disconto ans 8 Proc. erhöht.

Karlsruhe, 4. Aug. Gestern sand eine
außcrvrdentliche Generalverjammlung der hie-
sigen HaiidclSgenossenschaft wegcn Errichtung
einer bad. Bank statt, in welcher folgende Be-
schlüsse gesaßt wurden: 1) Die Frage wegen
Errichtung einer badijchcn Bank (mit Gleich-
bcrechtigung zur Betheiligung für alle badischeu
StaatSbürgcr), soll einem zu bcruscnden badi-
schen Handelstag zur Entscheidnng vorgelegt
werden. 2) Die hiestge Handelskainmer soll
bic Handelskammern und Handclsvorstäiide des
Landes durch Circular einladen, eiue Commis-
sion von Sachverständigen zu erneniten, wclche
in Karlsrnhe zusammeiitritt, um die einem
später zu beruscnden badischen Handelstage zur
Bcrathung und Bejchlußfassung vorzulcgenden
Auträge !c. vorzubcrcitcn. Ein Antrag auf
Strich der ( ) Wortc blieb in der Minderheit.

Z Heidelberft, 4. August. Nachdem dcr
hiesige Arbeiterbilduugsvercin scit bereits über
einem Jahrc bcsteht, sand in der letzten Sitzung
die statutenmäßig vorgeschriebcne Rcchnuugs-
ablage statt. Es dürste viellcicht auch für das
größere Pnblicum einigcs Juteresse bcsitzcn,
Notizen darüber zu erhaltcn. Der Vereiu hat,
«ie es sich iu Hcidclberg bci der ost wechseln-
den Arbeiterbevölkcrung von ielbst versteht, eine
glcichfallS wechsrlnbc Mitglieseizayl aufzuwcifc»,

unter welcher jeboch ein Stammpersonal sich er-
gcben hat, welchcs für längere Zeit hier ansässig,
wesentlich bazu dient, dcn Verein zusammenzu-
haltcn. Eingelrcten stnd im Laufe deS ersten
Vereinsjahres vom 28. April 1863 biS zum
1. Mai 1864 im Ganzcn 287 Mitglieder, auS-
getreten sind 13g, jo daß der Verein mit 88
Milgliedern in daS zweite Jahr eintritt, einer
Zahl, wclche im Ganzen als Durchschnittszahl
ber jedcsmaligen Mitgliedcr betrachtct werden
darf. Dic Einnahmen des Vereines betrugen
461 fl. 24 kr. Die Ausgabcn für Lokalmicthe,
für Unterricht, für Zeitschriften, Notcn und
Bibliothck, sür das nicht iinbcdeutende Jnvcn-
tar u. s w. betrugen 443 fl. 32 kr., jo daß
17 fl. 52 kr. erübrigt wurden, eine Summe,
welche man nicht unterschätzcn darf, indem
gerade die erste Gründungszcit eine Reihe ein-
maliger Ausgaben nöthig machte, welche künftig
nicht mehr vorkommen werden, nachdem dic
Aiischafsungcn crsolgt stnd. Dcr crtheilte Un-
tcrricht verthcilte stch auf folgeudc Gegcnstäiide:
Gcjang, Schrcibeu, Rcchncn und deutsche
Sprache. Auf den dringenden Wunsch vieler
Milglieder joll nächstenö auch cine Anzahl von
Zeichcnstunden eingerichtet werdcn. Außcr dem
regclmäßigcn Uuterrichle wurdcn an 34 Aben-
den bclehrcnde Vorträge über die inannigsaltig-
sten Gegenstände der Geschichte, der Volkswirth-
fchast und der Naturwiffenschaften gehalten,
welche immer einen dankbaren ZuhörerkreiS
vereiuigten. Von gemeinnützigen Anstalten,
welche innerhalb dcs Vereines gegründst wur-
den, ist in erster Linie eine Kranken - Untcr-
stützungs-Kassc zu nenncn, Ivelche seit Zanuar
dieseS JahreS besteht, aber frcilich bei beschränk-
ten Miiteln noch keinc beträchtliche Erleichterung
dcn Mitglicdern zu gcwähren im Stande ist.
Zweitens wurde in dcn letztcn Sitzungcn cin
Sparverein gegründct, der seine Wirksamkeit
in dcr nächstcn Woche bcginnt, und hoffentlich
dicselben segcnSrcichcn Erfolge zeigcn wird,
welche derartige Einrichtungen überall, wo sie
vvrhandcn sind, nach stch zichen.

Äus Badcn. Die dicSjährige Kameral-
asststeiitenprüfuug wird am 28. August d. Z.
bcginnen. — Die feierlichc Enthüllung des
ZfflandsdcnkmalS in Mannhcim wird am
20. d. M. stattfinden. — Auf dcr am 3. Aug.
iii Schwctzingen stattgehabten Diöccsaujynode
wurde dcr von Pfarrcr Ledderhose gestcllle An-
trag, die Eiitsernuug des Hrn. Prof. Schenkel
vom Prcdigcrscminar zu fordcrn, mit 23 gcgen
5 Stimmcn abgelehnt. — Dic badische Leh-
rerwelt wird durch die bevorstehende Ernen-
nung dcr Kreisschulräthe in cine großc Span-
nung versetzt, und es lst auch nicht zu verkcnnen,
daß daS Gelingen der Reformcn, dic auf dem
Gebiet deS VolkSunterrichts noch auSgeführt
werden-sollcu, durch eine glückliche AuSwahl
dcr Pcrsönlichkciten, wclche einen so mächtigcu
Einfluß auf dic Schuleu uud die Lchrer aus-
üben werdcn, wesentlich bcdingt ist. Vor Allem
thun hier tüchtige Schirliiiänner Noth, die aus
dcn verschicdenen Catcgorien von Lehrern, auch
aus dem stand dcr Geistlichen hcrauSzufinden
unserer Rcgierung wohl nicht allzuschwcr fallcn
wird, obgleich wir in Badcn au cigentlich hcr-
vorragenden pädagogischen Capacitäten nicht
allzu reich siud.

Vermischte Auchrichten.

Wien, 28. Juli. Der Bau drs Stephansthuruies

Brandluer in feierlicher Weise dcr Schlußftein gesetzv
Dec Thurm wird setzi mit Reisig, Btumen, Gewindeu
uud Fahueu geschmück!, uud svtoulag, deu tb. August,

d-fchigi. ^ B ^ d" l ^ ^ ^ .

64 Jahre alc, aiu 3. Juli gestorbeu. ^

Gottesdienst in Heidclberg.

Sounlag , dcn 7 Ang., Vormittags 9 llhr, predigen:
in der Heiliggeistkirche: Hr. Stadivicar Hönig; in
der Providenztirche: Hr. Decan Zitlel.

NachmiktagS 2 Uhr,

in dcr Hciliggerstkirche: Herr Candidat Kötle.

Schlttßgottesdienft dcs Luceums 4 Uhr in der
Heil!g.mstkirche: Hr. Stadlpfarrer S ch e l l e u b e r g.

Deutschkatdolifche Gemeinde.

Lonndag. den 7 AuF., srü '9Uhr, Gottesdienst in
uujerein Betsaale durch Hru. Dr. Brugger.
 
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