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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 257-282 November
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0423

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* Politische lliiischa«.

Dic „Äiat.-Z!z " schreibt übcr dcn Minister-
wechscl in Wicn: Es ist hicr diese Wendung
übcrrajchcnd gekouimeii, und uach Atlcm ist cs
gewiß wunderbar, daß Graj Rechdcrg Iiach jo
mancher biltcru Fehde, die cr gcgcn Preußen
und insbesvnderc gegen Hrn. ». Lismarck aus-
gefdchteu, schticßtich zum Märtyrer dcr öster-
reichisch-Preußischen Alliauz geworaen ist. Graf
MenSdorff - Pouilly hat bisher keine hervor-
ragenden diylomatischen Fähigkeiten an den Tag
getegt, er vertrat Oesterreich cine Zeit tang am
russischen Hofe, steht jedoch auch dem engtischen
durch Coburgijche Beziehungen nahe. Sbwohl
er disher sür cinen Conservativen gcgollen,
wird er stch doch vielleicht bercitivilliger den
Anjchauungen des Hrn. v. Schiuerling anbe-
ljueinen, als sci» Borgängcr. Für Preusten
dürfte die Eröffuung eiuer neucn Coucurrenz
in den deutjchen Verhättnisfcn cher wvhlthätige
als nachtheilige Folgcn habcn. — Etue Corre-
spondenz der „N. F. Z." bringt darüber fol-
gendcs Nähere: Den Grafen Rechberg stürzten
schticstlich seine in Kissingen und Kartsbad ge-
gen Preußen und Rußland in dcr polnischen
Sache eiiigegaugeneii Engagemeiits; auf Au-
dringen Schmcrlings nänilich eiiljchicd sich
der Ministerrath, trotz des Widerlpruchs deS
Grafeu Rechberz, entjprechend dem Gutachten
des Grafeu Mensdorst-Pouilly als Gencral-
gouverneur von Galizien, für die Aujhebung
dcs Belagerungszuftandcs in diejcm üande.
Gras Rechberg mußte unter dicsen Umftändeii,
cngagiit gegen Rujstand und Preußen, um so
uichr um jcine Entlassuiig bitteu, als der Kaiser,
uuter desscn Vorjitz der am Monlag abgehal-
tene Ministerralh üder die Frage bcrieth, stch
nicht für die Anjicht deS Grasen Rechbcrg auS-
gcsprochen haben joll. — Gras Meusdvrff-
Pouilly ist ein entjchiedcner Anhänger der eng-
lijchen AUianz. Uedcr die Art und Weije, wie
er die frauzösijch-italicnijche Augelegenheit, dereu
Stand ich heutc Morgcn zu jkizziren verjuchte,
behaudeln wird, läßt sich im Moment noch
nicht eininal eine Vermuthuug ausstcllen.

Aus Haunover isr ein Kortschritt zu vcr-
niclden. Dic Prügclftrafe vok 30 Hiebcu,
wclchc nach bishcriger HauSorduung jcden Ket-
tcnsträfling traf, Ivenn cr auf Fluchtverjuch er-
tappt wurde, und welche auch noch an dcm
crjtcrgriffenen der zwei jüngjlen Flüchtliuge
vollzogen worden ift, wurdc iiizwischen in cr-
srculicher Weise durch Weisung des Zustizmi-
nisters abgeftellt.

Zu dem heute über England gekommenen,
iileber den Elogaucr Vorfall.

(Schllltz.t

Dir eidllche Ausfage dcs AssistcnzarztcS Stciicr,
daß -r dald nach s-i-icr Ai.kunft in dcr Kran-
sc'scheii Wohnung dle Oscnklappe geschlojscn und
nock glllhendc Stcinkohlcnstücke im Ofcn vorgcfuii-
dcn habe, st-ht mit dcr eidlichcn AuSs-ig- deS Plon-
nlcrS Nowak in Uebcrcinsitmmiing, welchc dahtn
g-ht, daß an jcnein Tage zum -rst-n Male das
Zimmcr mlt St-inkohlcn gchclzt wordcn sci, dah
cr um ä>/i Uhr Nachmittag« zwar noch an cinzcl-
ncn Stcllcn kleine Gluthskücke im Ofcn gcschcn,
datz I. abcr mit kinem Stück Holz diefc glühendcn
Stllckc zcrschlagcn nno danach sogleich dic Klappc
gcschlossen habc. Wem c« hiernach noch zwcifclhaft
fein könnte, daß wirklich clne Kohlenorydgas-Ver-
giftung slattgksundeii habc, der mag noch an den
hier hochgeachtcicn Civilarzt Dr. Lewysohn verwie-
sen iverdev, wclchcr dic Antonlc Drogand, als sie
inö klterlichk Haus gebracht war, gründltch untcf-
sucht und ntcht« als unvcrkennbarc Symptome elner
KdhlenvrydgaS-Vergiftiing bei thr gefiiiid-n hat.

