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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 19.1919/​1920

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Heft 27
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Adler, Bruno: Vom Staatlichen Bauhaus in Weimar
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https://doi.org/10.11588/diglit.36585#0188

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3Dtc ZOcriftott ber Kunji

in
einheitlich gestalten". Die £ehre umsaßt alle pras-
tisdjen unb theoretischen Gebiete bcs bilbnerisdjen
Schaffens einschließlid? aßet hanbwerklichen gweig»
gebiete* Die gewerbliche Ausbilbung erfolgt teil*
weife in eigenen, teils in sremben burch £ehr»er*
trag verpslichteten ZVerksiätten, unb bic stänbige
Fühlung mit ben ersten fjanbwersern unb 3nbustri*
eilen bes £änbes, bic gemeinsatne Arbeit ber UTcistcr
unb Stubicrenben an ben Ausgaben, Auftragsvcr«
mittlung unb vieles anbere soll gepslegt werben,
was aus betn bewußten 2Tcit= unb 3neinanbcrwirsen
aller IDcrfleute bem sernen Siel, bem neuen Sau
ber Susunst entgegensührt. Aber bie susünstige
Gestalt bcs Sauhauses, bas heute, non seinen
Gegnern mit aßen Bütteln besämpst, unbeirrt an
ber Ausrichtung seiner Grunbmauern arbeitet, wirb
sich nicht aus einem Programm, unb sei es noch
so burchbadjt, ergeben. Aus ber lebenbigen JVirk*
lichseit wirb ste std? ausbauen. ATöglich, baß bic
Gropiussdjen Biditlinien im £auf ber Entwicklung
eine Abweichung ersahren; ihre Stele werben ba»
burch nicht gesät|rbet werben. Dießeidjt erweist
es .sich, baß ber Sug 3ur Belebung eines gunst* unb
3nnungswesens im Sinne mittelalterlicher ATaurerei
ben inneren Forbetmtgen ber Gegenwart nicht ent«
spridjt unb baß er nur setjr schwer mit bem postulat:
„Dermeibung aßes Starren" 311 vereinbaren ist;
fafi h<*t es ben Anschein, als ob sich bas 3ukünstigc
fjanbwerk lebcnsooBer unb jeitechter aus ber bens«
bar größten £ernsreiheit entwickeln würbe. Eine
3usässige Gelegenheit hol bafür ein Beispiel geboten.
Die Schüler bcs Bauhauses, bie in biesem ersten
XDinter infolge mannigsacher JEjinbernisfe wie UTangel
an Arbeitsräumen, an hseismaterial usw. nicht 3ur
»oßcn Cätigseitsentsaltung kanten, hoben cor tVcih*
nachten insgesamt Kinberspiel3eüg hergesteßt, bas
sich »tn großen Gan3en weber ber Kategorie bes
Kunstgcwerbes 3uorbnen ließ, noch ben Anspruch er»
hob, als Kunstwers gewertet 3U werben. Diese
origineßen unb phantastevoßen, rein aus ber Freube
am Spielerischen geschassenen unb gan3 non ber
(Eigenart bes Utaterials gesormten Dinge konnte
man sich ober auch schwer in ber ZVerkstatt eines
bürgerlichen fjanbwerssmeisters entsianben benken.
XDesentlich an biesem Spiel3eug war bie Unbesangen«
heit unb schöne Abstdjtslosigseit, bie nur bas seine
Gefühl sür Form unb Farbe unb im übrigen aßein
bie im Uiatcrial liegenben UTöglid)seiten walten
ließen. So ergab sich nirgenbs eine Anlehnung an
bie lanbläusigen Gr3eugnisse ber Spielwareninbustrie;
unb um ben IVcrt unb bie Bebeutung, bie in ber
Befreiung von ber UTechanisierung unb ber fjerrsdjast
schlechter Cypen liegt, hoch genug ein3usd}äßen,
möchte ich gar nicht erst von bem schäblichen Gin*
sluß sprechen, ben ber unpersönlidje, schablonen»
hafte (unb babei gar nicht bissige) Spiel3eugschunb
aus bie «Entwicklung bes sinblichen Seelen* unb
Vorsteßungslebens ausüben muß, ich möchte nur
3» bebensen geben, wie wichtig es gerabe heote

