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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 45
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Funcke, Lewin: Der Staat und die privaten Kunstschulen
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Seidenstücker, Friedrich: Von der Kugelplastik zum Expressionismus: zur Theorie der Plastik, des Expressionismus und der Ingenieurarchitektur, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0328

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32$

Die XPersßatt b«t Kan#

XIX, ffeft $5

prüsen unb seine Cätiqfeit non einet Art Konjesstoit
abhängig ju tnadjen, halte ich sür gan3 unmöglich, so»
tneit sold>e Prüfung über bie Zeichenlehrer hinausgeht.
«£in soldjcs Hecht mürbe ßd? ber 5taat nicht an«
maßen Sonnen, gan3 gleich »on meiner Bchörbe
ober melden personen biese Prüsung ausginge.
Kunßcmpßnben unb ber Ctieb 3um fünsllerisdjen
Schassen iß bas aEerpersönlichße ©ebiet bes Bien*
sdjen. Kunß iß 5reil?eit, iß Ausßrömen ber Seele,
ber persönlichfeit, iß Beligion. XPie wiE ber Staat
irgenb jemanb fynbern, ßd? bie itjn notwenbigc An»
leitung jur Kaust, bei betn ober jenem, bei irgenb«
einem, ber grabe itjm Porbilb scheint, 3U tjolen, so
sesjr man bas »icsseidß ost wünschen mochte. Cr
Sönnte bas nur, wenn er in ber £age wäre, jeber
3nbi»ibualität ben richtigen approbierten leerer ijin»
juseßen.
Dev Staat unb bie ßaatlichen Kunßsdjulcn Sonnen
ber Kunsi gegenüber immer nur bie Ausgabe haben,
fjüter ber guten Crabition 3a sein. Das ist ihre
»ornehmße Pslicht, unb barin ruht nach meiner Aus«
sajsung gan3 allein bie <££isien3bered]figung ber
ßaatlichen Kunstafabemien. Perlassen sie biese Aus«
gäbe, wie bas im neuen Deutscblanb mehr unb mehr
ber Satt ist, 'so muß ihre Cfißen3 3um Xlnsegen sür
bie beutsdje Kunjt werben.
Daneben wuchert bie Kunsi in allen Arten unb
Abarten unb treibt neben Unfraut hier unb ba «?ot}t
eine Sößliche absonberliche Blüte. Suchen unb irren
stnb unzertrennliche Begrisse. 3rrtum liegt im XPesen
ber Kunst. Begieren unb reglementieren läßt stdj
ber Kunst trieb nicht.
Der alte Staat saßte seine Ausgabe als Xfüter
ber Crabition etwas pebantisd? aus. Cs ging 3U
sdjulmeijterlich her. 3>ie prioaten Kunstschulen ent»
stanben unb waren burchaus notwenbig als ©egen«
gewicht, als Ausgleich. Cs Samen bort Künsiler
als Cetjrer 3« XPorte, bie ber Staat nicht anstellen
Sonnte ober woEte, unb bie bodj im Strome ber
Cntwicslung auch als £eS)rcr notwcnbig.warcn. Der
heutige Staat macht sich jum Xsiiter ber ilmiuälsung

audj aus Sünßlerisdjem ©ebiete, 3um Züchter bes
Ausgesallenen, ber AbsonberlidjSeit. Cr macht sünst»
lieh bie Ausnahme 3ur Hegel. Cs iß unbebingt
nötig, baß prioate Kunstsdjulen stdj srei betätigen,
um jeßt als ©egengewicht 3U ben ßaatlichen Anwälten
ihrerseits vielleicht bie Crabition ber Kunß 3U hüten
unb benen eine Heimat 3U bieten, bie nicht in ber
rem Staate ober seiner Begierung üorgesdjriebenen
Kunstrichtung sühlen unb schassen woEen.
3d) Somme 3U bem Besultat, baß eine KoniroEe
ber prioaten Kunßschulcn, soweit ße ßch gegen bie
Sünstlerische CcistungssähigSeit richtet, scblechterbings
nicht möglich iß. ©egen etwaige unlautere ©e-
schästssührung »or3ugehen hat ^er Staat aber auch
jeßt sdjon CHittcl genug in ber fjanb.
3m Zusammenhang mit obigen Betrachtungen
Somme idj 3U einem Porsdjlag, bcrcielleicht geeignet iß,
bie ber Kunst auch an ben ßaatlichen Sehr«
anstalten 31t sörbern, bie bisher burchaus nicht ge»
stdjert war ober iß. An ben ßaatlichcn Kunst»
hochsdjulenmüssen prioatbosentenjugelassen
werben! Btan steEe eine Anjahl Ateliers sür soldje
Zwecfc 3ur Persügung. Aus ben pri»atbo3enten
reSrutieren ßch bann bie orbentlidjen prosessoren.
Cs scheint mir ber am beßen geeignete XPeg, aus
ber großen A»3ahl tüchtiger beutseher Künßlcr bie*
jenigen heraus 3U ßnben, bie ben inneren Berus
haben, Cehrer unb Sünstlerische Rührer ber 3ugenb
3U sein. Die größten Künßler, ober bie in unserer
sensationshungrigen Seit sür einige Bionate grabe
basür gelten, ßnb burchaus nicht immer bie geeig»
netßcn. Dasu gehört CharaSter, £iebe 3ur 3ugenb,
XtneigennüßigScit bis 5ur Selbßausopserung, Per*
ßänbnis sür Sudtenbe, 5ührerqualitäten. Cigen*
schasten, bie bem ©enie gewiß nicht selbstoerstänblich
anhasten. Die pri»«tbo3enmren haben sich an ben
Xtniuerßtäten 3um Segen ber XPissenschasten bewährt
unb ich bin übcr3eugt, baß ihre Cinsührung an ben
Kunßhodisdjulen ber CntwicSiung unserer Kunst sört
berlidj sein unb biese »on CinseitigSeit, in einer
ober ber anberen Bidßung, wcsentlich bewahren würbe.

Von d&v Kagdpiastth |öm SxpresHömsrnus.
o)ur Cheorie ber plastiS, bes Cjpressionismus unb ber 3nSenicurarchiteStur.
üon Bil&tjnuer ^riebrich Setbenßiitser, Berlin.
Osortseßung.)

XPcgen seiner mathematischen unb ardßteftonischen
Porsüge wirb ber XPürsel »on ben Acgyptern äugen»
sdjeinlich mit soldjet Porliebe in ihren Bauten unb
in ihrer plastiS benußt. Die Aegypter waren
ardjiteStonische Bilbhauer.
Auch bie ©riechen haben oorwiegettb in biesem
Sinne weitergearbeitet, unsweibeutig in ihrer Archi»
testur; unb in ber Cenben3 audj in ihrer plaßiS.
Croß naturalißisdjer ©runbstimmung legten ße hier»
bei ben ssauptwert aus slächen« ober BelieswirSung.

Die ©riedjett warennaturalißische Bilbhauer
mit architcStonischem ©esdjmaes. (Aus biese
griedßsdje plaßiSaussassung grünbet ^{Ibebranb in
ben „Problemen ber 5arm" seine Kunstregeln sür
Bilbhauerei. Das Cinseitige bieser Aussassung hat
Bosselt in seinem Budj „Probleme plaßiscper Kunst"
s9l9 eingehctib bejprochen.)
Cin neues Clement, »ieEeidß utsptünglich aus
bem ©rient ßammenb, brachten erst bie Ctrusscr
in bie antiSe ArchitcStur, burd] ihre Bögen, Kuppeln,

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