aus New-Uork datirten Telegramme, wclches
wieder eiu Muster ist, wie sehr die Agenlcii der
Südstaatlicheti auf oie Uiikcnntniß dcr couti-
Iicnlalcn Lage sündigen, macht die „R. F. Z."
iiachftetieiide Bemerkuiig: Wcnu cS darin hcißt,
Hood mache formidable Deiiionstrationcn mit
30,000 Maun im Rücken Shcrmaus, so ist zu
beachleu, daß ihn Sherman erstcnS gcjchlageu
und zweitens derjelbc über circa 80,000 Mann
Truppen verfügl. Dann heißt eS: Pricc habe
Lepinglon geiiommen. Lepington jcdoch llegt
wejtlich am Ende von Miffouri und Price ist
aljv jetzt durch den ganzeli Staat gejagt und
miiß bei Kanjas wicder hinauszteheu. Endlich:
Forrest bedrohe Memphis. Wir wisjen aber,
daß Korrest gejchlagen ist und jeine jämmtliche
Bagage uno Train bcim Uebergang über den
Teniicstce-Fluß im Stich gelaffeu hat. — Die
Skaveuziichter und ihre Geiiossen machcn eben
die letzten Aiistrenguiigcn vor der allerdings
eiiijchcidenden Prästdentenwahl, — Das Slnkcn
des Goldagios bildet übrigens den sichersten
Barometer, wie ma» den Sland dcr Dmgc in
'Newyork ansieht.

Rach den letzte» Nachrichlen aus Peru ha!
der Congreß auf die Gegenerinnerungen des
Prästdeuten der Rcpublik hin, seinen auf eine
Kriegserkläpung gegen L-panien hiuauslauscn-
den Bejchluß zurückgcnommen. Der Präfldent
hatte nachgewiesen, daß gar kcine Lllittel zu einer
KriegSjührung vorhandcn jeien.

Die Aujjtaudijchen aus L-an Domlngo haben
stch untcrworjen.

Zur Lch l esimg-Holslei'sche«i
Sache.

Natzeburg, 29. Oct. Das amtliche Wo-
chenblatt bringl eine Bekanntmachung der Re-
gierung, welche in Folge Beschlusses der Bun-
deScommissäre die am 3. December vorzuneh-
mende Zählung der Bevölkerung des Herzog-
thums Lauenburg ausschreibt.

Kopenhagen, 30. Octbr., NachtS. Der
Reichsralh ist vehusö seiner Zustimmung zum
Friedenstractat zum 7. Nov. einberusen.

D e u t s ch l a ir d.
Karlsruhe, 29. Oct. Ordensverleihungen.
Seine Königliche Hoheit der Großherzyg haben
Sich unter dem 7. October d. I. gnädigst be-
wogen gesunden: dem Herrn Jurien de la
Graviere, kaiserlich französischer Viceadmiral,
das Großkreuz, dem Herrn Grafen Cosse-Brissac,
Kammerherrn Jhrer Majestät der Kaiserin von

Damit stimmt auch daS Ergebntß der gerichtlichen

zweier Bcisitzer und mit Zuzirhung des Garnisons-
arztes nacb 6 Uhr MorgenS vorgrnommene Besich-
tigung des Leichnams dcr AgneS Sander hat außer

ltnken Wange unbedentend abgeschundencn Haut-
stelle, sowie einigen, von blutig serösem Erbrechen
herrührenden einzclnen Punkten auf der Brust kei-
nerlei äußere Verletzung und keinerlei Abnormität
am Körper des entseelten Mädchens auffinden laffen,
nirgend eine Entzündung. Dagegen zeigten fich am
Mundwinkel und Kinn, ebenso in wciterer Fort-
setzung am Vordertheil des Halscs Spuren des
Ansfiuffes von röthlich-brauner Flüssigkeit, zum
Theil mit Speisrresten vermischt, herrührend von
heftigem Erbrechen, und auf vem Lager der Ver-
storbenen einc reicke Quantität aus beiden Ohren
entleerter blutähnltcher Flüssigkeit, Erscheinungen,
dir sich in allen Fällen von Kohlenvergiftung dar-
bieten." Nachdem nun ausgeführt wordcn ist, daß

