XIX. Jahrgang.
F)eft 11.
15. Dejember 1919
Dia Konkurrent des Codes.
Don Dr. Baus IDebenbors.
pdj ösfne eine Kunsoeitschrist, bie Ucberstdjt
bietet über bie ju^eit in Deutsdjlanb ausgestelltcn
^CunsiwerFe. Unb slehe ba, sast in jcbetn Kunsisalon,
in jeber Stabt ist eine «Sebädjtnisausstellung. Selbst
Küifstler pslegen 5a sterben, wenn ihre Kunst and}
unstcrblidj bleibt. Solche Coten ju ehren, ist bei
uns, ist in ber ganjen IDelt üblich, unb sdjwerlich
wirb tjierin jetnanb etwas Cabeinswertes stnben.
K>enn mir bemtodj gegen bieses Uebcrragen bei*
Coteneljrung Ijier ein IDort wagen, so Ijat bas seljr
materielle unb nur seljr wenig ibeeßc (Srünbe. Cs
ist eine alte Ersahrung, baß in ber bilbenben Kunst
oon ihren berussmäßigen DerFäusem aus ben Cob
ber Künstler spesuliert wirb. Die «Ersahrung h«t
gelehrt, baß tberfe toter HTcister leichter 5U »er*
Fausen stnb. Der «Srünbe tjiersnr stnb mehrere:
Solche IDerFe ha&cn einen gewissen Haritätswert.
Sie stnb burch ben Cob seiten geworben, benn neue
Arbeiten sönnen nicht entstehen. Aber ber Cob bes
Künstlers bietet auch bem speFulierenben Käuser bie
Sicherheit, baß stch bie 2lrt bes betresfenben HIeistcrs
nicht mehr änbem fann. Eine bersdjledjterung
seiner Kunstäußerung würbe bem tDert srüherer
Arbeiten ab träglidj sein. Denn bieser XDert —
wohtoerstanben DerFausswert — richtet stch nicht
nad) bem Fünstlerischcn «Schalt bes IDerfes, sonbern
nad) bem Urteil ber KritiFer, ber Kunsthänbler.
Der Cote Fann seinen eigenen Hus nicht mehr
3erftören; aus ber anbern Seite wädjst er auch nicht
mehr burch neue Arbeiten. Die JDahrscheinlichFeit,
baß sein IDerF noch großen preissdjwanFungen
unterworsen würbe, ist sehr gering. <Ein besonberer
«SlücFsfall müßte eintreten, etwa, baß ein Ceil seiner
Arbeiten »ernidjtet würbe, ober baß bie «Sruppe
Künstler, ber ber Cote angehörte, »on neuem oon
stch reben macht. Durch ben Cob ist bie H?are
siabil geworben, ste ist eine so stcfjere Kapitalsan*
läge, wie — einst — preußisdje Konsols, wenn ste
stch auch nicht »ersinsf, DicQeidjt sinben geschidte
fjänbler aber auch bafür noch eine HtöglidjFeit.
Züie bem auch sei, ber Cote ist für ben Kunst«
marFt nicht tot, im «Segenteil, er beginnt oft jeßt
erst für ihn ju leben. Unb bas barf nicht sein.
Das ist eine Sdjäbigung ber Cebettben.
Ulan wirb nichts bagegen einwenben, wenn bie
bebürstigen «Erben bes Künstlers seine UJerFe jeßt
untetjubringen »ersudjen. 3hnen wirb man jeben
materiellen «Erfolg gönnen, ben ber Derstorbene
weniger hattc« Über gegen biese SpeFulation bes
Kmtstljanbels mit bem Coten, gegen biese ^orm ber
Ceidjcnsdjänbung muß Cinsprucfj erhoben werben
Es wirb ben meist an ber materiellen Seite ber
Ausheilungen ganj uninteressterten Ccitem ber beut»
sdjen Kunstocreine unb Ausheilungen ein leichtes
sein, solchc IDerFe in ihrem Bereich 00nt BerFaus
ausjuschließen, bie nicht mehr bes Künstlers Erben
gehören, Künstleroerbänbe soQten ben Kamps gegen
bie Coten ju ihrem Programm machen, nidjt ste
noch nußen, um stch in ihrem Huljtn 3U sonnen;
es wirb späteren Reifen »orbehalten sein, burd?
eine »erstänbige Besteucrmtg bes Hachlasses her
Künstler ber Allgemeinheit ihrer Berussgenossen
Bußen 3U bringen. Bis bahin muß Selbstljilse ein*
greisen unb gesunber Ulensdjenoerstanb, Derstänbnis
ber Allgemeinheit sür bie Böte unb Sorgen ber
lebenben Künstler, Derstänbnis sür bie Kunst über»