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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0158

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d. Z. in Betreff deS GesetzeS über die Aufffchts-
behörden sür die Volksschulen mitgetheilk.

Die K. Z. ist in dcr Lage, in Nachftchendem
den Wortlant des Ertaffes zn gcben, wclchen
das großh. Ministxrium deS Znnern hicrauf
unterm 11. d. A!. an das -rzbischösliche Ordi-
nariat gcrichtet hat.

„An das erzbischvfliche Ordinariat:

DaS erzbischöflichc Ordiuariat hat uns uu-
term 25. Juli d. I. ein Hirteuschreiben für
die Erzdiöcese Freiburg, badischen Antheils,
vom 19. v. M. mitgelheilt. Wir sehen uns
dnrch dcssen Jnhalt zunächst zu folgender Er-
klärung veranlaßt.

Wir können nur mit ernstem Bedauern die
Thatsache anerkennen, daß es einer Lußersten
Richtnng gelungen ist, für eine Parteischrift
diescr Art die Form eincs Actenstückes zu er-
langen, welchcs als Ausfluß des Äirchenregi-
mentS erscheint und bestimmt ist, an h-iliger
Stätte verlesen zn werden. Wcnn wir seikhcr
gezen ähnliche Vorkommnisse schoncnd verfahren
sind, s° gebietet uns diesmal unsere Pflicht, eS
ossen und öffentlich auszusprechen, daß dieseS
Hirtenschreiden cine Äette unwahrer Angaben,
entstellter Mittheilungen und jcden Grundes
entbehrender Uebertreibungen enthalt.

Zudem es als Versuch erscheint, die Katho-
liken dcs Landes über den Sinn und die Trag-
weite eines in der Verkündigung und Ausfüh-
rung begriffenen Gesetzes durch Vorspicgelungen
von Gesahren für ihre Religion zu täuschcn,
müffen wir darin einen ernsten Mißbrauch der
ehrenvollen Stellung erblicken, wclche dem ka-
tholischcn Kirchenregiment in freigebigster Weise
von der Gesetzgebung unsercs Landcs einge-
räumt ift.

Ohne daß wir uns auf die Einzelheiten dieser
Schriit näher einlasscn wollen, welche cs nicht
verjchmähr, selbst cine angcbliche Billigung
Ronge's als Läuschungsmittel zu benützen, be-
zeichnen wir jchlechthin als unwahr und dem
Wortlaut und Sinu des n-uen Gcsetzcs und
de» auSdrücklichen Erklärungen der Regierung
ividersprechend, wenn in dcrselben gejagt ist,
daß der Vollzug der bischöflichen Erlassc in
Sachcn der katholischen Religion von der Gnt-
heißung der Oberschulbehörde abhängcn solle,
oder daß der Bischof bei der Ausstcht der Schulc
und Lehrer nichts mitzusagen habe, oder daß
dic obcrn Schulbehördcn nicht gesetzlich ver-
pflichtet seien, die katholijche Volksschule in diesem
ihrein Charakter zu leiteu, und nicht gesctzlich
vcrhindcrt seien, einc unkatholische Richtung zu
verfolgcn. Nicht mindcr unwahr ist die Be-
hauptung, daß das, mit der gcwissenhastesten
Achtung der confejsionellen Ueberzeugung und
der Freihcit der Kirche gegebene, neuc Gesetz
mit der allerhöchsten Proclamation vom 7. April
odcr dem Octobcrgcjetz von 1880 im Wider-
spruch stehe oder gar dir Kirche irgendwie hin-
dere, ihre Pflicht in dcr Schule zu erfüllen.

Den Katholiken deS Landes müssen wir über-
lassen, die Beleidigung zu empfinden, welche
die von dem Hirtenschreibcn ausgesprochene An-
ichauung enthält, daß die Volksschule in dcn
eigcuen HLnden der Katholiken, untcr der ge-
setzlich gewährten Mitwirkung ihrer Geistlichen,

unter katholischen Lehrern, der Dertretung der
katholischen Confesffon eutdehre, nnd das Sa-
menkorn für gemischte Schulen enthalte.

