Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

DOI chapter:
Nr. 205-230 September
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0305

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hndelberger Ieilung.

N;: 228.


Mittlvoch, 28. September


Einladmig zum Abonnement anf das
IV. Quartal 1864.

Aus das mit dem 1. October beginuende
IV. Quartal 1864 der „Kcidelbcrger Zcitung"
wird mit dcm Ersucheu eingeladen, Bestellungen
darauf für Heidelberg bci der Expedition Schisf-
gasse Nr. 4 odcr den Zeitungsträgern, aus-
wärts bei den nächstgelegeuen Postämteru oder
Landxostboten baldgefälligst machen zu wollen.

Heidelberg, 24'. Sext. 1864.

Die Experition.

* Politische Uinschau.

Die Verhaudluugen mit Däncmark über einen
auf mchrcre Monate lautenden Waffenstillstand
haben Prcußen und Oesterreich fallen lasseu

Nachrichten aus Wien zufolgc fei die Ein-
berufung dcs RcichsrathS auf den 8. Novbr.
bejchlossen wordcn.

Nach den neuesten Mittheiluugen aus Turin
ist die Tödtuug und Verwundung so vieler
Soldaten, währeud doch eiu Volksaufstand
offenbar nicht organisirt war, dadurch, daß die
Truppen ungeschickt aufgestellt warcu uud ge-
genscitig auf sich felbst geschosjen, veranlaßt
worden; ob absichtlich, ist noch fcstzustellen.

Die Biätter der italienijchcn Actiouspartei
sind mit der Ucbereinkuuft durchgehends unzu-
frieden. Die „Gazetta del Popolo" bczcichuct
die Convention als eiue zweijchneidige Waffe,
durch wclchc Ztalien, uud dicseS alleiu, ver-
wundet werden könnte. „Jn zwei Zahren,
währcnd deren wir gebunden sind, kvnueu sich
die gewaltigsten Ereigniffe in der Welt zutra-
geu, vhne daß wir den geringsten Vortheil da-
raus zu ziehen verinögcn." — Die „Unita
Ztaliana" hebt hervor, daß man durch Ver-
sprechen und Hinhalte» schon »oller sünf Zahre
verlustig geworden; zwei ncue Zahre jollten
nun dazu kommeu und so gehe eS immer weiter
fort. WLHrend dieses Harrcus gehe die Halb-
insel sinanziell zu Gruude. und die Schmach
bleibe fortbcstehc».

Die „Madrider Zeituug" bringt die officielle
Rachricht, daß die ncue Regierung vcrfügt hat,
daß den Zcitungen allc ihuen scit 1887 aufer-
legten Strafgelder zurückersetzt werden sollen.

Die „France" ersährt durch Privatdcpejche,
daß Marschall Mac Mahon am 19. um 8 Uhr
Nachmittags, von Toulon kommcnd, in Algier
cingetroffcn ist.

Wie Lic Männer ihren Fraueu echte Ihawls
kaufeu.
cSortsebmig.)

Des andcrn Tagcs früh, nachdcm ich die drin-
gcndgen Gcschäftc abgethan hatte, dachte ich nun
daran, wie ich mich am brsten aus dicscr Nmhäng-
tüchclvcrlegenhcit retten könntc. Das Gcscheidtcste
wird scin, ich gehc cher in ein Gcwölbc und jchau
mir dicsc Shawls an. Ich trat sosort in einen
der clkgantesten Läden, wctchc dergleichcn Lurus-
artikcl sühren. „Ich bittc Sie, inetn Lieber," sagt
ich zu cinem herumstchcndcn Commis, „haben Sie
wohl echt sranzöjische Shawls?" Zch muß etwas
frhr Dummes oder BeleidigendeS gcsagt haben.
Der pomadisirtc Conjcctlon-Iüngling maß mich
mit Blicken dcr äußerstcn Verachtung, aber er
wurdc gleich sreuiidlicher, als ich ihn bat, mir
sslchc ShawlS zu zeigen. Da lagen sie denn vor
mir, die französischcn und indischcn und wciß Gott,
waS noch sür Fabrikate. Biau, grün, schwarz,
allc Karben. „Ich bittc Sie, waS koster denn dicscr
dlriur Shawl da." Der ift nicht grotz, dcnke ich

Z«r Dchleswig-Holsteiti'scheu
Eache.

