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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 8
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Widmer, Hermann: Der Reserveberuf des Künstlers
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0053

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XIX. Jahrgang.

F)eft 8.

24. Dovetnber 1919

Der Reterveberof des RünTtlers.
Don Ejermann IDtbmer.*)

Ä)cr in mtseren Kunstaussiellungen Ersolge er*
3telen unb uerfausen »in, ntuß scfyon über ben
Burdjsdjnitt Ijerausragen, seine lüerfe mussen burd?
ttjrc Qualität aussallen unb bie 23ead]tung ber
Kenner sinben. Das äußert std? nun aus oersdjicbene
IDeise. 5)ie ersten unb »idjtigsten Beurteiler sinb
natürlich bie Kollegen, bie als 3urymitglieber über
bie Kusna^me ober Hbleljnung 3U besinben Ijaben.
Sie »erben einen Künsiler, ber über bem 2>urd)*
sdjnitt steljt, natürlich seltener ablcljnen unb ste
»erben seinen IDersen meist günstigere pläße geben,
»oburdj iljre Dorjüge nodj besser 3ur (ßeltung
Fontänen. (Ein »ießtiger (ßrabmesser stnb auch bie
Kesenstotten in ber presse. Xüäljrenb bie uielen
Arbeiten untersten Hanges sast nie ercoätjnt »erben,
»erben bie besseren JDerse meistens genannt, be*
sprodjen unb t)eroorgel)oben. Hud} hierbei »ill eine
einjelne gute Hejenston natürlid} nießt r»icl sagen,
»enn jemanb aber jahraus, jahrein, in jeber Stabt,
in ber er ausstellt, non jeber Kusstctlung, bie er
besdjicft, gute Hejenstonen besommt, so ist bas set>r
»oljl eines ber Reichen, baß seine ibersc ben Burd}*
sdinitt überragen unb unter ber Klasse burd} itsre
bessere Qualität aussallen. Unb nun beginnen audj
bie Kenner unb Sammler, uon benen es (Sott sei
-Dans immer nodj eine ganse Knjaljl gibt, stdj sür

*) JDir entnehmen biese Betradjtungen, bie sreiltd?
mausern IDtbersprud? begegnen »erben, ausjugsroetse
wm set)r beadstensmerten UJers: „Das Burf? ber sünst*
9*»erblt<ben nnb Fsinstlerisd? en Beruf e.“ prastisdje
Batsdjläge sür junge (Talente non Jj er mann IDibmer.
UI. Auflage. Berlin, (5eorg Siemens. Klan sinbet eine
•Besprectjung bes ECerFes aus 5. 56 in biesem sseft.

ben Künstler einigermaßen ju interessteren, unb biese
Hnerfennmtgen sinb bie angenefymsten, benn ste
äußern stdj barin, baß bie IDerfc »erfauft »erben!
Kann nun ein Künstler oon bieser Bangflasse,
»enn id? so sagen bars, oon bem Derfauf seiner
Kunst»crse leben? 3d] muß biese 5rage su
meinem Bebauern oerneinen. €r Fann cs in
ben allerseltensten sällen! Bon ben Dielen Ko liegen,
bie mir befannt stnb, unb bie ungesähr bieser Qua*
litätssdjidjt angeboren, sann es faum ein einiger!
Sie alle l?aben einen Hebcner»erb, unb meistens ist
es ein sunstge»erblidjer Beruf, ben ste oortjer grünb*
lid) erlernt Bjaben, elje ste Künstler »urben. 3<*/
bieser itjr eigentlicher Berus fjat es überhaupt erst
ermöglicht, baß ste stdj nebenbei ber Kunst »ibntcn,
baß ste bie oielen 3a^Jtc Stubiums ausljalten,
unb baß ste enblidj mit einer gc»issen Hulje ab*
»arten fonnten, bis sid? bie besdjeibenen (Erfolge
eingcstcHt Ijaben. <£in Beispiel unter »iclen: (Ein
mir befannter Künstler ist gelernter sitljograplj unb
»ar ungefähr adjt bis 3el?n 3«l?rß in seinem Berus
tätig. 3<il l?ebe bas abstdjtlidj tjeroor, »eil cs
meiner KTeinuttg nad} nidjt genügt, »enn jemanb
in einem Berus, ber if|n ernähren soD, gerabe nur
seine Cef^eit absoloiert. 3n brei bis oier 3a^ren
sann niemanb einen Berus so grünblidj fennen
lernen, baß er in itjm eine gute Eristen3 stnben
sann! Unser Künstler »ar also adjt bis jeljn 3<*l|re
barin tätig, unb in bieser ^eit sann stdj ein sleißiger
unb begabter Ktensdj sel|r »ot)l eine Stellung sdjasfen,
bie i^n ernährt unb bod} nidjt seine gan3e ^eit in
Knsprudj nimmt! — Sobann besudjtc er 3irfa sedjs
bis ad;t 3(*l?J?c lang bie Hsabemie unb bat sein
 
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