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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 10
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Hofmann, Egon: Austellungsfragen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0068

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6*

Die rDersjtatt ber Kunst.

XK^eftjo

legenheit tote bie Kunst 3ief)t Derantwortlichseit nad)
std). Qualität muß gesordert »»erben, Quantität
bedürsen t»ir nicht. (Segen bie jurierten Austeilungen
wirb Sturm gelausen, (ßrunb 3ur Un3usriebenheit
liegt »or, 3ugegeben. Aber im allgemeinen iji sast
überall bas gleiche Hilb, baß bie Arbeiten, bie in
juryfreien Ausheilungen als wofjltuenb empsunben
»»erben, ebensogut in einer Kunst sdjau mit jkenger
Sichtung Rängen fönnten unb müßten. So»iel
<2ljrgei3 isi anjuneljmen, um nicht als (Einäugiger
König unter Hlinben 3U sein. Aud) unser fünst«
lerisdjes £eben hat stdj spejialistert. (ßemeinsame
Hid)tung sdjließt stdi 3usammen, ähnliche Siele be-
grünben Hünbe. So weiß ber im £eben Stef)enbe,
»»0 sein piaß ist unb wohin er std) 3U t»enben hat.
Der Habisale t»irb nicht 3ur sonser»ati»cn,
bieser nicht 3U einer linssstehenben Hilberschau seine
IDerse einsenben. Der (Srunbsaß, baß eine Aus«
sieöung ein gewijses (ßestdjt 3eigen muß, bringt
immer burd). Auch ber 3ielbe»»ußte Kunsthanbel Bjat
analog ben gebiegenen Derlagsgesetlschasten Phy«
siognomie, sultioiert bejiimmte persönlidjseiten, be«
sonbere Stilarten, t»enn er aud) als sausmännischer
Unternehmer an ber Konjunstur nicht achtlos »or«
über geht. Allerbings beeinslußt er bie Konjunstur
3um Seil mehr als biese mitunter ihn.
Hur ber 3»»ischen ben Parteien abseits stehenbe
Einsame hat einen sdjwcren Stanb. Hechts iji sein
plaß, nicht cbensowenig gehört er in bie Heihen ber
Extremen. Der 5aQ ist inbes nicht mehr so sritisch
t»ie srüher. 3m Suchen nach neuen Hamen, im
Hestreben Calente aussuspüren sann unter ben ge«
gebenen Derhältnissen t»ohl jeber 3U IDorte sommen.
Das Austauchen iji leichter, als std) aus bem Strome
3U halten, «teil unser Seitmaß bie Hlenschen mit
rasenber Eile »erbraucht. Diese SchneHebigseit, bie
ber Eiese abholb isi, muß ©bersläche gebären. Da«
her bas Hebürsnis nad) XDechsel; aud) hier bie He«
3iel)ungen 3t»tsd]en Angebot unb Hadjsrage. Die
5olge: Ueppiges lüuchcrn »on AussteHungen össent«
lieber unb prioater Hatur.
Hewegung löst (ßegenbewegung aus. Sdjon
macht std) eine get»isse Ausstellungsmübigseit be«
mersbar. Aud) bie Seiten ber £jod)sonjunstur bürs«
ten get»esen sein. Unsere 3eitgenösjtsd)e Kunsi »oirb
ge3mungen sein, std) auswärtigen HTarst 3U stchern.
Diele »»erben absailen. 3n manchen 5äHen roirb
bas Hebauern barüber nicht besonbers groß sein
müssen. Diele wibmeten sd)on iängsi besser ihre
Kräste ben anget»anbten wie ben sreien Künsten.
Das »»irb aud) bas Aussiellungswesen beeinslussen.
Das platonisdie Kunsiinteresse selbsi braucht
barum nicht 3U sur3 3U sommen. Es isi ersreulich,
baß troß ber Schwere ber Seit hier eine Steigerung
eingeseßt hat. ©b biese bie Ausheilungen anwad)*
sen ließ ober ber umgesehrte 5all besiehl, iji etne
ossene 5ragc. St»ciscHos aber sönnen wir bie 5or«
beruttg siellen: multum non multa. IDie werben
wir bieser 5orberung gerecht? IDenn wir bie An«

