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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 231-256 Oktober
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0374

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inSbesondere auch zu Berichtigung d-s UrtheilS
der Lundfreinden cin Bild der jetzigen gcsetz-
lichen und thLtjächlichcu Fürsorge sür die kL-
tholischen (wie NLlürlich Luch eoangelischen)
Conjcjsionsschulen in Badcn zusammknjtellen,
und die katholische Geijtlichkeit unjercS Landes
wird bestätigen müssen, daß keine Zeile in diescr
Darstellung unrichtig ist.

Für die Heranbildung katholijcher Volksjchul-
lehrer sind in Badcn zwei kalholijche Lchul-
l-hrerscminare »orhanden, zu deren Erhaltung
dcr „conscjsionSlose" Staat gcgenwärtig unge-
sähr 18,lX>0 Gulden jähclich aufwcndet. An
ihnen wirken »ur katholijche Lehrer; der Reli-
gionSuntcrricht ist cin Hauptzweig des Unter-
richtS und katholischcn Gcistlichen überlasjen.
Die Zöglinge werde» durch Stipendien auS dcr
SlaalScasje unterstützl, crhaltcn auch einen jehr
auSgedehnten Musikunterreichl, so daß ste für
dic Organistendienste in ihrer Kirche bcsähigt
werden. Wenn ein Zögling in der durch Kir-
chendicncr besorgten Prüsung im ReligionSun-
terricht nicht besteht, jo wird ihm dcr Candi-
datenjchcin verjagt.

Mit AuSnahme von einigcn wenigcn „erwei-
tcrten" Volksjchulen, welche die politischen Ge-
mcinden in ncueftcr Zcit für alle ConsejsionS-
vcrwandten gcgründet habe», sind alle vorhan-
dcnen Volksschulen confessionell getrennte, nnd
die betresfcndcn etwa '/z oder ungesähr 1200
Schule» aljo katholijchc BolkSichulen. A» ihnen
werden nur katholische Bolksjchullehrer ange-
stellt. Die OrtSjchulbehörde desteht — abgc-
sehcn von dem Bürgermcijter, der jchon immer
jedcnfalls Mitglied war — auS lauter Katho-
liken; der Pfarrer ist geborue« Mitglied; die
VcrmögenSverwaltung erfolgt durch Katholiken.
Der confesstonell bestimmle RcligionSunterricht
ist obligatorijch und ist dcm Pfarrer überlasscn.
Da die Pfarrer ihn zum Theil nicht gcben
können oder wollen, so ist dic Hilfeleistung der
Schullehrer dargcbolen, die wirklich wcitauS den
größten Thcil dcsselbcn geben. Sobald der
Psarrer von sciner Berechtigung zum Eintritt
in den OrtSjchulralh Grdrauch macht, hat cr
— dcr katholische Gcistliche — glcich jcden,
andern Mitglicd daS Recht dcr Aufstchtssührung
über dcn gcjauunle» O.nlerrichl in der Schule
und über die ganze Haltung dcS LehrerS, neben
seincr specicllen und ausjchließlichen Befugniß
in Bctreff deS RcligionSuntcrrichts I! Der Re-
ligionSunterricht selbst wird auf allen stufen
nach den Anordnungen der obersten Kirchen-
behörde gcgcben. Dic Weisungen derselbcn an
den Schullchrcr in Betreff dicseS Unterrichts-
zweigcs wcrden, sobald sie »ichts mit dem all-
gcmeinen Lehrplan UnvercinbareS enthalten,
dcm Lchrer zur Nachachtung von der Schul-
behörde anbcfohlen. Die Oberjchulbehördc muß,
so ost eS stch um Fragen deS religiösen Unler-
richtS nnd dessen Vcrbindung mit dem Lehrplan
handelt, Vertretcr dcr obersten kirchlichen Bc-'
hördc zu ihrcu Berathungcn zuzichen. Wenn
der Staat als Milteldchörde Kreisschulräthe
ausgestcllt hat, jo ist doch die Prüfung deS
Rcligionsuntcrrichts ihrer BcrusSthäligkeit cnt-
zogcn, und neben dcn staatlichen Kreisschul-
räthcu fungircn von dcr Kircheubehörde srei