Was aber daS Hercinziehcn protcstantischer
Stimmen betrifft, so hat daS Kirchenregiment
der evangelisch-protestantischen Kirche gerechten
Anspruch darauf, von dort für eben so ge-
wissenhaft und weisc gehalten zu werden, als
das katholische, und die Regierung hat allen
Grund zu glaubcn, datz dasselbe ihr sür die
rücksichtsvolle Behandlung der Kirchen und
Consessionen in dem neuen Gesctz alle Aner-
kennung zollt.

Dem gesunden Sinn der katholischen Bevöl-
kerung des Landes, welche bas Gesetz in BLlde
kennen und schätzen leruen wird, köunen wir
das Urtheil über die weitern Anklagen, »on
deren Uugrund Die, welche ste erheben, selbst
durchdrungen sein müsscn, getrost anheimgeben.

Es wird derselben nicht verborgcn bleibcn,
von welcher Seite und zu welchen Zwccken die
Entfernung der Geistlichen aus dem Ortsjchul-
rath bewirkt werden will, und sie wird ihre
«stiminc erheben, uinPflichtersüllung von Denen
zu vcrlangen, welchen ihr heiliges Amt sie vor
Allen gebietcn sollte.

Die Regierung selbst wird unbeirrt ein ver-
fassungsmäßiges und wohlthätiges Gesetz, wel-
cheS den Staatsangehörigen ein neueS und edles
Recht gewährt, ourchsühreü, und wenn es ge-
lingen sollte, die katholischcn Geistlichen der
Schule zu entfremdeu, um jo mehr bemüht sein,
anderweitigen Ersatz zu gewinnen. Sie wird,
auch wenn etwa Geistliche sich der Theilnahme
am Ortsschulrath enthaltcn nnd damit dic
Schule zu schädigcn suchen sollten, dennoch die
religiöse Seite der Schule in echt chriftlichem
Sinn aufrecht zn halten wissen, und ste wünscht
innigst die Erleuchtung Derer, welche im ver-
blendeten Siun den Vcrsuch machen wollen,
durch Verletzung heiliger Pflichten ihre selbst-
jüchtigcn und fanatischen Zwccke zu erreichen.

Wenn aber von der Kirchenbehörde ein förm-
licher Kampf gcgen das Gesctz angekündigt und
begonnen werden will, so mögen die Folgen
davon Die treffeu, die ihn herausbeschworcn
haben, und Mittel gebrauchen, welche nur die
gänzlichc Erschüttcrung ihrer eigene» Autorität
yerbeiführen niüsscn. Es wird dabei nichl der
Hinweisung bedürfen, daß es sich bei demselben
nicht um dic Vertheidigung eines vermeintlichen
gesetzlichen Rechts handelt, sondcrn uin einc
Auflehnung gcgen das Gesetz s-lbst, welche die
großh. Regierung mit den ihr zu Gebot stehen-
den gesctzlichen Mitteln zurückzuweisen wissen
wird. (gcz.) A. Lamey."

Speyer, 13. Aug. Die bedeutendsten hie-
stgen HandluugSfirmen habcn heute eine Peti-
tion an deu König bcschlvssen, in der um An-
schluß Layerns an den preußisch-französischen
Handelsvertrag noch vor dem 1. October d. I.
gcbeten wird, in Erwartung, daß dadurch auch
die Bescitigung der von Prcußen uud den nord-
deutschen Staatcn auf Wein und Tabak bisher
erhobenen Ausgleichungs-Steuer hcrbeigeführt
werde. Achuliche Petitionen werdcn anch von
den übrigen Stidtcn der Psalz vorbereitet.

(N. F. Z.)

stellung der Vcrfaffung und des WahlgesctzeS
(vom Zahr 1849) mit 14 gegcn 6 Stimmen
angenommen. Regierungsdirektor Schepp er-
klLrte im Lause der Debatte: „die Regiernng
werde dem Antrage auf Wiederherstellung der
1848er-Verfaffung und des 1848er - Wahlge-
setzes, wenn er zum Beschluß rrhoben würdc,
keine Folge geben und sie wcrde jcden etwaigen
Angriff auf diese mit aller Entschiedenheit zu-
rückweiscn."

