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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 205-230 September
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0217

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Freitag, 2. Septcmber

L8«A



N^A.- - —-» Auf die „Heidelberger

Zeitung" kann man sich
noch fnr den Monat
Zcxtember mit 18 Kreuzern abonniren bei
allen Postanstalten, den Boten uud Trägern,
sowie der Erpedition (Schissgasse Nr. 4).

* Politische Umschau.

AuS Athen wird gemeldet: 29 Opposttions-
deputirte haben einen beleidigenden Brief an
den König gcrichtet. Zn Folge einer tumul-
tnarischen Sitzung der Nationalversammlnng
am 28. d. herrscht lebhaste Anfregung in der
Hauptstadt. Protestationen wurden mit zahl-
reichen Unterschriften bedeckt. Zn dcr gestrigcn
Sitzung beschloß die Vcrsammlung mit 193
gegen 27 oppositionelle Stimmen nnd bei 28
Stimmenenlhaltungcn, ihre Jndignation nber
den Brief der Neunundzwanzig auszudrücken.

Es scheint, daß die Stellung von ganz Alge-
rien unter die Militärherrschaft dadurch veran-
laßl war, daß ma» zu Paris bereits wußte, eS
herrsche eine viel größerere Gährung unter den
Eingeborenen, als das Publikum ahnte.

Man hat zu Tunis drei Erdstöße verspürt.
Wahrscheinlich werdcn die türkischen Frommcn,
die jchwerlich besser scin werdcn alS die From-
men anderer Länder, ihrc politische Folgerungen
darau« ziehen.

Aus China vernimmt man, daß die Anglo-
Chinesen dcn Znsurgenten zwci Städtc abge-
nomnien habcn, dann Nankiug bclagcrten, wel-
cheS sich vermittelst Capitnlation ergab.

Jn Boutan und dcm nördlichen Jndicn soll
fich ein neuer Aufstand gegen die Engländer
vorbereiten.

Zn KansaS nimmt der Kricg gegen die Ein-
geborenen größerc Dimensionen an.

Jn Peru rüstet man sich zu encrgischem
Widerstand gegen die Spanier.

Z»r Echleswig-Holsteiii'sepen
Sache.

Zu den FriedenSverhandlnngcn crfährt die
Wiencr „Presse", daß dcr finanziclle Theil der
Frage noch nicht Gegcnstand der Berathung
sei. Bis jetzt habe man sich nur mit der
Territorialfrage beschäftigt und wnrdc dem-
nächst die Commission ernannt wcrden, die
ihre Arbciten an Ort und Stellc in Ängrifi
»ehmen wird. Sodann wird versichcrt, daß
von dänischer Seite an den Friedensprälimi-
naricn fcstgehaltcn werdc und nichts vvn dem
Zurückgeben NordschlcswigS verlaute. Auch hat

" An Lic Ultrasrommcn.

Ihr! dic ihr euch dic Orthodore» ncnnct,

Glaubt ihr, inau schcnk' cuch drum fo lcichthin
Glaubcn?

Süß zu erkcnncn curc sauern Trauben,

Drin kcine Spur von GlaubcnSglut cntbrcnnct.

Jhr, die ihr Andrc, die mit cuch nicht stimmcn,
Nur stctS versolgt mit blinbcm finstcrn Haffen,
Dic inüigcr wie ihr daS Wsrt erfaffcn,

Nnd wvllt ob Unglanb' ft-ts darob crgrimmen.

Mit curcr Wuth ihr nicmand übcrrcdct:

Daß Lhristi Gcist in cucrm Thun ench leitc,

Und ob dtcs sci im Gcist deS Herrn gedctct.

Wie seid im Unrccht ihr mit cuerm Strcite!

Jhr gcht so srvmm -inhcr im SchaafSgcwandc
Und scid dic ärgftcn Wotfe anf der Wcidc.

der dänische Finanzminister nach dem Wortlant
seiner Rede nicht geäußert, man werde sich be-
mnhen, NordschleSwig, sondern — so viel wic
möglich den nördlichen Theil von SchleSwig
zurückzuerhalten.

