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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 25
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Pendl, Erwin: Die wirtschaftlichen Zustände bildender Künstler in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0173

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ORGAN FVR DIE INTERESSEN

DER BILDENDEN liVNSTLER

Beilegest
■^taen

XIX. Jahrgang.

J)eft 25.

29. {Dars tp2o

vcst der Kunst, leipiij,

Die wtrtscbaftlidben ZuTtande bildender Künstler in RlUit.
Von Kunjtmaler €rmtn penbl, XPicn.

nsllerj
„n Druck von Be-
|Aj' a TusdiezsW |
,',-‘1f Prospekt« W*
PAUL
Gfophische J
BERLIN^'1

3hrer Hebaftion IPunsd), im gegenwärtigen
geitpunst über obige Perhältnisse sür bie XPersstatt
ber Kunst 3U schreiben, swingt mich, wieber einmal
Öen pinsel mit ber 5eber 3U tausdjen unb bieses
sidjer interessante unb beljanbelswerte Ctjcma näher
3U beleuchten.
tüolltc man bas momentane leben schilbern,
»ie es ohne philosophisdjes Durchbringen aus ben
€in3etnen wirst, gäbe es nur einen Schmerjensrus:
„es sinb irrsinnige, jammervolle sgustänbe". Unb
gerabe ber Künstler hat unter ihnen am sdjwersten
3u leiben. Seine IPeltfrembheit, sein aus Kon3en«
tration eingestelltes leben, bas so viel von <£mp*
finbungs» unb (Sefühlsmomenten beeinslußt wirb,
paßt sich in ber Hegel so schwer an ben sprubel«
hast unb sprungartig, ununterbrochen sich änbemben,
nicht immer sympathtsd^en ^usiänben ber 3^^t3cit.
iPenn babei Körper unb (Seist gebemütigt werben,
burch UTangel an pslege, ungehei3te IPohn« unb
Ztelierräutne, Schlechte unb un3ureichenb nährenbe
Kost, Utangel an guten Kleibern, IPäsdie unb an»
berm, wirb ber Drud, ber (Semüt unb £ser3, Kops
wtb Sinn beschwert, sast unerträglich- U>enn ge»
lohnte Krbeitsbehelfc nicht ober sdjlecht unb 311
ungeheuren preisbisferen3en 3U haben sinb, sich
Kähmen unb (Sias, leinwanb unb anbere <£rsor«
öernisse ins maßloseste im preise steigern, ober gar
mcht 3U besommen sinb, sann es nicht wunbern,
wenn ein oer3weiseltes «gusammenbrechen aller
Kräste ersolgt.
Pon einer Künstlernot im sinan3iellcn Sinne
sann wohl im großen unb gan3en unb im gegen«
»ärtigen Zugenblics nicht gesprochen werben. Da«

gegen ist bas Cragisdje ber Situation nicht 3« über-
sehen, baß nun, nadjbem enblich ein (Broßteil ber
bilbenben Künstler auch soviel (Selb oerbient, als
es seinem Können angemessen wäre, bieses (Selb
einesteils so 3weifelhasten XPertes ist, anbemteils
jebes €insommen burch unglaubliche Steuer»
erhöhungen unb Steuer»Hcueinführungen so sweisel*
hast rebu3iert wirb, baß biese so viel besprodjene
wirtschastlidje „Konjunstur" eigentlich bloß ein
Sd]ein*IPesen geworben ist.
Hesigniert hat bie Künstlersdjast bei Beginn bes
Krieges erwartet, es fäme eine traurige §e\t in
wirtschastlicher Be3iebung für sie. Die Erfahrung
lehrte aber bas (Segenteil. Hach Öem Kriegsseh lussc
würbe abermals ein starses ^urücfgetjen bes Inter«
esses sür Kunst erwartet, aber auch biesntal war es
— wenigßens bis heute — ein Crugsdjluß.
<£s ist erstaunlich, wie rasd? unb viel an Bil«
bern, auch au (SrapBjisen unb selbst an plaßisen,
bie bod? immer im Znsauf am ßiefmütterlichsten
behanbelt würben, in Zustellungen, in Zustionen
unb in Kunßhanblungen oersausf wirb. Das Hach*
jagen ber Sammler unb Käuser nach uur „alter*,
öfters bloß angeblich alter Kunst, bem ber lebenbe
Künstler ost mit begreißiehem unb oerseihlidiem
Heibe 3usehen mußte, hat einer allgemeinen Beliebt«
heit aller Dinge, bie Kunst sinb ober sein soHen,
plaß gemacht. €s gab Künstler, bie gar nicht
genug schassen sonnten, um alle Hach fragen ju
genügen; es gab soldje ober bereu Familien, bie
angesammelte XPerse eines langen lebens, bie früher
schwer ober gar nicht 3U oersausen waren, nun
rasch unb ooUftänbig aus bem Bestßc verloren, bie
 
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