Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (19.1919/1920)

ORGAN FVR DIE INTERESSEN

PER BliSräNMNIWSTIÄ

XIX. Jahrgang

Der Ruf nach der Organisation.
polttis unk Kttttsf. — protcstDcrjammlmtg kt* W. v. gegen kit Cttywspkacr. — Bnnsilertagtstig
fcer ». 1>* K* ®.
Pon Julius Hcsenböum, Berlin.

Bisher mar menigpens bas Kunstleben non bem
„garsHgen £iebe" ber poliiis oersdjont geblieben. (Erst
seit ber Beoolntion tft plötgidj bie Bussaffnng in bie IPelt
gesegt morben, bag bie neuege, allerneneste nnb aEeraüer*
tieuesie Bietung im gusammenljange mit bem Umsiu^e
gehe, obgleich hoch ber Hormeger IHunc^ nnb ber <sran3ose
Wsanne, also ein Neutraler unb ein „Sieger", bie Päter
ber neuen Bnsdjauung sinb, neben bem Schwerer b?oöler.
ÄHr besamen bann auch in Berlin bie „Booembergrnppe",
bie bie extremen Kunglet oereinigt. IHir sc^eint, bag bie
Perquicsung oon <£jpresgonismus unb Umfing besonbers
bnrc^ bas Buch „Bn aEe Küngler" tjeroorgerusen mürbe,
bas bei Busbrnd? ber Beoolntion pd? an bie Künitler
©anbte, ben So3iaüsmus anjueisenuen. Pie ^öastrationen
waren nur oon ben sogen. (Esptespontgen, mie: Meininger,
Pec^stein, Cappert usm. ausgesüt|ct. IPenn and? ber
frühere Kaiser seinen persönlic^en (Scsdjmacs hatte, so
fatte bies seine politisdje Partei in ihr Programm aus*
genommen. Bis noch ber 3mpressionismus bie
«tteueBidjtung" mar unb um Bnerserwung sämpsen
mngte, mar es ber s o n s e r o a t i o e Bbgeorbnetc o. Kar-
^°tf, ber Pater bes Se3esponisten, ber sür biese Bidjtung
^ Beidjstage eine £a»3e brach. £jier 3eigte es geh am
fcentlidjsien, bag Kunpanschauungen mit pohtisc^en IHei*
nttngen nichts gemeinsames traben, politisdj sann jemanb
ftocssonferoatio aber Bnljänger ber Kubisten sein, mabrenb
cttt Kommunig ber größte Bemunberer ber asabemiscfyen
Schule sein sann. (Es ist mot^i anjune^men, bag mäfyrenb
b** beoolntion bie ejpressioniftisdjen piasate menig Per-*
fWubnis gefunben traben; soioeit ich beobachten sonnte,
hatten immer noch bie sitsd^igsten piasate ben meiften (Erfolg.

Buch bei ber protistoersammlungbestP.P,
im £jerren^ause in Berlin gegen bie £ujusgeuer oer^
mengte einer ber Bebner, ber Btlbhaner s^osaeus, fiars
seine Bebe mit politisdjen IPenbungen, so bag man bei
seinen Bnsfütjrungen glaubte, in einer politisdjen Per®
sammlung 3U sein, unb er oon Bnbersbensenben hestig
unterbrochen mürbe. €s mar mohl sein §afaö, ba§ bie
proteste oon selbgrauen Künstlern ausgingen, bie in Ka®
sernen, Sdjügengräben unb £a3aretten ben beutschen Br®
beiter als einen geptteten IHenshen haben sennen gelernt,
oor aEem aber, bag 3misd?en Brbeiter unb £umpen
3mischen Pols unb ©epnbel, hoch ein se^r groger Unter*
sdjieb 3U mai?en sei. Pag nun ber Brbeiter, besonbers
bie beliebten unb ost 3itierten IHüEsutscher, mehr Hlachi
entsalten sönnen als bie Künstler, liegt eben baran, bag
bie £eute so sing unren unb geh organipert haben. Unb
bag f^osaeus bie (Semerssdjaftssesretdre, bie oielfach in
ledenbe SteEen gesommen pnb, besonbers mit seinem
Spott bebaute, gnbe id> gerabe 00m Stanbpunft bes
Künstlers unoes stänblich, benn ein £enbach mar ursprüng*
lieh XHaurergeseEe, ^erfomer Bauernbursche, Segantini
^licsschuster in einer ^sürsorgeanstalt. IPenn ein talen-
tierter IHaurergeseEe ein groger IHaser merben fann, so
sann hoch auch aus einem besähigten ©fehlet ober Sattler
ein tüchtiger Beamter ober Staatsmann merbm. Per Br*
beiter, ber nach seiner (Eagesarbeit geh noch tgn*er bie
Bücher seßt, ben bars man hoch nicht für mentger halten
als ben Beamten ober Staatsmann, ber aus bequemen
IPegen, burch (Symnapum unb sröhliche Stubentenjeit 3U
seinem §?el gelangt ist. ©hne §meifel hat t^osaeus
Bedg, bag Kunft nur im Beichtum gebeihen sann Bber