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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0338

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nach Kiel schließt. (Diese Verlegung soll an-
vern Nachrichten zufolge bcreitS beschlossen sein.

Deutschland.

Baden. 5. Oct. Seine Königliche Hoheit
der Großherzog begaben Sich gestern früh nach
Karlsruhe, um Jhre Majestät die Kaiseriu
Eugenie von Frankreich, Allerhöchstwelche auf
dcr Rückreije von Schwalbach Baden zu be-
. sucheu bcabsichtigte, zu begrügen nnd hicher zu
geleiten. Jhre Majestät traf um 11 Uhr 30
Minuten aus dem Bahnhof zu Karlsruhe cin
und wurde von Seincr Königlichen Hoheit dem
Großherzgg, Zhrcr Kaiserlichen Hoheit der
Großfürstin Marie von Rußland, Seiner
Großhcrzoglichen Hoheit dem Prinzcn Wilhelm
und Höchstdesse» Gemahlin, sowie der Prinzessin
Eugenie von Lcuchtenberg, Kaiserliche Hoheiten,
einxfangcn. Nach kurzem Aufenthalte sctzten
Zhre Majestät, begleitet von Sciner Königlichen
Hoheit dem Großherzog, die Rcise nach Baden
fort und trafen um 12 Uhr 40 Minutcn da-
hier ein. Allerhöchstdieselben wurden auf dcm
Bahnhofe von Jhrcr Königlichen Hohcit der
Großherzogin und Seincr Majcstät dem König
vvn Preußen, jowie Zhrer Hohcit der Herzogin
von Hamilton empfangen. Zhre Majestät,
Allerhöchstwelche die Wohnung im großhcrzvgl.
Schloß dankend abgelchnt hattcn, verfügtcn sich
sodann zu der Hcrzogin von Hamilton, um
daselbst Abfteigquarticr zu nehmcn. Die Kai-
jerin bcsuchtc atsbald Zhrc Majcstät die Köni-
gin von Prcußen und Zhre Königliche Hoheit
die Großherzogin und empfing jodann die Ge-
gcnbesuche der Allcrhöchstcn Herrschaften. Zu
Ehrcn Jhrcr Majcstät der Kaiserin war AbcndS
7 Uhr sürstliche Lafcl im grvßh. Schloß, dcm
die Allcrhöchsten niw Höchsten Herrschaftcn an-
wohntcn. Um 9 Uhr folgte ciuc mujikalische
Abcnduuterhaltung, zu welcher eine große An-
zahl hochgcstellter und auSgezcichnetcr Pcrsön-
lichkeitcn Einladnngen erhallen hatten. Heute
llliorgcn waren jämmtliche Allerhöchsten Herr-
schajlen zum Frühstück bei Zhrer Majestät dcr
Königin von Preußcn vcrcinigt. Um g Uhr
geleitcten Jhre Königliche Hoheitcn der Groß-
herzog und die Großhcrzogin, sowie Scine
Majcftät dcr König von Prcußcn Jhre Ma-
jcstät die Kaiserin an den Bahnhof, wo sich
eine große Anzahl hochstchcnder Pcrsonen zur
Bcgrüßuug Zhrer Majcstät eingcfunden hatte.
Der vvn Paris eingetroffenc' kaiscrliche Sepa-
ratzng verließ Badcn um 9>/, Uhr, um Zhre
Majejtät dircct nach St. Cloud zu führen, wo
Allerhöchstdieselben um 7 Uhr Abcnds einzu-
treffen gedenken. (K. Z.)

Frankfurt, S. Oct. Die Abstimmung der
christlichcn Bürgerjchaft übcr die Frage der
Gleichberechtigung dcr Zuden und Landbewoh-
ner ist becndigt und gaben nur 923 Bürger
ihre Stimmen ab, d. h. der neunte Theil dcr
Stimmbcrechtigten. Zn dcr crsten Klasse stimm-
ten 2L1, davon 241 mit Za und 10 mit Nein;
in der zweiten Klasss 311, davon 283 mit Ja
und 28 uiit Nein; in dcr drittcn Klasse 381,
davon 239 mit Za und 122 mit Nein.

Wien, 2. Oct. Aus uusere inneren Ver-

Kchrcn wir NIIN zn Uliscrcr Erzahlung zurück. ,
Dic Burschcn von Obcrlutz standcn bogenförmig
htnter Toni, die Walddörftcr cbenso hinter threm
HannS; in zwcitcr Rrihe hübcn und drübcn stan-
den die Eltcrn unb dte Dirnen. Dcr Altbaucr hattc
fich 1v postirt, daß cr bcidcn Kämpfern fast in'S
Gcficht sah; cr ragte um KopscSlängc übcr btc
andern hinaus; sclne rechtc Hand hiclt eincn lan-
gen Buchcnstock, dic linkc hattc cr auf dic Schultcr
seiner Tochter Evt gelegt. Dlesc schautc uuverwandt
III die Augcn des Aiten, als woüte fic tn ihnen
dcn AiiSgang dcS Kampfspielö tcsen. Die arme
Dirne mußte «ohl «ntsetzlich lelden, standen ja
Bruder und Geliebtcr einander gegcnüber.