XIX, tseft 27
ist, bie Spiel3euginbustrie, bie »or einem enormen
Ausschwung steht, mit neuem Geist 3U ersüllen.
Es gab ba basseibe Spielseug wie aus aßen Xüeih«
nachtsmärsten, unb hoch wie gan3 anbers wirkten
biese Engel unb Ccuscl, Könige unb fjampelmänner,
Fabeltiere unb Ulärchenstäbte hier! ÜHe gan3 aus
bem unerschöpslidjen Ausbrucksschaß bcs Stosfes
heraus geboren unb wie echt, wie ursprünglid;
gegenüber ben gang unb gäben Fabrikaten. Enb«
lieh einmal war 3U sehen, baß nicht aßes, was
Künstler im Bereich bes gwecktjasten sdjassen, im
Dekorativen, Artistischcn, Stilisterten »ersanben muß.
Es kommt eben aus bie Vereinheitlichung von 3been
unb Gestaltung, von Entwurs unb Aussührung an.
£jier, wo bie Arbeitsteilung kein Problem war, ent*
stanben Dinge, bie eine sclbstverstänbliche Qualität
in sich trugen. Es waren Kleinigkeiten, es war
sormgeworbene Heiterkeit, Spielerei ausbrucksbegabter,
matcrialvertrauter unb sormkunbiger UTenschenkinber,
nichts mehr unb barum genug.
IVenn ich von biesen Dingen als von einem
Beispiel ber Arbeit im Bauhaus spreche, so mag
bieses Beispiel 3ugleich an3eigen, wie schwierig bie
Frage nach einer inbustriessen Verwertung soldjer
Arbeit 5U beantworten ist. Das, was hier sür bas
fsanbwerk gewoßt wirb unb was wir, wie Peter
Behrens in Br. \ von „Kunst unb 3obustrie" aus*
gesührt hot, sür bie uns umgebenben sormalen
Dinge »or assem brauchen, ist „bie Qualität bes
Gegenstanbes". Aber ber Gegensianb, bem bieser
unbestnierbare IVest unb Bei3 eignet, trägt bamit
3ugleich ben Stempel ber pcrsönlidjkeit, bas geidien
ihrer bilbnerischen 3ntensität, bie Färbung bes ben
Stoss burchbringcnben Gesühls. Solche h^ste
Qualität ist nur ber hanbwerklidjen Arbeit, nur ber
gan3 inbi»ibueßen £eistung gegeben. Aber so seiten
auch bie Fäße sinb, bie eine qualitative Eenbenj
inbustrießer Er3eugnisse begünstigen, sinb ste hoch
3ahlreidj genug, um einem Unternehmen wie bem
IVeimarer Staatlichen Bauhaus h°he Bebeutung
sür bie Durdjbringung bes UTarktes mit künstlerischen
ZVerten 3U sichern.
*
Bachsdjrist ber Bebaktion ber U>. b. K.
IVir möchten nun aßerbings meinen (unb ber Xserr
Versasser ber obigen Aussührungen meint es wohl
auch nicht anbers), baß es ben grneck unb bie Be«
bcutung einer staatlichen Kunsthochschule unterschäßen
hieße, wenn man es sdjon als einen Ersolg buchen
wiß, baß hßßsches Spiel3eug unb ähnliche nette
Sachen aus ihr hervorgehen. So nebenher muß
bod! auch bas Zeichnen, Blalen unb UTobessieren ge*
pslegt werben, nicht nach Öen Begeln einer proble*
matisch * eysentrischen Kunstlehre »on gestern unb
heute, bie »iesseicht schon übermorgen nichts weh1'
gilt, sonbertt aus etwas solibere, gut hanbwerssiche
Art. Unserer Ansicht nach rührt bas gan3e U?et*
marer Unglück houptsächlid) baher, baß man ben
Fehler beging, bie Bauhaus»3öeen nach einer »an

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