Galerie Flechtheim [Contr.]
Der Querschnitt
— 14.1934
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https://doi.org/10.11588/diglit.62258#0222
DOI issue:
Heft 3 - Querschnitt durch den Frühling
DOI article:Gehrke, Robert: Lebenslauf eines Kinderwagens
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Qöenn i«p meine ßage ricptigbebente, fo gelange ich an bem poffnungSlofen
Olefultat, baf? für ben Sv’inberU) eigen eigentlich lein ^lap übrig ift* ©aS
Ungetüm tann boch nicht etoiö bor bem Q3etf ftepen! Slufpängen fann ich
ipn anch nicht* ©ort hängt bereits ber grofje ^äfig mit ben stvei ßachtauben,
ba ein nicht minber grofjer Olegulator, pier bie gefamfe Schuprüftung ans
meiner QSienenaüchteraeit* 9HrgenbS ift ^ptatj! QöaS foü ich bloh tun?
(£$ fommt mich bitter an: Seh mufc meinen lieben, alten ^inbertoagen
jum napen Scputtplatj bringen* SDlöge er in gute £>änbe fommen!
Sag für Sag bis in bie Slbenbbämmernng hinein mache ich vorn ffenfter
ans über bas Schief fal meiner einftigen Qöelt* ©ort brühen fyavret er nnn,
ber Q3rave, nmgeben von 21bfaU nnb ©erümpel: roftige gafjreifen, aer-
brochene QSlumentöpfe, aerfchlageneS ©efchitr, verbeulte ©iepfannen, alte
^onfervenbüchfen ♦ ♦ ♦ o bn verlorenes ^arabies!
Qöieber einmal toeile ich am (fenfter* Sa fepe ich, ioie ein ftruppiger
Stöter perbeifchtoänaelt, bie Qöagenräber von allen (Seiten befchnuppert —
nnb am (Snbe baS 23ein bebt — — —
ß-rfchüttert fenfe ich mein ©enterpaupt: (So ein unverfchämter 5junb!
(Bleich uacp bem SftttfagSläuten nähert fich bem Schuttplap ein 'Söeib,
anfeheinenb eine biebere Qlrbeiterfrau, Sie fchaut rechte, fie fchaut linfS:
bann padt fie ben Starren nnb führt ibn purtig bavon * * *
Olafcp bin ich bie Sreppen hinunter, eile bie Strafe entlang* 9ftir ift
bange nm meinen Stinbertvagen: ich muh toiffen, toopin eS mit ipm gebt!
QSor einem niebrigen 93orftabtpauS pält bie fyrau an, öffnet bie ©itter-
tür* Seht fpäpt fie mihfrauifcp au mir herüber* ©eraben SöegeS fepreite
ich auf fie au * * *
„^eraeipung, mopnt pier vielleicht ein 5>err ©eprte?"
„deinen Sie Söprfe?"
„Slein —: ©eprte! © toie ©urfeufalat, 6 toie Gva, ivie 5jeibelberg,
0? tote —"
„Schon jnt! £jier ivopnt blofj ein Söprte: Starl Söprte."
„Sin Scprtftftcller?"
„Stein, ein Qöeicpenfteller!"
So muh i<h benn toeiteraiepen; ivenigftenS bin ich über ben QSerbleib
meines StinbertoagenS orientiert* ©aS ift ein Sroft*
3. Kapitel*
s2ln einem Sonnabeubnacpmittag trete ich aus bem 5>aufe* Sepe ich
richtig? 5>art an ber 23orbtante beS 23ürgerfteigeS ftept mein 2öagen!
0ftit 3eitungen ift er belaben; er biegt fi<h förmlich unter feiner ßaft. ©aS
fchmerat* —©a fommt auch föpon bie QluSträgerin — bie 3tau von bamalS.
Sie toürbigt mich feines 23licfeS; gefchüftiö rattert fie los***
^apr’ ivopl, mein Seurer!
4* Stapitel*
SRacp Qöocpen fpaaiere ich ivieber einmal in bie nape <23orftabt: lange
pabe ich meinen Qöagen nicht gefepn! ©a erblicfe ich am 3aune beS be-
fannten ^äuSchenS ein Scpilb:
©ut erhaltener SHnbertvagen
billig au verfaufen!
0läpereS im (Srbgefchof?*
3cp feptoenfe aum Sor hinein, in ber feften 2lbficht, meinen Qöagen au
taufen, Sept, ba ich ipn Sana verloren glaube, foü mir fein ^reis au
poch fein!
