XIX. Jahrgang.
f)eft 45.
13. September ig'20
Der Staat und dte privaten Kunstscbaten.
Don pros. £en>in ^undse, Berlin.
IDic aus Htitteilungen ber Cagespresse ersicht»
lid;, besielt bic Hbstdjt, prioatc Kunstsdjulen unter
staaslidje 2lussidjt 5« {teilen, resp. bereu Rührung
ron einer 2lrt Kcnjesston abhängig ju machen.
£ine soldje HTafjnahme sdjeint mir »on weitgehen«
öer Bebcutung unb es loljnt sidj wo!jl, ernstljast 3U
prüfen, welche (Sritnbe soldje Hbsidjt rechtfertigen,
ob ste burdjsusüljren möglich ist, unb ob baoon ein
tlu|en sür Sie Cntwicslung ber bcutsdjen Kunst er-
wartet werben sann ober nidjt.
im prioaten Kunstsdjulwesen HTißstänbe oor«
Ijanben sinb (unb nidjt nur im prioaten) fann nidjt
bestritten werben. £s sinb in ber fjauptsadje bie*
sclben, bie sidj im prioaten Sdjulwesen jeber 2lrt
jeigen. Qafj im Sdjulwesen ein besonberes össent.
lidjes 3nteresse oorliegt, jeber Hrt Hebelstänbe riief«
jidjtslos 3U beseitigen, ist unbebingt ridjtig.
3)er Staat hat bie Pslicht, gerabe aus biesem
®ebietc mit allem ihm 3U (geböte stehenben Hlitteln
jeber Unlauterseit unb ilnföhigseit ben Boben 3U
ent3tehen. 3n ber Kunst stnb es wohl insbesonbere
bie ungeheuer große ^ahl ber UTusissdjulen, Konser»
»atorien, Cljeater« unb ncuerbings Canssmtstsdjulen,
bei benen bie (gefaljr unlauterer ober unsadjgemäjjer
®esdjästsführung häusig oorliegt. £>ie im Der hält»
nis 3u biesett gan3 geringe U^aljl ber prioaten
Sdjulen sür bilbenbe Kunst fann nadj meiner Kennt»
ms con soldjem Dorwurs nidjt betrossen werben.
^rofebem stnb audj hier 3weifellos Hlisjjstänbe oor»
Ijanben, bie oor allem bariit ruhen, bas} bie prioa«
tcn Unternehmungen aus törünben ber meist seljr
9ef%beten Hentabilität ost wahllos alle sidj Ute!»
enbett als Sdjüler ausnehmen, gans gleidj ob
Calent oorljanben ist ober nidjt. <£s werben ba
burd? gan3 ohne 5rage eine große 2ln3afjl sonst
oielleidjt tüchtiger UTensdjen in eine oerfehrte Bahn
geleitet unb um ihr £ebensglücf betrogen. JDenn
es gelingt, mittels staatlidjer Kontrolle, allein nur
biesen einen (ßefafjrenpunft 3U beseitigen, so würbe
eine soldje Hlaßnafjme freubig 311 begrüßen sein.
<£ine staatlidje Kontrolle sann m. €. stets nur
bie größeren prioaten Sdjulcrt tressen, niemals aber
ben einseinen Kiinstler, ber es übernimmt, einen ober
mehrere Sdjüler aussubilben. Hadj meiner Srfaij«
rung liegt aber gerabe h'er bie (gesaljr.
(gegen bie fiütsilerisdje Qualität ber an ben pri*
Daten Sdjulen tätigen £eljrersdjast wirb nur sehr
seiten etwas einjuwenben sein, ba bie Ceitung soldjer
Sdjule stets bemüht sein wirb, bie hesten ber er«
reichbaren Kräste für ihre (jjmeefe 311 gewinnen.
3dj srage midj nur, wie ist es möglich, baß ber
Staat eine KontroEe über bie prioaten Sdjulen für
bilbenbe Kunst (soldje interessieren uns Ijia* RUt)/
ausübt? f)at er bie ZTCöglidjfeit ba3U unb hat C£
grabe aus bem (gebiete ber Kunst bas Hecht ba3u?
Die Hlöglidjseit besiehl nur, soweit es sidj ba«
rum hunbelt, bie person bes Leiters soldjer Sdjule
einer Prüsung barausljin 3U unter3ietjen, ob er bie
nötigen Qualitäten, insbesonbere bie notwenbige
£hrenhastig?eit sür soldjes 2lmt mitbringt. 2lber
wer wiU bas wissen! s£s fäme babei nidjt oiel
mehr heraus als ein poliseilidjes sütjrungsatfest.
J)ie 5ähigfeit, ein 2lmt 311 sühren, hat mancher erst
burdj bie Cat bewiesen, ste wirb sehr seiten 3U be*
streiten sein. Das widjtigste, bie sünstlcrisdje <£tg*
nung eines soldjen Ceiters ober audj £ctjrcrs 31t