Schauspirl, Mlt um so größerem Zntereffe bei,
als ln diescr Saison zum crsten Male eine Dar-
stcllung, von dem gesammten Theater-Personal
auSgesührt, stattfand. W-un »un auch, wic dicS
bet der Kürze d-r Zelt unmöglich anderS setn l-nn,
daS Zusammenspiel noch nickt vollkommen ist, so
find wir Herrn Director Wivmann sehr zu Dank
verpflicktet, daß er nn« in diesem Jahre elnen viel
zahlreicheren und vollkommncren Künstler-Veretn
dardietet, als im vortgen, obgleich der Verlnst
setncr allverehrten Frau Tochter eln sür dtc hiesige
Bühne fchwrr ersetzbarer lst.

Don dem darstellenden Perfonal selbst lernten
wir in Fräulein »on Kellnrr als erster Lleb-
haberin cinr sehr gewandte Künstlerin kennen, welch,
die Titelrolle mit edlcr Haltung dnrchsührtc. Hrrr
Slevers, erster Held und Licbhabrr, ist so vor-
tresfilch, namentlich im ConvrrsationS-Stück, wie
wtr noch nie auf hiefiger Bühne einen Künstler
selneS Kachs besrssen habcn. Er sptrlte die Rolle
des Bolingbrock auSgezeichnet. Aräulein Rtondc,
erste Üharaktcr-Darstrllcrin, hat rin sehr fetneö
Spiel und sehr schöne Sprache, fic spiklte dic Rolle
der Krau von Maintenon vortrefflich, wenn au» i

ernannte kirchliche PrüfungScommiffäre fir die
Bcaufstchtigung des ReligiouSunterrichtS. Zur
schonung dcS AnjehenS ver Geistlichen ist die
dcjondere Bestimmuna getroffen, daß, wenn sich
einer derjelben im OrtSjchulrathe unerträglich
machen jollte, so daß im äußersten Falle jeinc
Bejeitigung unvermeidlich wird, dic oberste
Kirchenbehörde zuvor um Abhilfc angegangen
werden nmß. Die große Majje diejer confcsflo-
ncllen VolkSschulen ist zu einer Zeit entstanden,
in welcher die ortSbürgerlichen, politischen Ge-
meinden zugleich consejsivnell besonderte warcn.
Die neue Gemeindeordnung hat diejen confes-
stonellen Charaktcr der politischen Gemeinden
aufgehoben und nichtSdesloweniger besteht für
die nunmehr gemijchte politijche Gemeinde die
Verpflichlung zur Erhaltung der consessionellen
Bolksjchulen. Jn den zahlreichen Fällen, wo
nur eine kalholijche VolkSjchule im Ort ist,
müssen die protestantischen und israclilijchen
Ortsgenossen gerade jv gut wie die Katholiken
zur Erhaltung der katholijchen Confcjstonsjchule
deitragen ! Soweit aber nicht Stiftungen vor-
handen sind, hat die politische, confejsionell ge-
mijchte Gcmeinde für alle Bcdürsnisse der ka-
tholijchen Volksjchule aufzukommen, auch daS
Schulgcld für arme katholische Kinder an den
Lehrer zu entrichten — und sür die zu arme
Gcmeinde tritt der „cvnfessionslose" Staal ein.
Von den Hundertlaujenden, dic er für Volks-
schulen verwendet, vcrweudet er zwei Dritttheile
für die katholijchen Volksschulen und die kalho-
lischen Lchrer au denjelben.

DaS ist der wirkliche Stand der Dingc in
Baden nach der Verselbstständigung der Kirche
und der Geistlichen vom Slaatc. Er wird eS
bcgrciflich machen, weshalb die großh. Regie-
rung gutcn GewissenS und ohne jede Bejorgniß
die sreie, frcudige Zustimmung der über die
Sachlage nicht getäujchten Landcsangehörigcn
erwartcn konnte; wcshalb auch eifrigstc Katho-
likcn für daS neue Gcjetz und jeincn Vollzug
entjchieden gcwirkt habcn und dic LandeSbevöl-
kcrung jelbst in gauz katholijchcn Bezirke», trotz
zahlrcicher und äußerster Hindernijje in der
nunmehr nicht mehr wegzuleugnendcn Entjchie-
denheit sich an den OrtSjchulrathSwahlen be-
thciligt hat. (K. Z.)