Frankreich, das Commandeurkreuz erster Classe
und dem Herrn Baron d'Acher de Mont-Gascon,
kaiserlich sranzösischer Geschäftsträger am Groß-
herzoglichen Hose, das Commandeurkreuz zwei-
ter Classe des Ordens vom Zähringer Löwen
zu verleihen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ha-
ben Sich unter dem 10. October d. I. gnädigst
bewogen gefunden, dem Herrn Theodore Ale-
randre Teulet, arokivmte aux ^rvkiv68 ele
l'^mpire ä ?aris) und dem Herrn Baron
Marochetti, königlich italienischer Legations-
secretär in Brüssel, das Ritterkreuz des Ordens
vom Zähringer Löwcn zu verleihen.

Seine Königliche Hoheit der Großherzog ha-
ben Sich unter dem 12. October d. I. gnädigft
bewogen gefunden, dem großherzoglich sächsischen
Kammerherrn und Geheimen Legationsrath v.
Wardenburg das Commandeurkreuz zweiler
Classe des Ordens vom Zähringer Löwen zu
verleihen.

Karlsruhe, 29. Oct. Das heute erschie-
nene Regierungsblatt Nro. 60 enthält (außer
Personalnachrichten):

Verfügungen und Bekanntmachungen der
Ministerien. 1) Bekanntmachungen des großh.
Ministeriums des Jnnern: n) Die Staats-
prüsung im Forstfache für das Jahr 1864 be-
treffcnd. (Der Anfang derselben ift auf Freitag
den 9. Dec. d. Z. festgesetzt.) b) Den Stand
der allgemeinen Schullehrer - Wittwen - und
Waisenkasse sür das Jahr 1863 betreffend.
o) Die Aufsichtsbehörden sür die Volksschulen
betreffend. (Darnach treten die Kreisschulräthe
mit dem 3. Nov. d. I. in die bisher den Be-
zirks - Schulvisitaturen obgelegenen Functionen
ein.) 2) Bekanntmachungen dcs großh. Han«
delsministeriums. u) Die Aufhebung der großh.
Postexpedition Blu.menselv betreffend. b) Die
Pcnsionösähigkeil der einzelnen Categorien des
Personals der Bodensee-Dampfschiffsahrts-Ver-
waltung und die Ausnahme derselben in die
Wittwenkaffe iür die Civilstaats - Verwaltung
betreffend. 3) Bekanntmachungen des großh.
Kriegsministeriums. a) Die Ernennung eines
GarnisonSpredigerS in Karlsruhe betreffend.
(Darnach haben Se. Königl. Hoheit der Groß-
herzog durch allerhochste Eutschließung vom
20. Oct. d. I. den Pfarrer Johann Georg
Längin in Schiltach zum evangelischen Garni-
sonsprediger in Karlsruhe gnädigst zu ernenncn
geruht.) b) Den Garnisonswechsel betrcffend.

AuS Baden, 25. Oktbr. wird der „Nat.-
Ztg." gcschrieben: Die SchulrathSwahlen sind
nunmchr fast überall beendet und die Zahl der
Orte, an welchen auch eine zweite Wahl nicht

sowohl bei der äußerlicken Besichtigung deS Leich-
nams, als bei der Section alle gesetzlichen Vor-
schriften eingehalten worden seicn, fährt ber Be-
richt, wie folgt, weiter: „Das Ergebniß derSection
steht mit dem der Leichenschau vollständig in Ueber-
einstimmung. Die Obducenten haben nach bem Be-
funde ihr eidliches Gutachten dahin abgegeben, daß
dic Verstorbene am Stick- und Schlagfluß mit vor-
waltenden Erscheinungen des ersteren gestorben sei,
und baß dieser Stick- und Schlagfluß in Folge
des EinathmenS von Kohlendunst eingetreten set.
Aeußere Verletziingen sind außer den oben bezeich-
netrn, bei der Leichenschau vorgefundenen, nicht er-
mittelt worden. Damit ist auch das völlig unbe-
gründete, verleumderische Gerücht, daß ben beiden
Mäkchen an jenem Abend von mehrerrn Männern
Gewalt angethan worden sei, und daß insbesondee
dte Verstorbene gewaltsam verfübrt worden set,
widerlcgt. Schlteßlich wird noch bemerkt, daß die
ungcwöhnliche- Bestattung des unglücklichen Mäd-
chens von der Militärbehörde nickt angeordnet wor-
den tstc, AuH mag hier noch zur Widerlegung eines
andern Gerüchtd die Mittheiluug ihren Platz fittden,
daß em Arrmel von der Blouse der Agues Sander
 
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