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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 44
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Seidenstücker, Friedrich: Von der Kugelplastik zum Expressionismus: zur Theorie der Plastik, des Expressionismus und der Ingenieurarchitektur, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0320

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Die IPersstatt ber Kunst

XIX, Qest ^ ji

Die begrisfe äjtl?etisd? uni» sd?ön möchte id?, um
sadjlid? äu bleiben, im folgenben möglidjst »ermeiben.
Ztun ist bie Kugel noch bet einige Körper, ber
trog beweglichen 3ntjalts »ermöge ber »orher an*
gebeuteten 5ormungssräste eine insi«d?gescf?lossene
ruljenbe Klasse bilbet, unb bie ber Schwere er*
solgreid? trogt unb eine persönlid?seit, eine XDelt
sür siel? barsiesst. Die starfe Kusbrucsssraft ber
Kugel stnbet std? benn aud? bei einer gan$en 2ln3al?l
sugeliger Körper in ber Hatur unb Kunst betätigt.
§. B. ber Kugelstsd?, bie Sd?ilbfröte, ber tüein*
scfjlaud?, ber eratisdfe Blocs Ijaben 3weifellos asse
biesen überjeugenb plastischen Husbrucf. 23ei aßen
glaubt man, bafs ber massige 3nh<*lt bie praß ge«
spannte Hußenfjaut 3U sprengen brof?t- 3n ber
sünstlerischen prayis mad?t man biese (Ersahrung,
wenn man eine fuglige Klasse aus einen eesigen Kn*
terbau 3U segen genötigt ist, 3. 23. eine Krne aus
ein santiges Poslament ober eine Kuppel aus einen
subischen Socsel. Klan gelangt nicht eljer 3ur (ßlcid?*
gewid?tswirfung in ber Kompojtfion, als bis man
bem Socfel bie bebeutenb größere Klasse gegeben h<*t.
Der mensd?lid?e Kops wirb an plastisd?er K)ir*
fung mit an erster Stelle sielen. ffänbe unb 5nße
werben ihrer 5orm gemäß weniger plajiisd? sein.
Der starfe <£inbrucs, ben inan bei ber Betrachtung
ber arm* unb beinlosen antifen Corso unb ber <ße*
stalten bes Klidjelangelo empsängt, sdjeint bas aud?
3u bestätigen. Ein Kumps ohne Kops scheint ba*
gegen nod? siärser 3U wirsen. Der (ßrunb läßt std?
»iesseidjt (neben ber Cragis bes Husbrucfes) barin
stnben, baß bei swei Kugeln bie größere, beibe im
Derfyältnis 3U ii?ren beiben 3”^alten, bie relati»
Heinere ©bersläd?c bestgf; also an einem 23eispiel
erslärt: bei 5t»ei Kugeln »on { unb 2 siter 3>tl?alt
ist bie ©bersläche ber größeren nid?t etwa hoppelt
so groß, sonbern ste trägt nur bas s,55sad?e.
(Srößere fugelige Klassen (übrigens aud? anbere,
aber nid?t in soldjer eslatanter löeise) werben bem»
nad? bie Heineren nicht nur absolut, sonberrt
aud? relati» an plastisdjem Husbrucs er sdila*
gen. (Daraus erslärt std? leicht aud? ber in ber
prajis beobachtete Ersolg, baß bei einer geringen
Derfleinerung bes Kopses einer 5igur, biese Henbe*
rung sel?r sugunsten ber Klonumcntalität bes (5an3en
wirst).
£sätt man nun an bem (ßebansett ber ©ber*
släd?ensparsamseiten sesi, so sann man, il?n son*
sequent weiicrrcrsolgcnb, 311 bem «Ergebnis sommen,
baß bie ©bersläd?e einer plasiis möglidjsi Har sein,
baß jte std? also aud? 3um Bad?teil ber Klasse nid?t
»orbrängen soß. Die Knwenbung einer rauhen, be*
wegten unb malerisd?en ©bersläche-, 3. 23. slattern*
ber (ßewänber unb bie Benugung bes transparenten
Klarmors, ober Derwenbung ber 5arbe wären bem*
nad? in 5rage gesteßt unb würben tf?eoretisd? als
unplasiisd? empsunben werben.
Diese Kusfassung sd?eint aud? unserem gegen*
wärtigen §eitgesd?macs 3U entsprecf?en, ber wahr*


