Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

DOI Heft:
Heft 21
DOI Artikel:
Hübsch, Richard: Schwindelauktionen und Bilderfabriken
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0145

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


XIX. Jahrgang.

23. sebruar tp20

Sdbwindelauklionen and Bilderfabrlken.
Pott Hidjarb £jübsd}, ^erlitt*

Al

. dKüesÄ
* ....

.tl.ßfflMj


^.fPs
■v3^:.«V

Sowohl bie ansänglich sür uns günstige Kriegs«
läge tote bie später angesünbete Vermögensabgabe
unb ber brohenbe Staatsbanserott tjaben- auch bie,
wenngleich setjon eljebem besteljenben Schwinbel«
austionen unb Silbcrsabrisen 3U tropischcr 23Iüte
gebracht. (Srunbstücsc, 3uwelen, Cufusmöbel, unb
besonbers auch <Se mälbe, waren in ber f^auptsadje
bie Dinge, in benen Kriegsgewinnler, Schieber unb
Sriebenssapitalisten ihre (Selber festlegten. IVahllos
stürjte man jtch aus bie clenbesien „Sdhinsen", um
in ber Sachspradje 3U bleiben, unb auch ber entseß»
lidjste Schmarren sanb seinen Abnehmer.
Hahm srüher jebe Straßenecse ein Zigarren»
geschäst, jebes britte fjaus eine Kneipe aus, so
etablierte std? jeßt in jebem leersteljenben £aben
ssugs ein „(Semälbesalon", unb bie Schwinbel«
austion, benn aus etwas anberes war ja bie
ganje Sache gar nicht eingerichtet, sonnte beginnen,
bie Konjunstur würbe eben ausgenußt.
Knsünbigungen wie: „Verweigerung einer oiele
3ahre bestehenben (Semälbegalerie berühmter Hleister"
°öer: „Sreihänbige Versteigerung wegen gütlicher
Ausgabe eines besannten (Semälbesalons" u. bgl. m.
lodten bie Schaulustigen an, unb man sauste —
saust; ich sann ruhig in ber (Segenwart sprechen;
öentt bie Zustänbe besiehen noch immer, man saust
ben größten Kunstschunb sür enormes (Selb gerabe
s° leicht, wie man ein psunb Butter ersteht!
&>o soH auch b(*s Kunstoerstänbnis hersommen?!
^ic Ueberrebungsgabe bcs Hustionators ist 3ubem
nteist groß, habe ich cs hoch selbst mit angesehen,
®ic für ein wenige Zentimeter großes Kitschbilbchen,
etnen „Calmubjuben" barsteHenb, wie ste oon armen

Künßlent hunbertfach Ijingcpinselt werben unb sür
bie ber fsänbler im Stieben gan3e brei Heichsmars
3ahlte, sür 900 HTars wegging, ja bem geschästs«
tüchtigen Versteigcrer gelang es sogar, ber Käuserin
gleich noch ein penbant ba3U 3Um gleichen Preise
aus3usuggerieren.
JVie sommen benn aber solche Schwinbelaustionen
3ustanbe? (San3 einsach! Klan erwirbt einige
wirs lieh gute Ssi33en unb „Htelierhüter* besannter
ZtTeister als Zugmittel, hat man bann hoch immer
ben Hüden gebeest; bas Hebrige aber ist Sch unb
ersten unb allerersten Hanges, 3U Sabrispreijen be*
{teilt unb erworben. <£s gibt ja so oiele barbenbe
junge Künstler unb noch mehr — Desorationsmaler,
Stubenmalcr unb --Hnstreidjer, bie halb eine
wahre Virtuosität barin erlangen, wenn nicht in
eigenen so bod? in fremben Heoieren 3U pirschen.
HTotiomangel gibt es nicht, Sarbbrucse unb Knsichts*
postsarten müssen herhalten, unb so pinseit man
lustig braus los. Dann sommt ein singierter ita«
lienisdjer, spanisdjet ober fran3Östscher Harne barunter;
benn bie Huslänber gehen noch immer, unb ber
sogenanntc „Kunsthänbler" reibt jtch sd}tnun3elnb bie
fjänbe bei bem (Sebansen, wie hach er ben Schwarten
steigern lassen wirb, natürlich hat er seine 2ln«
reißer, salschen Hütbieter unb Strohmänner stets 3ur
sfanb, bie auch bie horrenben preise 3um Scheine
wirtlich 3ahlen; um bas urteilslose, sauslusiige
Caienpublisum 3U weiteren Tollheiten an3usporncn.
Hlerswürbig ist, baß man saß nie eine ber
wirs lieh guten Sachen erslehen sann; bie stnb bann
angeblich stets bereits uersauft. natürlich! Der
psissige (Seschästsmann wirb jtch bod} nicht seiner


K &

3 w*
 
Annotationen