Bom Rkein, 15. Okt. Der AccessionS-
vertrag vom 12. d. M., durch welchen Baycrn,
Würtlemberg, Hesjen-Darmstadt und Nassau
den ZollvercinSdcrträgen vom 28. Iuni und
11. Zuli d. Z. beigetreten sind, bestimmt, wie
daS „F. I." aus guter Quelle hört, in B-zug
aus die Rheinschifffahrt, daß der von Heffeu u.
Nassau aufrecht erhaltcnc SteuermannSzwang
ausgegeben, die von Prcußcn beantragte Gleich-
stcllung der Dampfschifsfahrt mit der L-egcl-
schifffahrt in Betreff der RecognitionSgebühren
eingejührt, uud die von Baden beantragtc Ver-
jetzuug der zweitcn Gebühreuclasse des Rhein-
zolltarifs angchörenden Waarcn in die Ablhei-
lung dcr zollfreien Gegenstände angenommcn
werden sollen. Wir betretcn damit den einzig
hciljamcn Weg, aus wclchem wir schließlich zu
ciner einzigen Schifffahrts - Abgabe gelangen
wcrdcn, welchc ein für allemal sür jcde Fahrt
odcr für da« ganze Jahr, was noch bcffer jein

für cine Krau von 70 Jahren etwas zn jugendlich.
Herr Steinbcck, -ln schr rvntinirter ältcrcr
Schauspieler mit srhr sonorer kräftigrr Stimme,
führte die Rollc des Louis XIV. mit edlem Anstand
und mit Würdc dnrch, ebensv spielt« Herr «an
dcr Bcrghe als Zntriguant die Rollc dcS Dau.
Pbt», sv wle Hcrr Kanzlcr als Bonvlvant die
Rolle drs HerzogS von Orleans zu voller Znfrie-

AuS KraSnewice meldet dlc „BrcSl. Ztg." fol-
grndcs ächt russischts Stück: „Eln Poltzrisoldat
schimpfte aus die Krau d>s dortigen rcichen und
sehr angesrhrncn Kausmanns Bkyckowsky, weil der
Laden drffclben am lAalatage nicht ganz geschlossen
war, und forderte fie auf, in Abwesrnhelt ihreS
ManneS, ihm zu folgru und dem Eommandanten
Red, zu stehen. Als die Krau vor dem Svmman-
dauten erschien, yersetzte er ihr elnige Ohrfeigen,
über die fie, eine achtbare angefehcne Bürgerin,
natürlich «üthend wurde, fo daß fie ihrer Wuth

würde, zu entrichten ist, wouach ei dem Schiffer
frei steht, ohne Aufenthalt zu fahren, wann
und wohin ihm beliebt.

Berlin, 15. Oct., VormittagS. Der König,
welcher auf sciner Rückreise von Baden-Baden
gcstern zwei Slundeu lang bei den russtjchen
Majestäten in Darmstadt vcrweilte, ist heute
Vormittag in bestem Wohlsei» in Babelsberg
eingetroffe» und hat dcmnächst dcr Feier der
Beisetzung dcS vcrstorbencn KönigS in der Frie-
denSkirche beigcwohnt. — Hr. v. Scheel-Plessen
ist von Wien hicr eingctroffen.

