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Heidelberger Zeitung — 1864 (Juli bis Dezember)

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Nr. 283-308 December
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Ueidklbtrgtr Itilung.


Mittwoch, Lt December


* Politische ltmschau.

An> 26. Decbr. sollen in Darmstadt mittel-
ftaatliche Confcrenzen stattfiiiben.

Jn der am 17. Dec. statlgefnndenen Bun-
destagSsitzung wurde von Seste der sachsisch-
ernestinischen Häuser einc Denkfchrift übcr ihre
Successionsanjprüche auf Lauenburg überreicht.
Die Sitznng war im Allgemeinen ohne Be<
deutung.

Nach der „DentjchenNordsec-Aeitung" wird
Hannover das correctc und unanfechtbare Ver-
halten seincr schlcswig - hotsteinischen Politik
fortsetzen, und deShald dcr Anerkennnng des
Augustenburgers durch den Bund entgegenwir-
ken. Durch die Aiierkeiinung des HerzogS von
Augnstenburg am Bunde würde nach dcr Mri-
nung des Blattes das Rechlsgefühl des deutjchen
VolkcS schwer vcrletzt werdcn!

Aus Wien wird dcr „Karlsr. Ztg." vom
15. Dec. osficiös geschriebcn: Wie wir hörcn,
ist hier gestern — aljo an dem Tage, wo in
Berliu das Schlußprotokoll der von Prcußen
Ramcns des Zollvereins mil zrankreich gepfto-
geneü Verhandlungen über theilwcisc Ntodiftca-
tiouen des preußisch - französischen Handelsver-
trags nnterzeichnct wurde, und im ausdrück-
lichen Hinblick auf die unmittclbar bevorstehende
Unterzeichnung — dic vorläufige Mittheilung
eingcgangen, daß Preußen jetzt, obschon zu
seincm Bedaucrn eine Abänderung deS Art. 31
des in Rede stehendcn Vertrags von Frankreich
nicht zugestanden worden, den Ervfinungen
Oesterreichs über die Einlcitung vonVerhand-
lungen zum Zweck einer Fortentwicklniig deS-
Verlragö vom 19, Februar 166Z enrgegensehe
und dieje Verhandlungen eveutuell von Neujahr
ab sowohl in Berlin, als in irgend einem an-
dern von Oesterreich zu bezcichnenden Orte zu
sühren b-reit sei.

Die „Baher. Ztg." bestätigt, daß der König
ein cigcnhLnoigcs Schreibeu an ocu König vvn
Hannovcr gerichtct und däraus einc schr frcuud-
liche Erwideruug erhalten hat.

Das österr. Abgcordnetenhaus hat sich gestcrn
bis zum 9. Zanuar vertagt.

Die xolnischen Abgeorducten im österreichi-
schen Reichsrathe beabsichtigcn, iu Folgc des
Beschlusses dcs Abgeordiietenhanses in der Ro<
gaivski-Angclegenheit ihre Mandate nicdcrzu-
legen.

Dic Aufregung, welche das Urthest dcs Ap-
PellationShofes in Sachen der Dreizchu hcrvor-
gcrufen hat, ist jo groß, daß Garnier-PageS
und Carnot dadurch bestimmt wordcn stnd, ihrc
Entlassuiig als Deputirte cinzureichen, um so

Vorträge im Museum. (Corresp.1

Am 17. Dec. Abends sprach Pros. Holtz mann
über btc römische L h ristc n g e m eind e tm
ersten Iahrhundert ihres Bestkhens.

Die srühcste Gcschichte dcr erstcn Christtngemetnde
tn Rom und ihrcs IraditioneUen Stifters hängt
brkannllich aufs Engstc mit gewissen Anschaurnigcn
znsamme», welchc siir dre Machiftellung dcS Stnh-
leS Prtri, also dcr Ansprnchr der römischrn Kir-
chengewalt von größter Tragweite find. Dtkse An-
schauungen gehörcn zu jenen Glaudenssätzen, welchc
von oem zusälligen Crg-bniß -lncr rein geschicht-
lichen llntcrsnchnng unabhängig find; der Stand,
punkt des RednerS tst der einer geschtchttichen lln-
tcrsnchung.

Äs ha> einen kigenrn Reij, lange Zltt im Dnnkcl
hrstortscher llnerkennbaxkrit znrückgrlegene Grbrete
nach und nach in baS hclle Licht dei Geschtchte em.
porsteigen zu srhen; es rust allk Energie des GristeS
wach zu vrrsolgen, wte bisher Nlbrtbast veischwom-
mene Küsten allmältg in dcnttich nachzuzetchnendcn
Umriffen erschetnen und selbst Spuren des Lebens

den Parlser Wählern Gelegenheit zu gcben,
gegen ein Urtheil zu prolestiren, daS bei Allcn,
selbst bei den der Rcgicrung nahestehenden
Männern, Entrüstung hervorgerusen hat.