Hamburg, 23. Sept. Die „Hamburgcr
Börjenhalle" schreibt i Die Audcutungen ver-
schiedcner Blätter über eine Reise des Erb-
prinzen vou Augustenburg sind ungegrüubet;
derselbe isr nach Hamburg gekommen, un> mit
Hrn. E. Godeffroy auf die Jagd zu geheu, und
kehrt, dem Vernehmen nach, hcute schvu nach
Kiel zurück.

Deutschland.

Karlsruhe, 2b. Sep!. Durch Allcrhöchste
Ordre vom 23. d, M. wird die Dienstaus-
zeichuuitg 1r Klaffe für Officierc und Kricgs-
bcamte vcrliehen:

Dcm Generalmajor v. Böckh, Director des
Kriegsministeriums und großh. Miiitärdcvoll-
machtigter in Franksurt a. M., dem Gencral-
major v. Faber, Commandaut dcr Artillcrie,
dem Gcneralmajor v. Frcystedt, Commandanl
der Reitcrei, dcm Oberstlicutenant Keßler vom
Armeccorps, zur Dienftleistuug beim KriegS-
ministerium befchligt.

Die 2. Klaffc für Osficiere und Kriegs-
beamte:

Dem Major Lcbeau, Mitglied des Kriegs-
ministeriums.

Zm Sanitätspersonal des großh. Armeccorps
treten uachstehende Versctzungen ein:

Siabsarzt Maycr uud Obcrarzl Dr. Bertheau
vom 3. Dragonerregimcnt Priuz Karl zum
fl.) Lcibdragonerregimeut, RegimentSarzt Dr.
Brummer unb Obcrarzt Wölfcl vom (1.) Leib-
Dragonerregiment zum 3. Dragonerregiment
Prinz Karl.

Diese Versetzungen haben mit dem durch
Allerhöchften Befehl vom 27. Zuni d. Z. be-
kaunt gegebenen GarnisonSwechscl in Vollzug
zu tretcn.

Ke.rlsruhe, H6. Septbr. Das heutc er-
schieuene Rcgbl. Nr. so cuthäli: Gesetz uud
Allerhöchste Einführungsverorduung: D.ie Au-
waltSorduung bctrcffend.

KarlSruhe, 26. Sept. Nach so eben ein-
getroffcner Nachricht sino Jhre Königl. Hoheiten
der Großhcrzog u»d die Frau Großherzogin
heuie Nachmittag 3 Uhr vou der Maiuau uach
Baden abgereist, um daselbst mit Zhreu Maje-
stäten dem König uud der Königin vou Preußcn
zujammenzutrefsen und den Gcburlstag Zhrer
Majestät der Königi» zu feiern.

Zhre Königlicheu Hoheiten werdcu bis Au-
fang Octobcr in Baden vcrweilen uud Sich

mir, UIIL sieht anch nicht ctwas Besondcrem gleick;
Lcr wird biuig s-in. — „Dcr kommt aus 3bg fl.
zu stehen," erwidcrte frcundlichst der Commis.
„Soü" bemcrkte ich. „Und sonst geht eS Zhnen
immer gut?" — „O, ich danke," erwiderte der
Iüngling gcschmeichclt. — „Da wird der braune
da auch so in die Hunderter hincinarbciten, und
dcr schwarze da auck?" — „Ia, von diejer Waare
kann ich Zhnen kcin Stück untrr Dreihundcrt gcbcn."
— „So, wirklich rccht schönc ShawIS daS, und im
Grundc genommen auch nicht übermäßig thruer.
Es könnte lctcht etner auch 500 Gulden kostcn," —
„O, ich bitte, wir haben festges^tztc Preisc." —
„Jch weiß. Sagen Sie mir abcr, mern Licbcns-
würdigster, haben Sic dcnn gar kcine billigere
Waare am Lagcr? So mit 40, 50 Gulden das
Stück." — „O, ba kann Ich Zhnen schon dtcncn,
nur ist's inländischeS Fabrikat." — „Macht Iitchts,
her damit." — Der jungc Mann brachte bereit-
willigst einen Stoß Schoitcnsclder und Gumpcn-
dorfer Shawis. — „Prachtvoll, herrlich!" rief ich.
„Sch'n Sie, bas ist cine Waarc, wie fein sich das
jühlt." — Der Lommts zucktr die Achselu. „DaS
ist Geschmackjäche/ meinte cr. — „Sagen Sie »uir

sodann wieder für kurze Zeit auf die Mainau
begeben, woselbst der Erbgroßhcrzog nnd die
Prinzessin zurückgebliebcn sind.

