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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 2
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Mahrholz, Werner: Die wirtschaftliche Lage der Künstler und ihre Neugestaltung, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0011

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ORGAN FVR DIE INTERESSEN

DER BILDENDEN KVNSTLER

XIX. Jahrgang,

l}«ft 2.

13. Oktober 191p

Die wiftscbaftltcbe Cage der KanTtler and ihre DeageTtaltang,
Pott Dr. IPern er IItal?rhol3. (Had? einem Portrag.)
(tfortsefcung.)

Sie britte Unwirslid?seit ist bie Kunststabt.
Entwcber ist jebe Stabt, bie bcn Hamen oer»
bient, eine Kunjistabt, b. h- sic gibt fünsllcrisdie
Austräge, ober ste ist es eben nicht. Über, baß
gerabe Himtchen ober Srcsbcn ober Berlin beson«
bers als Kunststabt geeignet sei, bas sdjeint mir
ebensalls eine Cäusdjung 3U sein. HTüncben ist nicht
mel)r ober nicht weniger eine Kunststabt als es
jebe beliebige anbere Stabt and? sein fönntc. 3^1
glaube, man oerwedjselt sorttoätjrenb Kunststabt unb
Kunsimarst. Kunstmarft ist ZTiünchcn natürlid? Ijeute
noch, Kunststabt nid}t mehr unb nidjt weniger als
jebe beliebige anbere Stabt.
Sie oierte Unwirflid?fcit ist bas Ktclicr.
£id?twarf meint bamit solgenbes: XPenn ber
junge Künstler roieber in seine fjeimat 3uriicsfchrt
ober sid? sonst an einem plaße tticberläßt, bann
sd?ließt er sid? in sein Ktclier ein, bewahrt in bem
Zltelier bie sdiönen (Erinnerungen seiner 3ugcnb3cit
unb macht eine Hlauer 3roisd?cn sid? unb bem oer*
bauten Bürger, um sich so recht als Künstler ju
sühlen. Samit aber entsrembet er sich bem wirf«
lidjen £cbcn immer mehr.
Über bie anberen Unwirflichfeiten fann ich mich
für3er sassen.
Sa iß bie Kusstcllung. XPas nüßt ber XHehr«
3ahl ber Künstler bie Kusstcßung? Scnfen Sic sich,
Sie stcllen unter 5000 Silbern ebensalls ein Heines
Bilb ober eine Heine (Sraphif aus. Es ist
ein reines £ottcriespiel, ob 3hr 23H& überhaupt
nur gesehen toirb, geschrocigc, baß jemanb in bas«
selbc sidj so oerliebt, baß er cs faust. Unb hoch
erjeugt biescs Kussteßungswescn eine 3ßust°n» a^5

sönnc man bort mit einer gcroissen Sicherheit etwas
an bcn HTann bringen. Saoon ist feine Hebe.
XPettn Sie ein ausmerffamer <ßlaspalajibesud?er sinb,
so roerben Sie beobachtet hoben, baß selbst in foldjen
X)od?fonjunftur3citcn, wie cs bie lebten Kriegsjahre
waren, sehr toenig oerfaust toorben ist im Perhält*
nis 3ur Klasse bes Kusgesteßten. Sinn h<*&cn
eigentlich nur soldje Kusstcßungcn, in benen bas
£ebenstoers ober ein großer Ceil bes £ebenstoerfs
eines sd?on befannten Künstlers ober eines bem
publifum sehr jugänglichen Künstlers gejeigt wirb.
Sa wirb aisbann häusig bie ganje Koßcftion aus»
oerfaust, toogegen oon ben cin3elnen Bilbern, 00p
benen eins bas anbere tot macht, nur wenige oer«
saust werben. Ser Kunsthanbel, bie anbere
Unwirflidjfcit, hot eine beängstigenbe Kusbehnung
ersahren, öas wissen Sic aßc, unb sehr oiele oon
ben Künstlcrn, bie 3iemlid? oicl oerfaufen, flagen,
baß ste oom Kunsthanbel ausgebeutet werben, welche
Klage in manchen 5äßcn sid?cr ihre Berechtigung
hat. Hus ber anberen Seite ist es heute nicht allju*
sdjwer, als junger Künstler eine fleinc Koüeftio«
aussteßung 3U mad?cn. Ser Esseft ist, baß sehr
oiele junge Künstler, wenn ste nicht oicl Selbst»
bisjiplin h<*ken, malen, um eine Husstessung 00B
3U befommen, eine Catfad?c, bie oießeicht bei Ufa«
bemifern noch nicht 3Utrisst, aber für jene, bie aus
ber Hfabemie fommen. Karl Sdjcsfler, ber sehr
reiche «Ersahrungen in ber Beobachtung oon Künst«
lern gcsammelt h«h sogte mir einmal: „IPenn bic
Künstler nach Berlin sommen, nehmen ste einen
gewaltigen Hnlaus unb strengen sid? ungemein an,
um unter ben oielen Künstlcrn, bie bort sinb, aus*
 
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