Der „Mouileur" warni vor Wiederholung
vvn Mittheilungen auS dc» Staalsrathssitzun-
gen durch die Prcsse, da das Decrel von 1852
dic Veröffcntlichung von Berichterftatlungen
über Staatsrathssitzungcn' vcrbietc. — Nun
hat aber kein Blatt „Berichlerstaltnngen", jon-
dcrn höchstenS teljc Andeutuiigcn zu gebcn gc-
wagt! Abcr auch dies ist zu viel.

Nachrichten aus Caprera melden, daß Gari-
daldi völlig wiedcr hergejtelll ist. Er hat stch,
nm seinc Gejundheit zu kräftigen, einer Waj-
sercur untcrworscn, die ihm bereits sehr gut
gethan hat.

Die Mabrider „Noticias" jagt, daß die
Wiedereiiijetznng.deS Ministeriums in den Pro-
vinzen allgcmeine Biilignng finde.

Zn Athcn circuliren Gerüchte von einer be-
vorstchenden Ministerkrists.

Z„r LchleStvig-Holsteiii'sche»
Lache.

Ucbcr bie Schwicrigkeiten, dcnen dcr militä-
rischc Anschlnß Schleswig-Holsteins an Prenßen
bcgegnen würde, bemerkt die „Weserztg." u. A.:
„Die Bundcs-Kricgsversassnug, die bckanntlich
ganz auS dem Gciste des Niißtrauens und der
Eif-rsuchl der „gieichbcrcchliglcn" deuljchen
Slaaten gegen die Supreinatie eines cinzelnen
nnter ihnen hervorgcgangcn ist, verbietcl gera-
dezn bic Bereinigung eines deutschen Truppen-
körpers mit der preußischen Armee. Es heißt
in den „Grmidzügen" Art. 5: „KeinBnndcS-
staal, bessen Contingcnt ein oder mehrere Ar-
mcecorpS für sich allein bildet (also Preußen,
Ocsterrcich, Bayern), dars Contingenle anderer
Bundesstaatcn mit dcm jcinigen in eine Abthei-
tung vcrcini^en." Dic kleineren jollen immer
nnr unter cinander zu gcmischten Armeecorps
verbunden, niemals an die größeren angelehnt
wcrden. Zm Kriege hat stch Holstein mit
Hannover, Braunschweig, Mccklenburg, Olden-
chnrg und den drei Hansestädten zn einem Ar-
meecorps zu vcreinigen, sie haben unter einan-
dcr den CorpScoimnandantcn zn crncnncn, der
dar.n wieder nntcr dcm vom Bnnde ernannten
und ihm verantwortlichen Oberfcldhcrrn steht.
Hier ist nirgends ein Platz sür einc direcie
Lerschmelzung mit der prcußischen Armee. Jn
der Cdburger Convention ist nun dieser ganze
Wuft der BundeSgesetze ausdrückiich respcctirt,
aber damit auch dem Bertragc der Wcrth ge°

und der Bcwegnng auf solch fernem Etlande zü
Tage Ireten. So ist cS anch bet tcm voiliegenöen
Gegcnstanveeiner scharssichrigercn geschichtlichcnFor-
schung gelnngen, ein lcbenSvoiliS Bild von cinem
Gcbtrtc zu entwersen, auf bem vorhcr nur die
Aussicht tn cin sast absoluteS Dunkel verstattet
schjcn.

Bts vor 20 oder 30 Iahren waren eintge Namen,
einige unjusammenhängenbe DetaitS AlleS, was
dir Handbücher über dirsrn Thetl der Kirchrn-
geschichte darboten, abcr krin gcschichtlichrr Vcrlauf,
Icine organischc Entwicklung, kein Proceß des Wer-
dens zn erkennen. Der klarere Einblick, beir die
heuligc Wiffenschast den Forschnngcn cine« Gfrörer
und dcn Gelehrttn der TübingerSchule wie Schweg-
lcr u. A. vcrdankl, ist nicht dnrch Ausfindnng nener
gcschichtlicher Qnellcn, sonbern durch cin ticseres
Eindringcn in die vorhandrnen, durch seine leben-
dtg, Vergegenwirtigung der tn denscldcn -nhalte-
nen oder »ngedeuteten Stadten der Sntwicklung
gewonnen worden. Das Matertat zur Charaktcrt-
ffrung ber Slttstcn Vcrhältnisse d-r römischrn Ge-
meind, srtzt ffch anS eincr Rethr »o» Schristen deS
Neuen TestamenicS zusammen, nnter denen der

nommen. Jn einer Conventivn mit Schleswig
Hotstein -müßten jene papiernen Vvrschristen
völlig ignorrrt, es müßten Vcreinbarungen ge-
trofien werden, welche dieses ganzc Netz zer-
reißen. DaS ist die schwierigkeit eiuer ernst-
hasten Militärconvention. Wer sich zu dem
einzelnen Act entschließt, muß zugleich mit der
ganzen Bnndesgesetzgebnng brechen, aljo einen
Kampf von sehr bedeutender Tragweile aus-
nchmen.

