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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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der Herzogchümer eine Vorlage erfvlgt wLre,
von welcher sie mil Zuversichl unnimml, daß
sie den Znleressen und Rechken des Denlschen
BnndeS «nlsprochen haben wnroe. Da nun
aber eine solche Vorlage zur Zeit nvch nichl
an den Bund gebracht ist, vielmehr die dieS-
lallsigen Verhandlungen zwischen deu deiden
Regierungen von Oesterreich uno Preußen noch
jchweben, jo häll die kvnigl. Regierung cS dcr
oermaligen rechtlichen Lage cnksxrechend, daß
dic Vcrwaltnng deö BunoeS in dcn Herzog-
thümern und die Besetzung derselben mit Bun-
deStruxpen vorcrst noch sortdauere, und oermag
daher auch dem von Oesterreich und Preußen
in oer BundestagSsitzung vom 1. d. Mts. ge-
stellleu Antrage zur Zeit uicht zuzustimmen.

Schleswig, 3. Decbr. Eestern ging von
hier cine Depuiativn beider Stadtcollcgieu nach
Flensburg, um die oberste Civilbehörde zu er-
suchen, ihren Sitz in Schleswig zn nehmen,
nachoem auch die Verwalinüg Hvlstcins und
Lauenburgs in ihre Hand gelegt sein würve.

Rendsburg, 9. Decdr. Bon d-n hier
garnisonirende» BunbeSlruppen sind die L-achscu
heute LormiNag nach Hohcnweotftedt marschirt.
Die Haiinovekauer gehen illlittags mit dcr Eisen-
bahn nach Altona.

Kopcnhagen, 9. Dec. Der Däncnkönig
schloß in Erwsocrung aus dic BegrüßungSrede
oer schleswig'jchen Äiasscndcpiilatiou in Kol-
diug: „Falls dic Wüujche oer Bevölkcrung bei
der cnogültigen Entscheidung über Schleswigs
Schickjal Bedeuluug crhallcn solllen, ersl dann
werde sich zcigcn, wie ties 'alte Vaterlanoslicbe
wurzcle".

Deutschlanv.

KarlSruhc, 9. Dcc. Die seierlichc Bei-
setzung der Leiche Jhrcr Großherzogl. Hoheit
der Fran Markgrästu Wilhclui hat heute
VormMag 11 Uhr in der cvangclischen Sladl-
kirche nach dem festgesetztcn Programm stalt-
gesunden. Die grosjc Lhcilnahme, wclche oas
Adleben der Frau illtarkgräsin hervorgerusen
hat, gab sich durch cine übcrauS zahlreichc Le-
thciligung an dem Tlauer-Gollcooicnste kuno;
es wolllc dadurch ocr Vcrehrung stir oic hohcn
Tngenocn der Vcrewiglcn ein herzlichcr Aus-
druck gegcben werden, Höchstwclchc sich durch
ihre siille, licbcoolle Wobllhäligkcil ni weileu
Kreiscn cin dankbarcS Anocukcu gesichcrt hat.

-s—s- Hcidclucrg, 8. Dccbr. Wir schcn
und Consticl zwiichen Prenßcn uud ocm Buu-
deslage aus dic Lugcrjle Spitzc getriebcll, adcr
man oarf übcrzeugl scin, oaß cr damit auch
zuglcich jeinen Höhcpunkt crrcicht hal, da uach
deu gleichzeilig ersolglcn vcrtraulicheu Eröff-
ilungenOcsterrcichs an Prcußcn lctztcrcS schwer-
lich bis zu cinem thatsächlichen Act der
Gewalllhaligkeit gegc» oicBuiidcStruppcii schrci-
ten wiro. Ju eiucn solchen würoen voraus-
sichtlich auch die ösicrreichischen Truppcn, dic
nvch in den Herzoglhümcrn zuriickgedlicbcn
sind, vcrwickelt werdcn, und dir Folgcn, die
auS eiucm jolcheii Zusamuicnstdtz enlstehcn
könnten, würoeu unav>ehdar, jcocusalls aber
verhängnißvvll sür Dcul>chland scin. Man ist