häusung ber oielen Hilbcr aus ben großen Aus.
Teilungen ablehnen, so sprechen wir ber sleinen in.
timen Hilberschau bas IDort. Dielseitigseit burd]
JDechsel, aber nicht ein Kunterbunt 3U gleicher Seit,
(ßleidjgejtnnte mit ähnlidien Sielen ober Kollestio.
aussiellungen ein3elner. Die leßtcre ist 3ubent ein
wertoolles Kriterium 3ur Heurteilung. Hei bem
größeren Komplet: ber ©atsad)cn gewinnen utit
Ueberblicf über eine persönlid)feit. Denn es gehört
sd)on Krast ba3u, um ein3elne IDerse bes 3'tbioibu.
ums nebeneinanber ohne srembe Kontrastmirfung
jebes als Stärse wirfen 3U lassen, ohne satale Ein-
tönigseit einerseits ober unlogische Disfrcpan3 anber-
seits. Das eine Hilb, bas srüher einen HTalet be-
rühmt machen sonnte, gehört wohl ber Hergängen-
heit an. Es ist aud) besser burd) abgerunbete lieber-
sicht 3U einem begrünbeten Urteil 3U gelangen, wie
plößlidjes Erstaunen über einen IDurs, einen etwai-
gen SusaHstresfer neben sonstigen Hieten. Eine
Ausstellung soll ber Kunher3ief)ung nicht ermangeln.
Unb ähnlich t»ie wir ein 5astum ber (Sesd)id)te erst
bann wirflid) »erheben, wenn wir Dorhergegangenes
als Doraussehung ober Ursadje ersaßt haben, ist es
in jeber Kunst gut 3U wissen, warum unb aus wel-
chen IDcgcn ein Schöpser 3ur Kon3eption seinet
leßten IDerse gelangte. Eine Hilbersdjau also, bie
3ugleid) Entwicslungsgesd)id)te ist. Das täte in un-
sern Seiten um so mehr not, als wir bann in un-
trüglicher IDeise bas ed)te »on bem unechten unter-
sdjeiben sönnten, was sd)»»erer benn je sällt, srüher
sd)äßte man bas Können als IDesentliches ein, heute
erblicsen wir mehr im (Sestaltcn bes Ausbrucss uni
bes Erlebnisses unb werten, teilweise mit Hecht,
<8esd)icslid)seit gering. Das Hlitläusertum, bas bie
leicht erlernbaren äußerlichen Formeln stdj raset) ju
eigen gemacht hat, iß sd)»»er »om ed)ten 3U unter-
scheiben, seljen wir nid)t bie IDcge, bie ba3U gesührt.
Das Streben nad) Einheitlichfeit, bie immer mehr
gesorbert wirb, sann 3ubem bei soldjen Deranstal-
tungen schoit aus rein ted)nisd)en (Srünbeu besser
3um Ausbrucs sommen, wie in ber Dorsührung
heterogener Elemente, weil bas fsängen ber IDerse
ober sonstiges Arrangement bei ersteren leichter burd)«
3usüt)ren.
IDir slehen hier aus einem ^cislicf^cn (Scbict.
Ulan ih 3ur Ersenntnis gelangt, baß bie Ausmache
nicht eine nebensäd)lid)e Angelegenheit, sonbern et-
was (Srunblegenbes barstellt. Darum werten u>it
aud) neue Einteilungen in (Salerien unb IHuseen
als große Caten ber £eiter. £id)twars ha* sc’nCt
Seit ben Saß ausgesteHt: ein Hilb müsse. t»ohnen'
Das wäre ein 3beal3ustanb. Aber als HTinbejittWli
ber 5orberung bars gelten, baß nicht eines bas <W'
bere totsd)lägt. Dieser Umstanb bringt es mitunter
bei großen Ausheilungen mit st eh- haß ein an uw
sür sid) wertoolles IDers nicht ausgenommen »»erben
sann, weil es sonh ben (ßesamteinbrues benad]teiliitn
würbe. Es genügt ost schon bie 5arbe eine Hahntejj5'
um einen soldjen Heschluß 3U rechtsertigen. ™
 
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