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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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https://doi.org/10.11588/diglit.2828#0566

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(Mhmm): Die VerfasiungS-, die Finanz-und
die VerwaltungSfrage inüsien miteinander und
gleichzsitig gelöst werdeu. Der Adreß-Entwurs
dehandle edel, frcimülhig und cntschieden die
zwei ersten dieser Fragcn, die VerwaltungSfrage
jedoch zu wenig. Hier hätte bcsonderS die
Nothwendigkeit bcr Vereinfächung und Ver-
desierung hervorgchoben werden jollen; denn
nur dadurch könntcn die beiden ersten Fragen
gclöst werden. Die Siluation sci eine ernste.
Oesterreich stehe an eincm Wendepunkt sciner
Geschickc. Jn dicser Ucberzcugung sei es seine
(des RednerS) patriolische Pflicht, aus baS
Mittel hinzuwciscn, dieje Fragen zu löjen.
Dicses Mittel liege in der Lereinsachung und
Vcrdesscrung dcr Civilverwaitung. Dcr schlechtc
Zustand unjerer Finanzen sei der Gegenstand
der Speculalion gewordcn. WcShalb? Nicht
Kriegc waren die Hauptursachen unjereS stnan-
ziellcn RuinS. Nach 1811 zahlten wir blos
7 Millionen Zinsen, und nach 1818 zahlten'
wir 8 Niillivncn. Nach 30 Fricdensjahren
zahltcn wir 82 Millionen Zinjen. Mnsse
man da nicht sagen, Oesterreich ruinire sich ?
Wir zahleu jctzt an Zinsen fnr dic staatSschuld
übcr 102 Millionen Gulden. Daran sei die
ftaalliche Verwaltung schuld. Nicht blos die
Militärverwaltung, jondcrn auch die Civilver-
waltung. Zm Jahre 1884 bcträgt die Vcr-
waltung 264 Millioucn. Die Kostcn stelleu
sich gegen 1848 inehr als vicrmal so hoch,
gegen 1800 zweimal jo hoch, während im
jclben Zcitraume dic Mililärvcrwaltung unr
1>/zMal gröger wurde. Die Staalsiiiaschinc
sei zn complicirl. Der spccielle NachweiS sei nicht
schwcr und werde gelicfcrt werden. Die Noth-
wcndigkeit dcr Vereinsachnng habe schon der
vcrstärkle NcichSrath betonl. Ader nicht bloS
in sinaiizietlcr Beziehung, sondern dem Shjteme
überhaupt sei dicse Vcränderung nothwcndig.
Jm Shstcme müsse Einyeit bestehcn, jctzt aber
beftehe constltntionclle Gejctzgebung nebcn ab-
soluter Vcrivaliung. Das vcrlange cine Aen-
drrung. Aus dcm Papiere nchine sich der
Verwallungo-OrgaiiisiiiuS vortrejslich aus, aber
trotzdem sei ocrsclbe gcrichlct. Die Regierung
versüchc woht, diejeö Systcm init dem constl-
tutioucllcu zu vecsöhncn. Das jci zu Ivcnig.
Conlrolc, Vielichreiberci scicn erdrückcnd. Um
Leslerreichö Wohlsahrt zu verwirklichcu, müsse
die lltegicrung eincii Orgauisuiuö flndcii, der
die Verwallung vercinsacht, dic Frcihcit jörocrt
und dic Autönomie bcgüustigt. Daourch werde
die Finauzsrage gclöst und die Versassungssrage
gcsöroert iverbcn. Er beautrage dahcr zu Ab-
satz 18 dic Sthlisiriing, daß vor dcn Worten:
„dic Vercinsachung dcr flaatlichen Vcrwaltnng"
die Worte: „dringeno nothivenoig" eingcsügt
werden soüen. DaS Alnenoemenl Ivird nicht
unicrstützt.

Loien, 8. Dec. Der Fiiianzansschuß des
Abgcordnctcnhauses bcantragt, die Forlcrhcbung
der Stcucrzuschläge nichl, wie die Regierung
verlangt, sür scchö, sondcrn nnr jür drci Mo-
uatc zu bcwilligen. — Von Rcchbauer wird,
so tclegraphirt inan dcr „Postztg.", eine Pcti-
tion deS ilangieivicz an oaS Haus der Avge-
ordneten uin Krcilasiung eingebracht.

Krattkreich

Paiis, 7. Decbr. Die Kammern werden
am 10. Januar eröffnet weroen. Das außer-
ordcntliche Budgel wird um 100 Mill. Frcs.
(jür Landwirthschafl, öffcntliche Arbeiten und
Handel) höher sein.