(Ein bedrutender Gcld- und Wechsel-
Diebstahl) hat in dcr Zcit zwischen dem 3. d. M.
Abends bis zum b. MorgenS in London in Lom-

dem sie solgende Werthgegenständc in einen eiserncn
Schrank geschlossen: 62Vg span. Dublonen, 378Vi
Adlcr, 48Vr Guinccn, 7 LouiSd'or, 244'/» Napo-
leon'S, 7 Unzen Slerling Gold, 4 Unzen alles
Gold, 2 Unzcn eingcfchmolzeues Gold; an Bank-
noten sür 71 L. tllindlsche, 48 L. schollische, 2678
Frs. französlsche, 120 belglsche, 2647 Thlr., 1802
Rllbel, I74S holländische Gulden, 7SÜ deullche
Gnlden, 255 östirr. Banknot.n, zwei 5 L. Rolen
der Leevs Bank Comp., 356 L. in österr. Obll-
galtonen, 99 eanadischc Dollarnoten, 37 amerika-
nifch', löl) spanischc Dollarnolcn und 6 badische
35 ff. Loose, außer diesen elnc bedeutende Anzahl
Wechsel nnd andere Werlhp-pt-re. Als am 5. De-
cembrr Morgens elncr dkr Gefchästölnhadcr daS
Laffazimüier öffncn wollte, fand er daS Schloß
abgebrochen uno enldickte eine Oeffnung in der
Backsteinwand dcS Vorzimmers, groß gcnug, um

deShalb in wohlunterrichteten Kreisen, die in
manche Mhsterieii der Diplomatie eingeweiht
sind, der festen Zubersicht, daß Preußen nun-
mehr nicht weiler gehen, sondern oie Erleoignng
dcr Angclegcnheil im BnndeSwegc ruhig ab-
warlen werde*). Uebrigens ist die jctzigeWen-
dnng der Sache insosern von Wichtigkeit, als
daS Wicner Cabinel durch seine letzle ErklLrung
in der LunoeSdersammlung deutlich gezeigl hat,
daß cs nicht uiitcr allen Umftändcn Herrn v.
BiSmarck solgen und desscn Begehren und Ge-
lüste unterstützen will. ES zeigt sich hier aljo
die schwachc «tetle der östcrreichisch-preu-
ßischen Allianz, in welchc das AuSland nnr zu
leicht einsetzcn könnte, um die gänzliche Tren-
nnng beider MLchtc herbeiznführen. Man gibt
auch in Wien zu, daß ÜcsterreichS Haltnng
diesc gcsährliche Seite hat, aber man hält die
Sprengung des Bundes oder anch nur die
gänzilche Lahmlegung der Millel- und
Kleinstaateii, wie sie ciu Vorgehen der bciden
Großmächte im Sinne des Hrn. v. Bismarck
zur Kolge haben müßlc, für noch gefährlicher
und zieht es daher vor, wenn Oesterreich vor
diese Aiternalive gcstellt werden sollle, tieber
dic preußischc Allianz als den deutschcn Bnnd
im Stich zu lassen. Dcn hat bekaiilitlich auch
dcr selige Hans - Hos- nnd Staarskaiizlcr Fürst
Metleriiich nichl sowohl gelicbt, gehegt nnd ge-
pflegt, als viclmehr für seinc jpeciellen Zwecke
uiid politischc Anschaullngen jcderzeil zu bc-
iiützen gewußt. Jhm war der Bund kcin im-
poiiirciider dcutscher Arcopag, ihin war er leidcr
Nichls als die obcrste Gensdarineriebehörde, die
dem erslaunlen Deulschland die berüchligten
Beschlüsse von Car lsbad vcrkündigcn durste.