Einem Privatschreiben ans Bchleswig-Hol-
stein enknimmt dic „N. F. Z." solgende Mit-
theilungen: Von den Erklärungen, wetche bis
jetzt Scitens der Beamten an die preußisch-
österreichischen Civilcommissäre eingcreicht sind,
schließt sich nur die der Mitglieder des Ober-
appeltationsgerichtS der geforderten Aässung
pnee an; die Milglieder der Kieler Univcrsität
dagegen haben — mit AuSnahme von 3 Mit-
gliedern dcs Consistoriums (!) — die Abgabe
der Erklärung in der verlangten Form verwei-
gert und dieser die Erklärnng ber Großinächtc
auf der Londöner Confercnz vöm 28. Mäi
entgegengestellt. Was die Landesregierung be-
trifft, so haben einige Mitglieder cinfach dienst-
lichen Gehorsam zugesagt, andere ausdrücklich
den Vorbehalt der Erbfolgeberechtigung des
Herzogs Friedrich hinzugefngt. Jn gleichcm
Sinne ist dic Erklärung des Magistrals zu
Kicl ausgesallen. Von den übrigen Bcamten
wird voraussichtlich ein Theil flch de? Erklärung
der Landesregierung anschließen, ein anderer die
Reverse ganz in der von den Cominissärcn ver-
langten Form ausstcllen.

Die seudaie „Cvrresp." «erhöhnt in ihrer
cynischcn Manicr dic Kieler Projessoren und
meint, man könne dieselben ruhig „Meinungen
äußern" lassen. „Doch (fährt die „Correfp."
fort) >n deui Angenbück, wo sie cs sich elwa
beikommen ließen, durch auguftenburgische Agi-
tationen in die gouvernementale Ordnung ein-
zugrcifen, würden sie dem LooS gewöhnlicher
Sterbtichen verfallcn. Anch sind wir überzeugl,
daß im Falle einer solchen Agitation die Re-
gierung der Herzogthümer nicht bloß die znnichst
Schuldigen, sonbern auch die moraüsch und in-
tcllectuell Verantwortüchen mit dem Ernste dc«
Gesetzcs bckannt machcn wird. Daß man die
Kraft hierzu besitzt, lehren die Thatsachen, und
daß man dcn Willen bcsitzt, wird auch dem
Zweifelnden deniüch werden."

Die Massendeputaüon dänischcr NordschleS-
wiger, wciche kürziich d-n König Chrijtian in
Kolding ausjuchle, bestand nach der „Fiensb,
Nordd. Ztg." aus etwa 430 Personen. Daraus
hatte die dänische Presse rasch 5000 gemacht.

Römerbries die reiLhattigstc und zuverlSfffgn-
Urkunde bildet. Er beweist schvn durch scin blvßeS
Dafein, daß dte römische Gcmeinde damals unter
allen dic crste an Rang war.

Wenn auch keine apostolische Stiftung, ist sie
glkichwohl dic erstc Wiegc deS gesammten abcnv-
iändischen ChristcnthumS; die römischc Syna-
goge ist die Miitter der christüchen Kirche, AlleS
wcist auf diese erstc Gemetnde von Iudcnchristen
in Rom zurück.

PompejnS hatte eine große Menge iüdischer
Gefangener nach Rom geschieppt. Standhaft blie-
bcn fie, allcn Versuchungen und Quälereten zum
Trotz, lhrcm altcn Gtauben und threr hergebrach-
ten Weise treu, nnd so büeb den Herren nichls
übrig, als die schwer zn bebandelnden Sclaven
fret zn ,cben. Icnseits der Tibcr nchmen sie nnn
einrn ganzrn Stadtthetl ein, Shnagogen erheben
ffch, der hcimischc Gotttsdtenff wird in alter Wcis«
bcgangen. Neugiertge drängen sich zu dem dnrch
sctne bitdlose Einsachhcit mcrkwürdlgen Cultuö und
aus Reugierigcn wcrden ctfrige Proselyten. Hier
wird plötzlich dcr Rnf vernommen: der Mcssias
ist da! Ein Rns, der nur von Palästina her kom-
 
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