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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 40
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Hoffmann, Willy: Umsatzsteuergesetz und Kunstverein
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Ottmann, Victor: Künstlerbriefe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0288

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28*

Sie IDersilott der Kunsi

XIX, 4Q

Steuer bas bete, (ßesdjäst unterliegt unb toeldjcr

Betrag sieuerpjlidjtig ist.
Bad? § 2{ Br. 2 unterliegt bie Lieserung oon
©riginaltoerfen ber Biederet unb (ßrctpljis
im Kleinhandel ber Steuer in £?5t?e non *5 d. £j*
bes (Entgelts, gleichgültig ob es std? um löerfe leben»
ber Künjiler ober sog. alter Bleisicr handelt. Es
sommt hierbei nicht barauf an, ob bie Cieserung bes
Kunjiroerss »om „fjersteHer" im Sinne bes Umsaß»
jteuergeseßes ersolgt, sosern nur ein Kleinhandels»
»erfehr uorliegt, b. £?• Oersaus in bie leßte fjanb,
an biejenige person, bie bas XPers nicht in Xüieder»
»ersaussabstdjten erwirbt, toie 3. B. ber Sammler.
<Db habet eine größere 2tn3al?l non Kunstmerfen
uersaust werden, ober ob ber Käuser bie Kbstdjt
gehabt, gelegentlich bas Kunstwer? weiter ju »er«
lausen ober tausdjen, ist rechtlich bebeutungslos.
Sie £ieserung bes Künsilers an ben Kunstoerein ge»
sdjieht bagegen nicht int Kleinhanbelsuersehre, ba
bas (ßesd?äst aus XPeiterueräußernng abjielt. ^ier

tritt bie Umsafesteuer in £?öhe Don \1/t d. £?,, ein,
während bie Cieserung bes Künstlers an ben Käuser
ber Cujmsjteuer oon o. £?. unterliegt.
Ser Kunstoerein ist steuerpslichtig tjinsid-jtlicl? bes
uollen Persaufspreises bes Bilbes, also einsdjl. ber
in biesem Persausspreise steefenben eigenen prooision.
Sagegen muß ber Künstler ben um biese prooision
uerminberten Kauspreis uersteuern, ba nur bieser
Betrag bas (Entgelt sür seine Cieserung barsteHt.
Sie Steuerpslicht änbert std? nid?t dadurch, baß ber
Käuser gegebensalls birest an ben Künstler jahlt, ba
bie st euer pslichtigen Bechtsoorgänge durd? biese Kn«
berung bes gahlungsuorganges nicht Der änbert werden.
sindet bagegen ein Persaus durd? ben Kunsi«
nerein nicht statt, so ist aud? bie Cieserung bes
Künsilers an ben Kunstoerein nidjt steuerpslichtig.
Senn bie Knnahme ber Ceistung seitens bes Kunst»
nereins gesdjieht unter ber Bedingung eines IPeiter»
oerfauss, unb nur bei «Eintritt bieser Bebingung
wird bie Cieserung bes Künstlers sest.

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KünstUrbrief*.
Pan Ptstor 0ttmann.