Derlin, 7. Decbr. Dic Stadt war heule
in jestlichcr Bewegung. Auch die Leilartikel
miserer politijcheii Blälter drückcn die zugleich
frcudigcn und in dem Andenken an oie Opser,
wclche der btricg gckostel, schmcrzlichcii Empftn-
dungcn dcs TageS aus. Die Ralionakzeiliilig
dcspricht auch dicErfolgc deSSiegcs und wüiischl,
die RegierilNg möchte stalt ciueS vergrößcrien
PrcuhciiS, dic Einiguiig dcr ganzcn Naiion
anstrcdcii, dann würde der parlicularislische
Widersland velslummeii und sclbst dic völlige
Vcreiiiiguiig der Herzoglhümer mit Preußeu
dcr Ziislimuimig der Schlcswig-Holftciucr uud
dcs BcisaUS der dcutsche» üialivu gewiß ieiii.
Uiitcr oeu gegeiiwärligeii Umstäudeii trcivc uur
Dcr praktische Polilik, dcr aus cine buubcS-
staallichc Vereiuiguug der Hcrzoglhümcr mil
Prcußcu hinwirtc. Ueber die Slimmuug dcr
Bedölkerung, was die gehofflcn Ergcbnisse an-
geht, culhäll auch die hcutigc Ausprache des
ObcrbürgeimeislcrS Scydel an die Truppeu be-
achteuSwcrlhe Fiugerzcige.

Bcrlio, 7. Dcc. Aus der Rede des Ober-
bürgermeisters Seydel bcim heutigcn Einzug der
Truppeu lhcilen wir folgende Sielle mit: „Kö-
ittgllche Hoheit! Durqlauchligsler Prinz! Jm
illamen dcr Stadl Berlin bcgrüßc ich uuo heiße
ich iu ihrcu Maucrn herziich willkommen die
stegrcich heiinkehreudcn Kricger, unscre Brüder
und Söhuc in Waffen, die uuter E. K. Hohcit

') Jst v°iläustg gcschehm.

rincn Knaben durchzulaffen. Der eisernc Geld-
behältcr lin Caffazimnier war offen und lecr; dic

waren keinc Zeichen cincs Elnbruchs brmcrkbar, in
dcm Haufk felbst sind zur Nachtzeit im obcrstcn
Stockwerk (dcm srchslen) nur einc Wlttwe mit ihrcr
Nlchtc und dercn Mann grwcscn, wclche bie Auf-
sicht über das Haus schon lange Zclt geführt haben
und die kein Vcrdacht trrffen kann. Zhrcn Verlust
geben bie Herren Baum selbst auf 10,000 L. an.
Lonboncr Blättcr behaupten, dcrselbc betrage zwi-
schkn 25- und 35,000 L. Auf die Entdcckling der
Diebe ist eine Belohnnng von 500 L. gesetzl, doch
glaubl man, daß dleselben noch Ansänger find,
da sie sonft nicht die Wechsel nnd Obligalionen,
wclche nicht zu verwerthen sind, mltginommen und
häll ihre Entdeckung nicht sür schwer.

ruhmvoller Führung der an Thaten und Ehren
reichen Geschichte Preuß-ns ncuc unvcrwelkiiche
Llätter eingereiht haben. WaS iu vergangcnen
Tageu Preußeu groß gemacht hat: der in der
Brust deS KönigS still gereifte, auS dcm eigeu-
sten Lcben, Pflicht und Leruf des Staates ge-
schöpste Entjchluß, der fest rmd kühn dic Gunst
dcS Augenblicks bei der Stirnlocke saßt; das
auf den Ruf seines KönigS iu doller kriegcri-
scher Rüstung bereit stchende Volk; die ftrenge
Zuchl des GehorsamS und der Pslicht; der
freudige Todes-, und Schlachtenmuth dieses
VolkcS in Waffen — daS ist auch die Signa-
tur dicser jüngsten ruhmvollen Tage. Und
wiederum ist eS Preußcns gutes schwert,
durch das die Grenzen des deutschen Vater-
landeS weit hinauS gerückl sind. Es ist ein
Wor!, das einst Köuig Friedrich Wilhclm III.,
gcsegnelen und thenren Andcnkens gejprochen:
was Preußen erworben hat, eS ist Dentschtand
gewonnen. Ein halbeS Jahrhundert, sünfzig
lehrreichc Zahre stnd seitdeni verflossen, und
ihre Lchrcn lassen ohne Selbsttäuschnng und
ohne Uedermulh henle lant eS nns sagen: anch
jener Boden, ber in diescn Tagen mtt unserm
Blute getränkt ist, jenes hoch nach Norden sich
erstrcckende, von zwci mächlig hinaus lockenden
Meeren umspnlte Land mil dein spröden Erzc
seiner Bevölkeruiig, cs wird dauernb und sicher
und zu rechtem Gcwinn nur dann Deulschland
erworben und sich jelbst wicdcr gcgeben sein,
wenn und so weit Preußens Machl und Wehr
es schirmend umsängt, Preußeus slrenge Zucht
und Ordnung und staalsdiloende Krasl cS er-
saßt und durchdringl." (Tcl. d. Köl». Z.)