Paris, 8. Dcc. Der heütige WochenauS-
weis der sranzösischen Bank zeigt eine Znnahme
des Baarvorraths von 27^/, Mill., des Porte-
seuilleS von 2>/z Mill., ocr Privatrechnungen
von 2M/r Mill. und des Staatsschatzes von
Mill. Dagegen eine Abnahme dcr Bor-
schüsse von i/^ Mill. und des Notenumlaufs
von 20 Mill.

L ch iv e j z.

Bcrn, 7. Dec. Jn Luzern haben 10,000
Dienstbotcn gegen die bestehende Dienstboten-
ordnung petitionirt; jehr ancrkennenswerth war
die Ordnung und Ruhe, mit welcher die Knechte
vorher in zahlrcich besüchten Versammlungcn
dic Verhältnisse dcr Dienstboten zu ihrcn Herr-
schaftcn besprachen nnd jchließiich um Abändc-
rung der Diensrbotenordnung petitionirtcn. Dcr
große Rath beschlvß nach warmer DiScussion
mit beocutcnder Mehrhcit die Sijtirung dcr
bishcrigen Ordnung und Einladiing an deu
Regierungsrath, mit möglichster Bejörderung
eine neue Gesctzesvorlage auszuarbeiteu.

Z t a ! t « i-

Turin, 7. Dec. Senat. Fortsetzung der
DiScujsion ocS GcsetzeiitwnrsS wegeu Vcrlcgung
der Hauptstadt. Hr. Gallina meint, der Vcr-
lrag »inssc ungeachtet seincS UrsprungS ange-
nommcn wcrden. Er sagt, daß die Vcrlegnng
der Hauptstadt nothwendig ist, aber daß sie vor-
bereitek weroen müsse. Hcrr Gallina erzäylt
folgenoe Episode aus dem Zahre 1849: Nach
dcr Schlacht von Novara, ivayrcnd der Redner
Gcsandtcr Piemonts in PariS war, hätte der
Abl Gioberti, Ministerpräsibcnt, Hrn. Drouyn
dc LhuyS, der damals Ministcr dcS Auswär-
rigcn war, dcn Vorschlag gcinacht, Gcnua vou
sranzöjischcn Truppen inilitärisch bcsetzen zir
lassen. Herr Gallina jügt hinzn, daß er cS
war, der diesen Vorschlag hatke jchcitern lassen.
Generat ve üamarmvra erwivert, oaß vicö Fac-
tnin ihm nicht bckaniit war. Er sügt hinzu,
daß alS er im Jahrc 1802 die Bckaiintschajt
NapoleonS III. gcmacht, dicjcr mit ihm übcr
Jtalicn in so wohiwollendcn Workcn gcsprochcn
habc, daß er, Gcneral Lamarmora, daraus
schloß, der Kaiser dcr Franzoscn rvcrde uieinalS
ein Gcgner der Eiuheit Ztaliens sein.

Neueste Nachrichtcn.

Pucis, 9. Dccbr. Der CabinetSchef dcS
KaiscrS, Herr Mocquard, ist heute Racht ge-
ftorben.

Hcidelberg, 10. Dec. Von nicht ge-
ringer Agilation war die gestrige Wahl dcs
kalholischcn StiflungSvorstanocS veglcitct; gc-
slern Abcud war LaS Wahlresültat noch uicht
bekanut gemacht. Wie uns zuvcrläjsige unbe-
faiigcne Männcr katholischen GlaubcnS vcr-
sichern, könnle die Wahl wegen mehrcrer

Formfehler, welche dabei vorgekommen siud,
jeden Augenblick beanstandet werden, was
sichcrlich anch geschehen wäre, wenn ein großh.
RegicrungScommissär dcn Wahlact beaufsichtigt
hätte. Die Regierung aber scheint sich ab-
jichtlich jeder directen Einwirkung enthalten zu
haden «nd überließ vertrauensvoll den hiestgen
Einwohncrn katholischer Confession die Selbst-
bestimmmrg wie die Führung und Leitung
diescr Angelegenheit. Wir ivollen hofsen, oaß
Männcr auö dcr Wahlnrne hervorgehen wer-
den, deren Namen bei beiden Parteien oder iu
beioen Lagern eiuen guteu Klang haben, bei
den Schwarzen wie bci dcn Nothen, wie
stch gestern die streng hierarchischen und ihneu
gegenübcr die sreisinirigen Katholikeu scherzweise
vezeichneten. Mchrcre für Rom, die römischc
Kirche u»d daS römische Principat und Pon-
tisicat begcisterte energische Fraucn sollen ihren
ganzeir Einstuß geltend gemacht haben, um
NiLiiner, Vcnvandte und Hausfreunde zn oiri-
gircn und zu bestimmcn, eine ihrer altgläubigcn
Gcsinnilng entsprechendc Wahl vorzunchnien.
Es ist auch nicht unbemerkt geblieben, daß
diesclbe im katholischen Pfarrhause unter Auf-
jichl der Geistlichen vollzogcn wurdc, ivährcnd
sic cbenso gut und in inanchcr Hinsicht pasien-
dcr und zwcckinäßiger im Rathhause stattfin-
den konnle.

