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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 1
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Bracht, Eugen: Hans Thomas Kunst
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Umschau / Arbeitskalender
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0006

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Pie rPersjtatt bet Kunß

XVII1I, Qeft l

fjeilanb am Krcuj unö bic fjeiligen 5ürbtttcr, so i>aß C^oma in ber Htmosphärc btescr Spejialttät unt
»on särben unb Firnis lebte, als ich il?n ©f tob er s859 aus ber Karlsruher Kunstschule sennen lernte
unb nach gemontiencr Zuneigung bei ihm mohnte unb mir sleißig 3eichncnb unb malcnb ben Sommer s860
gemeinsam »erlebten.
<£s mar bie ^cit ber ausflingenben Homantis, bie »on einer grenjenloscn Sehnsudjt nach
„£Dahrheti" abgelöß mürbe, mobei Choma, »on ersterer gan3 unbelaßet, aber mit fjebelscher poeße
burchtränst, gleich in bie phase eintrat, bie bamals berechtigt unb ein ibeales Siel barstellenb heute »er*
fannt „Haturalismus" genannt mirb.
Dies in sur3cn <§ügen bie (Srunblagen, aus benen Chomas 3nbi»ibualität jich ausbaut.
Schaun mir nun riidPbltcfenb aus ben 2Peg, ben seine Kunst burchsehntten hsst, so sinben mir bie
mersmürbige Catsadje, baß er burch seine Kusbilbung als KTaler 3unächst 3U einer Kunst gelangt, bie in
ihrer Derbheit nicht nur »om funstliebenben Publifum, sonbern auch oon öen siihrenben Kreisen im Kus*
ßessungsmesen unb bem Kunßhanbcl gä^lich mißachtet mirb — ber er nichtsbestomeniger treu bleibt —
bis bie (ßeschmacssrichtung, um ihn ßch manbelnb, ßds bes hohen iPertes Chontascher Kunst beroußt mirb
unb er enblich bie ihm gebiihrenbe Knerfennung sinbet!
Aber mie »ieie 3ahre ber <£ntsagung sinb bis bahin 3U iiberminben gemesen! XDic lange hat er,
»ernachläsjtgt unb aus einen Keinen Kreis (ßleichgcsinntcr beschränst, in (Scbulb ausharren mussen! ©hne
Kon3esstonen an ben herrschenbeit Ungeschmacf sehen mir ihn un»er3agt bie stch häusenden Silber 3urücs»
ßeEen, bie »on ben 3uroren in HTünchen unb Scrlin abgelehnt merben; er bleibt sich treu, bis bie (ße*
schmacFsmanblung stch ih™ enbltch 3umenbet, bie schließlid? in seinen Schöpsungen bie Herförperung ihrer
3beale erblicst —- ein 3meisellos munberbares (ßeschicF!
Pas mar bie Seit bes „^Pächter bes Cales" unb ber „Persuchung Chrißt!" 1879 noch oerhöhnt,
mirb er menige 3ahre baraus ber anersannt beutseheste Künßler, »on cin3elnen allerbings schon srüher
erfannt mie auch in (ßlasgot», mohin 3ahlreichc seiner IPerfe gelangen.
Pieser Sieg ber Chontaschen Kunst beruht aber im (Srunbe baraus, baß er, obmohl 00m Hatura»
lismus ausgehenb, nicht in biesem besangen bleibt, sonbern barüber hinaus 3U einem geläuterten 5orm*
mert, 3U einem, 3U seinem Stil gelangt!
3eber (ßrashalm aus seinen tcchnisch selbßersunöenen Prucfcn mirb 31t ber erhöhten Purchgeißtgung
bieses Stiles erhoben unb iß — möchte ich sugen: „monumental!"
<£s iß bies slarsußeEen um so michtiger, als es sich um bie gleiche Seit »oÜ3icht, ba ber 3ntpres*
ßonismus »on IPeßen ber seinen <Etn3ug in bie beuts<hen IPerfstättcn hält unb bie Hesten sich — in ihm
eine IPeiterentmicflung bes Haturalismus erblicfenb, ben neuen sicht* unb £ustproblemen mibmen.
Choma macht biese Setoegung, somcit ße nicht mehr bie Pinge sclbst, sonbern abßchtlich nur ihre
optische IPirsung aus bas Sehorgan sicht, nicht mit, sonbern bemahrt seine (Eigenart, alles mas man
rasßnicrt nennt, »erachtenb, mirb bamit ber »olfstümtichstc Künßler Peutsdßanbs unb fehrt schüeßlich mit
(Ehren überhäust itt bie babisdje bseimat 3urücf, an bic Stelle bessen, ber 3uerß, ^ 3ahrc oorher, aus ihn
als einen Kommenben hingemicsen hat!
Hun mirb ber Kunßhanbel erß gemahr, mas sür perlen seine £anbsd]asten aus ben sech3iger unb
unb sieb3iger 3<*hren maren, jene Silber »om ©berrhein, bie man als unseheinbare schmärslidje Sachen
gar nicht bemerst hatte, unb nun merben biese in ihrer Entßchungsjeit serner »erfäußiehen Silber 3U
IPertobjeften, um melche (ßalerien unb Sammler 3U sabelhasten preisen stch reißen!
21 lies in aEem iß Choma 3U bem „(Stoßen" gemorben burch seine unbeirrte Seharrlichseit, burch
seinen (glauben an seine Kunst, bieser beutsehesten Slüte ber beutsehen Kunß!*)

UmTcbau.

Stlbcrbiebstählc.
Ber Silbetbiebßahl blüht. Allein in Serlin mürben
im £ause einer IPodje aus ber Hationalgalerie, bem
Schinselmuscum, bem HTärsischen Uluseum, bem Schloß
Sanssonci, ben Kunstsalons con Schulte unb £aspati
mertooüe (Semülbe entroenbet, barunter 3tuei Silber aus
ber lüersstatt »on £usas Cranach unb ein Corot. Bas
(ßeschäst macht ß<h ossenbar bejaljlt unb scheint nicht ein
mal besonbers ßhmer unb gesährlich 3U sein. Ulan muß
ßch in bet Cat barüber munbern, mie laj in mancher
össentlichen Sammlung bie Seausßcbtigung gehanbhabt
mirb. 3« einer §eit mie ber hantigen iß schärsstes JTtiß*
trauen geboten, mag bas sür bie Sesudjer ber ITtuseen mitunter

auch läßig sein. Auch sür bie Künßler empsehlt ßch bringenb
erhöhte Dorsicbt bei ber Sicherung ihrer Atelierbeßänbe.

ntißstanbe Bei pretsaiiss^reiben.
Kus unserem £eserfreise merben Klagen laut über ge*
roisse Aste ber IDißfür bei preisanssehretben. So hat 3. 8.
eine iüustrierte ©eitsehrist, bie einen IDettbemerb »eran*
saltet hatte, ben nrsprünglich aus ben Kuguß seßge*
seßten Ablieserungstermin ßillschmeigenb um 3mei BTonate
hiuausgeschoben. Kitt Hecht mirb baraus hingemiesen, baß
eine berartige ^sristoerlängernng, menn ße burch bie Um*
stänbe bringenb geboten ersdjeint, össentlich 3ur Kenntnis
gebracht merben muß, unbjmar in ber sünßlerischen ,sachpresse.

*) (Entnommen aus: Bas haus Choma Such, ^reunbesgabe 3U bes UTeißers 80. (Seburtstag. Sereitet ron
Karl 3oses ^rtebrtd?. preis gebunben 6 XlTars. Perlag €. IX. Seemann. (Häheres ßclje unter „£iteratur".)
 
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