Wicn, d. Dec. Jn dcr heutigen Sitzung
deS Abgeorduetenhanjes wird die Aoreßdeballe
forlgesetzt. Berichlerstatter Dr. GiSkra expdnirt
die Äiolive dcr Adreßcommission dci Fcjtslellung
der Finanzlagc, Elspaiungeii im SlaalShauS-
halle n. s. w. Es dcftehcii jür die Fmanzvcr-
wallnng ernste Verlcgcnhctteii. Die Regierung
habe wohl immer daS Slrebcn nach Er>parnn-
gcu vcrsprochen. Thatsächlich hade sie sür die
Armce, jür die „Wurde bcS SlaatcS" u. s. w.
immer größcre Ausgadcu veriangt. Die Kragc
der Rcgeluug dcr Slaalsausgavcii köiiuc aber
nicht länger oerlagt werdcu. Dic ordeulllchcii
Ausgabcn dürslcu die ordcntiicheu Eiuuayiueu
»icht übcrsteigcu, daS müsse einmat Priucip
werdcn. ES ichieneu dcm AuSjchusse bessiiderS
die BudgclS dcs KriegS- uub des Mariuemiui-
sleriumö ber Reduclidii ohne Gejahr für den
Staat sähig. Er (Redner) könne übrigcns
nicht unterlasscii, zu bewueu, daß dsm Hauje
der „letzle Mann" uoch mchr am Herzen liegc
als der „letzle Gulden". Darauf werde au
auocrer Slelle noch zurückgcldmmen werdeu.
Reduer keniizcichnct uuu iu kurzeu Worten
daS rajche Auwachseu des ArmccbudgelS seit
1861, belont ferner dic Nolhweudigkeil, daß
endlich, nachdem die LandcSauSjchüssc eincu
Theil der Agmda der Verwalluug füyrcu, der
Etat dcr pdlttlschcn Lerwallung eme Reduclion
ersahre, und jchließt, ttidcm er die erwähnlen
AliucaS zur Annahme empftchit. AlS Reaner
siud eingezeichucl die Adgeorbiiclen: Herrmann,
Dr. Hcrbjt, Dr. Brestl. Adgcordu. H-rrmaun

Bern. Ju der Nähc dcs Dörfchciis Ebligcn
bei Brtenz wurbe letzler Lage -in Steinabler ge-
schoffen, der mil auSgespanntcii Flügeltt 7—8 Fiiß
mißt. Der schwarze Bursche hat den Bewodner»
bcS rcchtcn Biienzer Sceufers bedentcnben Schaden
zugefügt, indem er in den l-tztverffoff-nen Zahren
mindkstenS cln paar Hundert Lämmer raubte und

so schceibt man dem „Anz. v. Jnterlakcn", horslen
steis nvch mehier, dleser raubgierigcn Vbgcl tn
unscrem Gebirge.

(Florenz) sch-int sich durch seine überspannte
Speculatloiiswuth unmöglich machcn zn wollen.
Die vcrlangten Miethpreise crrelchen cinc fabclhaftc
Höhc. Als Beispikl mag dicnen, daß dcm cng-
lischen Gesandten für 8 Zimmer jährlich 40,000
Franken abverlangt wurdcn; bem prcnßischcii, Ba-
ron Uscdom, sür 7 sogar 50,000 Franken. Nlcht
wenigcr ungehellerlich sind dic Miethpreise nuf den
benachbartcn Dörfcrn, wobin sich dir kieliien Bk-
amtenfamilien zu ffüchten gedachten.
 
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