Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

DOI issue:
Heft 6
DOI article:
Szkolny, Felix: 25 Prozent Luxussteuer
DOI article:
Ottmann, Victor: Amtliche Graphik und oberste Geschmacksinstanz
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0040

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
36

Sie IPcrssiatt ber Kunsl

müsse. Sie siatislischen Erhebungen über ben
Ertrag ber geltenben Steuer non ^0 s'/0 stnb 3t»ar noch
nicht abgeschlossen, aber es ist ber Begiermtg be«
reits beFannt, baß bas Ergebnis im Berhältnis 3um
Boransdjlag gerabesu miserabel ist. IBie armselig
mirb sich bieser «Ertrag crst gehalten, menn eine
Steuer uon 25% ümsä^e aus ein Blinimum
herabbrücFen mirb. 2lu<h bie «Ersahrungen anberer
Cänber sollten uor solchen Experimenten marnen.
Bas sran3Ösische £u£ussteuergesefe t>ont 22. 2T£<5r3
Fennt nur einen Steuersafe oon ^Oö/(, ber
ebensalls beim BerFaus im Kleinhanbel erhoben
mirb. Ser Ertrag mar aus 600 UTiüionen 5*anF
gesehlt, im ersten Halbjahr betrug aber bas (5c-
samtausfommen noch nicht 70 ZHitlionen 5ranF.
Sie sran3Ösische Kammer hat bereits bie Aushebung
bes (Sesefees beschlossen, bie aüerbings an bem
IBiberstanb bes Senats gesdjeitert ist. 3n Eng*
lanb ist im 3°hre ber Entmurs eines £u£us-
steuergesefees verösfentlicht morben. (Seplant mar
ein Safe von \2%%. Siese Steuer ist jeboch,
nachbem man eine umsangreiche Enquete veran-
staltet hatte, nicht (ßesefe gemorben.
Sen Künstlern aüerbings naht ber (Sesefegeber
in ber <ß estalt eines Schufecngels. 3hre BerFättse
soüen mic bisher mit ber Cupussteuer nicht beiasfet
merben. Uber bie Künstler merben halb erfennen,
baß bie Steuerbesreiung, bie man ihren BerFäuscn
gemährt, ein BanaergesdjenF ist, menn man ben
Kunsthanbel in seiner Ejisten3 bebroht. Senn bie
Künstler Fömten ben Kunsthanbel nicht entbehren,
felbsi jene Uusermählten nicht, bie ben non ber
Sonne bes Ersolges vergolbeten (ßipsel erreicht
haben.
Ulan bars hossen, baß stch bie Hationaluersamm«

XIX, Beft g
lung, 3U beren Blitglicbcrn bod) fo viele ersahrene
UTänner bes praFtisdjen Cebens 3ählen, ber Einsicht
nicht versließen mirb, baß eine Erhöhung ber
Cupussteuer auch nur aus j5°/r, geschmeige benn
25%, eine UnmöglichFeit ist. Sie Fann ihre
Efanb nicht ba3u bieten, aus popularitätshasherei
eine Steuer eh^usühren, bie, anstatt bem Heidie
neue Einnahmequeüen 3U erschließen, 3U einer ger*
störung bes beutsehen Kunstlebens sühren
muß. (Serabe burch niebrige Säfee tassen stch größere
Erträge cr3ielen, menn man vor Feiner UTaßregel
3urüdsdjre«ft, um aüe Umsäfee auch mirFlich 3U er-
sassen. 3<h benFe 3um 23cispiel an bie milben
Esänbler, bie Feine Bücher sühren, Feine Fsättbler«
bescheinigungen besifeen unb babei Umsäfee e^ielcn,
um bie ste mancher reeüe Kunsthänbler beneibet.
Buch bie BerFäuse bes UTarchanb-Umateurs somie
überhaupt bes PrivatpubliFums mirb man mit an-
beren UTitteln als bisher ausspüren müssen. §
bes Entmurss, ber bei Annoncen in ben gedungen
bie 3nteressenfen 3ur Ungabe oon Barnen unb
Ubresse 3mingt, reifcht ba3U nicht aus. ©hne ben
s«hon srüher von mir empsohlenen BeFlarations-
jtrang mirb bem iüegalen Fs anbei nicht bei3u«
Fommen sein. Sieser SeFIarations3mang mu| sür
ben Käuser, BerFäuser unb Bermittlcr gelten unb
burch entsprechenbe Strafvorschristen gesiebert mer-
ben. Buch mirb es bie Uusgabe ber Berbänbe
ber Künstler unb Kunsthänbler sein, burch eine ent-
sprechenbe ©rganisation in meit größerem Umsange
als bisher bie Behörben bei ber Ermittelung von
Steuerhinter3iehungen 3U unterstüfeen. Sas staats-
bürgerliche Pslichtgesühl nimmt nun einmal nicht
in bem Cempo 3U, mie ber Steuerbebars unb bie
Steuerlasten.

HmtÜcbe 6rapHh und oberste ©ascbtmchsinstanj,
Bon Bictor ©ttmann.

Beim Etat bes Beichsminisieriunts bes 3nnern
hat bie Bationaloersamnthmg mit ben Stimmen aücr
Parteien, mit Ausnahme ber Unabhängigen So3iaI-
bemoFraten, einen Untrag Pseisser angenommen,
ber solgenben FBortlaut hat: „Sie Bationaloer*
sammlung moüe beschücßen: bie Beichsregierung
311 ersudjen, in aüen gesefegeberischen sragen *unb
Bermaltungsangelegenheiten, bei benen eine Fünst*
lerische Uussassung in Betracht Fommt, bie BTit-
mirFung geeigneter Sachoerstänbiger 3U std>ern
unb beim Beidjsministerium bes 3«nern eine Ein-
richtung 3U schasfen, bie eine einheitliche hjanb«
habung gemährleistet." Dr. Pseisser hat bei ber
Begrünbung seines Antrages aus eine gan3e Beihc
oon sragen hingemiesen, bie hier in Betracht
Fommen: so aus bie Schassung neuer BlarFen unb
BanFnoten, aus bie UusschmücFung bes Beichstags«

gebäubes unb anberer staatlidjer Bauten. Unb er
hat barüber hinaus betont, mie midjtig eine einheit-
liche Behanblung ber Fünstlerischen Aufgaben sei,
someit Beich unb Staat bamit in Berbinbung stehen.
Sie Bebeutung einer solchen Besorm, menn ste rich-
tig burchgesührt mirb, Fann nid;t leicht 3U ho^ an-
gesdjlagen merben. Sie Fönnte ben größten unb
mohltätigsten Einsluß ausüben. UOerbings mirb
aües bavon abhängen, mie ste praFtisdj in bie
ZBege geleitet mirb.
Ser Untrag pseisfer ist in ber Cat mit 5reube
3U begrüßen, er bebeutet ben ersten ernsthaften Schritt
aus einem tBege, ber aus bem Sidid]t unserer amt-
lichen Kultur- unb Kunstschmäfeerei 3U ben lichten
Fföhen ber Cat sühren soü. Es muß enblich ein-
mal etmas gesdjehen, um bas cßesdimacFsnineau ber
osst3ieüen Kunstleistungen 3U heben. Ulan sehe st«h
 
Annotationen