München, 11. Aug. Der Prästdent deS
AppellationsgcrichtS von Niederbayern, Frhr.
o. Waldeufels, ist peusionirt und der staats-
rath Frhr. v. Mulzcr, der bisherige StaatS-
miniftcr der Justiz, zum PrLsidenten des ge-
nannten Gerichtshofs mit 8000 fl. Jahresge-
halt ernannt worden.

Berlin, 10. Aug. Die StLnde des Tel-
tow'schen Kreijes petitioniren, daß die im dor-
tigcn Kreise gelegenen Güter des Prinzen Fried-
rich Karl unter dem Namcn Rittergnt Düppel
zu einem landtagsfähigen Rittergut erhoben
werden . . um die glorreiche Wafsenthat der

Armee in Schleswig noch weiter zu verherr-
lichen.

Berli«, 13. Aug. Der König vou Preu-
ßen geht am 15. Morgeus von Gastein nach
Zscht und dann zur Heerschau nach Wien.

Lübcek, 12. Aug. Die „Lübeckcr Ztg."
meldet: „Morgen früh werden hier, aus den
preußischen Fcftungen entlaffen, circa 1000 dä-
nische Kricgsgefangene eintreffen, welche drei
in Travemünde angekommene dänischc Regie-
rungsschiffe nach Kopenhagen überführen sollen.
Drei Lhnliche Durchzüge werden nächster Tage
crwartet.

B e l g t e tt.

Brüffcl, 11. Aug. Die Liberalen gehen
auS der Wahlschlacht mit einem weit eutschie-
deneren >siege hervor, als in den letzten Tagen
seldst die heißesten «sanguiniker zu hoffen wag-
tcn. Und nicht nur das Endresultal ist der
Sache dcS LiberaliSmuS uno der Verfassung
günftig ausgefallen, sondern auch iu anderer
Hinficht ist der L-icg bedeutend. Das Oberhaupt
der klerikalen Partei ist crlegen, und Vesten
sind erstürmt worden, wo der Klerikalismus
jich für unbcsicglich hielt und für unbesteglich
galt. Solche Vorkheile geben dcn richtigen
Maßstab des Korlschrittes.

Zta l ien

Turin, 11. Aug. Zn Florenz war cin
Mceting deabsichtigt, um die Auflösung der
Kammer zu vcrlangen. Die Behörde bcnach-
richtigte jedoch die Veranstalter, daß sie eine
Versammluug zu diesem Zwecke nicht duldcn
könne, woraus das Meeling unterblicd. — Dic
Eijcnbahn von Foggia nach Trani wurde ge-
ftcrn aus einer Strecke von 80 Kilom. einge-
«eiht. — Die in Bokhara fcstgenommenen
Jtaliener (die Seidewürmer holen wollten) sind
endlich durch Vcriniktlung der russtschen Behör-
den freigegcben worden.

Aus Rom wird berichtet, daß der Juden-

Bergabhange, nur rliie Viertetstundl vvm Ldnrmr
entfernt nnd diesem al« nächstes Obdach zugeslllt.
Die Aufnahme isl freundtich, die Preise stnd mäßig.
Man bestndet stch hier schon in der Region deS
BaumwuchseS, wäbreil» der eigenttiche Bergrücken
nur Alpentriften nährt. Sind dicse auch v°n zahl-
reichen Hcerden stattlichen RlndviehS belebt, so
tritl bei der Todtnaucr Hsttke noch allmätig dichter
werdende« Gchölz hinzu und verleiht dem Punkte,
bet gieichzeitiger AnSficht nach dem Hochgebirge der
Schweiz, virl landschasitichen R-iz. lSchiust f.)

Das Kiedcrbadische jireis schießen.