Berli». 29. Aug. Die Dingc in Schleswig-
Holsteitt rcgeln sich in der That jo, wie wir
daS schon neulich in AuSsicht gestellt haben.
Weil die Cabinete von Wien und Berlin wegen
deS ProvisoriumS sich nicht geeinigt haben, so
koninit es zu ggr keinem Provisoriuin im Bis-
marck'schcn Sinile, und das dicSscitige Cabinet
verzichtet auch lieber auf jede Zntcrimsregie-
rung, als daß eS dem Bund einc Einwirkung
auf SchleSwig-Holstein zngesteht. Oestcrreich
will nun, weil dcr Bund nnbcachtet bleibcn
soll, ebcnfalls kein Znterregnum nnd dringt auf
jchleunige Erlcdiguug dcr Erdfolgesrage.

Berlin, 30. Aug. Die „Krenzzcitung"
bemerkl, daß vor eincm dcsinitiven FriedcnS-
abschlnß von Zurückzichung dcr Truppen auch
nur aus Jütiand, also auch von dcr Rückkehr
der Truppcn nicht dic Redc scin könne.

D c ii t s ch l a » d.

Knrlsruhe, 31. Aug. Wir erfahrcn so
ebcn, daß Se. Maj. der König von Preußcn
die Jnjcl Mainau heute Nachmiltag verlasscn
und mit dem Zug um 3 Uhr 40 Minntcn »on
Konstanz die Rcise nach Baden sortgcsctzt hat.
Allerhöchstderselbe wird in Frcibnrg übernach-
ten und hat sich jedcn seierlichen Empsang
vcrbeten.

Kurlsruhc, 30. Aug. Für die Wahlcn
in dcn OrtSschulrath sind durch einc Verord-
nung deS Ministerinms des Jnnern vom 20. d.
folgende Borschriften gcgcben wordcn: Dic Mahl
crfolgt mittelst geheimcr Stimmgebung. Erstere
wird durch eine Wahlcvmmission gelcitet, welchc
aus dem Bürgermcister, dem Rathschrcibcr als
Protocollführer. dcm ältesten und jüngstcn
Mitglied dcS Gcmeindcraths als Urkundsper-
sonen bcsteht. Jedcr Wahlbcrechtigtc niuß per-
sönlich erscheincn. Wahlbercchtigt sind alle ver-
hcirathctcn und verwittwetcn Männcr der Schul-
gcmeindc und allc mindestens 23 Zahre altcn
OrtSeinwohncr der betrcff. Confessionen. Die
Wahl alS OrtSschulrathsmitglied kann nur durch
genügendc EntschuldignngSgründc abgelehnt wer-
den. Als solche gelten: 1) Das zurückgelcgte
80. LcbcnSjahr, nnd 2) die Dienstführung als
OrtSschulrath währcnd einer gcjetzlichenPcriode
sür die nächstcn 6 Jahre. Die Gcwähltcn wer-
dcn durch daS Bezirksamt vcrpflichtet. Bei
Wahlen in dcn OrtSschulrath sür eine gcmischte

Vie crjle badischc Landcs-Fcucrwrhr-
Versaminlung.
lSortsetzung.)

Rach 3 Uhr versammitten stch sämmtiiche Feuer-
wchrmänner anf eem Karlsplatz. Es wogte in allen
Straßcn ctn grwaltiges Menschengewimmcl. Tie
Häuser hattcn sich mit hadischen und deutschcn Fah-
nen geschmückt.

Nnter den Klängen dreier Feuerwehr-Musikkorps
brwegte sich nun der statttiche Zug allcr Feuerwehr-
männer nach dem dtcht mlt Zuschauern besetzten
Münsterplatz vor die Kornhällr. Nach eincr lan-
gern Vorübung am lctztern Gcbaude entferntcn sich
nnscrc htesigen Fcncrwkhrmänner Mlt ihrcn Fcucr-
lösch- nnd RcttungSapparatcn eine Streckc von dcr
Kornhalle. Auf das bekannte Brandtrompcienfignal
eilen sie wiederum herber mit großen unb klekncn
Lcitern, mit rassclnden Fcuerspritzcn. Es wird das
Zcichen zum Angriff gegeben und sosort crklettcrn
Einige im Nu den höchsten Dachsirst übcr dcm 6.
Stockwerk der Kornballe, entsenden 3 Spritzen ihre
weithinreichendcn Sirahlen, in deren feinzcrstäud-

Schule wirh die betr. Zahl aus jeder Consession
durch sämmtliche Wahlberechtigte in eincr Ab-
stimmung vorgenommcn.