Sm Hausflur bleibe ich faffungSloS fiepen, Sft baS borf mein Qöagen?
^aum patte ich tpu toiebererfannt. Sftur bie pope Starofferie, ber riefige
Sluffap, bie eigentümliche ßentftange finb mir vertraut, ©er tnaUgelbe
Slnftrich aber ift mir fremb. ©ie tvapre ^ofttutfehe! Sch vufe um 5>ilfe.
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Olefultat, baf? für ben Sv’inberU) eigen eigentlich lein ^lap übrig ift* ©aS
Ungetüm tann boch nicht etoiö bor bem Q3etf ftepen! Slufpängen fann ich
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ba ein nicht minber grofjer Olegulator, pier bie gefamfe Schuprüftung ans
meiner QSienenaüchteraeit* 9HrgenbS ift ^ptatj! QöaS foü ich bloh tun?
(£$ fommt mich bitter an: Seh mufc meinen lieben, alten ^inbertoagen
jum napen Scputtplatj bringen* SDlöge er in gute £>änbe fommen!
Sag für Sag bis in bie Slbenbbämmernng hinein mache ich vorn ffenfter
ans über bas Schief fal meiner einftigen Qöelt* ©ort brühen fyavret er nnn,
ber Q3rave, nmgeben von 21bfaU nnb ©erümpel: roftige gafjreifen, aer-
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^onfervenbüchfen ♦ ♦ ♦ o bn verlorenes ^arabies!
Qöieber einmal toeile ich am (fenfter* Sa fepe ich, ioie ein ftruppiger
Stöter perbeifchtoänaelt, bie Qöagenräber von allen (Seiten befchnuppert —
nnb am (Snbe baS 23ein bebt — — —
ß-rfchüttert fenfe ich mein ©enterpaupt: (So ein unverfchämter 5junb!
(Bleich uacp bem SftttfagSläuten nähert fich bem Schuttplap ein 'Söeib,
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bann padt fie ben Starren nnb führt ibn purtig bavon * * *
Olafcp bin ich bie Sreppen hinunter, eile bie Strafe entlang* 9ftir ift
bange nm meinen Stinbertvagen: ich muh toiffen, toopin eS mit ipm gebt!
QSor einem niebrigen 93orftabtpauS pält bie fyrau an, öffnet bie ©itter-
tür* Seht fpäpt fie mihfrauifcp au mir herüber* ©eraben SöegeS fepreite
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„deinen Sie Söprfe?"
„Slein —: ©eprte! © toie ©urfeufalat, 6 toie Gva, ivie 5jeibelberg,
0? tote —"
„Schon jnt! £jier ivopnt blofj ein Söprte: Starl Söprte."
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„Stein, ein Qöeicpenfteller!"
So muh i<h benn toeiteraiepen; ivenigftenS bin ich über ben QSerbleib
meines StinbertoagenS orientiert* ©aS ift ein Sroft*
3. Kapitel*
s2ln einem Sonnabeubnacpmittag trete ich aus bem 5>aufe* Sepe ich
richtig? 5>art an ber 23orbtante beS 23ürgerfteigeS ftept mein 2öagen!
0ftit 3eitungen ift er belaben; er biegt fi<h förmlich unter feiner ßaft. ©aS
fchmerat* —©a fommt auch föpon bie QluSträgerin — bie 3tau von bamalS.
Sie toürbigt mich feines 23licfeS; gefchüftiö rattert fie los***
^apr’ ivopl, mein Seurer!
4* Stapitel*
SRacp Qöocpen fpaaiere ich ivieber einmal in bie nape <23orftabt: lange
pabe ich meinen Qöagen nicht gefepn! ©a erblicfe ich am 3aune beS be-
fannten ^äuSchenS ein Scpilb:
©ut erhaltener SHnbertvagen
billig au verfaufen!
0läpereS im (Srbgefchof?*
3cp feptoenfe aum Sor hinein, in ber feften 2lbficht, meinen Qöagen au
taufen, Sept, ba ich ipn Sana verloren glaube, foü mir fein ^reis au
poch fein!
Sm Hausflur bleibe ich faffungSloS fiepen, Sft baS borf mein Qöagen?
^aum patte ich tpu toiebererfannt. Sftur bie pope Starofferie, ber riefige
Sluffap, bie eigentümliche ßentftange finb mir vertraut, ©er tnaUgelbe
Slnftrich aber ift mir fremb. ©ie tvapre ^ofttutfehe! Sch vufe um 5>ilfe.
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