XIX. Jahrgang.
I)*ft 13.
29. Dtsember 1919
©tdanhgn jar KunTtkritih.
Don Dr. <E. ^ofmann (ünj a. P.).
Adolph Menzels
in reich illustrierter Band, li
1 von Prosessor E. R. Weil
imter und Liebhabersi
re, aus besonderem Papiere
»au -Leder handgebunden, nai
eil Diese Exemplare enthalte
kostbares Dokument: Mejizel
heis jedes Exemplars 300 Mail
stellt unter bewußtem Verziffl
aal des Meisters künstlerisch
imm in den Votdergwl»
Micken Eindruck von drt
Menschen, der Menzel «1
Festkalender
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Per HMsc tst mcfyt gelehrt,
Per (^ele^rte tst iiidjt u?cise*
(Eines seiner besten Silber serschnitt Ceibt, als
es seinen Ansorberungen nicht 3U genügen sctjien.
Unb icti fenne einen ber besten linfsstcbenben (Sra»
pljifer, bessen Blätter non Aluseen gefaust werben,
ber alljährlich in seinem Atelier ein großes Auto-
bafe veranstaltet, bem ffunberte non Zeichnungen
unb Aquarellen 3um ©pfer sallen, bie 3um Ceil mit
Ersolg ausgestellt waren. ©er sdjärsste Kritifer sich
selbst gegenüber ist eben ber sdjassenbe Künstler, bei
seinem anbern Berus ist ber moraliscfje Kater hau«
siger unb tieser. £ob unb Cabel bebeuten sür ihn
Aeußerlichfeiten. Sein Schassen bleibt bavon unbe«
rührt, wenn es vielleicht auch seinen ATarftwert
erseßüttert. Z^ar wiE es scheinen, als ob bie
Ausheilungen ber Chese von ber strengen fünst*
lerischen Selbstfritif wibersprächen. Aber ber sehler
liegt mehr im ganjen Betrieb bes AusjieHungs*
tvesens. ©as man immer mehr von bem votfs*
»irtschastlichen Stanbpunfte betrachten muß; bei bem
rasenben Cempo ber Entwicflung wirb besonbers
berjenige, ber mit Ersolg h^oorgetreten war, nicht
abseits stehen fönnen, wirb gebrängt immer wieber
neues 3ur Schau 3U sieHen, um 3U 3eigen, baß er
nodj nicht 3um alten Eisen gehört, fjat er stch einen
Kamen gemacht, reißen ihm bie Kunsthanblungen
seine Blätter aus ben £jänben unb versügen bann
nach ihrem (Sutbünfen. ©as Zeitmaß unseres £e*
bens ist immer ber ©ertiesung abholb unb verbraucht
bie ATenschen; tvas heute oben ift, ersdjeint morgen
sdjon überholt.
©ie Kunstfritifcr vom mobernen Cypus tvenben
stch nun auch in ber richtigen Erfenntnis, baß ihre
JBorte bem sehasfenben Künstler nicht in seinem
IDesen beeinjlussen fönnen, mit ihren Ausführungen
an eine anbere Abresse: bas publifum. ©ie Be3en*
senten älteren Schlages inbes glauben noch immer,
baß bie Künstlersdjast von ihrem £ob unb Cabel
abhinge; an unb sür stch tväre biese rid?terlid]e
Cätigfeit Ejöchstens 3U belächeln, unb in jenen
Iren, tvo es möglich ist sorftvährenb Kunst 3U sehen,
©ergleiche an3ustellen, bie vor Einseitigfeit scfjüßen,
geht man über ihre Artifel 3ur Cagesorbnung hin*
tveg. Aber in bett großen Stäbten ist bieser Cypus
am Aussterbeetat, tvährenb er in ber provin5 be*
bauerlidjertveise üppig tvuehert unb mitsdjulbig an
einer ettvaigen Stagnation ist. ©enn ba bie £ofal*
presse sumeiß nur einen Aiiiarbeiter, ber bie Kunst*
besprechungen unter ,stch hat, hält, hat bieser eine
unantastbare ATonopolsteHung. ©ie Spalten seiner
Zeitung stehen sür gegnerisdje Anjtdjten nicht osfen,
so wirb es ihm leicht gemacht, eine ©iftatur aus»
3itüben.
©ie ATenge tvirb immer vor bem gebrueften
ZBort Acspeft haben. Es ist ja auch r»iel bequemer,
stch von anberer Seite eine Aleinung vorseßen 3H
iassen unb biese urteilslos nadjjubeten. ©er starfe
Künstler tvirb jtvar unbeirrt bttrefj Ablehnung, bie
stch bistveilen 3«r Anrempelung steigert, auch bort,
tvo er verhältnismäßig einsam sleht, seinen tt)eg
sortseßen. Aber nur ber tvirflich unabhängige fann
ohne Kon3esjton burchfommeit. Unb sdjled)te Be*
sprechuttg fann 3ur Eristcn3frage tverben. ©er 5aH
ist seiten, baß gerabe eine soldje jemanben vorwärts
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