Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler (19.1919/1920)

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XIX. Jahrgang.

f)eft 44.

30. HuguTt i$20

Von der Kugelplastlh |am Gspresstontetmis«
§ur Cljcoric ber plastis, bes (Ejpressionismus unb ber 3ttgenicurard?itestur.
Don Silbttauer ^sriebrtd? Setbenj5tü(ser, Serlin.

Die Kugel besißt besanntlid? oon allen stereo«
metrisdjen Körpern bie stärsste plastische TDirsung.
Permittels bes (Sesüljls unb ber (Ersahrung lassen
sid) alle anberen mel?r ober weniger plastisd?en
©irsmtgen burd? (Einstülpungcn unb Dorwölbungen
iljrer ©berflädje uon it;r ableiten unb aus ben
©iberstanb, ben sie bieser Desormation entgegen«
sefct, b. !?• bie 2Ded?selwirsung ber «gentripetalsrast
gegen bie <§cntrisugalsrast, besiegen. Der Kamps
um bas <Bleid?gcwid?t bieses Krästespiels bilbet
lebten <2nbes bas 3nteressante unb Keijoolle einer
jeben plastif.
Dies ist ?ur3 jusammengesaßt basjenige, was id?
im solgenben über bie Kugelplastis näl?er begrünben
ntöd)te. <£s f?<tnbelt sid?, will id? ooraussd?icsen,
nid?t um einen neuen „Spljärismus" ober berglei*
s*!en, sonbern lebiglid? um eine Unter suebung bes
jebem KTensd?en mel?r ober weniger 3ugänglid?cn
plastisd?en (5esül?les.
Die Kugel ist »on allen matl?ematisd?en Körpern
derjenige, ber bei größtem Rauminhalt bie
Meinste ©berslädje ausweist. Die Kugelobcr»
släd?e perhält jtd? 3ur 2Dürselobersläd?e bei gleid?en
•«örperinljalten ber (Sebilbe wie \: {,25 (bei spiß*
fcittseligen Körpern, wie sie uorwiegenb im Kubis«
ntus oorsommen, ist bas Derljältnis nod? ungünsti»
9er* 21He Körper 3iel?en jtd?, wenn il?r DTaterial
*®s 3uläßt, burd? Selbstan3icl?ung ber Klassen, in*
folge oon Dotation ober uon ©bersläd?enspannung
3>t Kugeln 3usammen (ber mel?r ober weniger pro*
®nt«tijd?e (Srunb il?res gusammen3iel?ens iji mir
n,«lt jo «>id?tig wie bas (Enbresultat). 3- 23. ein

freisd?webenber 51üssig?eitsfropfen unb bie «Erbe im
IDeltenraum. Kud? animalisd?c, uon einer fsüöe
umjdjlossenc KTassen (bie für bie plastis besonbers
in 5uage fommen), wie 3. 23. bas <£ibotter, bas <£m*
bryo, bie weiblid?c 23rust ober sur3 bie tierisd?e 23lase
nehmen uon selbst Kugelgestalt an, ba erst nad? (Ein»
treten bieser 5orm bie Spannung ber fjülle am ge*
ringsten, b. 1?, bie ©bcrsläd?c am sleinsten ist. Dieser
leßtc ^ustanb bes <Sleid?gewid?ts wirb aiso notge*
brungen einen über3eugenben, besriebigenben 21us«
bruef l?aben müssen.
21us biesem (ßrunbe fommt bie Kugel uon allen
eyaften Körpern in ber ZTatur am f?äusigsten unb,
wenigstens in il?rer Cetibcn3, am ausgesprod?ensien
uor; sie stet?t bal?er bem gesühlsntäsjigen (Ersassen
unb ber (Ersahrung aller KTensd?en gleichmäßig nal?e.
Die Kugel (ober bie animalisd?e 23lase), um es nod?*
mal 3U betonen, ist also ber Körper, ber bei größtem
KTasseninhalt bie fleinste 21ußettjläd?e besißt, im Der*
gleich 3U ihrem inneren (ßewidjt ober IDert nad?
außen l?in am wenigsten in bie <£rsd?einung tritt,
also, gesühlsmäßig ersaßt, relatio 3U il?rer ©ber*
släd?e, bie masstgste Tüud?t besißt. Stärsste pla*
stisebe IDirsung (bie fraststroßenbe ober gespannte
5orm) sd?eint alsogleid?bebeutenb mit größtem
3nl?alt bei fleinster ©berflädje 3U sein.
IDenn biese Kufsassung richtig ist, so bitten wir
bamit einen Stüßpunft 3ur Dilbung eines plastisd?en
IDerturteils in ber 23ilbl?auersunst. Der KTathema*
tis unb tEed?nis (£ustsd?ijsbau) stnb bie Keberlegun*
gen natürlid? geläusig, aber aus bie Kestljetif sd?einen
jtc bisE?cr nod; nid?t angewanbt worben 3U sein.