1:5,14, kr in kn X::n
•m (tnires als sis nsa

3n Phtlißetsopsen spust unausrottbar bie 3^e von
bem mehr ober mtnbcr Kolben £eid?.tßint; mit bem bas
„muntere Künßlervölschen" bur^s £ebeit geht Zt^uner*
mirtsesjast, emige (Selbnöte unb pumpmanöver, spaßhaste
3nfermezzi mit (gläubigem, (gerichtsvoßziehern, Kunß*
sreunben unb XHobessen, nichts als lußige Streike unb
Schnurrpseisereien im Kopse, bas macht so ungesähr ben
3nhali von Künßlers €rbenmaßen aus, tote es std} in
ber von ben „(sligenben Blättern" befruchteten phantaße
bes Spielers malt, 3u XPirsliehseti verhüt es std} ja ein
bißchen anbets. Steht man von Kuch*KünßIcrn unb arri»
vierten Kitsd?em ab, so bars matt mohl ohne Ueberireibung
sagen, baß saum ein anberer geistiger Berus sevid schmer*
Wütigen €rnß, sovtel Bingen um Probleme, soviel Kniässe
ju tragisd?en Persnüpsungen in std) birgt, mit bet bes btb
benben Künstlers, IPohl gab unb gibt es and} unter ben
echten Künßiern Kinber bes (glüdss, benen ein gütiges (ge*
sdjtcs aße Steine aus bem XPege räumt unb jeben Schritt
jur Kugeniuetbe mad}t, aber sür bie XRetirjafyl selbst jener,
benen ber €tsolg nid}t uersagt bleibt, bebeuiet bas £eben
mal}rltd? sein leidstes Spiel, sonbern Krbeit unb immer
wiebet Krbeit, Seelensämpfe unb innere Unjusriebentjeit,
ba^n so manche sernere €nttäusd}ung, ganj ju scfyweigen
von ben ost brüesenben Sorgen äußerer Kri
Hirgenbs gelangen (Slütf unb dragis bes Künstlers
beffer 3um Kusbruis, als tn oertraulidjen Briesen, biesen
persönlic^sten Besunbungen bes 3^ttenlebetts, ITlaler unb
Btlbl^auer sinb immer gute BriessTreiber gemesen, XPer
ein sdjarser Beobachter mit ben Kugen i^t unb seinen inneren
<5estd}ten Kusbrucs ju geben meiß, ber stnbei auch s^r bas
geschriebene XPort bie tressenbste Prägung, Pöju sommt
noch bie große ©ssentjeit, bie ost ungehemmte Eingabe, mit
melcher gerabe ber KünjHer in seinen Briesen sunbtut, was
seine Seele ersaßt. Pie s^ristlichen Keußerungen beben*

tenber Künstler ersd}ließen uns ihr (geheimstes meistens n rr
besser, als ihre Biographen es sännen. Peshalb barf ein iAr cm r.-t:c::::::
literarisches Unternehmen, mie bie von (Els e £as siter liiaensn©ieseinITers rr i
ueranftaltete Sammlung ber „KünsUerbriese aus bem iid fsr ;:s :
neunzehnten 3ahth»nbert" (Perlag Bruno <£asstre'rf: piWett.
Berlin) schott uon vornherein bes 3nterejses stcher sein, |iWrifstn, mit•st-
unb bteses nimmt zu, wenn st<h, nrie es hier ber ^aß iß, |ii%Ipnnfu- v ;‘i
ber schäne, mit zahlreichen Kbbilbungen geschmürfte Banb ^^ ; J
bei näherer Prüsung als eine mit seinem Perstänbnis ge* pbJn®s"'5]r7M
sichtete Kusmahl znnteiji nichtiger, aber auch tm Umoich“ sl«kiste Hi
tigen immer sesseinber Briese bebeutenber XHaler unb Btlb*
hauer ermeiß.
Per Stil ist ber XUensch, ganz besonbers bei Künßler*
briesen. XPeld} ein XXnterschieb ztuischen ber brav*bürger*
liehen unb bochso grazibsen Krt, wie Paniel (Ehöboiuietf i
£eben unb Kusgaben anzusprechen gemöhnt ist (er mar ja
ber^Ieißigßen, aber and} ber bjeiterßen einer) unb bas in seinen
mortreichen Briesen zum Kasbrac! bringt, unb bem selbst*
gesässigen, stets aus „blague" bebauten XPi^geiänbele
XPhißlers, ober ztuischen Kbols XHenzel, ber sd)oft in
jungen 3a^]ren ganz ist, immer auss äußerjte ge*
missenhast, saß sleinlich genau, unb etwa ben besabenten
(gro tis er KubreyBearbslev,ber mit ber Schreibseber ebenso
grotess iß mie mit bem §eichenßisi. Per arme Bearbsleyl
Sein letßer, an seinen Perleger gerichteter Bries lautet:
„3esus iß unser ^err unb Bichterl £teber ^reunb, ich
Sie an, alle (Exemplare ber £yßßrata unb aße nnßttlichen
Zeichnungen zu vernichten. Zeigen Sie bies politt unb
beschmören Sie ihn, basselbe zu tun. Bei assem, was
heilig iß, alle obscönen Zeichnungen. Kubrey Bearbsley*
3« meiner Cobesagonie." Heun Sage nach biesem be*
schmörenben Brief iß ber Schminbsüchtige geßorben. Sein
Perleger hut es nicht sür nötig gehalten, ben lefeten XPunsch
bes Sterbenben 3U ersüßen ...
 
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