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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 179-204 August
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von de» Seimgen angerufen und gepriesen
sein will.

Nachricht hievvn sämmtlichen evangclischen
Psarräintern unl> Kirchengcnieinderäthciu
Rüßlin.

Goldschmidt.

* Politische Umscha».

Die „N. A Z." steht sich beinüßigt, alle
Nachrichtcn über die volitischen Zwecke des Be-
suche« des Königs von Preußen in Wien als
Enfindungen zu bezcichnen.

Die „Allg.Ztg." meldct tclegraphisch i „Stutt-
garter Briefc mcldcn i Würtemberg beabjichtigc
an dic spitzc ciner drittcnistaatcngrnppe
zn tretcn, »nd !m Namen dersclben einen wich«
tigcn Bundesantrag einzubringen."

Zn Turin wurde am Sonntag das Monn-
mcnt zum Andcnken der Opfer, wclche daS
Jahr 1848 fordcrte, nnter großcin Volkscnthu-
siaSmus eingeweiht.

Die „Morningpost" bleibt bei ihrcr Be-
hauptung der Eristcnz der hcil. Allianz.
Sie jagk, die dänische Katastrophe rühre von
. Mangcl dcs Einvcrständnisscs zwischen Frank-
rcich und England hcr. Sic fügt hinzn, daß
die Einigung der bcide» wcstlichen Großmächte
den Gesahren vorbeugen würde, mit dcnen die
heil. Allianz Europa bcdrvht.

Zur Lkl-leslvig-Holsteiii'scheii
Tache.

Kopenhagen, 21. Aug. Jn dcr gestrigen
Sitzung des Reichsraths-Folkcthings crklärte dcr
Conseilpräsident Blnhmc bei dcr Debatte über
die vvn dcn Baucrnfrcundcn auSgegangene Zn-
terpcllation bezüglich dcr Wicdereinführung des
dänischcn StaatSgrnndgesetzes in seincin ur-
sprünglichcn Umfang: Svlche« könne nur dann
gcschchen, wcnn der versammelte RcichSrath zu
Gunsten des dänischcn RcichStags aus jeinc
Antorität verzichtc, nnd dcr Reichstag seiner-
seits alsdann dicses Anerbiete» deS ReichsratheS
guthcißc.

D c ii t s ch l a n d.

Das „Fr. Zonrn." schrcibt: „Wo die Mtra-
montanen nnd weltlichcn Rcactionäre pai' ex-
ceiienev ain Rcgimciit sind, d. h. die obersten
Stellcn in der Regierung. cines LandeS innc
haben, da ist ihnen stets die Rcgiernng cine
von Gott eingesetzte, gcheiligte u. s. w., auf
welche cin clwa von liberaler Seite hcr crsol-
gendcr Angrifs nach ihrer Meinnng sosvrt mit
den HLrtiften Strafcn zn belcgen ift, wcnn eS
icncn nicht gclingt, jede Meinungsäußcrnng
sosort mit der reinen Gewalt zu crtödten. Wo
aber einmal freistnnige MLnncr am Ruder sind,
da glaubcn sich dic Römlinge und Reactionärc
Alles erlaubcn zu dürfen; da ist ihnen die
Rcgiernng nichts als cin Ding, das man so
bald als möglich umstürzen »inß, da ist ihnen
Revolution und Prebsrechhcit, nicht Preßsrci-
hcit, eine ganz selbstverständliche Einrichtnng.
Man weiß ja, waS sich Blättcr, wie das
„Mainzer Journal", dic „Nassauijche Landcs-
Zcitung", der „Bad. Beobachter", dic „Nordd.
Allg. Ztg.", die „Krcuzzeitung" nnd andere
Blättcr ähnlichen Gelichters crlaubcn dürsen;
wir wollen heute aber nur cinmal ein Beispiel
aus dcm Lande Badcn hcrvorheben. Dcr dor-
tige Niinister des Jnnern, Hr. Lameh, hat be-
kanntlich cincn Erlaß gegen das wider die gr.
Staatsrcgicrnng höchst anmaßend auftretende
Hirtenschrciben des Erzhischoss von Frciburg
gcrichtet und darin gesagt, die Abfasjung dcs
HirtcnbriejcS müssc »ou dcr „iußcrsten Rich-
tung" herrühren, wclche sich des Kirchenruders
in Freiburg bemächtigt habc. WaS sagt hicrzn
nun daS Frcibnrgcr „kath. Kirchenblatt?" Es
sagt, diese Behauptung s-i dieselbe, wclche man
„scit einigen Jahren in Zeitungcn und Bier-
häusern" gerade jo stnde. So also jpricht das
katholischc Kirchenblatt, cin Organ der frcien
Pressc so gut wie cin ändereS, und wie wir,
von der MNßerung cincs Ministers, cines
ManneS, den sich ein Fürst von Gottes Gna-
den, der Großhcrzog von Badcn, zu jeinem
Rath ausgcwählt hat, der die gcheiligte Pcrson
diejcS Fürften verttitt. Was meinte wohl dcr
Herr StaalSproeurator in Mainz dazu, wcnn
wir den Erlaß eincS Ministcrs von Hesscn-
Darmstadt so vornähmeni — Doch das „lath.

