XIX. Jahrgang»
I)eft 43.
16. Hugust 1920
Das KtmTtTcb<ilen*CInwe?eii.
Don paul Sorgensrei.
3n bem Kunstsd?ultoesen Bjaben sid? Hiißstänbe
eingebürgert, beren Hbstellung jeßt in Eingriss ge«
nommen tuerben soü. Die Kunstsd?ulen sinb uielsad?
reine <Sesd?ästsunternehmungcn, bic mitunter sogar
ton oöUig unfunbigen, ja ost nicht im geringsten
■ jadisunbigen Ceuten geleitet tuerben. Diese Hrt non
(|Kunstsd?ulen treiben nid?t bloß ein frcucll?astcs Spiel
- mit €fistcn3cn, sonbern fragen uor allem tnesent«
iid) jur DermcEjrung bcs Künstlerproletariats bei.
fe ilt sattsam befannf, tnas für ein trauriges Da»
Irin soicbe „Künstlcr" fristen; man sinbet sic in allen
Kunstgattungen uertreten. Der (Sesd?ästssinn solcher
5d)ulunternet)mungen macht es sid? 3unuße, tnenn
uiele glauben, in sid? ein sdjlummernbes Talent ent«
, ^(ft ju t|aben, bas 3U roeden ,unb aus3ubilbcn jene
;t Kunitscbulen fertig 3U bringen norgeben. X>iese
iii FHwehmung ist uor allem aus bem (Sebiefe ber
j %<rterfunst 3U machen. (Es ist für uiele 3U per«
; «esenb, ein beifallumbraujter, gefeierter Schauspieler
^ ji», »erben 1 Hber auch bie £orbeeren anberer Künste
|i ®trseri magnetisd? auf bie psyche uon pseubofünstler»
* n“turen. ZTian bense babei an bie uielen Kunst«
jungen in ber mobernen 2Tialerei! (Eine jebe
w iijre Künstler, aber aud? eine große Hlenge
utnpec gesunben. Hland?e H(alereirid]tung hat im
tl>nbe genommen gerabe ben leßteren ihre (£risten3
iu »erbansen.
^an sann bas Creiben soldjer gctnissenloser
■JJwhulen nicht sd?arf genug oerurteilcn, uor allem,
jjj). ^cr Kunst selbst ben größten Schaben 3ufügen.
.^u^run9 minbertuertiger Kräfte gerät
. Kunst in ZHißfrcbit. Klan glaubt nicht mehr an
en Htisston, unb anstatt, baß bie Kunst bie
HTensdjen 3U std? enipor3ieht, ruirb ste uon ben leß»
teren ^crabgc5crrt — ties h^b in ben Staub bcs
KUfags. Die Kunst ist aber feine Staubgeborene.
„Die Kunst ist eine Brücfc, bie uns mit ber (Sott*
heit oerbinbet", sagt (Seorg (Ebers, Hnb Schiller
hat bie propB?etisd?en IDorte geprägt: „(Söttlid? nennsi
bu bic Kunst? Sie ist’s, nerseßte ber XDeise; aber
bas mar ste, mein Sohn, eh’ ste bem Staat noch
gebient".
Diese bebeutsamen löorte unseres Dichters sühren
uns aus bie Hbstdjt bes Staates, std? ber Kunst
an3unehmen: bie Kunstsd?ulen sollen unter bie Hus*
sid?t ber 23el?örben gcstcllt tuerben. Dielsad? ist auch
gesoröert tuorben, baß ber Staat bie (Einrichtung
unb Leitung ber Kunstsd?ulen in bie eigne fjanb
nehmen soQ. Daoon tuill man allerbings absehen,
um bem sreien IDcttbetnerb nicht ben IDeg
3U uersperren, ober bod? nur insotoeit, als man ben
Kon3esstons3tuang cinsührt. (Segen bie Kon3essto«
nierung gibt es aber aud? uersdjiebene Hebenseit, bie
std? nur bann unterbrüefen lassen, tuenn bie Kon*
3esstonserteilung unb bie bamit uerbmtbene Hufsid?t
über bie Kunstsdjulen in eintnanbfreier 5orm, b. h*
in einer HXüse gbhattbhabt tnirb, bie einer gebeil?«
lid?en IDeiterenttnicFlung unb 5örberung ber Kunst»
sd?ulen nicht hütberlid? ist. Diese (Setuähr muß
unbebingt geboten tuerben , baß bie poli3ei«
beljörben bamit befannt tuerben sollen, gibt biese
<Setnäl?r nicht. <£s hanbelt std? hod? h?ierbei um
anbere sachliche unb persönliehe $tagm als ettua
bei ber Sd?ansfon3esjton.
Das ist sonberbar, baß so oft nod? ber Huf nad?
ber poli3ei ertönt, tuentt es sid? um Dinge hanbelt,