Die in Berlin crscheiuende Zeidler'sche Cor-
respondenz gibt von denHauptorganen der fran-
zöflschen Preffe folgeude im Allgemcinen zutref-
fende Charakteristik: llnter den Pariscr Zei-
tungcn ist cs fast nur der Constitutionnel, der,
weil er mit dem französischen Ministerium in
genauer Bcziehung steht, als eine Quelle in
Betreff ossicicller Stimmuuge» betrachtet wer-
de» darf. Die Jnjpirationen für dc» Chef-
Redacteur dcs Constitutionnel, Hrn. Limayrac,
gchen gewöhnlich vom Grafcn Treilhard, dem
Chef des Pariser PreßbureauS, oft aber auch
direct von dem Minister Drouyn de Lhuys aus.
Was den Pays betrifft, so haben sich verschie-
dcne Direcloren im Ministcrium des AuSwär-
tigeu zu PariS öfler Mühe gegeben, die lockere
R-daction dieseS BlatteS ei» wenig straffer
anzuziehen, doch vergedlich. DaS Blatt lcidct
an dem Mangel an Abonnenten und an der
Trägheit seiner Redacteure. Die France ist
weder wirkliches Hoforgan noch wird sie regcl-
mäßig vom Minijterium inspirirt; sie ist eher
als daS Organ deS schönen SlylS und der gc-
heimnißvoll gewundeneu Winke des Hrn. de la
Gueronniere .zu bezeichnen. Hrn. Delamarre,
dcm Besitzer der Patrie, wird zu Zeiten von
seinem Frcund Mocquard einc Notiz auS dem
Cabinet des KaiscrS zugesteckt. Der TcmpS,
von einer reichen protejtantijchen Familie in
Mühlhausen jubventionirt, ist unabhängig und
wird zu Zeiten gerade seiner Unabhängigkeit
wegen mit zuverlässigen diplomatijchen Notizcn
dedacht. DaS Journal des Debats wird durch
den atheijtijch-rcvolutionären Geschmack seines
Eigeutyümers, Edouard Bertin, immcr mehr
von jeinem bedächtig doctrinären Weg hinweg-
gestoßen und tummelt sich jetzt mtt jungen
Literaten auf der dürren Weide des Skepticis-
mus. DaS Sieclc betet bald vcrstohlcn, bald
offen scincn rcpublikanischen Rosenkranz ab.
Die Presje Neidet sich uur in ihre eigenen
Farbe», in die Farben der Geistrcichheit.

Proscssor v. Sybel hat, wie die „K. Ztg."
mittheilt, auf dcn Rath der Aerzte stch ent-
schlosscn, vorläufig auf sein Abgeordnetenmandat
zu vcrzichten und in dicsem Winter uicht nach
Bcrlin zu gehen.

Hamburg, 15. Oct. Die hiesigen „Nach-
richten" emhalten ein ofsiciöseS Bcrliner Tele-
gramm mit cinem Dementi deS gestern gemel-
dcten GarantieverteageS; ferncr cin Privat-
schreiben auS Oldeuburg, welchcs meldet, daß
Prinz Adalbert dort angekommen sei und gün-
stige Meldungen in der SuccessiouSfrage über-
briuge.

Wien, 10. Oct. Au« Verona melden die

AuSdruck gab. Der Eommandant ließ fie bafür
hlnlcgen und ihr Lö Ruthenhiebe aufzählen und
danu lm Zustande der Ohnmacht ins Gifängnlß
werfcn. Dte Frau war hochschwangkr und crkrankte
natürlich in Kolgc dleser Behandlung. Znzwlschen
kam der Mann an und in der Gcwißheit, an Ort
und Stellc nichts ausrichtcn zu können, schickte cr
fich an, nach Warschau zu reisen, um über das
selnem Hausc zugefügtc himmclschrelende Unrecht
fich zu beklagen. Dcr Lommandant vereitclte dleseS
Vorhaben daburch, daß er auch dcn Maun ins
Gefängniß warf, wo er, so weit dle Rachrscht reicht,
noch ist."

Die Brückcn-Werkstättr von Kramer u. Klett
in Mainz sertigt etsern, Häuser an, bel denen
auch das Kachwerk aus Eisen bcsteht. Dic Holz-
prelse find auch so hoch, daß daS Sisen mit dem
Holz roncurrtren kann, und da jcne »on Jahr zu
Zahr steigen, so wlrd der Zeitpunkt nicht mehr
fern sein, wo wir eiserne Dachstühle statt der höl-
zernen (die Hauptyuelle aller Brände) aufsetzen.
 
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