Kirchcnblatt" in Freibnrg kann'S noch besser:
Der badijche Minister dcs Znnern nennt in
scinem im rnhigsten Tvne g-haltcnen Erlaß die
dcin kalholijchcn Kirchenregimente von der da-
dischen Gcsctzgebung cingeräumtc Stelle einc
ehrenvolle. Dieje Aeußerung ocs badischen
ÜliinisterS nennt das „kath. Kirchenblatt" cin
einfälliges Geredc. Wenn das nicht cine ener-
gijche Beleidigung der großh. Staatsregierung
ist, so gibt cs lcinc. Aber bas „talh. Kirchen-
blatt" in Frciburg äußert sich auch ganz rcvo-
lutionär. Es sagl: Das Kirchenrcgimcnt hänge
nicht von der Gnade dcr badischen Gcsetzgcbnng
ab, es sei lächerlich, wie ein jo nengebackenes
Landchen wie Baocn sich anmaßen könne, in
diesem Tone von oer Kirche zu redcn. DaS ist
einfach eine rcvolutionäre Sprachc, die sich
widcr das Gesetz, gcgen die von Gotl gesctzle
Obrigkeit, anslehnt; das isl Rcvolulion l....
Aber dicse Organe der sreien Presse schützt,
wo ihre Mächer nicht am Ruder sind, dic von
den sreisinnigen Regierungcn ans Grundsatz
gchcgte Preßsreiheit, und wo sie am Rudcr jind,
die Parleilichkeit ihrer Freunde. so ist es —
doch wenn wir in Baben am Ruder wären,
wir würden das „kalh. Kirchenblalt" so ans
die Kinger llopscn, daß ihul knnftig die Bclei-
diguug der Staatsregierung nnd die revolutio-
näre Sprache vergehen svllte. Wozu ist dcun
die Gcrechtigkeit bad '