Pforzheim, 11. Angust. Hentc haben B-chcr
erhaiien, und zwar im K-ldkehr dir Hcrren:
Windmayer ans Heidelbcrg, W. Mayer auS
Pfvrzheim, Schepp aus Eulingen, Müücr aus
Areiburg, Saliicr auS Pfvrzheim, Greif auS
Oberrad, Schickert aus Gcrnsbach, Kindler auS
Oberndorf, Weißgeber auS Kehl, Wehrke auS
Walldürn, Dtaum aus Heidelberg, Senn
auS Lörrach, Münzer ans Eutingen, Dillenius
anS Pforzheim, Kaber ans Badrn, Roth ans Lör-

^tsStatistik der Unfällc auf Eisenbahnen.)

deutschen Eisendahnvcrwatlungtn beim Eiscnbahn-
betricve angcordnet worden stnd, tragen gewiß nicht
wenig zu d-m giänzenden statistischen Resnilalc, bc-
treffend llnsälle auf Eisenbahncn, bei, weiche Arei-
herr v. W-b-r in scinrr Schuie dcs Eif-nbahn-
wesenS rcgistrirt. Danach wurden in Denischiand
scil 184Ü, vem Beginnc d-s Eiscnbahnbeiriebs über-
haupt (iaut dcn Zahlcn der deutschen Eisenbabn-
statistik), bis 1859 ohne Schutd der Rcisendcn, also
dnrch das B-rkehrsmittel selbst vvn nahczu 4B Mtll.
Reifcnben, welche in diesem Zeitraumr befördert wur-
d-n,,mr21 R-is-ndcgclödtetund 178 vcrletzi. Dur»
-igene Schulb, d. h. burch llnoorstchtigkeit, wnrden in
dteseni Zeitranme 2g Rciicnde gelödtet nnd 85 ver-
irtzt. Ls wurdc daher von ca. 8>/» MM. Reisenden


rach, Kranzmann ans Psorzheim, Horn auS Pforz-
hcim, Görgcr auö Baden, Fricdr. Katz aus Psorz-
h-lm, Braun auS Psorzheim und Engler anS
Mnllheim, zusammen 82 Sinck. Zm Standkehr
dir Herrcn: Schülc anS Buchau, W. Mayer auS
Pforzhctm, Kranzmonn auS Pforzhcim und Böhm
aus Rhcinsetdcn, zusammen 24 Stück. Prämien
haben erhaitcn: im Fcldkehr, VormittagS d!r
Herrcn: L. Franzmann aus Pforzheim mit 234,
Zoller aus Krnnenseid mit 118 und DilleniuS auS
Psvrzheim mit 113 Punkten. RachmittagS: Görger
aus Baden mit 105, Braun auS Pforzheim mit
96 und Frtedr. Katz aus Pforzheim mit68 Punkten.
Zm Standkehr, VormittagS di- Herren: Schüle
aus Buchau mtt 34, Hofkätter aus Horgen mit
28 und W. Mayer aus Pforzhrim mtt 18 Blätt-
chen. Nachmittag«: W. Mayer aus Pforzheim
mit 18, Sacher ans Znzgrn mtt 12 und Hofstätter
ans Horgen mit ö Biättchen. Unsere Pfdrzheimrr,
welchc den auSwäriigin Schützcn die ersten Tage
fast anSschließlirßlich die Schi-ßstände überlaffen
hatten und -rft in den I-tzten Tagen sch-ss-n, haben
lingünstlg-S Wetler erhalten, da der starke Wind
baS Schießen unfichee machte. <MH. Z.)

Rrisendcr von ca. 1,« Mill. — Es ist daher in
Denlschland die Mögiichkett, beim Znsußegehen
(durch AuSgleiten, Kallen, u-brrfahren) verletzt
dder getödler zu werden, größer al» ans der Eiscn-
bahn zu verunaiücken. — Drr Blitzschlag ködtci
durchschnttttich jahrtich i» Sachsen mchr Menschen,
ai« in 15 Jahren tn gan, Denlschland Reifende
ohne thre Schnlb anf den Sisendahnen umkamen.
 
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