Aus Buden. Zn Mannheim beabsich-
tigt die israelitische Geineinde, ihre confessioncll
gelrcnnte VolkSschulc aufzuhebcn und mit der
evangelischen VolkSjchnle zu vcrcinigcn, wie
solcheS in KarlSruhe jchon rhatsächlich geschehen
ist. — Die bcidcn, Hcrrn Louis stark in
Mannheim gchörigen Ekablisjcmcnts „zmn
Bockkcllcr" und „zur alteu Sonne" sind
von einer Gejellichast angekaust worsen,
welchc zu diescm Zivccke ein Actien-Capilal
von fl. 300,000 zniainmcngkschossen hat. Dcr
KaufprciS jür das Gcsamiiil-Anivescn ncbst
vollstandigem Jnvcntar rc. bdträgt st. 230,000.
Die neue Gescllschaft wird als „Acticnbraucrci
zum Bockkcller" deinnäqst in's Lcbcn trcteu.

. I Eppingen, 9. Decdr. GesNrn Aoend ^egcn

Hilsc, wvzu iicbst ocii M.iililichaficir uiid Spiipcn oer
iiächileii Uiiljic,,eiid anch die aus lele.iraphischcn Nnf als-
b.iid .)efvl>>lc ^euerwehi unscicr Nachbaisladl Linöheim

' Tticateriiotiz.

wcrden. Nicht so bald wrcder wird ein ähnlicher Kiinst-
geiiuß des gleichinäßig Vollendelen HeidelbcrgS Kuust-
freundeu gebvlcn.

Holz-Versteigerung.

Aus dem Herdelberger
I^Gemeindcwald, Distrikl I
lAbtheilung 21 „Schmeer-
ag" Schlag Nr. 5 wer-

iVDienstag, den 13. d. M..
1 Vormittags 9 Uhr,

»anfangcnd, im Gcmeinde-
raths-Sitzlingssaale des birsigen Rathbauses fol-
gende Holzsortimente öffentlich vcrsteigert:

1 V» Klafter buchenes Scheitholz,

„ „ AKlotzholz,

5 „ eichenes M! ditto,

74V» „ buchenes Prügelholz,

59V» „ birkeneS ditto,

9 „ g mischteS dittto,

3W0 Stück buchene l ^ »

ll050 „ gemtschte j ^en.

Die Kaufltebhaber werden bierzu eingeladen.
Heidelberg, den 7. Dezember 1864.

Der Gemeinderath:
KrauSmann.

(2) Sachs.

Wahrend der Wintermonate werde ich im
Bauzeichnen Unterricht erthcilen.

Zugleich empsehle ich mich im Arrfertigen

j vonBauplänen,sowie derenAusführung.
Heidelberg.

Architekt

Karpfengasse.

Bekanntmachung.

Zu Folge höheren Auftrags soll die Ltrferung
von 9009 Stück tannenen oder forlenen Ein-
friedigungspfählen, 5^ lang, oben minvestens 8"
dick und von 7000 Stück eisernen Unterlags-
blechen, 5" lang unv 3" breit, Vr—1'/?"dick im
SoumissionSwege vergeben werden.

Angebote hicrauf werden bis Mittwoch. den 28.
d. Mts., Vormittags 9 Ühr, von unterzeichneter
Stelle entgegen genommen, woselbst auch die Lie-
ferungs-Bedingungen eingesehen werden können.

Karlsruhe, den 7. Dezember 1864
Verwaltung

der Großh Eisenbahnhauptwerkstätte und deS
Hauptmagazins.

Holzversteigerung.

AuS dem Dikrikt III.
^Abtheilung^ l^ (Hagen-

Mittwoch, d. 14. d. M.,
Vormittags 10 Uhr,

aufgemachte Geholze loosweise versteigern.

4 eichene Stangen, 62V» Klafter buchene Klap-
pern, V« Klafter eichene Klappern, 7'/» Klaftcr
forlene Klappern, 4V» Klaftcr forlene Priigel,
1400 buchene Zaungerten und 17590 Stück buchene
Weilen.

Heidelberg, den 6. Dezember 1864.

Großh. Pstege Schönau:

Kircher. (2)

OöttinAer Lervslat-
& k'rg.nKkin'ter

°^/Är8ti6 frisch eingetroffen bci

Earl Äeller Wütwe.
 
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