— Bvm fttcckar, 23. Aug. Der Bc-
scheid dcs ev. Oberkirchenraths ans die dic Ab-
sctzung SchenkelS beantrageiide Eingade der
Prolestcrheber, wclcher, wie vielleicht noch kein
anderer Erlaß ciner Kirchenbehördc, »nt sv all-
gemeiner nnb lebyaster Schnsncht crivarlct
wurbe, ist nun crjchienen und gerade so äus-
gcsallcn, wie jeder Bernünjtige voraussetzen
konnte. Ein Privaturlheit üvcr ein wisjcn-
jchajttiches Werk stehl nämtich Zedem zn, wei-
cher die wisjcnschafltichc Besähigung dazu be-
jitzl, vder auch sich diejelbe nnr zulraul, und
er bedars keiner andern Lcgitimalion hicrzu,
als dcrjenigen, dle in jeiner wisjenschastiichen
Biidung sclder und in dem Gewicht selncr Ar-
gnmenlc liegl. Ein amtliches Urthell da-
gcgen, geslützl ans die Autvritäl und üliacht,
vvllkommenhcls einer Bchvrde, ist im Bercichc
der Wisscnschaft nicmalo zuläsjig, am wenig-
ften, wcnn cs darans anSginge, oaS verösseut-
lichlc Ergcbniß ciner Forschuiig zu uiiterdrüeken
u,id dcn Aulor' selbst zn maßrcgcln oder gar
zn strajen. Es war daher cinc höchst verkchrle
und thörichle Znmuthnng an dic Kirchcnbehörde,
gegen dcn Berfasser deS CharaklerdilbcS Zesn
amtlich einzuschreilen, eine Zumuthnng, dic nur
von Lentcn ausgchen konnie, wclche selbst schvn
durch ihr, nichl aus wisscnschaftliche Gründe
nnd Beweise, jondcr» auf cngherzige und vcr-
änderliche kirchliche Satzungcn sich siützendes
Bersaminungsurtheil sich ein unzuständigcs
Richtcraml angcmaßt hattcn. Wcr hat öenn
die 118 Protesterhebcr zu Wächtern über die
kirchliche Rechtgläubigkcil und zu Richtcrn üdcr
dic Uebcrzcugungenund Gewisscu gcsctzt k „'Nicht
daß wir Herrcn seien nber cucrn Glauben",
hal der glistrcichste unter den Aposteln an cine
sciner Geuleinden gcjchrieben, — derjenigc Apo-
stel, desjen dialcctijch formulirte, unler dem
Einfluß der damaligen Scholastik erwachsene
GlanbcnSjätze man gernc zn eincr unabäiider-
iichcn Lehrnvrm crhcben inöchte, wcil man in
dcr eigenrn Bejchränklheit und Engherziglclt
dic großartigc» und geistessrcien Gruudsätze
dcsselden nichl bcgrcisl und sich ancignen kann.
Und diese 118 'Nachzügler eincr längst v»r>
übcrgegangencu Zeit, diese um 100 Jahre zu
spät gebornen Streithähne des verstciucrten
Lnlhcrthum« haltcn sich zur Cvnjtituiruiig eines
Giaubensgcrichtes berechligt, welchcs in dem
freien Geiste dcs Evangeliums wedcr Grund
noch Halt findet? Ehre nnd Achtnng daher
dcr badischcn Kirchenbehörde, die einc jolche
Anmaßung nach Gebühr zurückweist und dic
sich selbst zn keincm Urtheile befugt hält, wel-
ches allcin dcr Wissenjchast und ihrer st-ls sort-
schrellenden Enttvicklnng zusteht! Wahrlich, es
wäre auS, Nlcht allcin mit dem Protestantis-
mns, sondern auch mit dem Christenthum selbcr,
weun es, hinter das Bollwcrk dvgmatischcr
R-chtgläubigteit sich verschanzend, von derwisseu-
jchastlichcn Errungcnschast der Gegemvart sich
ausjchließen würbes

Wicübitden, 20. Aug. Zch kann Jhnen
die zuverlässige Mittheilung machen, daß der
Ankansspreis für dic Abtei Marienstadt, sowic
die jchr bcdentenden Kosten der Herrichtnng zu
Klosterzweckcn mit franzöflichen Geldern bezahlt
werden, und daß auch schon in der nächsten
Zeit französische OrdenSgeistliche ihren Einzug
halten werden, denen bie ganze Leitung der
Anstaltcn übergeben «ird. Und das AlleS soll
bloß aus christlicher Liebe zu v-rwahrlvstcn nas-
sauischcn Kindern gcschehen? (Mitt. Z.)

Wiesbaden, 22. Angust. 'Die hiesigen
Blätter cnthalten aussührliche Bejchrcibmige»
dcr Feier des 25jährigen Zubiläums des Her-
zogS, auS denen wir hervorheben, daß derHcrzog
edcnso wie dic an ihn sich wendenden Redncr
eS vermicden, die inncren polilischen Slreitig-
keilen zn berühren.