Karlsruhe, 26. Sept. Jn einigen Tagen
wird eine der wichtigsten von den Verheißungen
des 7. April 1860 ersüllt sein. Der 1. Oct.
bringt uns eine neue GerichtSverfassung und
ein vielsach neues GerichtSverfahreu. Neu
aber sind diese Einrichtungen uur noch sür eincn
kieinen Theil vvu Deutjchiand, darunter für
Baden; denn die Grundsätze, auf denen sie bc-
ruheu, haben iu den nicisten deutschen und
außerdeulschen Staatcn seit mehr oder minder
langer Zeit gesctzliche Geltung. Sie haben fich
dort auch so sehr bewährt und in der Anhäng-
iichkeit des Volkes so feste Wnrzeln gesaht, daß
eS nnmöglich wäre, demsclben dieje Güler wie-
der zu entreißen. Eben darum wurde in Badcn
jchon seit Jahrzehnden nach diesem Zielc ge-
rungen, und Ivird überall, wo es noch nicht
erreicht ist, eifrig nach demselben gcstrebl. Selbst
die früheren Gegner diejer Jnstruction find
nach nnd nach verschwunden und haben ihren
Widerstand anfgegeben. Sie haben es zu
fchätzcn und zu würdigen gelernt, daß jcne
Einrichtungen dem Gerichte die Möglichkeit ge-
währen, sichercr, gründlicher und schneller die
Wahrheit zu. ermitteln, dem Volke aber die
Wöglichkeit, den Gang der Rechtspflege bis
auf's Jnncrste zu durchschauen, die Ünpartei-
lichkcit und Gercchtigkeit dcr Richter, sowie den
unabhängigen und freien Lauf der Justiz zu
bcobachlen und zu contrvlircn, ja in vieien
Fällen selbst znr Ausübnng der Rechlspslege
mitzuwirken. Sie haben ftch überzeugt, daß
die nothwendige Wirkung einer svlchen RechtS-
pflege eine mächkige Stärtüng inid Belebung
dcs RechlsbewußtseinS im Volke, der allgemei-
nen Achlung vor Recht und Gesetz, und dcs
Vertrauens in die Staatsverwaltung ist und
jein muß.

So wenigstenS die ehrlichen Gegner. Es
gibt aber noch andere Gegner, die gerade diesen
Fortschritt in dcr Entwicklung des Voikes nicht
wollcn, weil sie ihn fürchten und zu sürchten
Ursache haben. Zhmn gelten die Gebote deS
kanonischen Rechts mit seinem jchriftlichen und
heimlichen Versahrcn als die allein richtigen.
Zndessen haben selbst diese Gegner zn dcr Zeit,
wo es sich um Annahme der Gesetze handelte,
und wo es galt, sie zu bclämpsen, wenn man
sie liicht wollte, nirgends gewagt, ihre Stimme
dagegeu zu erhcben. Erst. im gcgenwärtigen
Augenblick, wo deren Eintritt unabänderlich
feftsteht, tanchen da und dorl Angriffe gegen
dieselhen auf. Zndem man den wahrcn Stand

ausrichtig, wie vtel kostet das Stück von dirseir
Tüchern?" — „Der hier kostct 65 Gulven, aber
wir baben noch billigere. — „Nichts. Wir bleiben
b-i diesem!" ries tch. „Zch will nicinrr Krau etwaS
Schöncs, Feines kanfen, kost's, waS eö koste. Dte
sranzösischen Shawls mag ich darum nicht, weil

men, welche sich aus cinen sranzösischen Shawi
capricirt. Jch habe Zhnen schon bemerkt, daß mein
Dcutschthnm so etwas nicht eriaubt. Sind Sie
daher so gut und legen Sie statt der französischen
dtesc Tücher da vor, schr natüriich mit französischen
Preisen. Sie wird dann cincn Ivählen, tch bezahle,
kommc aber spätcr uttd hole mir den Rcst deS Gel-
dcs ab." — Der Cominis sah mich lächelnv an. —
„Ich bitte, davon muß t» dcn Ches verständigeir."
lls geschah. Dcr Chef sah ein, daß ich meiner
deutschen Gcsinnung wegcii nicht anders handrtn
könne. Einc Stunde später stand ich schon wteder
im Grwölbe; dieSmal mit meinrr Frau.

(Fortsrtzung solgt.)
 
Annotationen