Galerie Flechtheim [Mitarb.]
Der Querschnitt
— 14.1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0221
DOI Heft:
Heft 3 - Querschnitt durch den Frühling
DOI Artikel:Gehrke, Robert: Lebenslauf eines Kinderwagens
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0221
&r foll hiermit ioärmften« bebantt fein.
®a id) gefüllten etreufelfuchen febr ju fchäften toeift, befuche id> eine«
Sage« meine Sante &amiUa.
„®n bift bod) bet ganje QSater!" begrüftt mich bie liebe, alte ©ame.
„&v aft toobl aud) gern gefüllten etreufelfuchen?"
„Slber Stinb, ich meine eure #bnlid)leit! Stur mit bem Unterfcbieb, baft
bein SSater einen (Schnurrbart trug nnb breitf^hultriger toar."
Seb bin mir meiner Stängel beivuftt! ©er SSerbadjt aber bleibt: baft
and) mein QSater gern gefüllten etreufelfuchen ab ♦ ♦ ♦
Stacb einer höchft befcbanlidjen ^affeeftunbe nimmt mich Sante Camilla
an ble Sanb nnb führt mich Sur 93obenfammer hinauf* (Sie fyat manchmal
febr merfioürbige ©etvobnbeiten!
„©rfennft bn ibn noch?" fragt fie, iväbrenb fie ein etücf ecgcltud) be«
feitigt.
,,$ll« bn noch ber fleine Slolanb ivarft, ba haft bn hier brin gelegen —
haft geftrampelt, gelacbt, gemeint unb bie erften Qöorte gelallt/7
Sftein 5?inbertoagen! (Scham nnb Staube übertoältigten mich* ®ie gute
Sante lächelt innig nnb tveife.
„Sa, ja, toir SJtenfchen vergeffen unfern ^inbertoagen jn fdinell — ob-
gleich er früher nnfere gange Qöelt ivar."
Sante Camilla bat recht: QBir fümmern un« um nuferen ^inbertoagen
biel ju toenig! 6« gebt bod) nicht an, bah er auf ftaubigen ©achböben
getoiffermaften verblüht ober bah ibn habgierige Sröbler enttoenben! Stein,
ba« gebt nicht an.
(So bitte ich beim abenblichen 2lbfchieb bie Saute geborfamft um (fr-
laubni«, ben alten ^inbertoagen, meine einftige Qöelt, mitnebmen ju bürfen.
QJerbinberte SiomanfcbriftfteUer haben oft bie feltfamften Slntoanb-
lungen unb QSebürfniffe. ©oft allein toeift e«!
(Stunbenlang raftle id) burd) (Straften, über ^läfte ... ich bin gleichfam
toieber ein &inb getoorben.
SeUe ßachfalben bejechter Stad)tbummler treffen mein Oftr* ünberbroffen
fchiebe ich iveiter unb finge mir ein ßieb au« ber Sugenbseif, immerbar ♦..
93or einer (StraftenbabnbalfefteUe ffoppe ich ab. ßrin liebliche« Stäulein
in ^eljjacfe ioartet auf bie (Sleftrifcfte.
Sch geftatte mir bie Stage, ob ich bie ©ame vielleicht beförbern bürfe —
ich fei gerabe frei.
©a aber nabt ber Stad)ttvagen unb entbinbet mich meine« ©ienfte« an
ber SRenfchbeit*
Sraurigen -Serben« raftle ich beimivärt« ... (Sie batte'fo feböne Qlugen!
2. Kapitel.
kleine Qöirtin ift nicht menig erftaunt, al« fie bei Empfang ber SJliete
einen fompletten ^übertragen im 3immer antrifft.
Sch büße mich tu Sabafraud) unb (Scbtoeigen — ganj Roheit, ©enn id)
muft geioärtig fein, baft fie mich fragt: „(Sie feben toobl QSaferfrenben ent-
gegen?77 Sd) möchte mich ba nicht blamieren! —
Stau vertoitivete Qöürfel aber ftellt feine bie«besüglicben Stagen; fie
fpricht vom Qöetter unb über ben geftrigen SuftbaU-ßänbertampf. 2luf
biefem ©ebiete bin ich leiber nicht au -Saufe.
Gie hätten mächtig tont ßeber gesogen unb ber ,,©.e.<5." fei tote immer
fabelhaft in Svtm geivefen ...
„2lber auch bie <£olen haben bie etange gut gehalten!77
©ie (Stange gut gehalten?! Sch tverbe hUfl^* ®<blieftlicb mache id)
2lblenfung«verfuche. Ä x
„€« muft getlingelt haben!" fage ich erhobenen Singer«, ©a rutfeht fte
voller Sieugierbe binau« — unb mit ibt meine 25 SJfarf Sftiete.
153
®a id) gefüllten etreufelfuchen febr ju fchäften toeift, befuche id> eine«
Sage« meine Sante &amiUa.
„®n bift bod) bet ganje QSater!" begrüftt mich bie liebe, alte ©ame.
„&v aft toobl aud) gern gefüllten etreufelfuchen?"
„Slber Stinb, ich meine eure #bnlid)leit! Stur mit bem Unterfcbieb, baft
bein SSater einen (Schnurrbart trug nnb breitf^hultriger toar."
Seb bin mir meiner Stängel beivuftt! ©er SSerbadjt aber bleibt: baft
and) mein QSater gern gefüllten etreufelfuchen ab ♦ ♦ ♦
Stacb einer höchft befcbanlidjen ^affeeftunbe nimmt mich Sante Camilla
an ble Sanb nnb führt mich Sur 93obenfammer hinauf* (Sie fyat manchmal
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„Sa, ja, toir SJtenfchen vergeffen unfern ^inbertoagen jn fdinell — ob-
gleich er früher nnfere gange Qöelt ivar."
Sante Camilla bat recht: QBir fümmern un« um nuferen ^inbertoagen
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(So bitte ich beim abenblichen 2lbfchieb bie Saute geborfamft um (fr-
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QJerbinberte SiomanfcbriftfteUer haben oft bie feltfamften Slntoanb-
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SeUe ßachfalben bejechter Stad)tbummler treffen mein Oftr* ünberbroffen
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©a aber nabt ber Stad)ttvagen unb entbinbet mich meine« ©ienfte« an
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Sraurigen -Serben« raftle ich beimivärt« ... (Sie batte'fo feböne Qlugen!
2. Kapitel.
kleine Qöirtin ift nicht menig erftaunt, al« fie bei Empfang ber SJliete
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Sch büße mich tu Sabafraud) unb (Scbtoeigen — ganj Roheit, ©enn id)
muft geioärtig fein, baft fie mich fragt: „(Sie feben toobl QSaferfrenben ent-
gegen?77 Sd) möchte mich ba nicht blamieren! —
Stau vertoitivete Qöürfel aber ftellt feine bie«besüglicben Stagen; fie
fpricht vom Qöetter unb über ben geftrigen SuftbaU-ßänbertampf. 2luf
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Gie hätten mächtig tont ßeber gesogen unb ber ,,©.e.<5." fei tote immer
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