Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

DOI Heft:
Heft 3
DOI Artikel:
Freytag, Heinrich: Wider die Akademie
DOI Artikel:
Mahrholz, Werner: Die wirtschaftliche Lage der Künstler und ihre Neugestaltung, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0020

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
XIX, ffeft 3

Pie iPerfstatt 6er Kunst

\6

her Uatur bcr Kunst begründet; baß mit oiel (Se*
meine brauchen, tote beim UTilitär, miß mir nicht
in Öen Kops.
Kfaöemten sinö absolut übcrslüssig; aße 23ehörben
stnö ausjuslären. Pie KFabemie pagt nicht mehr
in nnsere heutige Knsehauung über Kunst. 2tls öer
KFabemiFer noch sei« ^e« sah in einem richtig ge»
äeidjneten KFt, mag öie KFabemie noch ibjrc 23e»
rechtigung gehabt haben, öenn öa lieg stch menig*
Pens mas lehren, nämlich einen KFt aFabemisch
richtig 3U 3ei<hnen; aber heute, mo Kunst ein Sich«
oertiesen in öie eigene Seele beöeutet, ist Kunst lehren
in öer alten sorm nicht mehr am plage.
IPas soß an öie Stesse treten? sis mirö, mie
3U aßen seiten, auch sernerhin funstbegeisterte junge
£eute geben, öie ihre siltern oor öie IPalg steßen:
entmeöer gerben ober 3ur Kung. Piese Ceute soßen
Feine Ulasjsenabrichtung stnöen, soßen nicht oon un»
begabten Sehrern öie pinselsüBjrung ihres UTeigers
lernen, sonöern es soß ihnen oon ersahrenen UTaletn
rein Famerabschastlich aus öem Schale eigener sit»
sahrung mitgeteilt merben, mas mitjuteilen ist. Pie
Kteliers öer KFabemien soßen strebsamen, mit öer
Kunjt ringenöen Künstlern als Knerfcnnung oom
Staate srei überlassen meröen; nicht aber Künstlern,
öie ein Hesept gesunöen, öies bis sunt Kusmeichen
ausbrüten, behalt gibt es nicht; öasür meröen öie

«Selber 3um KnFaus oon KunstmerFen oermenöet.
Piese Küngler, aus öiese IDeise oom Staate ausge»
3eichnet, Fönnen mie jeber Ulaler junge £eute in
ihre IPerFstatt ausnehmen, hoch nur im Sinne öer
alten Uleister, oon öenen cs, mie bei (Siotto, heigt:
er trat in öie JPerFstatt Cimabues. fjier steht öer
3unge in sietem PerFehr mit seinem selbggemählten
Pater; nur so Faun Kunst entstehen unö Kung über«
mittelt meröen; menn öer 3unge es nicht oot3ieht,
gan3 aus geh selbst 3U bauen.
Kchnlich, mie bei Öen Kunstlehrstätten, liegt öer saß
auch bei ben Funstgem erblichen Cehrstätten, Öen sog.
Kunstgemerbeschulen. sis ist 3toar auch hißt Pieles
bejser gemoröen, öoeh öie alte IPeisheit Fann nicht
ost genug mieöerholt meröen: als es noch Feine
Kunstgemerbeschulen gab, mar im (Semerbe mehr
Kunst 3U stnöen, als jegt, mo aßerorten Kunstge*
merbeschulen stnö. srüher ging öie Kunst im <5e*
merbe gans selbstoerstänölich aus öem FjanbmerF
heroor; heute übergeht man öas ffanömerF, sucht
in öer Schule sein fjeil unö stnöet Unheil. Pie
Kunstgemerbeschulen müssen in aßerengster Perbin»
öung mit öem fjanömerF slehen, nur so Fann gutes
Kunstgemerbe gebaut meröen, 3um fjeile bes ffanb*
merFs, 3um fjeile unseres in tiesster Schmach bar*
nieöerliegenben Paterlanöes.
fjeinrich sreytag (Presöen).

Die wirtscbaftUcbe Cage der Rdnstter and ihre ßeagettaltang*
Pott Dr. serner XTtafyrtjolä. (Hacfy einem Portrag,)

(Schlug.)

2ln biesem Peispiel sehen Sie ganj öeutlich,
mas gemeint ist unö mo3u es Fommt, menn man
in öieser IPeise an ben siyport ins Kuslanö öenFt.
3«h glaube, öie sirmeiterung öes UTarFtes ist auch
noch innerhalb Peutschlanös möglich. 3<h öenFe in
ersier £inie an öie Kleinstäöte. j<h mei§, öag Sie
lächeln meröen. Über ich sage mir, in ben Klein*
stäbien ist eine Kussteßung eine Sensation, mährenö
ste hier in ben (Srogstäöten Feine Sensation ist.
Unö menn Sie öieser Kussteßung einen tüchtigen
KunsthisioriFer mitgeben, öer Öen £eutcn einen Por»
trag öarüber halt, mas es beöeutet 23ilber 3U be*
ggett, mie schön öas sei unö mie ehrenooß, melch
gute Kapitalsanlage bas sei, bann mirö man öie
£eute allmählich, aßeröings nicht beim ersten £}ieb
öa3U bringen, Öag sie auch in ben Kleinstäöten ein
Silb Fausen. sis mirö aßeröings nicht gehen, ohne
öag man öie Ceute in öieser sorm bearbeitet,
fjierin läge eine UlöglichFeit sür öie grogen Künst*
ler«©rganisationen, etmas sür öie «Sesunöuttg öer
mirtschastlichen £age 3U tun, menn ste soldje Kunst«
higoriFer mit öer Kusstessung hiuausschicFen unö
ste öort ein paar Cagc sein lassen, öamit sie ein*
mal süljlung nehmen mit Öen Spigen öer Stabt,
Öen fsonoratioren, «SemerFschastssührern unö an»
öeren. So hatte ich es sür burchaus möglich, öag

man auch itt Kleinstäöten gan3 angänbige Kbschlüsse
mirö er3ielen Fönnen. Ulan reöet heute oiel öaoon,
öie Kunst öem PolF 5U bieten unö es ist mir gehör,
öag bei Öen jegt $um Heil ja sehr guten £öh«en
auch Arbeiter an Öen sirmerb oon KunstmerFen
öenFen Fönnen, menn öie preise nicht 5U hoch
unö öie «gahtungsbebingungen einigermagen oer*
nünstig stnö.
Cassen Sic mich in paranthese noch sprechen
oon öem, mas öie KFaöemie 3U biesem gan3en
sragenFreis tun soßte. Pie KFaöemie soßte meines
sirachtens nicht öaraus lossteuern, immer mehr
Künstler in öie IPelt 3U segen, sonöern ste soßte
eine Krt oon Künsilerbebarssmirtsdjast eintreten lasfen.
Sie hätte bann ihren Schülern gegenüber eine ge«
misse moralischc Perpslichtung, öag ste ihnen bei
öer Kustragsübermittlung an öie fjanö geht. 3<h
glaube sehr gern, öag öie fserren prosessoren in
öieser Hidgung in siinselsäßen sehr oiel getan haben.
Uber stcher Fönnte noch manches geschehen, menn
öie KFabemie öie Perbinöung 3toischen öem Krdg«
teFten unö Öen 3nne«architeFten oon sict? aus her»
steßen mürbe unö menn ste systematisch aus einen
Kbbau öes Künstlerproletariats hinarbeitete.
Pas 3meite ist eine grunösägliche 5oröerung,
öie stch aus Öen Schulbetrieb besieht; eine bessere
 
Annotationen