Konstonz, 30. Aug. Die diesjährige Ver-
sammlnng dcr deulschen Geschichts- und Alter-
thumsvercine zieht auch außerhalb dcr städtischen
Kreise verdiente Ausmcrksamkeil auf sich. Ob-
gleich bis jetzt kein Verein in Baden der ge-
meinsamen Verbindung dcr deutschcn Vercine
beigclreten ist fder Mannheimer AlterthumS-
verein und der Verein für badische OrtSbcschrei-
bung wollen eS jetzt erst thun), sind doch jetzt
schon manche ber badischen Persönlichkciten in
AuSsicht gestellt; Pfarrcr Wirth von HaßmcrS-
heim wird den Verein für Ortsbeschreibung ver-
trcten, Prof. Köchly aus Heidelberg dürftc hier
scinen Schweizer Freunden begcgnen, aus Mann-
heim wird Pros. Fickler und Dr. Gerlach erwar-
tet, Letzterer in Verlrelung dcs Mannheiiner
AlterthumSvcreins; aus Karlsruhe wird Archiv-
rath Dr. I. Bader, Conservator A. v. Bayer
und Prof. Dr. Mone, aus Donaueschingen
Bibliothekar Dr. Barrack und Archivdirector
Dr. v. Schrcckcnstein in Aussicht gestellt, so
daß das Großherzogthum in würdiger Weise
»erireten sein wird. Bekannttich betrcffen dic
Berathungsgegenstände der Vcreine theils Ge-
schäftSjache», die i» zwci Sitzungen durch die
Vertrcter der Einzelvercine erlcdigt werden, thcils
wisscnschastiiche Gegenstände, die in zwei allge-
meinen und scchs Abtheilungssitznngen auch
durch Gelehrte, die cinem Verein nicht angc-
hören, besprochen werden. Die biS jetzt ange-
mcibetcn Fragen und Borträge von Dr. Mar-
mor, Pros. Wörl, Archivrath Dr. Lisch, und
Dircctor Dr. v. Hcffncr-Altencck erstrecken sich
zumeist über cnlturgeschichtliche Fragen aus dem
Bodensce-Gcbiet, in welchen die Forscher auS
Snddcutschland und dcr nahen Schweiz niitzn-
reden bcsonderS berufen sind. Mlan ist dcshalb
wohl berechligt, zahlreichen Besuch aus Baden,
Württemberg, Baycrn und der S-chweiz zu cr-
warten. Anch die Vcranstaltungen der S-tadt
fnr den Empfang der Gäste dnrften zur Theil-
nahme reizen. Für Wohnungen ist bestens
gejorgt; den gemeinsamen MittagSmahlen und
Abcndunterhaltungen werden die Ränmlichkeiten
deS Mnseums offen stehen; die Stadt selbst wird
den Gästen ein Banket im Käushausjaal geben.
Alle Sammlungen und Mcrkwürdigkcite» dcr
atten Stadt wcrden dcn gclehrten Herren zu-
gänglich scin, und nach vollbrachter Arbeit
werden zwei ihnen angebotene Dampfschiff-
sahrten zu den Karolingischen Kirchenbauten
anf Reichcnau und nach Üeberlingen mit jcinen
mittelalterlichen Bauten, der U.llerSperger'schcn

das Mobiliar: Tisch, Stühle, Wicgc schwiben ftück-
weife vom drltten Stockwerk lustig auf die Erdc
herab und schlicßlich folgt ihnen an einem Seile in
Haube und Crtnolinc, welchc mit den Gcbäude-
vorsprüngen untcr allgemetnem Gelächter der vcr-
sammclten Meagc in Confltct geräth, leibhaftig —
rine weibliche Gestalt!

Am mitttcren Fenster wirb der RettnngSfchlauch
angcbracht, und alsbald gleitet in dcnifctbcn rasch
einc Person hinab. Vvn der Anwendung deS sog.
SprungtuchcS, als lctztes und allerbings schr ge-
sähriichc« RcttungSmittet, tst unseee F-u-ewehr seit
dcm unglücklichcn Sprung des Kaufmann Peter in
Karlsruhe, der ihm fetn Lcbcn kostete, wieder ab-
gekommen.

Genannte U-bungen, welchc fnr die Tresflichkeit
nnseieS K-n-rwehrkorps daS glänzendste Zeugniß
licferten, enbigten um s Uhr.

Abends fand unter großem Zudrange in der
Kestballe -in Banket statt, an welchew fich sämmt-
 
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