sd?einlid? als Heastion gegen eine 3U unplasiisd? ge-
worbene Kunsi aus3usassen isi. 3nteressant isi es,
biesen K>e'd?sel ber plastisdjen Kussassungen im XDan*
bei ber seiten 3U »ersolgen. 2lls Kriege ber pla*
stis B?at man nad? ben »orI?er ausgesteßten prin3ipien
Ksrifa mit seiner gruubsäglid? rid?tigen, aber primi»
tioen Hegerplastis an3usel?en. Es isi aber begreis»
lid?, baß biese simplen probuste intelligenteren Dölsern
nicht genügen fonnten. 3n ber 5olge gilt es wal?r»
sd?einlid? einen Kamps ober wenigstens einen £öed?sd
3wisd?en einer sdjematijterenben, stiüsterenben, aus
bas <ßrunbsäglid?e 3urücFgel?enben Kunst unb einet,
ben 23ebürsnissen nad? weiterem Einbringen in bie
anatomisd?en unb phyjtologischen ber Batur
nachgebenbeit Kusfassung. Die Hegypter mit ihrer
Blocfplastis sielen ber Begerplastis geograpljisd? unb
äußerlid? wol?l am näd?stcn. Don beh (ßriedjen wirb
bie 23ilbl?auerei bann 3U einer größeren Dcrseinerung
gebracht. Sie gelangt fyier aud? halb 3U f?ol?er Klüte
unb burd? Kebertreiben bes 2leußerlid?en unb ber
Bewegung leiber sd?neß wieber 3um Derfaß. Das
bY3<mtinisd?e unb aud? bas romanisd?e Zeitalter be»
gnügt std? wieber mit einer prtmiti»en, unb bie
(ßotis fowie bie 5tül?renaissance mit einer siilijteren*
ben Kunst. Die fsodjrenaissance entwicfelt gleid? im
Knsdjluß bat an bie Blüte, unb bie Barocsseit be*
reitet il?r ben Dersass. Das Erbe bieser Kultur tritt
bas fran3Östsd?e Hososo an, mit aßen seinen Sd?nör»
sein unb seiner Kßongeperücse. Kls Heaftion gegen
biese erneute ©bcrslädienocrsd?wenbung segt mit ber
sran3Östsd?en Heoolution ber Heuflasst3ismus ein: et
bringt srnar einen grunbsäglid? richtigen, aber er»
borgten unb erlogenen Hücfjtern^eitssiil. Kus biesem
uned?tcn Sdjematismus l?at uns ber 3mPrcsst°n'5'
mus unserer Cagc besreit, ber in ben sdjließlid? 3U
sel?r ins Klalerisd?e gel?enben Ceistungen Hobins,
Kleuniets, Klingers unb Begas seinen isöljepunst
sanb.
Damit treten wir in bie rteueste Kunstgesd?id?te
ein, Kmfeljr unb Besinnung sur e«d?ten plasiif
oI?ne erborgte sormen aus anberen Stilepod?en wirb
gesorbert. Ein Dorl?errsd?en ber ß?eoretisd?en Er*
senntnis sd?eint biese §eit nid?t 3U fenn3eid?nen. Ein
ewiger IDedjsel, ein stänbiger Kamps gegen pari*
tanisd?e Einsad?l?eit, gegen besabente £>ersd?wenbung!
IDo liegt I?ier bas rid?tige Klaß, bie Sd?önl?eitsnorm,
bas <Sleid?gewid?t? lüafjrsdjeinlid? isi es bod? in
ber Klitte, bei ben sd?on insiinsti» als Blüte be3eid?»
neten Stilen 5U sud?en, bei pf?ibias unb Klid?elangelo.
Bei bes legieren Figuren isi ber ansangs als typisd?
gesenn3eid?nete Kamps 3wisd?en »erqueßenber unb
ein3ief?enber 5orm am interessantesten bargesießt,
seine (ßesialten sinb gleid?weit oon ber Hüdjtern»
I?eit ber Hegerplastis wie ber übertriebenen Keußer»
lid?seit (Dergeijügung) Hobinsd?et Kunsi entsernt.
Sie stnb gesd?lossen unb in ü?ren fsauptteilen 3U*
sammengebaßt. So sd?eint benn aud? bas Kugel»
pri«3ip basjenige 3U sein, bas bem XDesen ber
Barocsplajiis am näd?sten sommt, benn fjier baßt

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