Augsburg, 20. Ang. Die Beschwerde der
Herrcu HanS v. Stettcn und Dr. Völk wegen
Schließnng des Schleswig - Holstcin - Vereins
wurde, wie in der heuligen Magistratssitzung
bekannt gegeben «urde, vom Staatsrath abge-
wiesen.

Z ran kr e i ch
Paris, 22. August. Nach Berichten aus
Pclersburg hat der Czar die josbrtige Entlaj-
snng gewisser Militärklassen anbcsohle», dercn
Dienstzeil am 1. Zannar 1865 abläust. —
Der König von Spanien isl hcutc srüh in
Bayonne angckommen.

E » g t a n d

London, 22. Aug. Belfast ist ruhig; bci
der Beeroigung eineS Katholiken wird nnr den
Freunden deS Berstorbenen gestatlet, der Leiche
zu folgen. Man hofft, daß hcutc der Handel
wieder aufgenommcn werden wird.

Reucste Nachrichten.

Lübeck, 22. Angnst, AbcndS. Der italie-
nische Kronprinz Humbert ist mit dem Nach-
imltagSzuge hier cingetrofscn unb eine Stunde
daraus nüt dcm Postbampfcr „EUiva" nach
Kopcnhagen weiter gereift.

<8onf, 22. August. Lel der Wahl eines
Staatsraths stimmten 11,000 Bürger. Herr
Chenevicre halte -ine Majorität vvn 326 Stnn-
meii; allein das Ccnlralburcau kasstrte die Waht
wegcn UnregclmLßigkeiteu. Es herrscht große
Agilakivn. Fazp hatte 400 Stimmcn weniger.

Äern, 23. Aug., BormittagS. Die gestcrn
noch beim BundeSrath eingetroffene» Depeschen
verlangicn dringend eidgeiiösjische Znterventivn.
Heute Nachuütlag wird ein Bataillon Waadt-
tänder einmarschiren. Der Gcnfer StaatSrath
hatlc einc Proclamalion erlassen, wvrin cr noch-
malige Prüsung des Wahlprolvcolls versprach.
Die Zndependenlen trngen die Proclamalion
durch die Straßen; die Radicaten schosjen auf
jic. Daraus SlnrmiLutcn, Barrikadcn anf den
Brücken nnd an den Thoren. Die Radicalen
nahmen das Arsenal, Waffen, Kanonen. Zwvis
Verwnndete. Der StaatSrath ist blvkirl.

Bern, 23. August, NgchmittagS. Genf ist
wieder ruhig. Der Stsatsrath ist ivieder frei,
die Barrikaoen sind wcggeräumt, der Berkehr
ist sreigegebeu.

Dresde», 23. Aug. Heute ersolgte der
Schtuß bes Landtags. Die Lhronrede des Kö-
mgs erwähnt hanptsächlich bie günstige Lage
dcr Finanzcn nnd begrüßl das Zuslandetommcn
eincs neuen Zollvertrage« mit Preußen als eine
Bürgjchast gedcihticher commcrciellcr Zukunft
Sachsens. Zn Beziehnng aus die schteswig-
hotsteinische Angetegenheit spricht ste die Hoff-
nung aus, daß diejctdc cine Lösung im Sinne
d-S RechtS nnd der Wünsche Dentschlands fin-
dcn werde; und zugleich gibl sie dem Bedauern
Ansdruck, daß den sächsijchen Truppen eine
Theilnahme an den Kriegslhaten dcr Verbün-
delen verweyrt war. Der König sci jedoch
jeincm braven Heerc daS Zengniß schnldig, daß
ihm der Ruhm nnerjchütlerttcher MamicSzncht
und strenger Pflichterfüllnng inmitten schwie-
riger Berhättnisse zuerkannt werden müssc, welchc
edensv ächte Solbateneigenschaslen scien wie
Rnhm auf bem Schlachtselde.

Warschau, Dienstag, 23. Auguft. Jn
Folge einer kaiserlichen Berordnung geht das
Gonvcrncment Augnstomo vom 27. August an
wicdcr in die Berwaltnng dcs Stalthatters von
Poten itbcr. Der Generat Zoblozki ist znr Lei- '
tnng dcr dortigen Verwallnng destimml.
 
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