Die bltden Kampfgesellen blicktcn cincn Augin-
blick aus vcn Altbauer und dcffcn Tochtcr; dann
rissen sie, wie verabrcdet, die Schlagringe vom
Daumen und warfen diefclbcn in hohcm Bogen
htuter fich. DaS war aber auch allcs, waS fic
thren persönlichen Gesühlen zum Opfer brtngen
konntcn — und clnen hellen Schrei ausstoßend,
stürztcn fic aufcinandcr. EincS jeden Linke hatte
fich mit eincm Griff der Rechten beS GcgnerS be-

hältnisse dnrfte die Convention vom 15. Scpt.
in so fern nicht ohne günstigen Einslnß blei-
ben, als man im Hinblick auf die möglichcn
Consequenzcn derselben den Ausbau nnserer
Verfassung mit größcrem Nachdrucke betreiben
wird. Ein Reihc von Vorlagen, welche auf
uubestimmte Zeit zurückgelegt worde», sollen
uun doch eingebracht werden.

Krankreich

Paris, 2 Oct. Die französisch-italienische
Convcntion vom 15. Septbr. enthäit, wie die
„N. Freie Presse" nach einem ihr zugegange-
»cn Telegrainm mit der größten Bestimmtheit
behauptet, lediglich die nachstchenden Artikel:

1) Dic französische Besatzung wird aus Rom
innerhalb zwcier Jahre zurückgczogen wcrden.

2) Dcm Papst wird zugestandcn, eine Armee
zu errichten, unter der Bedingung, Ztalien nicht
zu bedrohen. 3) Ztalicn vcrpflichtet sich, dcn
Kirchenstaat nicht anzutasten (ne pss envsllir)
und jede Jnvasion in den Kirchenstaat zu »er-
hinder». 4) Die Regierung Victor Emanuels
wird mit dem heiligcn Vater in Verhandlungen
trcten wcgen Ucbernahme des auf dcn anne-
xirten Theil deS Kirchenstaates enlfallenden An-
theilS an der römischcn StaatSschutd. Dies
sind die Artikel der Convention. Jn einein
Specialprotokoll ist die Verlegnng des Sitzes
der Rcgierung von Tnrin nach Florcnz stipu-
lirt. Geheimc Clauseln existiren nicht.

Z ta l t « n

Turin, 4. Oct. Die „Gazzetta uffiziale
del Negno" veröffentlicht den Bericht der ab-
getretenen Minister, welcher dem Decret über
Zusammenberufung der Kammern beilag. Darin
ist gesagt: „Jn dem Augenblick, in welchcm
wir die Verwaltung antraten, sand sich die
römische Frage in einem solchen Stande, daß
cs wenig angemesscu, daß es unnütz war, un-
mittelbare Verhandlungen darüber anzuknüpfen;
die Regierung erwarlete daher eincn passen-
deren Zeitpunkt. Nach den Verhandlungen im
Parlamcnt, welche der Regiernng als Leitstern
dienen müssen, sollte dic römische Frage ledig-
lich durch moralische Mittel gelöst werden, die
Negierung sollte in Uebercinstimmung mit
Frankreich verfahren, um die Anwendung des
Nichtinterventionsprincips zu erhalten. Der
Kaiser Napolcon wünschte immer, seine Trup-
pen aus Nom zurückzichen zu können, nicht
bloß, weil dieß den Principien des öffentlichen
Rcchts'entspricht, auf welchen das Kaiserrcich
beruht, sondern auch weil die Wiederaufer-
stehung Ztaliens einer sciner hauptsächlichsten
Nuhmestitel ist. Aber der Kaiser glaubte, die
Macht, die seine Waffen seit fünszehn Jahren
schützen, nicht plötzlich im Stich lassen zu kön-
nen. Um dic katholischen Gewissen zu beruhi-
gen, mußte die Rcgierung versprechen, daS
päpstliche Gebiet nicht anzugreifen und An-
griffe irregulärer Banden an der Gränze zu
verhindern. Dicses aufrichtig gegebene und
streng zu haltende Versprechen zerstört weder,
noch mindert es das Recht und die Bestrebun-
gcn der Nation, aber es ist ein Ausdruck der
Nothwcndigkeit, einzig durch moralische Kräfte

Knie lag an Knie, Auge in Auge. Die Füße schie-

sagt) erkannte man den Ernst und die Ebenbür-
tigkeit der Gegner.

(Schluß folgt.)

Der alte brandenburgische General Derfslinger,
welcher bekanntlich ursprüngltch Schneider gewesen
und nichts wentger als Gelehrter war, bekam von
einem Rittmeister, den er mit 50 Mann zum Re-
cognosciren ausgesandt, etnen schriftlichen Bertcht,
der mit bem Worte „Raptim" (tn Eile) begann.
Derfflinger griff sogleich nach drr Karte, fand aber
natürlich einen Ort Raptkm nicht. — „Zum Teu-
fel", rief er ärgerlich, „ich schicke den Kerl nach
Neumarkt und der Henker führt ihn nach Raptim!"

Ludwig XlV. sprach eineS TageS von der Ge-
walt des Monarchen über daS Leben seiner Un-
tsrthanen und rrwiderte dem Grafen von Guise,

den Triumph der nationalen Jdee herbeizu-
führen. Dabei hat die Regierung die venetia-
nische Frage keineswegs vergessen, denn Oester-
reich in Venetien kann beim Eintritt gewisser
Ereignisse, auf die man sich gefaßt machen
muß, immer eine Drohung werden. Darum
war es stets des Königs Hauptgedanke, ein
Vertheidigungssystem zu organisiren, und dieses
fordert die Verlegung des Sitzes der Negie-
rung in eine günstiger gelegene Stadt, als
welche militärische Erwägungen Florenz bezcich-
nen. Obwohl diese Verlegung wesentlich der
inneren Politik angehört, hat sie doch den Ab-
schluß deS Vertrages mit Frankreich erleichtert,
wcil Frankreich den solchcrmeise ahgeschlossenen
Vertrag alS ein Pfand dafür ansieht, daß Jta-
lien dem Papstthum gegenüber auf Anwenoung
aller gewaltsamen Mittel verzichtet." Schließ-
lich drückt der Bcricht die Hoffnung aus, daß
die Stadt Turin in Nachahmung des ganz dem
Wohle Ztaliens geweihten Königs das von ihr
geforderte Opfer gerne bringen werde.

B e l g i e n.

Gent, 3. Ocioder. Gras Ludwig Zoseph
Delebecque, Bischof von Gent, ist in einem
Alter von 65 Jahren heute plötzlich gestorben.

D ä n e m a r k

Kopenhagen, 4. Octbr. Dcr Rcichstag
hat gestern seine Sitzungen wieder aufgenom-
men. Eine Panzerfregatte ist von Horsen (Nor-
wegen) eingetroffen.

R l» st l a n d

Bon der polnifchen Grenze, 29 Sept.
Unter den Polen im Königreich herrscht in die-
fem Augenblicke die größte Bestürzung; es ist
nämlich die Nachricht eingegangen, daß die
sämmtlichen in Simbirsk und desien Umgegend
internirten Polen, etwa 800 an der Zahl,
gefänglich eingezogen worden sind, weil sie in
dem Verdacht stehen (ob mit Recht oder Un-
recht, muß freilich noch dahingestellt bleiben),
die Anstifter deS großen Brandeö in der ge-
nannten Ttadt zu sein. Sie sind, wie es heißt,
alle verhaftet worden, theils um sich der Schul-
bigen zu vcrsichern, theils um die Unschuldigen
gegen die Wulh dcs furchtbar aufgeregten rus«
sischcn Pöbels zu schützen. Wie verlautet, hat
einer der Gefangenen Geständnisse gemacht und
eine große Zahl der Mitjchuldlgen angegebeu.
Da nnn auch an einer Menge anderer Orte,
selbst im Königreich Polen, in der jüngsten
Zeit Brände stattgehabt haben, so wird eS nicht
ausvlciben, daß die Russen überall in den Polen
die Urheber des Unhcits erblicken wollen. Daß
SimbirSk durch ruchlose Hände eingeäschert
worden, erleidet wohl keinen Zweifel, da das
Fcuer gleichzeitig an einem Dutzeud Punkten
aufgelodert sein soll, (Frkf. Postz.)

Reueste Nachrichten.

München, 5. Oct. Der Staatsminister
des k. Hauses und der auswärtigen Angelegen-
heiten, Frhr. v. Schrenk, ist anf scin Ansuchen
entlassen und der Staatsminister des Jnnern,

welcher dieselbe, als doch auch begrenzt, darzu-
stellen versuchte: „Wenn ich Ihnen geböte, flch
in's Meer zu stürzen, Sie müßten mir ohne Zö-
gern grhorchen!" Der Graf, ohne zu antworten,
wandte sich hastig um und gi»g nach der Thür.
„Wohin?" donnerte der König. — „In die
Schwimmschule, Sir!" entgegnete der Graf.

In Brünn und in ven umliegenden Orten
herrscht eine eigenthümliche Hundekrankheit. DaS
Thier verlicrt die Freßlust, kann fich schwer be-
wegen, die Augen fallen ganz ein, werden mit
grünlichem Schleime überzogeu, biS beinahe Blind-
heit eintritt, worauf der Tod erfolgt. Auch unter
den Haushühnern macht sick cine Krankheit bemerk-
lich, eine Art Krampf befällt diese Thiere, we.che
in Massen sterben.

DaS Berliner Intelligenzblatt enthält die ori-
ginelle Anzeige, daß UmzugS halber ein altmo-
discher, aber höchst bequemer „Lrnzleisecretär" zu
verkaufen sei.
 
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